Semiarides Klima und extensive Tierhaltung kennzeichnen die Weidewirtschaft in der Borana-Region in Südäthiopien. Der Autor untersucht die Auswirkungen des Umweltrisikos, der Marktvariablen sowie des Bevölkerungsdrucks auf die Landnutzung und die Änderung der Verfügungsrechte am Boden. Die Feldforschung wurde im Jahr 1997/98 vorgenommen. Sie zeigte, dass sich Niederschlagsveränderungen auf die Tierbestandsdichte auswirken, dass Marktvariablen die Allokation von Bodenressourcen für den Ackerbau bestimmen und dass die Änderung der Landnutzung von demographischen Variablen als auch von mangelnder Kooperation beeinflusst wird. Der Autor beobachtete einen Wandel von nomadischer Tierhaltung zu einer Sesshaftwerdung mit wachsender Bedeutung von Ackerbau und privater Weidenutzung. Es gebe Möglichkeiten, die Marktbedingungen zu verbessern ohne negative Wirkungen auf das System auszulösen. Dazu gehöre eine Politik, die die Einkommensunterschiede im Borana-Volk nicht weiter verschärfe und eine ökologisch verträgliche Integration von Ackerbau und Tierhaltung fördere. (DÜI-Sbd)
SUMMARYThe tragedy of the commons concept as popularized by Garrett Hardin places the blame for desertification and overgrazing in pastoral areas upon the land tenure system. Common ownership of pastureland is seen as the major culprit. Examination of ethnographic literature does not reveal a close relationship between common ownership of pastures and resource depletion. Where large numbers of people share a pasture with low but highly variable yields, common ownership is the most desirable form of land tenure. There are many situations where common pastures have been properly managed. Examples from Switzerland, Peru and Africa are presented. These examples illustrate the basic characteristics of a properly managed common grazing system. Collective ownership of land can under these circumstances facilitate livestock development rather than impede it.RÉSUMÉLa tragédie des terres communales ‐ concept popularisé par Garret Hardin ‐ situe la responsabilité de la désertification et du surpaturage dans les zones pastorales au niveau du système de propriété de la terre. La propriété commune des paturages est considérée comme la cause majeure. Un examen de la littérature ethnographique ne confirme pas une relation évidente entre cette propriété commune et un épuisement des ressources. Aux endroits où un grand nombre de gens partagent un paturage dont les rendements sont bas mais très variables, cette propriété commune apparaît comme la meilleure forme d'utilisation de la terre. Il y a d'ailleurs de nombreux cas où ces paturages communs ont été correctement organisés; des exemples de Suisse, du Pérou et d'Afrique sont décrits. Ils montrent les caractéristiques fondamentales d'un système bien organisé de paturage collectif: dans ces conditions, un usage collectif de la terre peut faciliter la croissance du cheptel plutôt que l'empêcher.ZUSAMMENFASSUNGDas von Garrett Hardin verbreitete Konzept der Tragödie der Gemeinschaftsweiden macht die Bodeneigentumsverhältnisse für Verwüstung und Überweidung von Weidegebieten verantwortlich. Gemeinschaftliches Eigentum an Weideland wird als Hauptursache dafür angesehen. Das Studium ethnographischer Literatur läßt dagegen keine enge Beziehung zwischen gemeinschaftlichem Eigentum und Zerstörung von natürlichen Resourcen erkennen. Dort, wo eine große Zahl von Menschen sich ein Weidegebiet mit niedrigen, aber sehr stark variierenden Erträgen miteinander teilt, ist gemeinschaftliches Eigentum die bestgeeigneteste Bodeneigentumsform. Es gibt viele Gemeinschaftsweiden, die gut geführt werden. Es werden Beispiele dafür aus der Schweiz, aus Peru und Afrika vorgestellt. Diese Beispiele zeigen die grundlegenden Merkmale eines gut geführten gemeinschaftlichen Weidennutzungssystems auf. Gemeinschaftliches Bodeneigentum kann unter diesen Bedingungen die Entwicklung der Viehhaltung eher erleichtern als erschweren.
Der Beitrag präsentiert die Ergebnisse einer vergleichenden Studie von 5 afrikanischen Ländern (Mali, Niger, Nigeria, Sudan und Tschad), in der allgemeine Aussagen über die Verteilung von Viehbeständen, bebautem Land und Siedlungen gesucht wurden. Die Autoren weisen nach, daß die Dichte der Viehhaltung weniger stark von der jährlichen Niederschlagsmenge abhängt, sondern in erster Linie von der Intensität der landwirtschaftlichen Nutzung und der menschlichen Besiedlung, d.h. je intensiver Landwirtschaft und Siedlungsdichte, desto größer der Viehbestand. Der Aufsatz, der im weiteren auf die Nutztierhaltung in Abhängigkeit von Jahreszeiten und Klimazonen sowie einem zu beobachtenden Rückgang der Tsetsefliegen eingeht, kommt zu der Schlußfolgerung, die Untersuchungsergebnisse bestätigten die "Boserup Hypothese", nach der sich eine wachsende Bevölkerung durch Intensivierung der Agrarproduktion ihre Lebensgrundlagen selbst erhält. (DÜI-Ply)