Krise - Umbau - Umbaukrise?: zur Lage der deutschen Universitäten
In: Die Rolle der Universität in Wirtschaft und Gesellschaft, S. 41-54
Abstract
Der Autor zeigt in einem kursorischen Rückblick auf die deutsche Universitätsentwicklung seit Anfang des 19. Jahrhunderts, dass mit den Humboldt'schen Universitätsreformen zunächst eine "einfache Modernisierung" als Ausdifferenzierung von Wissenschaft und Bildung im Sinne einer Autonomisierung von Forschung und Lehre gegenüber fremdreferentiellen Gesichtspunkten anderer gesellschaftlicher Teilsysteme wie insbesondere Politik, Religion und Wirtschaft stattfand. Hierfür war es förderlich, dass die Universitäten lediglich ein kleines Segment des Bildungssystems bedienten: Nur eine Elite nahm das Universitätsstudium auf. Als sozialer Träger dieser Ausdifferenzierung bildete sich eine stillschweigende Koalition von Bildungsbürgertum und "akademischen Mandarinen" heraus, respektiert vom Besitzbürgertum und heimlich verehrt von bildungshungrigen Facharbeitern. Nach dem Nationalsozialismus setzte dann eine "reflexive Modernisierung" als Reaktion auf nicht länger ignorierbare Dysfunktionen dessen ein, was ursprünglich die "einfache Modernisierung" hervorgebracht hatte. Das starke Größenwachstum der Universitäten sowohl als Bildungs- als auch als Forschungseinrichtungen ging mit Inklusionsdynamiken einher, die bei weit größeren Bevölkerungsgruppen als vorher Stakeholder-Interessen an den Universitäten weckten und größere Neujustierungen der Leistungsinterdependenzen mit anderen gesellschaftlichen Teilsystemen wie Wirtschaft oder Politik erforderlich machten. (ICI2)
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