Welche Expertise braucht die Politik?
In: Wozu Experten?: Ambivalenzen der Beziehung von Wissenschaft und Politik, S. 45-63
Abstract
Im Kontext gesellschaftstheoretischer Überlegungen beschäftigt sich der Beitrag mit der Frage, welche Expertise die Politik benötigt. Dabei erhält die Explikation der gesellschaftlichen Voraussetzungen und Bedingungen, unter denen die Intelligenz der Politik zu einem relevanten Governance-Problem wird, einen zentralen Stellenwert. Der Autor geht davon aus, dass mit der Herausbildung von Gesellschaften, in denen Wissen zur dominanten Produktivkraft und einer allseits strategisch verwendbaren Ressource wird, an die Politik neue Aufgaben herangetragen werden. Sofern die Organisation gesellschaftlicher Ordnung nicht mehr nur über Macht und Geld, sondern über Wissen funktioniert, werden Kontingenzen gesteigert, und es wird ein kompetenter Umgang mit Nichtwissen notwendig, um Chancen wahrnehmen zu können. Eine weitere Herausforderung für die Politik besteht darin, dass im Zuge der Globalisierung und der daraus resultierenden Konkurrenz zwischen Staaten die Leistungsfähigkeit der Governance-Regime einer vergleichenden Bewertung unterworfen wird. Aus diesen Bedingungen - der Ablösung traditioneller Ordnungsprinzipien und der Evaluierung staatlicher Ordnungsmodelle - ergibt sich die Schlussfolgerung, dass es für die Politik um die Entwicklung von Eigenintelligenz und Lernfähigkeit gehen muss. Die politischen Herausforderungen globalisierter Wissensgesellschaften sind nicht einfach mit einem Import von (wissenschaftlichem) Wissen zu bewältigen. Die Steuerungsfähigkeit der Politik hängt vielmehr davon ab, Expertise im Umgang sowohl mit Nichtwissen als auch mit anderen funktional differenzierten Sozialsystemen zu mobilisieren. (ICH2)
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