Aufsatz(gedruckt)1997

Die beiden Stadtzentren Berlins: Unter den Linden und Kurfürstendamm

In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Heft B 17, S. 3-9

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Abstract

"Mit der unverhofften Wiedervereinigung Deutschlands erhielt Berlin über Nacht auch die alte Allee der Residenzstadt - 'Unter den Linden' - zurück. Plötzlich war die Chance gegeben, daß man anstelle des erst nach dem Krieg ruinierten wilhelminischen Kürfürstendamms die Avenue aus der Epoche Friedrichs des Großen wiedergewann. Nun könnte sozusagen das Vergangene das Zukünftige werden: die 'Linden', der Corso des 18., und der Kurfürstendamm, der Boulevard der Jahrhundertwende, als die Flaniermeilen des 21. Jahrhunderts. Das Hochkommen des Kurfürstendamms hatte mit dem Absinken der alten aristokratischen Promenade 'Unter den Linden' zu tun, aus der um die Jahrhundertwende das Leben langsam verdrängt worden war. Doch auch der Kurfürstendamm ist längst nicht mehr der Boulevard, der er vor 1920 bis 1970 war. Er ist heute eine Einkaufs- und Geschäftsstraße, wie es sie überall in der Stadt gibt. Es stellt sich die Frage, ob die egalitäre Massengesellschaft des zu Ende gehenden Jahrhunderts im Osten wie im Westen eines Boulevards noch fähig und bedürftig ist. Diese Frage, die den Wiederaufbau der zerstörten oder ruinierten Stadtmitte aufwirft, gilt also der Fähigkeit unserer Zeit, neue Bühnen zu bereiten. Kann die Gegenwart, um es auf eine Formel zu bringen, noch einen Boulevard konzipieren, zu dem es den Besucher zieht? Oder wird wieder nur eine Ansammlung von Regierungsgebäuden, eine Bürolandschafts- und Ladenketten-Meile daraus, aus der das Leben in die unversehrten Räume flieht?" (Autorenreferat)

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