Einleitung: Von der Mitbestimmungsforschung zur Partizipationsforschung
In: Materialien aus der soziologischen Forschung: Verhandlungen des 18. Deutschen Soziologentages vom 28. September bis 1. Oktober 1976 in Bielefeld, S. 20-40
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In: Materialien aus der soziologischen Forschung: Verhandlungen des 18. Deutschen Soziologentages vom 28. September bis 1. Oktober 1976 in Bielefeld, S. 20-40
In: Verhandlungen des 1. Deutschen Soziologentages vom 19. bis 22. Oktober 1910 in Frankfurt am Main, S. 166-192
Inhaltsverzeichnis: Drittes Internationales Symposium "Biography and Society" des Sfb 186 (1-2); Eduard Matt, Volker Mariak: Die Jugendphase und die Episodenhaftigkeit von Delinquenz (3-6); Udo Kelle, Susann Kluge, Gerald Prein: Methodenentwicklung am Sfb 186 - ein Bericht des Bereichs "Methoden und EDV" (7-13).
In: Navigationen: Zeitschrift für Medien- und Kulturwissenschaften, Heft 1, S. 7-36
Mit dem Fokus auf Medienpraktiken bündelt dieses Heft aktuelle Positionen zur empirischen Erforschung von Medien. Die Beiträge gehen davon aus, dass Medien erst durch ihren Gebrauch zu Medien werden. Medienpraktiken zu erforschen, bedeutet jedoch nicht nur herauszufinden, was Menschen mit Medien tun, sondern auch was Medien mit Menschen machen. Diese für die Medienpraktikenforschung zentrale Einsicht lösen die interdisziplinären Beiträge des Bandes ein, indem sie aus den jeweiligen Positionen und Konstellationen verdeutlichen, wie Medien und Praktiken sich gegenseitig bedingen.
Medienpraktikenforschung erfordert erstens, medienpraktische Phänomene in einem hohen Detailgrad zu fassen, um die Relation der beteiligten menschlichen und medialen Akteure zueinander in situ und in actu nachzuvollziehen. Erst durch die analytische Durchdringung dieser situativen Vollzugsmomente lässt sich zweitens der Status von Medien klären: was durch Praktiken zu einem Medium wird und wie die Praktiken unter Berücksichtigung der an ihnen konstitutiv beteiligten Medien beschaffen sind. Dadurch lassen sich ebenso übersituative Bezüge zur Praxis herstellen, durch die die Praktiken zur situativen Entfaltung kommen. Drittens muss dabei berücksichtigt werden, inwiefern die eigenen Medienpraktiken der Erforschung in ihren jeweiligen situativen Stadien die (Analyse der) Medienpraktik zurichten.
Die Beiträge dieses Bandes lösen diese Forderungen in unterschiedlicher Gewichtung ein. Sie befassen sich aus medienethnologischer, kultursoziologischer, literaturwissenschaftlicher, historischer, soziologischer und medienwissenschaftlicher Perspektive damit, was jeweils als situierte Medienpraktik verstanden werden kann. Gemeinsam ist damit allen Beiträgen, dass sie erst aus ihren jeweiligen Untersuchungen und Perspektiven heraus bestimmen, was genau als Medienpraktik und Medien, die in ihnen zum Tragen kommen, gefasst werden kann.
In: Springer eBook Collection
Laudatio: Für Theo Stammen -- I. Ideendiskurs/Ordnungsreflexionen -- Politische Ideengeschichte als Theorie der politischen Evokation -- Kosmos des Wissens. Unmaßgebliche Gedanken über Reflexionen und Entwürfe zu einer "Ideengeschichte als Geschichte sozialer und politischer Wissensbestände" bei Theo Stammen -- Über das Studium der Politik. Propädeutische Ratschläge des Altdorfer Gelehrten Christoph Coler aus dem Jahr 1601 -- Was heißt hier konservativ? Lord Henry St. John Bolingbrokes politisches Denken. Im Spannungsfeld von Modernität und romantischem Konservativismus -- Georg Wilhelm Friedrich Hegels und Georg Forsters frühe Liebe zur Politik und der Beginn der politischen Bildungsreise in Deutschland -- Die Praxis politischer Freiheit. Individualismus und Gemeinsinn bei Alexis de Tocqueville und den amerikanischen Kommunitaristen -- "Blut shunt". Tischgespräche in Fontanes Roman "Der Stechlin" -- Karl Jaspers über Max Weber und sich selbst -- Voraussetzungen von Demokratie. Staatsbildung, sozio-politische Identitäten, minimaler Wertekonsens -- Carl Schmitts Beitrag zur Entlegitimierung der Weimarer Republik -- Über Carl Schmitt hinaus: Wandel durch Anhalten. Die Politikwissenschaft und die Krise der Moderne -- Thomas Manns deutsches Geschichtsverständnis im "Doktor Faustus" -- Politische Wissenschaft als Bürgerwissenschaft — Hannah Arendt über Bürgerfreiheit in der Republik -- Freund versus Feind, Oben versus Unten, Innen versus Außen. Antagonismus und Zweiwertigkeit bei der gegenwärtigen soziologischen Bestimmung des Politischen -- Versöhnung, eine politische Kategorie? -- II. Institutionelle und staatliche Fragen -- Wieviel Asymmetrie verträgt der Föderalismus? -- Wer regiert Amerika? Wandlungen im politischen System der USA -- Der Nationalstaat als Auslaufmodell. Wider die nationalistische Orthodoxie -- Staatsgründung und Demokratisierung in Kroatien 1990–1995. Gewährleistung von Garantien für den demokratischen Prozeß -- Innere Einheit — ein Mythos? -- III. Politische Kultur und Sprache -- Stufen der Ironie. Regeln höflichen Sprechens im 17./18. Jahrhundert -- Politik und Sprache bei Thomas Hobbes und George Orwell -- Sprache der Solidarität. Freiwilliges Bürgerengagement als solidarischer Individualismus -- Anders Ehnmark, Per Olof Enquist oder die soziale Korruption: Literatur und Politik im schwedischen Wohlfahrtsstaat -- Politische Metamorphosen. Augsburger Treppenhäuser als Ort absichtsvoller Selbstdarstellung -- Die Nachkriegszeit im Spiegel der Sprache -- Der Wissenschaftler Theo Stammen -- Curriculum Vitae -- Schriftenverzeichnis -- Betreute Habilitationen und Promotionen -- Die Autorinnen und Autoren.
