Wahlen zu ländlichen Ämtern
In: Der Staat: Zeitschrift für Staatslehre und Verfassungsgeschichte, deutsches und europäisches öffentliches Recht. Beiheft, Issue 14, p. 71-95
ISSN: 0720-6828
Die Studie untersucht anhand von Konflikten im Zusammenhang mit Ämterwahlen die Machtverschiebungen innerhalb der spätmittelalterlichen Landgemeinde. Das sich entwickelnde Wahlrecht versuchte Herrschaft und Gemeinde mit Ziel eines möglichst reibungslosen Funktionierens der Wahlen bzw. der durch Wahlen besetzten Ämter miteinander zu verbinden. Der Autor zeigt, dass und wie im Konfliktfall die verschiedenen Interessen der Beteiligten bisweilen hart aufeinander trafen. Dies gilt genauso für die Auseinandersetzung zwischen Herrschaft und Gemeinde sowie innerhalb der Gemeinde selbst wie für Machtkämpfe zwischen verschiedenen Herrschaftsträgern. Entscheidend für das herrschaftliche Engagement bei den Wahlen war die Machtfülle und Funktion des zu besetzenden Amtes. Dies wird am Beispiel des Schultheißenamtes verdeutlicht. Art und Umfang der herrschaftlichen Einflussnahme hingen aber auch vom Stand des inneren Territorialausbaus ab, gerade wenn es um die Besetzung der eigentlichen Gemeindeämter ging. Waren die Landesherren im Spätmittelalter vor allen am reibungslosen Funktionieren der Gemeindeorganisation interessiert, ohne sich grundsätzlich in die inneren Abläufe einzumischen, so suchten sie seit dem 16. Jahrhundert immer mehr und immer detailliertere Vorgänge in den Gemeinden in ihre Verfügungsgewalt zu bringen. (ICA2)