Westdeutsche Frauenorganisationen der Nachkriegszeit - ein 'missing link' zwischen alter und neuer Frauenbewegung
In: Das Jahrhundert des Feminismus: Streifzüge durch nationale und internationale Bewegungen und Theorien, p. 171-182
Abstract
Am Beispiel der deutschen Nachkriegszeit befasst sich der Beitrag mit der durch die nationalsozialistische Herrschaft entstandenen Lücke in der Geschichte der Frauenbewegung, nämlich zwischen der alten und der neuen Frauenbewegung. Er öffnet einen Blick auf die westdeutschen Frauenbewegungsorganisationen nach 1945 und damit auf den Anteil von Frauen an den nach Faschismus und Diktatur einsetzenden Demokratisierungsprozessen. Die Nachkriegs-Frauenbewegung formierte sich 1945/46 durch die Gründung überparteilicher Frauenausschüsse in zahlreichen deutschen Städten, wobei die Übernahme staatsbürgerlicher Verantwortung für den demokratischen Wiederaufbau eine treibende Kraft war. Frauen der älteren und mittleren Generation, die bereits in der alten Frauenbewegung der Vorkriegszeit aktiv gewesen und durch Freundschafts- und Bekanntschaftsnetze in Verbindung geblieben waren, waren die Hauptakteurinnen, während die jüngere, in der NS-Zeit aufgewachsene Generation den frauenpolitischen Zusammenschlüssen eher fern blieb. Die Autorin zeichnet den frauenbewegten Aufbruch nach und analysiert die Erfolge - vor allem in der Gleichberechtigungsfrage -, aber auch die spätere Erstarrung der Nachkriegsfrauenorganisationen. Ausgehend vom Konzept Ute Gerhards, die Geschichte der deutschen Frauenbewegung als eine lange Welle mit Höhepunkten und Flauten zu interpretieren, kommt die Autorin hier zu der Bewertung der Nachkriegsbewegung als "missing link" zwischen alter und neuer Frauenbewegung. (ICH2)
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