Die Arbeit verfolgt drei auf einander aufbauende Ziele: Erstens eine Aufklärung und Beschreibung der politischen Online-Aktivitäten der Deutschen, zweitens eine Prüfung der in der frühen Internet-Literatur häufig ausgesprochenen Vermutung, das Internet könne eine Verstärkung politischer Aktivitäten anregen (Mobilisierung), sowie drittens die Entwicklung und Prüfung eines Erklärungsmodells für die beobachteten Veränderungen im Bereich der politischen Kommunikation auf Basis einer Theorie Rationaler Wahl. - Theoretische Grundlage der Untersuchung war neben der für politische Kommunikation relevanten Spezifika der Online-Kommunikation insbesondere das soziologische RREEMM-Modell rationalen Handelns. Die Forschungsfragen wurden mit Hilfe eines Datensatzes beantwortet, der im Rahmen eines mehrjährigen DFG-Projektes am Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft der TU Ilmenau in den Jahren 2002 und 2003 entstand. Dieser Datensatz enthält aus zwei Befragungswellen mit jeweils ca. 1.400 Personen ein Panel von ca. 900 Personen, das die Basis bildete für die Prüfung der Forschungsfragen. - Die Ergebnisse zeigen erstens, dass Internetnutzer grundsätzlich aktiver sind in ihrer politischen Kommunikation als die Nicht-Nutzer. Dabei werden die Aktivitäten, die den geringsten individuellen Einsatz erfordern, am häufigsten ausgeübt: Ganz vorne steht die interpersonale Kommunikation sowie die rezeptive Nutzung politischer Online-Informationsangebote (57 % der Internetnutzer). Die politische Nutzung des Netzes durch den einzelnen Bürger folgt damit relativ deutlich bereits bekannten Mustern der Kommunikation. - Die Analyse der vorliegenden Panel-Daten in einem quasi-experimentellen Design konnte zeigen, dass sich die Zunahme der Aktivitäten im Bereich der rezeptiven Kommunikation signifikant auf die unabhängige Variable "Erweiterung des individuellen Kommunikationsrepertoires durch Internetzugang" zurückführen lässt und man damit in diesem Teilbereich tatsächlich von einer begrenzten Mobilisierung sprechen kann. - Die empirische Prüfung eines Ansatzes rationaler Wahl zur Erklärung dieses Effekts konnte aufgrund der forschungsökonomisch bedingt begrenzten Datenbasis nur ansatzweise und beispielhaft erfolgen. Hierbei zeigte sich, dass für die verstärkte rezeptive Kommunikation Veränderungen bei den Restriktionen ebenso eine Rolle spielen wie unterschiedliche Nutzenerwartungen und Leistungsbewertungen der einzelnen Kommunikationsformen. Ein Gesamtmodell rationaler Wahl erwies sich jedoch, nicht zuletzt wegen der schmalen Datenbasis, als nicht ausreichend erklärungskräftig. Hier eröffnet sich ein Feld für weitere Forschungsprojekte, die sowohl zur weiteren Aufklärung der Online-Nutzung als auch zur Prüfung von Rationalitätstheorien beitragen können.
Bis in die Gegenwart hinein steht im Mittelpunkt der Didaktik des Exemplarischen die ursprünglich im Bereich der physikalischen Bildung entwickelte Bestimmung, daß das Exemplarische durch das ihm innewohnende Verhältnis eines Allgemeinen zu einem Besonderen gekennzeichnet ist. Versuche, das so bestimmte Exemplarische auch auf historisch-politische Gegenstände anzuwenden, sind vielfach kritisiert und von ihren Promotoren schließlich aufgegeben worden. Seit den siebziger Jahren liegt (noch immer nicht hinreichend gewürdigt) eine "soziologische Neuformulierung des exemplarischen Prinzips" vor, die sich auf der Grundlage einer marxistischen Gesellschaftstheorie speziell auf den Bereich der politisch-historischen Bildung bezieht. Im Mittelpunkt dieser Konzeption des Exemplarischen steht die Bestimmung, daß das Exemplarische durch das ihm innewohnende Verhältnis eines Objektiven zu einem Subjektiven gekennzeichnet ist. - Diese zwei Seiten des Exemplarischen werden in einer historisch-systematischen Analyse der didaktischen Konzepte von W. Klafki und O. Negt dargestellt und in ihrer Unterschiedlichkeit und Zusammengehörigkeit erörtert. (DIPF/Orig.) ; Up to the present, the didactics of the exemplary centers on the definition that the exemplary, due to its inherent relation with a universal, is characterized as a particular- a definition originally developed in the field of science education. Attempts to apply this concept of the exemplary to historio-political subjects have often been criticized and were finally rejected by their promoters. Since the seventies, there exists a 'sociological redefinition of the principle of the exemplary' (not yet sufficiently appreciated) which – on the basis of a marxist social theory - refers specifically to the field of historio-political education. This concept centers on the definition that the exemplary, due to its inherent relation with an objective, is characterized as a subjective. These two sides of the exemplary are outlined and compared on the basis of a historio-systematic analysis of the didactic theories developed by W. Klafki and by O. Negt respectively. (DIPF/Orig.)
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In: Kyklos: international review for social sciences, Band 37, Heft 4, S. 660-712
ISSN: 1467-6435
BADE, KLAUS J. (Hrsg.): Auswanderer ‐ Wanderarbeiter ‐ Gastarbeiter.CARLSTEIN, TOMMY: Time Resources, Society and Economy.CAVES, RICHARD E.: Multinational Enterprise and Economic Analysis.CIMPA, FRANZ: Arbeitslehre für Entwicklungshilfeprojekte.ECKSTEIN, OTTO: The DRI Model of the U. S. EconomyELIASSON, GUNNAR; SHAREFKIN, MARK and YSANDER, BENGT‐CHRISTER (eds.): Policy Making in a Disorderly World EconomyFRIEDMAN, JAMES: Oligopoly TheoryGARNAUT, ROSS and CLUNIES‐ROSS, ANTHONY: Taxation of Mineral RentsHICKS, JOHN: Money, Interest and Wages.KALECKI, MICHA: Theorie des Wachstums und der Planung in der sozialistischen VolkswirtschaftKILLINGSWORTH, MARK R.: Labor SupplyKLEIN, LAWRENCE R.: Lectures in EconometricsLAVERGNE, RÉAL P.: The Political Economy of U. S. Tariffs: An Empirical AnalysisLEISINGER, KLAUS M.: Health Policy for Least Developed CountriesMCKENZIE, GEORGE W.: Measuring Economic Welfare: New MethodsMELMAN, SEYMOUR: Profits without ProductionMOHR, JENS‐UWE: Soziologische Aspekte der Anpassung an die Industria‐lisierung in einem Entwicklungsland, dargestellt am Beispiel von NigeriaPREMCHAND, A.: Government Budgeting and Expenditure Controls.QUADRIO‐CURZIO, ALBERTO (ed.): The Gold Problem: Economic Perspectives.REICH, UTZ‐PETER und STAHMER, CARSTEN (Hrsg.): Gesamtwirtschaftliche Wohlfahrtsmessung und Umweltqualität.REITER, KLAUS: Regionale wirtschaftliche Zusammenarbeit von Staaten der Dritten WeltRIEBEL, VOLKER: Die Schwarzarbeit als Problem der ZeitallokationRIKER, WILLIAM H.: Liberalism Against Populism.SCHARPF, FRITZ W. und BROCKMANN, MARLENE (Hrsg.): Institutionelle Bedingungen der Arbeitsmarkt ‐ und Beschäftigungspolitik.SCHMIDBERGER, WOLF‐DIETER: Fiskalpolitik in kleinen offenen Volkswirtschaften.SPRAOS, JOHN: Inequalising Trade?STIGUM, BERNT P. and WENSTØP, FRED (eds.): Foundations of Utility and Risk Theory with ApplicationsSTREETEN, PAUL: First Things First.STRØM, STEINAR (ed.): Measurement in Public ChoiceWELLS, LOUIS T. Jr.: Third World Multinationals.WILLIAMSON, JOHN (ed.): IMF ConditionalityWORSWICK, DAVID and TREVITHICK, JAMES(eds.): Keynes and the Modern World
In so genannten 'Wohlfahrtsstaaten' dominiert seit dem Ende der oft als 'golden' bezeichneten 1960er und 1970er Jahre eine reaktionäre Reformpolitik mit dem überwiegenden relativen Stop des Ausbaus bis hin zum Abbau sozialer Teilhaberechte mit einer wieder wachsenden sozialen Ungleichheit, Massenarbeitslosigkeit sowie Armut. Immer neue 'Krisen' und 'Sachzwänge' der Finanzen, Wirtschaft & Arbeit, Demographie, Familie, Umwelt usw. nehmen hierbei eine zentrale argumentative Rolle ein, so dass politische 'Reformen' mit ihren Ursachen wie auch Wirkungen auf technokratische Art und Weise ideologisch neutralisiert oder gewendet werden - wesentlich geprägt durch wirtschaftsnahe, 'neo-liberal' geprägte 'Experten', 'think tanks' oder internationaler Organisationen wie Weltbank, Internationaler Währungsfonds (IMF), Welthandelsorganisation (WTO) oder Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Dabei stellt sich für mich im Folgenden die Frage nach der Logik und dem sozialen Hintergrund des Erfolgs der wohlfahrtsstaatlichen Reformpolitik, was mithilfe des Ansatzes von Pierre Bourdieu betrachtet und besser verstanden werden kann. Dessen Modell des politischen Feldes (Bourdieu 2001) wurde in der Wohlfahrtsstaatsforschung bisher kaum beachtet, obwohl seine soziologischen Analysen längst einen Klassikerstatus genießen und erhellend auf die wachsende und sich wandelnden Formen so-zialer Ungleichheit und 'Prekarität' angewandt wurden (Schultheis/Schulz 2005; Schultheis 2007, Vester et al. 2001; Wacquant 2010). Zunächst folgen einige kritische theoretische Rekonstruktionen des 'real existierenden' Wohlfahrtsstaats als Machtfeld, womit die dominierenden einseitigen funktionalistischen Sichtweisen ergänzt und korrigiert werden sollen. Danach werden die Transformation sozialer und politischer Milieus in Deutschland mit der daraus resultierenden 'Krise der Repräsentation' (Vester et al. 2001) skizziert, als eine wichtige Grundlage des Durchbruchs wohlfahrtsstaatlicher Reformpolitik.
