Gouvernementalität und kognitiver Kapitalismus: gesellschaftstheoretische Bemerkungen zur Immanenz des Wissens
In: Wissenschaft und Macht, S. 250-263
Abstract
Im Fordismus wurde Wissen in den Unternehmen in Planungsstäben zentralisiert und weiter ausgearbeitet. Parallel wurde medizinisch-therapeutisches Wissen weitgehend als klinisches Wissen formalisiert; ökonomisches, soziologisches und politikwissenschaftliches Wissen wurde als Ordnungswissen an den Universitäten etabliert. Von dort konnte es über etablierte Kanäle systematisch als Beratungswissen Bestandteil des Handelns staatlicher (Parteien, Regierung und Verwaltung) und zivilgesellschaftlicher Einrichtungen (Medien, Wirtschafts- und Sozialverbände, Gewerkschaften) werden. Der vorliegende Beitrag beschreibt, wie sich mit dem Postfordismus die Bedeutung des Wissens in mehrerlei Hinsicht ändert und eine neue Phase kapitalistischer Akkumulation konstituiert. Das implizite und informelle Wissen auf der unteren betrieblichen Ebene wird aufgewertet. Die Anstrengungen der Unternehmensorganisation zielen darauf, die subjektiven Kenntnisse und Erfahrungen der unmittelbaren Produzenten systematisch für die Produktion und die betrieblichen Abläufe zu erschließen. Wenn dies - so das Fazit des Autors - die historische Tendenz ist, dann weist dies auch auf neue Kämpfe um Wissen hin, Kämpfe darum, was als richtiges, als legitimes, als wahres Wissen gelten kann, Kämpfe um die Rekrutierungsmuster der Auswahl der Vertreter dieses Wissen, Kämpfe auch um die Produktionsbedingungen dieses Wissens und schließlich auch um die demokratische Kontrolle der Erzeugung, des Einsatzes und der Zirkulation dieses Wissens. (ICA2)
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