In: Soziologie in der Gesellschaft: Referate aus den Veranstaltungen der Sektionen der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, der Ad-hoc-Gruppen und des Berufsverbandes Deutscher Soziologen beim 20. Deutschen Soziologentag in Bremen 1980, p. 70-75
Das Werk des polnischen Soziologen Zygmunt Bauman wird zusammenfassend dargestellt. Geprägt durch die Erfahrungen des nationalsozialistischen und kommunistischen Totalitarismus, des Krieges und des Exils, steht für Bauman die Förderung von Verantwortung, Freiheit und Autonomie des Individuums im Zentrum seiner Arbeit. Um Aufklärung mit dem Ziel der menschlichen Einsicht zu erreichen, ist eine soziologische Auseinandersetzung mit der Kultur unverzichtbar. In der postmodernen Kultur verlieren nach Bauman die traditionellen und lokalen Bindungen an Bedeutung. Wenn Mobilität zur vorherrschenden Lebensform wird, schrumpfen auch die Möglichkeiten des kollektiven Handelns. Bauman ist der Überzeugung, dass in der Postmoderne die menschlichen Beziehungen ihre moralische Bedeutsamkeit verlieren, wobei die Adiaphorisierung durch neue Mechanismen verstärkt wird. (GB)
Der in Dopingverdacht geratene deutsche Langstreckenläufer Dieter Baumann wird im vorliegenden Beitrag als ein empirisches Beispiel für Regelungskonflikte untersucht, die aus der Existenz multipler Strukturen der Regulierung resultieren. Die Ursachen und Implikationen solcher sich überlappender Regelungsbereiche sind bisher analytisch nur im Ansatz betrachtet worden und es stellen sich nach wie vor folgende Fragen: Woraus stammen solche sich überlappende Regelungsbereiche? Welche Spannungen ergeben sich aus deren Existenz? Wie können Existenz und Spannungen multipler Regelungsbereiche analytisch interpretiert und aufgelöst werden? Die Autoren knüpfen an neuere differenzierungstheoretische Überlegungen an, die auch den Fall des Sports als Beispiel für eine ungleichartig vorangeschrittene Differenzierung begreifen. Sie zeigen vor diesem Hintergrund, wie Strukturen, die einer unterschiedlichen Differenzierungslogik folgen, miteinander in Konflikt geraten. Im Anschluss an eine Chronologie des Falles Dieter Baumann arbeiten sie wesentliche Merkmale heraus, die die jeweiligen Differenzierungslogiken kennzeichnen. Um die Spannungen zwischen multiplen regulativen Strukturen zu verdeutlichen, erörtern sie verschiedene juristische, soziologische und politikwissenschaftliche Forschungsansätze zur Interpretation von konfligierenden Regelungskompetenzen. Mit der Systemintegration beginnend, betrachten sie vor allem folgende Ansätze: die explizite, horizontale Vereinbarung von Regeln für den Konfliktfall, die Harmonisierung von Regeln, Schnittstellenlösungen, die Delegation von Streitschlichtungskompetenz für bestimmte Bereiche an eine dritte Partei sowie die umfassende Hierarchisierung. Sie nehmen abschließend eine Bewertung der Konzepte und Therapien zur Lösung konkurrierender Regelungsansprüche vor. (ICI2)
Der vorliegende Band präsentiert sieben nachgelassene Texte Max Webers zum Thema »Gemeinschaften«, die für sein großes unvollendet gebliebenes Werk »Wirtschaft und Gesellschaft« bestimmt waren. Damit liegt nun der erste Teilband der historisch-kritischen Edition der sogenannten älteren Fassung von »Wirtschaft und Gesellschaft« vor.An den ersten Text über die Arten des Wirtschaftens schließen sich Max Webers Ausführungen über die verschiedenen Gemeinschaftsformen an. Ausgehend von der Hausgemeinschaft als der »urwüchsigsten« Form beschreibt Max Weber die Entwicklung über Familie und Betrieb bis hin zu den ethnischen und politischen Gemeinschaften, gipfelnd in einer Kritik an der »Idee der Nation«. Beigefügt sind außerdem zwei unvollendete Texte über die »Marktgemeinschaft« und »Klassen«, »Stände« und »Parteien« sowie ein überlieferter Gliederungsentwurf zum Thema »Kriegerstände«. Für die Gemeinschaftsformen verneint Max Weber eine Zwangsläufigkeit der Entwicklung und wendet sich damit gegen die zeitgenössisch sehr einflußreiche Theorie einer teleologischen »Stufenfolge« der Menschheitsgeschichte. Diese wissenschaftsgeschichtlichen Hintergründe werden in der Einleitung herausgearbeitet und zugleich mit der Werkbiographie verknüpft, so daß ein Bogen von Max Webers frühen nationalökonomischen Vorlesungen bis hin zu seinem soziologischen Hauptwerk geschlagen wird. In diesem Zusammenhang haben Wolfgang J. Mommsen und seine Mitarbeiter ein Stichwortmanuskript aufgefunden, das als Vormanuskript zu dem im Band edierten Text »Hausgemeinschaften« gelten kann und somit einen wichtigen philologischen Beleg für die Entstehungsgeschichte von »Wirtschaft und Gesellschaft« liefert. Das Stichwortmanuskript ist im Anhang zum Band ediert.