In: Studien zur Sozialwissenschaft 34
1. Vorbemerkung und Einleitung -- 1.1. Vorbemerkung -- 1.2. Einleitung -- 2. Die Entstehung der "klassischen Universitätsidee" -- 2.1. Der aufgeklärte Absolutismus und die Universität der Aufklärungszeit -- 2.2. Die "klassische Universitätsidee" als Reaktion auf die Aufklärung -- 2.3. Wilhelm von Humboldt und die Gründung der Berliner Universität -- 2.4. Die Humboldtsche "Universitätsreform" als institutionelle Verewigung des Konflikts zwischen endogenen und exogenen Ansprüchen an die Hochschulen -- 3. Vorläufige Thesen zum historischen Stellenwert der "klassischen Universitätsidee" -- 3.1. "Stabilisierung des Daseins . . . vom Bereich des Geistes her" -- 3.2. Die Polarisierung von persönlicher Autonomie und politischer Souveränität -- 3.3. Die deutsche Sondersituation -- 3.4. Die "klassische Universitätsidee" als Reaktion auf den politischen und sozialen Strukturwandel -- 4. Exkurs: Kants Versuch einer dualistischen Verbindung von Politik und Moral -- 5. Wilhelm von Humboldt -- 5.1. Der Staat . . . "nichts, als ein Mittel . . . Bildung zu befördern" -- 5.2. Die sozialen Implikationen der Humboldtschen "Bildung" -- 5.3. Die Welt als affektiver Reiz -- 5.4. Arbeit und Entfremdung -- 6. Johann Gottlieb Fichte -- 6.1. Die "Überwindung" Kants -- 6.2. Die Suche nach der Einheit -- 7. Georg Wilhelm Friedrich Hegel -- 7.1. Die "Überwindung" der Gegensätze als "Versöhnung" von Notwendigkeit und Freiheit -- 7.2. Der neue Dualismus von Vernunft der Wirklichkeit und Zufälligkeit der Erscheinung -- 7.3. Hegels politische Ambivalenz -- 8 Der Begriff der Entfremdung -- 8.1. Fichtes und Humboldts Vorstellung von "Freiheit" als -- "Muße" -- 8.2. Friedrich Schiller -- 9. Karl Marx -- 9.1. "Welcher Marxismus"? -- 9.2. Die "Überwindung" des Hegeischen Entfremdungsbegriffs -- 9.3. Arbeit, Arbeitsteilung und Entfremdung -- 9.4. Nicht Ökonomie statt Philosophie, sondern Ökonomie als Philosophie -- 9.5. Der ideologische Charakter des Entfremdungsbegriffs am Beispiel von Karl Marx -- 10. Ein Zwischenspiel (1850–1914) -- 10.1. Die scheinbare Versöhnung mit der Wirklichkeit -- 10.2. Die Auflösung der scheinbaren Versöhnung mit der Wirklichkeit -- 11. "Die Herrschaft des Geistes" (Novemberrevolution und Aktivismus) -- 11.1. Die "demokratische Kirche der Intelligenz" -- 11.2. "Wer betrachtet, bewirkt nicht" -- 11.3. "Links über den Parteien" -- 11.4. "Politische Gleichberechtigung jedes mit jedem ... ein Axiom, das nur dazu dient, die Umwandlung der bestehenden Gesellschaftsordnung in eine vernünftige hinauszuzögern ..." ... -- 11.5. "Orgiastische Hingabe an den Gegensatz alles dessen, was brauchbar und nutzbar ist" -- 11.6. Die "Partei des Geistes" -- 11.7. Die "sozialistische" Selbstinterpretation der Aktivisten als Grund für mangelnde Resonanz an den Hochschulen -- 12. Die hochschulpolitischen Fronten zur Zeit der Weimarer Republik -- 12.1. Die Forderung Max Webers -- 12.2. Die Reaktion auf Max Webers Forderung -- 12.3. Die Hochschulpolitik der neuen Regierung -- 12.4. Die demokratische Orientierung der Studentenschaft erweist sich als von kurzer Dauer -- 12.5. Politischer Führungsanspruch der Intelligenz und sozialistische Theoriediskussion -- 12.6. An den Hochschulen scheitert die Weimarer Demokratie schon in den Zwanziger Jahren -- 13. Die Entwicklung nach 1945 -- 13.1. Die Restaurierung des alten Selbstverständnisses der Hochschulen -- 13.2. Die offiziöse Politik der Hochschulen in den ersten Nachkriegsjahren -- 13.3. Die Entwicklung innerhalb der Studentenschaft -- 13.4. Die Entstehung der studentischen Neuen Linken -- 14. Die "kritische Theorie" -- 14.1. Adorno und Horkheimer -- 14.2. Marcuse -- 14.3. Habermas -- 14.4. Resignation, Erziehungsdiktatur oder Ersatzwirklichkeit - Die "kritische Theorie" als Gefangene ihrer eigenen Argumentationsfigur -- 15. "Kritische Theorie" und studentische Neue Linke -- 15.1. Studentenschaft als Ersatzproletariat und Hochschule als Ersatzgesellschaft -- 15.2. "Demokratisierung der Hochschulen" und "politisches Mandat" als Folgen der theoretischen Aporie -- 15.3. Das Unpolitische an der "Politisierung" der Wissenschaft -- 15.4. Das orthodoxe Ende der antiautoritären Bewegung -- 16. Fortentwicklung der Verfassung — oder Entwicklung fort von der Verfassung? -- 16.1. Ersatzlegitimation nach dem Vorbild Marcuses -- 16.2. Dezisionismus der Wissenschaft statt Dezisionismus der Politik -- 16.3. Die Kombination geschützter Freiräume mit der Hoffnung auf bewußtseinsändernde Folgen von Strukturreformen in Anlehnung an Habermas -- 16.4. Die vermeintliche "Überwindung" der Politik durch normative Verallgemeinerung der soziologischen Kennzeichen intellektueller Existenzweisen -- 17. Anmerkungen und Zitatnachweise -- 18. Literaturverzeichnis -- 19. Register -- 19.1. Namensregister -- 19.2. Sachregister.
