"Unterschichtenfernsehen": Beobachtungen zum Zusammenhang von Medienklassifikationen und sozialer Ungleichheit
In: Medien - Diversität - Ungleichheit: zur medialen Konstruktion sozialer Differenz, S. 263-279
Abstract
Der Beitrag wendet sich kritisch dem Konzept des "Unterschichtfernsehens" zu. Unterschichtfernsehen wird oft gesehen im Zusammenhang mit Gerichtsserien, Telenovelas, "Daily Soaps" und ähnlicher seichter Unterhaltung sowie einem hohen Fernsehkonsum. Der Artikel geht auf die gesellschaftliche Debatte zum "Unterschichtfernsehen" ein und stellt typische Argumentationsfiguren vor. Der Beitrag arbeitet heraus, dass in dem Begriff auch eine Spaltung von Hochkultur und Trivialkultur verarbeitet wird. Die Begriffe der "Unterschicht" wie auch des "Unterschichtfernsehens" sind soziologisch zu unscharf und unpräzise; sie verraten allerdings einen Wunsch nach Abgrenzung: Unterschicht, das sind immer die anderen. Der weit verbreiteten Medienkritik, derzufolge die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten Qualitätssender sind, die Privaten hingegen eher "Schmuddelsender", will der Artikel nicht folgen. Vielmehr erlaubt die große Sendervielfalt eine Programmentwicklung, die auch Subkulturen und Randgruppen zu medialer Präsenz verhelfen kann - im Gegensatz zum familiären Mittelschichtsideal von ARD und ZDF. Der Beitrag führt seine Thesen aus und schließt mit der Feststellung, dass es sich beim Begriff des "Unterschichtfernsehens" um einen "Kampfbegriff" im Interesse der "Dominanzkultur" handelt. (ICB)
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