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Intro -- Inhalt -- Tabellenverzeichnis -- Abkürzungsverzeichnis -- Danksagung -- Vorwort -- 1 Einleitung: Verbraucherorganisationen und Märkte -- Teil I Theoretische und methodische Grundlagen der Untersuchung -- 2 Die traditionelle Sichtweise der Wirtschaftssoziologie:Die strukturelle, institutionelle undkulturelle Einbettung von Märkten -- 2.1 Was ist ein Markt ? Eine soziologische Annäherung -- 2.2 Die strukturelle Einbettung von Märkten -- 2.3 Die institutionelle Einbettung von Märkten -- 2.4 Die kulturelle Einbettung von Märkten -- 2.5 Exkurs: Lucien Karpiks Ökonomie des Besonderen -- 2.6 Zwischenbetrachtung I: Systematisierung zentralerwirtschaftssoziologischer Ansätze und Verbraucherorganisationen als ihr Forschungsdesiderat -- 3 rbraucherorganisationen in der sozialwissenschaftlichen Diskussion -- 3.1 Verbraucherorganisationen in der politikundwirtschaftswissenschaftlichen Diskussion -- 3.2 Kollektiv organisierte Konsumentenin der Theorie sozialer Bewegungen -- 3.3 Zwischenbetrachtung II: Ein Plädoyerfür eine wirtschaftssoziologische Untersuchung von Verbraucherorganisationen -- 4 Methodische Anlage der Studie. Zur Konzeption der empirischen Untersuchungvon Verbraucherorganisationen -- Auswahl der Fälle zur Beantwortung der Untersuchungsfragen -- Begründung des Forschungsdesigns und der Erhebungsinstrumente der Untersuchung -- Auswertung der Fälle und Absicherung der Ergebnisse -- Teil II Eine wirtschaftssoziologische Untersuchung von Verbraucherorganisationen in Deutschland -- 5 Zielsetzungen, Strategien und soziale Einbettung von Verbraucherorganisationen in Deutschland -- 5.1 Marktstrukturierung durch politische Interessenvertretung,Verbraucherbildung und -beratung: Der Verbraucherzentrale Bundesverband und die Verbraucherzentralen -- Organisationsstruktur und -ressourcen des vzbv und der VZ.