Fokus dieser Arbeit ist, die Interdependenzen zwischen Geschlecht, Gesellschaft und Sozialer Arbeit aufzuzeigen. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit feministischen und geschlechterkritischen Perspektiven Frauen- und Geschlechterforschung bieten verschiedene Zugänge, um sich mit Geschlecht kritisch auseinanderzusetzen. In dieser Arbeit wurden vor allem jene Geschlechterperspektiven gewählt, die von einer gesellschaftskritischen Perspektive ausgehen. Der erste theoretische Zugang befindet sich auf der analytischen Makroebene von Geschlecht. Dabei beschäftigt sich die feministische Ökonomie mit der Verbindung von Wirtschaft und Geschlecht und daraus folgenden Ausbeutungs- und Unterdrückungsmechanismen. Der zweiter gewählte Zugang befindet sich in seiner Analyse auf der Mikroebene und beschäftigt sich mit interaktionistischen-soziologischen Betrachtungsweisen von Individuum und Geschlecht. Dabei erklären vor allem poststrukturalistische Zugänge, wie Geschlechterhierarchien durch Mensch selbst hergestellt und aufrechterhalten werden.Die beiden angeführten Theorien gründen auf zwei verschiedenen Theorietraditionen, die sich oftmals komplementär gegenüberstehen. In dieser Arbeit werden beide Perspektiven in einen Dialog miteinander gebracht, um ihre jeweiligen Grenzen und ihr gegenseitiges Ergänzungspotential herauszuarbeiten. Die hier herausgearbeiteten theoretischen Zugänge bieten Perspektiven für eine kritische und emanzipatorische Betrachtung von Sozialer Arbeit. Anhand dieser Zugänge können politische Perspektiven und Forderungen an die Soziale Arbeit gestellt werden, um ihr eigenes Eingebunden-Sein in geschlechterhierarchische Gesellschaftszusammenhänge zu hinterfragen und eine eigene emanzipatorische Perspektive zu entwickeln. Diese Arbeit bietet daher theoretische Ansätze, um eine solche Perspektive für das Feld der Sozialen Arbeit zu generieren. ; The main focus of this master thesis is to illustrate the interdependencies between gender, society and social work. The following work is concerned with feminist and gender-critical perspectives. Womens and gender studies offer various approaches to critically analyse gender. For this work the ones featuring a socio-critical perspective were of most importance. The first theoretical approach is strongly concerned with the analysis of gender on the macro-level. The feminist economy is interested in the analysis of the connections between economy and gender and the oppression and exploitation that result from this connection. The second approach is focused on the micro-level and emphasises on sociological views of individuals and gender. For the second approach mostly poststructuralist theories are used to explain manmade gender-hierarchies and how they are maintained.These two theoretical approaches are very often complementary opposing each other. In this paper these two theories should be put into a dialogue, there limits as well as there potential to complement each other shall be worked out. The insights provided by this thesis should create a critical and emancipative view on social work. On the basis of these approaches, political perspectives and claims can be posed towards social work, so that social work can critically reflect its own involvement in gender-hierarchical social conditions and as a result develop an emancipatory perspective on itself. This work offers theoretical approaches to create such perspectives for the field of social work. ; vorgelegt von Sara Teresa Huber ; Zusammenfassungen in Deutsch und Englisch ; Abweichender Titel laut Übersetzung des Verfassers/der Verfasserin ; Karl-Franzens-Universität Graz, Masterarbeit, 2019 ; (VLID)3362763
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Mit dem Konzept der "Wissensgesellschaft" wird die gewachsene soziale, politische und ökonomische Bedeutung von Wissen zu fassen versucht. Die Vielfalt unterschiedlicher Wissensarten sowie die Dominanzverhältnisse und Wechselwirkungen zwischen ihnen werden jedoch meist ungenügend reflektiert. Dieses Defizit möchte der Band Wissen in Bewegung mindern. Die beteiligten Autorinnen und Autoren entwickeln den Wissensbegriff weiter, um die Vielfalt der Wissensformen spiegeln zu können; sie analysieren die Beziehungen zwischen ihnen und stellen dabei die Einflüsse gesellschaftlicher Machtverhältnisse heraus. Sie untersuchen das Verhältnis zwischen indigenem Wissen und westlicher Wissenschaft, entwickeln Wissenskonzeptionen jenseits homogener Einheitskonzepte, verfolgen die Genese von Gegenwissen und beleuchten kritisch die Rolle wissenschaftlicher Akteure in biopolitischen Kontroversen. Sie verbinden philosophische, politologische und soziologische Ansätze sowie theoretische Überlegungen mit praktischen Erfahrungen. Inhalt: VIELFALT UND SCHNITTSTELLEN (Gottschalk-Mazouz, Niels: Was ist Wissen? Überlegungen zu einem Komplexbegriff an der Schnittstelle von Philosophie und Sozialwissenschaften. - Poser, Hans: Bedingungen und Grenzen des wissenschaftlichen Wissens. Das Beispiel Natur- und Technikwissenschaften. - Ammon, Sabine: Wissensverhältnisse im Fokus. Eine erkenntnistheoretische Skizze zum Post-Pluralismus). - TRANSFORMATION UND WECHSELWIRKUNGEN (Selbmann, Kirsten: Von kontaminiertem Mais und "falscher" Wissenschaft. Risikokontroversen an den Schnittstellen Wissenschaft/Gesellschaft und Nord/Süd. - Engels, Anita: Hegemoniale Klimawissenschaft? Selektive Inklusion und Marginalisierung in der Erzeugung globalen Umweltwissens zum Klimawandel. - Keim, Wiebke: Jenseits von Afrika. Auseinandersetzungen um den Hegemonialanspruch der "Internationalen Soziologie". - Schophaus, Malte: Ökonomische Expertise und die soziale Ordnung von Protestpolitik. Die Tobin-Steuer-Kampagne von Attac. - May, Christopher: "Information wants to be owned". Soziale Auseinandersetzungen um Inwertsetzung und freie Wissensnutzung. - Sauer, Birgit: Politik der Gefühle - Gefühle der Politik. Eine geschlechtssensible Perspektive zur Gefühls-Wissens-Ordnung der Moderne. - Schneider, Werner: Vom Wissen um den Tod. Diskursive Wissenspolitiken am Beispiel von Hirntoddefinition und Organtransplantation. - Wehling, Peter: Die Politisierung des Nic ...
