Technikfolgen-Abschätzung und -Bewertung beim amerikanischen Kongreß: das Office of Technology Assessment
In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Band 1987, Heft B 19-20, S. 26-39
ISSN: 0479-611X
"Die in den USA entwickelte Technikfolgen-Abschätzung (Technology Assessment) steht für ein ambitiöses Konzept, mit dessen Hilfe die Voraussetzungen und Folgen technischer Entwicklungen analysiert und bewertet werden sollen. Ziel ist, politische Entscheidungsträger rechtzeitig durch eine Art 'Frühwarnsystem' mit handlungsrelevantem Wissen auszustatten, um mögliche negative Folgeerscheinungen technischer Innovationen zu antizipieren und zu vermeiden. Dieser Ansatz ist in Theorie und Praxis bisher am weitesten in den USA beim Congressional Office of Technology Assessment (OTA) gediehen. Seit seiner Gründung gilt OTA weltweit als Vorbild einer technikbezogenen politischen Beratungseinrichtung. Auch der Vorschlag der Enquete-Kommission 'Technikfolgen-Abschätzung', eine entsprechende Beratungskapazität beim Deutschen Bundestag einzurichten, nimmt deutlich auf das amerikanische Vorbild Bezug. Von daher stellt sich die Frage, was sich hinter dem 'Mythos' OTA verbirgt? Welchen Beitrag zu einer 'besseren' Technologiepolitik leistet OTA in der Praxis? Wie ist OTA in die politischen Beratungsstrukturen eingebunden und in welcher Weise beeinflussen seine TA-Studien die öffentliche Diskussion? In Beantwortung dieser Fragen werden die Geschichte, der Aufbau, die Aufgaben und die Arbeitsweise des OTA analysiert. Vor diesem Hintergrund wird das Verhältnis von wissenschaftlicher Analyse und politischem Entscheidungsprozeß kritisch beleuchtet. Im Rahmen der amerikanischen Erfahrungen mit der Technikfolgen-Abschätzung, ihren Grenzen und Möglichkeiten im politischen Kontext, werden der Versuch einer Wertung vorgenommen und Schlußfolgerungen für die Etablierung und Arbeitsweise einer entsprechenden Einrichtung beim Deutschen Bundestag gezogen." (Autorenreferat)