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Intro -- Einleitung -- Problemaufriss -- Ziele, Methodik und Gliederung der Untersuchung -- 1. Terminologische Vorarbeiten -- 1.1. Lexikalische Annäherung an den Transparenzbegriff -- 1.2. Die Verwendungsweisen des Transparenzbegriffs ingesellschaftlichen Kontexten -- 1.2.1. Transparenz in der Politik -- 1.2.2. Transparenz im Recht -- 1.2.3. Transparenz in der Wirtschaft -- 1.3. Sprachanalytische Ergebnisse: Transparenz alsepistemischer Komplex- und Idealbegriff -- 1.3.1. Die deskriptive Verwendungsweise des Transparenzbegriffs -- 1.3.2. Die evaluative Verwendungsweise des Transparenzbegriffs -- 1.3.3. Die präskriptive Verwendungsweise des Transparenzbegriffs -- 1.4. Soziologische Ergebnisse: Der relationale Transparenzbegriff und seine Hauptelemente -- 1.4.1. Transparenzsuchende und Transparenzvermittler -- 1.4.2. Transparenzobjekte -- 1.4.3. Transparenzbarrieren und Zugangsmöglichkeiten zuTransparenzobjekten -- 1.4.4. Zwischenergebnis -- 2. Philosophische Grundlegung des Transparenzbegriffs -- 2.1. Ideengeschichtlicher Hintergrund des Transparenzbegriffs -- 2.2. Kommunikationstheoretische Vorüberlegungen -- 2.2.1. Die informationstechnologische Kommunikationstheorie von Shannon und Weaver -- 2.2.2. Sprachphilosophische Theorien der zwischenmenschlichen Kommunikation -- 2.3. Eine Kriteriologie informationeller Transparenz -- 2.3.1. Die formelle Dimension informationeller Transparenz und das Problem der sachbezogenen Informierung -- 2.3.2. Die inhaltliche Dimension informationeller Transparenz unddas Problem der rezipientenbezogenen Informierung -- 2.3.3. Zusammenfassung -- 2.4. Ontologisch-epistemologische Hintergrundannahmen des Transparenzkonzepts -- 2.5. Ethisch-moralische Implikationen des Transparenzbegriffs -- 2.5.1. Handlungstheoretische Überlegungen zum Transparenzbegriff
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Elenktik ist die Lehre vom Gewissen des Menschen in seinem jeweiligen kulturellen und religiösen Kontext. Das individuelle Gewissen, das die Basis der emotionalen Intelligenz des Menschen bildet, stellt eine der elementarsten Bedingungen dar, ohne die er nicht fähig ist, mit anderen zusammen in einer funktionsfähigen Gemeinschaft zu leben. Nur ein angemessen geformtes Gewissen verleiht dem Menschen den Status eines sozialen Wesens. Davon handelt dieses Buch. Es stellt nicht nur dar, in welch unterschiedlicher Weise Menschen Verstöße gegen ethische Normen als "Sünde" werten und welche Rolle ihre Kultur oder gesellschaftliche Schicht dabei spielt, sondern geht auch der Frage nach, was hinter Amokläufen, Ehrenmorden und religiösem Fanatismus steckt, ob "Gewissensbisse" als Schuld, Scham oder Angst empfunden werden, wie verschiedene Prägungen des Gewissens zum Frieden mit sich selbst und dem eigenen gesellschaftlichen Umfeld führen, und was unter diesen Bedingungen "Buße" und "Vergebung" bedeuten. Ausführlich kommt zur Sprache, welche Autoritäten für ein individuelles Gewissen Bedeutung haben, und in welcher Weise ethische Normen Einfluss auf das Verstehen von "Recht" und "Ehre" in einer Gesellschaft nehmen. Der Autor bezieht ethnologische, psychologische, soziologische, pädagogische, theologische und viele andere Gesichtspunkte in seine Überlegungen ein und entwirft somit eine umfassende Theorie des Gewissens, mit deren Hilfe besonders auch das Europäern oft so unverständliche Verhalten von Menschen aus anderen Gesellschaftsordnungen, beispielsweise von Asylbewerbern, erklärt und verstanden werden kann.
Unter dem Gesichtspunkt eines klassischen Kosten-Nutzen-Kalküls scheint es für Arbeitgeber wenig profitabel, Arbeitskräfte mit Leistungseinschränkungen zu beschäftigen. Weshalb tun sie es trotzdem? Die Studie geht dieser Frage nach und beleuchtet die Entwicklung der Arbeitsintegration von Menschen mit Behinderung seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs in der Schweiz mit besonderer Berücksichtigung des Verhältnisses zwischen Invalidenversicherung und Arbeitgeber. Das Buch gibt einen Einblick in die Geschichte der beruflichen Eingliederung aus wohlfahrts-, wirtschafts- und unternehmenshistorischer Perspektive.In der historischen und soziologischen Forschung wird die Arbeitsintegration von Menschen mit Behinderung vornehmlich aus der Perspektive des Sozialstaats und der