World Affairs Online
In: Diplomarbeit
Aus der Einleitung: Die Erwerbsbeteiligung Älterer wird vor dem Hintergrund des demografischen Wandels in den Industrienationen ein immer mehr zu diskutierendes Thema unserer Zeit. Die deutsche Gesellschaft ist hinsichtlich ihrer Bevölkerungszahl und Altersstruktur in einem tief greifenden Wandel begriffen: einerseits in einer Schrumpfung und andererseits in einer Alterung, was vornehmlich auf die Kombination aus einer niedrigen Fertilität mit einer immer weiter steigenden Lebenserwartung zurückzuführen ist. Daraus resultiert, dass ältere Menschen in allen gesellschaftlichen Teilbereichen immer mehr in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit rücken – so auch auf dem Arbeitsmarkt. Wie die Gesellschaft im Ganzen ist auch die Gruppe der Erwerbspersonen von den aufgezeigten Trends betroffen: Das wichtigste aus der Bevölkerungs- und Arbeitsplatzentwicklung resultierende Arbeitsmarktproblem besteht in den nächsten 10 Jahren darin, daß es in den kommenden Jahrzehnten eine absolut wachsende Anzahl älterer Arbeitnehmer geben wird und es zentral darauf ankommt, daß die Älteren zu altersgerechten Bedingungen produktiv im Arbeitsprozess integriert bleiben. Personen von 55 und mehr Jahren stellen daher einen immer größeren Anteil des Erwerbspersonenpotenzials dar. Betrachtet man jedoch die Arbeitsmarktsituation dieser in Deutschland, ist erkennbar, dass sich jene Erkenntnis nicht in einer entsprechenden Höhe der Erwerbsbeteiligung widerspiegelt. Mit 55,3 Prozent liegt Deutschland im europäischen Ländervergleich zwar noch im oberen Mittelfeld, bleibt jedoch weit hinter Ländern wie Schweden mit entsprechenden 77 Prozent zurück. Der Abstand vergrößert sich ferner markant, wird nur die reine Erwerbstätigkeit dieser Personengruppe analysiert. Hier verbleibt Deutschland noch unter dem 2001 in Stockholm formulierten EU-Ziel von 50 Prozent, während das skandinavische Land dieses weit übertrifft. Fraglich ist nun, worauf es zurückzuführen ist, dass sich die Erwerbsbeteiligung der besagten Personengruppe in den beiden Ländern derart gravierend unterscheidet. Liegt dies an einer besseren wirtschaftlichen Verfassung des skandinavischen Landes oder an einer altersintegrierenderen Personalpolitik der dortigen Betriebe? Ziel der vorliegenden Arbeit soll es sein, Ursachen für diese Variation aufzuzeigen. Bereits im Vorfeld ist augenscheinlich, dass hier eine Vielzahl von Faktoren eine Rolle spielen wird – zum einen auf der Ebene der Gesellschaft, wobei hier vor allem an wohlfahrtsstaatliche Arrangements wie das Rentensystem zu denken ist, weiterhin auf der Ebene des Betriebs und zwar z.B. hinsichtlich der Förderung Älterer im Rahmen betrieblicher Weiterbildung sowie schließlich auf der Ebene des Individuums selbst, sei es in Bezug auf dessen Gesundheitszustand oder Qualifikationsniveau. Auch ist anzunehmen, dass eine Unterscheidung zwischen der Situation der Erwerbstätigen und der Erwerbslosen erfolgen muss, da sich die jeweiligen Personengruppen unterschiedlichen Situationsbedingungen ausgesetzt sehen. Um dem Ländervergleich eine Struktur zu geben, wird zunächst deduktiv ein Modell aufgestellt, mit dessen Hilfe es möglich sein soll, die Höhe der Erwerbsbeteiligung in einem beliebigen Wohlfahrtsstaat zu erklären. Als Basisannahme soll gelten, dass diese zurückgeführt werden kann auf Entscheidungen von Individuen, auf dem Arbeitsmarkt zu verbleiben oder diesen zu verlassen. Die zentrale Herausforderung liegt dabei in der sauberen und klaren Identifikation und Abgrenzung relevanter Faktoren, die diese Entscheidung hauptsächlich beeinflussen, wobei aufgrund der Komplexität des vorliegenden Phänomens eine Abstrahierung von der Realität unabdingbar sein wird. Die Erklärung der abweichenden Niveaus der Erwerbsbeteiligung in verschiedenen Ländern wird dem Modell nach über die jeweilige Ausgestaltung der Einflussfaktoren der Entscheidung erfolgen. Je günstiger diese für den Verbleib Älterer auf dem Arbeitsmarkt sind, desto höher wird die Erwerbsbeteiligung in dem betreffenden Land sein. Auf der Grundlage des entwickelten Erklärungsmodells erfolgt anschließend als zweiter Schritt der Ländervergleich Deutschlands und Schwedens. Gemäß dem Modell müsste Schweden insgesamt eine günstigere Ausprägung der abgegrenzten Einflussfaktoren aufweisen als Deutschland. Das skandinavische Land bietet sich in zweifacher Hinsicht als Vergleichsland an: Zum einen weist es, wie bereits erwähnt, ein deutlich höheres Niveau der Erwerbsbeteiligung Älterer auf. Zum zweiten verspricht der Umstand, dass die beiden Länder einer Einteilung von Esping-Andersen zufolge unterschiedlichen Wohlfahrtsregimen zuzuordnen sind, unter der Annahme der Relevanz unterschiedlicher wohlfahrtsstaatlicher Arrangements gewinnbringende Erkenntnisse. Bestätigen die Ergebnisse dieser komparativen Analyse das aufgestellte Erklärungsmodell, kann dies als erster Hinweis für dessen Gültigkeit anerkannt werden. Klarzustellen ist, dass es nicht das Ziel der Arbeit sein soll, eine Lösung des Problems zu erörtern, wie Deutschland die Erwerbsbeteiligung älterer Erwerbspersonen erhöhen kann. Vielmehr sollen Ursachen, welche aber sicherlich gleichzeitig Lösungsansätze implizieren, aufgezeigt werden, wie eine derartige Variation zu Schweden erklärt werden kann. Gang der Untersuchung: Unter Berücksichtigung dieser Vorüberlegungen ist die vorliegende Arbeit folgendermaßen aufgebaut: Das zweite Kapitel ist dem Auslöser der Themenstellung gewidmet - dem demografischen Wandel. Der Fokus liegt dabei auf der Schilderung dessen einzelner Stellschrauben - der Entwicklung der Geburtenhäufigkeit, der Lebenserwartung und der Wanderungen - sowie wiederum deren Auswirkungen auf Bevölkerungszahl, Altersstruktur und Arbeitsmarkt in den zu untersuchenden Ländern. Wie bereits angedeutet, sind in Deutschland, aber auch in Schweden tief greifende Veränderungen im Sinne einer Schrumpfung sowie Alterung der Gesellschaft wie auch der Erwerbspersonen zu erkennen. Das dritte Kapitel dient als Vorbereitung zur Entwicklung des Erklärungsmodells der Erwerbsbeteiligung Älterer. Zunächst werden verschiedene Möglichkeiten aufgezeigt, wie kollektive Phänomene - z.B. die Erwerbsbeteiligung - in der Soziologie grundsätzlich erklärt werden können. Essers Grundmodell der soziologischen Erklärung, auf welchem das Modell zur Erklärung der Erwerbsbeteiligung Älterer fußen wird, geht als Rational-Choice-Modell von der Vorstellung aus, diese Phänomene seien die Folge von individuellen Handlungen, welche von Akteuren ausgeführt werden. Welche Handlung dabei gewählt wird, ist abhängig davon, welche Alternative der betroffenen Person in der jeweiligen Entscheidungssituation, in der sie sich befindet, den größten Nutzen verspricht. Der Einsatz der Rational-Choice-Theorie ist in der Wissenschaft nicht unumstritten, weshalb auch auf deren Schwächen und Grenzen verwiesen werden soll. Diesen eingedenk wird ein Abschnitt daher dem Einfluss sozialer Kräfte auf das individuelle Handeln gewidmet, wodurch das Modell weiter spezifiziert wird. Im vierten Kapitel wird schließlich das Modell zur Erklärung der Erwerbsbeteiligung