Zwischen Wandel und Stabilität: Die Rolle von Regionalen Bildungsbüros beim Abbau von Bildungsungleichheit
Chancenungleichheit in Deutschland manifest sich beim Übergang von der Grundschule zu den weiterführenden Schulformen. Viele Projekte im Rahmen des Reformprogramms kommunale Bildungslandschaften bzw. Bildungsregionen setzen hier an. Ein Übergangsmanagement durch die kommunale Schulverwaltung etwa soll die Zusammenarbeit zwischen Grund- und weiterführenden Schulen unterstützen. Ob die relevanten Akteure, wie Regionale Bildungsbüros, dabei tatsächlich Bildungsungleichheiten adressieren und Reformprozesse anstoßen (können), ist nur wenig erforscht. Die Arbeit greift dieses Desiderat auf und geht folgender übergreifenden Fragestellung nach: Welchen Beitrag haben Regionale Bildungsbüros an einer chancengerechte(re)n Übergangsgestaltung? Die Arbeitshypothese greift auf das Konzept der Pfadabhängigkeit zurück und nimmt an, dass unterschiedliche institutionelle Zwänge, denen Regionale Bildungsbüros ausgesetzt sind, eher ein "weiter wie bisher", anstatt tiefgreifende Wandlungsprozesse begünstigen. Um diese These zu überprüfen, wurden die Übergangsgestaltung von acht Regionalen Bildungsbüros aus der Metropolregion Rhein-Ruhr im Rahmen des Projektes "Schulen im Team - Übergänge gemeinsam gestalten" untersucht. Ein Mixed-Methods Forschungsdesign kam dabei zum Einsatz. So wurde eine Analyse der amtlichen Statistik zu den strukturellen Problemlagen der Projektkommunen beim Übergang durchgeführt. Eine Sozialraumanalyse beleuchtet die sozio-ökonomische Lage der am Projekt (nicht) teilnehmenden Schulen. Projektdokumente, lokale Zeitungsartikel sowie Interviews der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Regionalen Bildungsbüros wurden inhaltsanalytisch ausgewertet. Im Fokus standen die Problemwahrnehmung, die Projektziele sowie die Strategien der Regionalen Bildungsbüros bei der Auswahl und Unterstützung von Projektschulen und -netzwerken. Übergreifend zeigt sich mit Blick auf die untersuchten Projektkommunen, dass von einem kommunalen Übergangsmanagement wichtige Impulse für mehr Chancengerechtigkeit beim Übergang ausgehen können. Die Arbeit zeigt allerdings auch, dass die Regionalen Bildungsbüros widersprüchliche Erwartungshaltungen bei der Übergangsgestaltung in Einklang bringen mussten. Es kommt eher zu einem inkrementellen statt einem abrupten Wandel. Die Arbeit verdeutlicht, dass regionale Reformprojekte sowie Forschungsarbeiten institutionelle Ausgangslagen kritisch(er) reflektieren müssen, wollen sie einen Wandel initiieren und Wandlungsprozesse analytisch greifbar machen.