Betroffenen untersucht. Die Rolle der Arbeitgeber bleibt häufig unterbelichtet. Diese Studie schliesst eine Forschungslücke und analysiert die berufliche Eingliederung auf zwei Ebenen: Zum einen werden Debatten um die Eingliederungspolitik der Invalidenversicherung (IV) beleuchtet, insbesondere die Aushandlungsprozesse zwischen der staatlichen IV und den Arbeitgeberorganisationen. Zum anderen werden auf der Mikroebene Haltung und Praktiken einzelner Unternehmen betrachtet. Die Ökonomie der Konventionen, die von einer Vielfalt ökonomischer Rationalitäten ausgeht, dient als Theorie- und Analyserahmen. Aufgrund welcher Kalküle sind Arbeitgeber bereit, Arbeitskräfte mit eingeschränkter Leistungsfähigkeit zu beschäftigen, und auf welche Rechtfertigungsmuster rekurrierte die IV, um Menschen mit Behinderung als wertvolle Transaktionsobjekte an die Unternehmen zu «verkaufen»? ; + ID der Publikation: hslu_78338 + Art des Beitrages: Buch (Monographie) + Sprache: Deutsch + Letzte Aktualisierung: 2020-07-17 10:03:12
Unter dem Gesichtspunkt eines klassischen Kosten-Nutzen-Kalküls scheint es für Arbeitgeber wenig profitabel, Arbeitskräfte mit Leistungseinschränkungen zu beschäftigen. Weshalb tun sie es trotzdem? Die Studie geht dieser Frage nach und beleuchtet die Entwicklung der Arbeitsintegration von Menschen mit Behinderung seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs in der Schweiz mit besonderer Berücksichtigung des Verhältnisses zwischen Invalidenversicherung und Arbeitgeber. Das Buch gibt einen Einblick in die Geschichte der beruflichen Eingliederung aus wohlfahrts-, wirtschafts- und unternehmenshistorischer Perspektive. In der historischen und soziologischen Forschung wird die Arbeitsintegration von Menschen mit Behinderung vornehmlich aus der Perspektive des Sozialstaats und der Betroffenen untersucht. Die Rolle der Arbeitgeber bleibt häufig unterbelichtet. Diese Studie schliesst eine Forschungslücke und analysiert die berufliche Eingliederung auf zwei Ebenen: Zum einen werden Debatten um die Eingliederungspolitik der Invalidenversicherung (IV) beleuchtet, insbesondere die Aushandlungsprozesse zwischen der staatlichen IV und den Arbeitgeberorganisationen. Zum anderen werden auf der Mikroebene Haltung und Praktiken einzelner Unternehmen betrachtet. Die Ökonomie der Konventionen, die von einer Vielfalt ökonomischer Rationalitäten ausgeht, dient als Theorie- und Analyserahmen. Aufgrund welcher Kalküle sind Arbeitgeber bereit, Arbeitskräfte mit eingeschränkter Leistungsfähigkeit zu beschäftigen, und auf welche Rechtfertigungsmuster rekurrierte die IV, um Menschen mit Behinderung als wertvolle Transaktionsobjekte an die Unternehmen zu «verkaufen»? ; + ID der Publikation: hslu_78338 + Art des Beitrages: Buch (Monographie) + Sprache: Deutsch + Letzte Aktualisierung: 2020-07-17 10:03:12
Die Tendenz, dass Frauen religiöser sind als Männer wurde häufig beobachtet. Zur Begründung dieses Unterschieds wurden viele Theorien formuliert, deren Erklärung von biologisch bis soziologisch reichen; ein Konsens zur Erklärung des Geschlechtsunterschieds in der Religiosität wurde nicht erreicht. Auf der Basis von Daten aus dem European Social Survey, der European Values Study und dem International Social Survey Programme sowie einer neuen Methode zur Messung des Gender Gap vergleichen wir Länder, Generationen und Zeiträume in Europa, um drei Schlüsselfragen zu beantworten: 1) Wie stark hängt der Unterschied zwischen Männern und Frauen vom verwendeten Indikator für Religiosität (z. B. Mitgliedschaft, Kirchgang, Beten, Glauben) ab? 2) Besteht auf der Ebene der Nationalstaaten eine Beziehung zwischen der Größe des Gender Gap und dem Ausmaß der Säkularisierung oder der Gleichheit der Geschlechter? 3) Nähert sich die Religiosität von Männern und Frauen in der Generationenfolge oder über die Zeit an? Die Ergebnisse deuten auf eine Verringerung des Gender Gap in Europa, insbesondere in Süd- und Osteuropa hin, nach wie vor sind jedoch Differenzen beobachtbar. Selbst in sehr säkularen Ländern und solchen, in denen die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern stark reduziert wurde, identifizieren sich Frauen deutlich häufiger als Männer mit einer Religionsgemeinschaft, sie halten sich für religiöser und praktizieren ihre Religiosität sowohl öffentlich als auch privat häufiger.