Älterer aufgestellt. Dazu ist es zunächst sinnvoll, zu definieren, wer mit dem Begriff der älteren Erwerbsperson überhaupt umfasst wird. Im Folgenden wird das Grundmodell von Esser auf die Problemstellung übertragen. Die Höhe der Erwerbsbeteiligung Älterer in einer Gesellschaft ist daher zurückzuführen auf die Entscheidungen von Akteuren, ob sie auf dem Arbeitsmarkt verbleiben oder nicht, was wiederum abhängig von der Bewertung der Situation ist, in welcher sie sich befinden. Die größte Herausforderung liegt dabei, wie bereits erwähnt, in der Beschreibung dieser bzw. in der Bestimmung der relevanten Situationsvariablen - einerseits für die Erwerbstätigen, andererseits für die Erwerbslosen. Daneben ist es weiterhin vonnöten, eine Verbindung zwischen der Situation und dem einzelnen Akteur herzustellen, festzulegen, anhand welcher Entscheidungsregel dieser sich in der Situation für eine Handlungsalternative entscheiden wird, und schließlich zu bestimmen, wie diese einzelnen Entscheidungen letztendlich die Erwerbsbeteiligung Älterer innerhalb einer Gesellschaft bilden. Das fünfte Kapitel stellt das umfangsreichste der vorliegenden Arbeit dar. Hier findet das aufgestellte Modell zur Erklärung der Erwerbstätigkeit Älterer seine praktische Umsetzung in dem Vergleich der Länder Deutschland und Schweden. Bevor dies jedoch erfolgen kann, wird zum einen eine kurze Zusammenfassung der Charakteristika der komparativen historischen Analyse, deren Methoden sowie Einsatzgebiete und Schwächen gegeben sowie zum anderen ein Überblick über die Arbeitsmarktsituation der älteren Erwerbstätigen in den zu untersuchenden Ländern, welcher die Ausgangsbasis des folgenden Vergleichs darstellen soll. Für eben diesen bieten sich als probate Vergleichsmomente die im Modell abgegrenzten Situationsvariablen an, welche sich den drei Ebenen der Gesellschaft, des Betriebs sowie des individuellen Akteurs zuordnen lassen. Der Vergleich stützt sich dabei zuvörderst auf empirische Ergebnisse sowie Fachliteratur. Das Fazit schafft schließlich die Gelegenheit, die wichtigsten Ergebnisse nochmals pointiert zusammenzufassen und Resümee hinsichtlich der Gültigkeit des Erklärungsmodells zu ziehen.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: AbbildungsverzeichnisIII TabellenverzeichnisIII 1.Einleitung1 1.1Erkenntnisziel1 2.2Aufbau der Arbeit3 2.Der demografische Wandel und seine Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt5 2.1Bisherige Entwicklungen und Zukunftsprognosen5 2.1.1Die Entwicklung der Geburtenhäufigkeit5 2.1.2Die Entwicklung der Lebenserwartung7 2.1.3Die Entwicklung von Wanderungen8 2.2Auswirkungen auf Bevölkerungszahl und Altersstruktur der Gesellschaft10 2.2.1Auswirkungen auf die Bevölkerungszahl10 2.2.2Auswirkungen auf die Altersstruktur11 2.3Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt13 3.Die Erklärung kollektiver Phänomene unter Bezugnahme der Theorie der rationalen Wahl15 3.1Die Erklärung kollektiver Phänomene in der Soziologie15 3.2Bausteine und Prinzip einer Theorie der rationalen Wahl16 3.3Kritische Würdigung der Rational-Choice-Theorie18 3.4Der Einfluss sozialer Kräfte auf das individuelle Handeln20 3.5Das Grundmodell der soziologischen Erklärung21 4.Die Erklärung der Erwerbsbeteiligung Älterer25 4.1Definition "ältere Erwerbspersonen"25 4.2Das Rational-Choice-Modell der Erwerbsbeteiligung Älterer26 4.2.1Die Logik der Situation26 4.2.1.1Die soziale Situation der Erwerbstätigen28 4.2.1.2Die soziale Situation der Erwerbslosen37 4.2.1.3Die Verbindung zwischen sozialer Situation und Akteur39 4.2.2Die Logik der Selektion40 4.2.3Die Logik der Aggregation41 5.Die Erwerbsbeteiligung Älterer in Deutschland und Schweden - eine komparative Analyse43 5.1Die komparative historische Analyse43 5.1.1Charakteristika43 5.1.2Einsatz und Schwächen45 5.1.3Methoden46 5.2Die Arbeitsmarktsituation älterer Erwerbspersonen in Deutschland und Schweden48 5.2.1Überblick über die Arbeitsmarktsituation Älterer in Deutschland und Schweden48 5.2.2Deutschland und Schweden in europäischer Perspektive51 5.3Die komparative Analyse der sozialen Situation in Deutschland und Schweden52 5.3.1Makroebene53 5.3.1.1Die Konjunktur53 5.3.1.2Das generalisierte Altersbild56 5.3.1.3Die Ausgestaltung des Wohlfahrtsstaates60 5.3.1.3.1Das System der Arbeitsbeziehungen61 5.3.1.3.2Die Arbeitsmarktpolitik63 5.3.1.3.3Die Ausgestaltung des Rentensystems69 5.3.1.3.4Weitere Grundpfeiler der Sozialpolitik73 5.3.1.4Auswirkungen der Makroebene auf die Erwerbsbeteiligung Älterer77 5.3.2Mesoebene78 5.3.2.1Die betriebliche Personalpolitik in Bezug auf Ältere78 5.3.2.2Die Bekämpfung des Qualifikationsrisikos Älterer im Betrieb83 5.3.2.3Die Bekämpfung des Krankheitsrisikos Älterer im Betrieb86 5.3.2.4Auswirkungen der Mesoebene auf die Erwerbsbeteiligung Älterer90 5.3.3Die Mikroebene90 5.3.3.1Das individuelle Qualifikationsniveau91 5.3.3.2Der individuelle Gesundheitszustand95 5.3.3.3Wunsch nach alternativer Gestaltung der Lebenszeit98 5.3.3.4Wiedereintrittswunsch und empfundene -wahrscheinlichkeit101 5.3.3.5Auswirkungen der Mikroebene auf die Erwerbstätigkeit Älterer102 6.Schlussfolgerungen103 LiteraturverzeichnisIVTextprobe:Textprobe: Kapitel 3.1, Die Erklärung kollektiver Phänomene in der Soziologie: Kollektive Phänomene wie beispielsweise die Erwerbsbeteiligung in einer Gesellschaft sind Phänomene, die auf der Makroebene, d.h. der Ebene der Gesellschaft, in Erscheinung treten. Im Allgemeinen existieren zwei Möglichkeiten, sie zu erklären. Eine erste besteht darin, von bestimmten Bedingungen auf der Makroebene direkt auf das Explanandum, d.h. das zu Erklärende, zu schließen. Dieses Vorgehen wird als "Variablensoziologie" oder "causal modeling" bezeichnet. Hier werden zwei oder mehrere Variablen mit Hilfe statistischer Methoden miteinander korreliert. Ist die Korrelation dabei ungleich null, spricht man von einem Effekt der unabhängigen auf die abhängige Variable. Die Schwachpunkte dieser Strategie fasst Esser mit den Worten "not explanatory, (…) incomplete, and (…) meaningless" zusammen und verweist damit vor allem auf ein zentrales Problem: das Fehlen einer tatsächlich erklärenden Verbindung zwischen unabhängiger und abhängiger Variable. Durch die vorrangige Verwendung von Standardvariablen der Demografie wie Alter oder Einkommen, werden Hintergrundvariablen mit tatsächlichem Erklärungsgehalt ausgeblendet. Die Frage, warum es zu bestimmten Handlungen kommt, bleibt dabei ungeklärt, weswegen hier häufig von "black-box explanations" gesprochen wird. Mit dieser Begrifflichkeit wird ferner die Unvollständigkeit und Bedeutungslosigkeit der Erklärungen aufgezeigt. Hedström und Swedberg verweisen demgegenüber auf eine zweite Möglichkeit, kollektive Phänomene zu erklären, nämlich mit Hilfe sozialer Mechanismen. The search for mechanisms means that we are not satisfied with merely establishing systematic covariation between variables or events; a satisfactory explanation requires that we are also able to specify the social 'cogs and wheels'(...) that have brought the relationship into existence. Dieser Ansatz zeichnet sich den Autoren zufolge durch vier Charakteristika aus: Aktion, Präzision, Abstraktion und Reduktion. Ersteres Spezifikum basiert auf dem Konzept des methodologischen Individualismus, nach welchem Phänomene auf der Makroebene nur mit Rückbezug auf die Mikroebene, d.h. auf das Handeln von Akteuren, erklärt werden können. Danach ist das Explanandum als aggregierte Wirkung des Handelns von Akteuren zu rekonstruieren. Die mit Hilfe sozialer Mechanismen aufgestellten Erklärungen sollen zudem präzise sein, d.h. sich nicht auf vage Themenbereiche beziehen oder versuchen, universelle soziale Gesetze zu entwickeln. Die dritte Eigenschaft verweist auf den Primat des Analytischen, nämlich dass Erklärungen kollektiver Phänomene mit Hilfe von kausalen Modellen erfolgen, welche aber immer eine Abstraktion von der Realität darstellen, indem nur die für die Problembearbeitung relevanten Aspekte der Situation aufgenommen, andere jedoch ignoriert werden. Der Begriff der Reduktion bezieht sich ferner auf das Ziel, die Lücke zwischen Explanans und Explanandum in einem Erklärungsmodell zu schließen, also dem Füllen der black-box zwischen unabhängiger und abhängiger Variabler. Die Theorie der rationalen Wahl, welche dem zu entwickelnden Erklärungsmodell zugrunde gelegt werden soll, hat sich das Aufdecken dieser sozialen Mechanismen auf ihre Fahnen geschrieben. Ihr Ziel ist die Suche nach Tiefenerklärungen zur Überwindung der Unvollständigkeit kollektiver Erklärungen durch die Verbindung sozialer Bedingungen mit den allgemeinen Regeln des absichtsvollen Handelns von Menschen. Kapitel 3.2, Bausteine und Prinzip einer Theorie der rationalen Wahl: Diekmann und Voss definieren Rationalität als das Handeln in Übereinstimmung mit den Annahmen (Axiomen) einer Entscheidungstheorie. Zusammen mit dem Ziel, kollektive Effekte aus Annahmen über individuelles Handeln zu erklären, welches wiederum in einen sozialen Kontext eingebettet ist, ergeben sich drei zentrale Bausteine einer Rational-Choice-Theorie: 1. Den Ausgangspunkt bilden Akteure. 2. Diese verfügen über Ressourcen (bzw. handeln unter Restriktionen), haben Präferenzen und können dem gemäß zwischen mindestens zwei Alternativen wählen. 3. Die Theorie enthält eine Entscheidungsregel, die angibt, welche Handlung ein Akteur ausführen wird. Das Prinzip der Rational-Choice-Theorie beinhaltet, dass Akteure in Entscheidungssituationen unter Restriktionen versuchen, ihre Präferenzen möglichst gut zu realisieren. Die Formulierung kann deshalb nur so abstrakt verbleiben, da viele verschiedene Modellvarianten existieren. Die Unterschiede beziehen sich vordergründig zum einen auf das zugrunde liegende Menschenbild sowie zum anderen auf die verfeinerten Annahmen der Entscheidungsregel. Im Folgenden wird nun zum einen die so genannte SEU-Theorie als Entscheidungsregel sowie zum anderen das Menschenbild des RREEMM vorgestellt, da diese Konzepte im späteren Modell ihre Verwendung finden sollen. Für die Gestaltung einer Entscheidungsregel bestehen verschiedenste Möglichkeiten. Die meisten Ansätze gehen jedoch von einem Maximierungsprinzip aus, wobei variiert, was maximiert werden soll. Die Neumann-Morgenstern-Theorie fußt beispielsweise auf der Annahme der Maximierung des "Erwartungsnutzens", die Theorie von Kahneman und Tversky auf der Maximierung von "prospects". Bei der Subjective Expected Utilities- (SEU-)Theorie wird von der Annahme einer objektiven Rationalität zugunsten der Rationalität aus der Sicht des Akteurs Abstand genommen. Der letztendlichen Entscheidung für eine Handlungsalternative stehen zunächst die Kognition der Situation sowie die Evaluation der Konsequenzen bevor. Erstere verweist vor allem auf die Umstände der Situation, die auf den Akteur einwirken. Die daran anschließende Evaluation der Handlungsalternativen meint die Bewertung dieser vor dem Hintergrund eigener Präferenzen und Erwartungen darüber, dass eine bestimmte Handlung zu einer bestimmten Folge führt. Diese Erwartungen beruhen auf subjektiven Einschätzungen, was auf das Konzept einer "bounded rationality", d.h. einer begrenzten Rationalität aufgrund imperfekter Informationsverfügbarkeit und -verarbeitungsmöglichkeit verweist. Die Präferenzen gelten nicht als stabil, sondern können sich im Zeitablauf verändern. Für jede zur Verfügung stehenden Alternative kalkuliert der Akteur daher einen spezifischen Wert SEUi, der der Summe der Nutzenwerte der einzelnen möglichen Konsequenzen Uj, gewichtet mit den Wahrscheinlichkeiten ihres Eintretens pj, entspricht. Sind alle Alternativen mit einem individuellen SEU-Wert bewertet, kann die Selektion erfolgen, die sich nach dem Kriterium der Maximierung der subjektiven Nutzenerwartung richtet. Mit dem Verweis auf die bounded rationality eignet sich die SEU-Theorie vor allem bei Entscheidungen unter Unsicherheit, weniger aber zur Modellierung von Situationen strategischer Interdependenz, in denen Handlungsergebnisse auch vom Handeln anderer Akteure abhängen. Siegwart Lindenberg hat in Erweiterung des Menschenbilds von Meckling das des RREEMM entwickelt, was in seinem Akronym die Worte Resourceful, Restricted, Expecting, Evaluating, Maximizing Man verbirgt. Diesem Konzept zufolge verfügen handelnde Akteure über Ressourcen, die sie zur Suche von Handlungsalternativen einsetzen, gleichzeitig werden sie jedoch mit Restriktionen konfrontiert, die sie zur Wahl zwischen Entscheidungsalternativen zwingen. Die Akteure belegen zukünftige Ereignisse mit subjektiven Erwartungen, d.h. sie bilden Überzeugungsgrade in Bezug auf deren Ausgänge aus. Die Personen verfügen über Präferenzen und beurteilen zukünftige Ereignisse nach deren Nutzen, wobei sie sich letztlich für die Handlungsalternative entscheiden, mit welcher sie ihren Nutzen maximieren können. Esser zufolge vermeidet dieses Menschenbild die Unvollständigkeiten der bekannteren Modelle des homo oeconomicus wie des homo sociologicus. Während ersteres aufgrund der Annahme vollständiger Information und damit sicherer Erwartungen sowie stabiler und von institutionellen Besonderheiten unabhängiger Präferenzen regelmäßig in Kritik gerät, ergibt sich bei letzterem der Schwachpunkt aus der zentralen Annahme der sozialen Determiniertheit des Verhaltens. Dem Grundkonzept des homo sociologicus fehlt, genau wie seinen Unterarten, eine explizite und präzise Selektionsregel für das Handeln. Kapitel 3.3, Kritische Würdigung der Rational-Choice-Theorie: Die Theorie der rationalen Wahl zeichnet sich durch spezifische Vorteile aus: it is analytical; it is founded upon the principle of methodological individualism; and it provides causal cum intentional explanations of observed phenomena. Die Tatsache, dass Modelle der rationalen Wahl explizit analytisch sind, vermeidet die Vermischung zwischen dem Abstrakten und dem Konkreten. Aktionen und Intentionen sind der Schlüssel der Erklärung und die spezifischen Situationsbedingungen werden nicht ignoriert, sondern stellen im Gegenteil einen zentralen Teil der Erklärung dar. Das Prinzip des methodologischen Individualismus verweist wiederum auf die Möglichkeit soziologischer Tiefenerklärungen mit Rückbezug auf die Ebene des handelnden Akteurs, auf deren Wichtigkeit bereits hingewiesen wurde. Eine intentionale Erklärung gibt eine Antwort auf die Frage, warum Akteure so handeln, wie sie handeln. Rational-Choice-Modelle repräsentieren einen speziellen Typ intentionaler Erklärung, der mehr analytisch als konkret ist und der Allgemeingültigkeit durch die Verbindung zu den Zwecken der Akteure erhält. Modelle der rationalen Wahl zeichnen sich ferner durch ihre Einfachheit aus, da sie im Prinzip nur aus zwei Variablen bestehen: Erwartung und Bewertung. Dadurch wird es auch möglich, komplexe Phänomene zu modellieren, was die Handhabung sehr flexibel macht. Doch haben Rational-Choice-Modelle auch ihre Grenzen. Eben die genannte Einfachheit lässt die aufgestellten Thesen gelegentlich im Licht der Trivialität erscheinen. Ein zentraler Schwachpunkt ist ferner die Testbarkeit eines solchen Modells. Eine direkte Strategie, mit welcher versucht wird, den Kern des Modells, nämlich die Handlungstheorie, einem empirischen Test, zu unterziehen, scheitert an den Möglichkeiten, den Nutzen zu operationalisieren. Der Nutzen einer Handlung ist ein latentes Konstrukt, welches durch Fragen kaum erfasst werden kann. Brüderl verweist auf eine zweite Strategie, nämlich das Testen der aufgestellten Brückenannahmen. Der Haupteinwand dagegen liegt jedoch auf der Hand: Können diese Ableitungen nicht bestätigt werden, ist nicht klar, ob dies die Fehlerhaftigkeit des gesamten Erklärungsmodells bedeutet oder lediglich die der Brückenannahme. Neben der Schwierigkeit, Modelle der rationalen Wahl zu testen, wird ihnen auch eine Vernachlässigung sozialer Strukturen sowie der Eigendynamik sozialer Prozesse vorgeworfen. Ein vierter, mehrfach angeführter Kritikpunkt ist der der Unhaltbarkeit der Annahme der omnipräsenten Rationalität im menschlichen Verhalten. Oftmals kann das Handeln von Menschen nicht nur als eingeschränkt rational, sondern gar als irrational betrachtet werden. Dies ist auch der Grund, weshalb zweckrationales Verhalten bei Max Weber neben dem wertrationalen, dem affektuellen und dem traditionalen Handeln lediglich einen von vier Typen des Handelns darstellt. Hier stößt die Rational-Choice-Theorie deutlich an ihre Grenzen. Der Ansicht des Verfassers nach überwiegen jedoch die Vorzüge der Theorie der rationalen Wahl die beschriebenen Nachteile, weshalb das aufzustellende Modell auf deren Basis gestellt wird. Dabei wird versucht, die Angriffsfläche zu reduzieren, indem zum einen vom Anspruch der objektiven Rationalität durch die SEU-Theorie Abstand genommen wird. Zum anderen nimmt das folgende Kapitel weitere Spezifizierungen hinsichtlich der Entscheidungsfreiheit des Akteurs vor, damit der Rolle sozialer Strukturen ebenfalls Rechnung getragen wird.
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 4605-4613
"Die Bewältigung der Situation sozialer Unterlegenheit ist ein menschliches Grundproblem, das insbesondere in geschichteten Gesellschaften mit ihren Autoritätspyramiden ständig gelöst werden muss. Die Bewahrung menschlicher Würde ist dabei auch dann notwendig, wenn Ungleichheit nicht die Form schlimmster Armut und Existenzgefährdung annimmt; wahrscheinlich wird sie sogar erst dann zum Ziel, wenn dies nicht der Fall ist. Besonders interessant ist nun die Konstellation, in der die Unterlegenen durch längerfristige Kalküle und Manöver aus ihrer Situation auszubrechen hoffen können, wobei sie aber das Wagnis eingehen, ihre Würde aufs Spiel zusetzen. Solche Situationen sind im beruflichen Alltag gegeben, in denen für den Aufstieg viel - manchmal fast alles - getan wird; wir finden sie im statusverbessernden Konsum von Gütern, die sichtbar den Wunsch nach Rangerhöhung anzeigen; und wir finden sie auch im Bereich der Partnersuche, wenn die Heirat - für Frau und Mann - eine Rangverbesserung mit sich bringen soll. Die dabei entstehen den Probleme des Gefühlsmanagements sind gewöhnlich in Schichtungs- oder Klassentheorien unbelichtet. Hilfe schafft hier am ehesten soziologisch hellsichtige Romanliteratur. Jane Austens Roman 'Stolz und Vorurteil', 1813 ('Pride and Prejudice') erstmals veröffentlicht, ist eine Fundgrube für die Darstellung jener Verhaltensprobleme, die sich sozial nachgereihten Mitgliedern 'ständischer' Formationen bei der Überwindung ihrer Herkunft stellen; besondere Aufmerksamkeit widmete die Autorin zugleich den Eigentümlichkeiten der Beziehung zwischen gesellschaftlich überlegenem Mann und gesellschaftlich unterlegener Frau beim Versuch, durch Heirat sozialen Aufstieg zu bewerkstelligen. Es geht um die Erringung und nachhaltige Verteidigung 'stolzer Distanz', die von Jane Austen in Beispielen typischer Interaktion mit ihren Gefühlskonsequenzen genauestens dargestellt wird. Die so entstehende kritische Machtbalance zwischen den Geschlechtern und ihren Rängen hat auch einen typischen sozialen Habitus zur Folge, der über eine gewisse Zeit zum nationalen Englands werden sollte: gemeint ist der 'Gentleman-Code' des Verhaltens, der als Oberschichtenkanon bis heute eine bestimmte Wirksamkeit behalten hat und ein interessantes Modell auch der modernen Geschlechterbeziehungen darstellt, das in dieser Form wohl nicht auf England beschränkt ist." (Autorenreferat)
In: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, S. 5311-5318
"Das sozial- und geisteswissenschaftliche Konzept der 'Generation' ist ein Produkt der langen Jahrhundertwende zwischen 1875 und 1930. Karl Mannheims klassisch gewordener Aufsatz über das 'Problem der Generationen' stand 1928 am Ende dieser ersten Phase einer theoretischen Ausformulierung des Konzepts. Sie hatte in den 1870er Jahren eingesetzt, als erstmals der Versuch unternommen wurde, das Generationskonzept zur tragfähigen Basis einer Analyse des sozialen und kulturellen Wandels auszubauen. In Deutschland war dabei Wilhelm Dilthey federführend, der den Begriff der Generation 1875 als eine Bezeichnung für ein Verhältnis der Gleichzeitigkeit von Individuen definierte, die in den Jahren der Empfänglichkeit dieselben leitenden Einwirkungen erfahren haben. Vor diesem Hintergrund rekonstruiert der Beitrag die Entwicklung des wissenschaftlichen Generationskonzepts von Dilthey bis Mannheim in der gleichzeitig entstehenden Intellektuellenkultur des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Er folgt dabei der leitenden These, dass der Generationsbegriff in der Kulturkrise der langen Jahrhundertwende eine doppelte Funktion erfüllte: Zum einen sollte er nach der als krisenhaft erfahrenen Auflösung traditioneller sozialer Bindungen eine neue Kategorie der Zugehörigkeit stiften und durch seine temporale Struktur Orientierungsmarken im beschleunigten gesellschaftlichen Wandel setzen. Zum anderen diente er der sozial auf spezifische Weise ungebundenen Schicht der Intellektuellen sowohl als Kategorie der Selbstbeschreibung wie als Parole der Selbstmobilisierung. Die Annahme, dass der Generationsbegriff als Selbstbeschreibungskategorie von Intellektuellen zu verstehen ist und auf diesem Weg Eingang in den Wissenschaftsdiskurs gefunden hat, wird besonders anhand seiner Verbindung zur Wissenssoziologie überprüft, deren Entstehung ebenfalls auf Dilthey und Mannheim zurückgeführt werden kann." (Autorenreferat)