"Abgeleitet aus der Theorie der Verwandtenselektion sagen Evolutionsbiologen vorher, dass Individuen gegenüber ihren biologischen Kindern mehr Fürsorge zeigen sollten als gegenüber Kindern, zu denen eine soziale Elternschaft besteht. Entsprechend wird erwartet, dass biologische Kinder die Beziehungen zu ihren Eltern besser einschätzen als Stiefkinder. Zur Überprüfung dieser Hypothese ziehen wir die Daten der U.S. National Longitudinal Study of Adolescent Health (Add Health) heran. Diese Studie erlaubt es, im Gegensatz zu vielen anderen Datenquellen, die Konsequenzen der innerfamilialen Dynamik sozialer und biologischer Eltern-Kind-Beziehungen zu untersuchen. Um diesen Vergleich innerhalb der Familien zu ermöglichen, untersuchen wir Geschwisterdyaden und führen eine fixed-effects-Regression durch. Die Resultate der deskriptiven und der multivariaten Analysen bestätigen, dass der Status biologischer Elternschaft auch dann die Beziehungseinschätzungen der Jugendlichen (wahrgenommene elterliche Fürsorge und emotionale Nähe) vorhersagt, wenn für andere relevante Einflussfaktoren kontrolliert wird - sowohl in Bezug auf die väterliche als auch auf die mütterliche Beziehung. In der Diskussion kommentieren wir das Ergebnis im Hinblick auf eine mögliche Integration evolutionsbiologischer und soziologischer Forschungsperspektiven und schließen mit einigen Empfehlungen für die zukünftige empirische Datenerhebung ab. Eine Umsetzung dieser Empfehlungen könnte es interessierten Forscherinnen und Forschern in Zukunft ermöglichen, die relative Bedeutung biologischer und sozialer Einflüsse auf die Eltern detaillierter zu untersuchen." (Autorenreferat)
Thorstein Veblen gilt als Begründer der Theorie des symbolischen Konsums. Seine These war, dass der "demonstrative Konsum" (conspicious consumption) der Reichen die Funktion hat, die mit dem Reichtum verknüpfte soziale Macht symbolisch zum Ausdruck zu bringen. Die ursprünglich statischen Konsum- und Lebensstilhierarchien geraten damit in Bewegung. Es ist hier ein Mechanismus am Werk, der in der Konsumforschung als "Trickle Down-Effekt" beschrieben wird: Untergeordnete Schichten versuchen, ihren Status anzuheben, indem sie die Konsumgewohnheiten höherer Schichten nachahmen. Die Eliten reagieren darauf, indem sie ihre alten Statussymbole aufgeben und neue Moden entwickeln, durch die sie sich wieder von der Masse abheben können. Es entsteht eine sich selbst perpetuierende Dynamik der Konsummuster, durch die ursprünglich exklusive Güter immer stärker zu Massengütern werden. Der vorliegende Beitrag bezieht diesen Ansatz auf die Besonderheiten der deutschen Entwicklung.Die These, die vertreten wird, ist, dass sie vor allem in einer gewissen "Verzögerung" des Durchbruchs der modernen Konsumkultur bestehen. Diese Verspätung hatte zur Folge, dass auch die soziologische Reflexion über sie in Deutschland später als in Großbritannien und den USA einsetzte und hier die Form von "Lebensstil"- und "Milieutheorien" annimmt. Die Ausführungen bestätigen die These: Aus einer Vielzahl von Gründen erwiesen sich die überkommenen ständischen Hierarchien im Bildungs- und Berufssystem als ungewöhnlich stabil, sodass soziale Aufstiege vor allem aus den Unterschichten in die Mittelschichten, aber auch aus der Mittelschicht in die Oberschichten schwierig waren und vergleichsweise selten stattfanden. (ICA2)
Das Ziel des Schwerpunktprogramms ist die theoretische, methodische und empirische Fortentwicklung der Erforschung der Beziehungs- und Familienentwicklung. Auf der Grundlage einer soziologisch und psychologisch erweiterten und integrierten Theorie der rationalen Wahl, die eine durch kognitive, emotionale und kulturell-normative Vorgaben begrenzte und gerahmte Rationalität individueller Akteure unterstellt, werden folgende Aspekte der Beziehungs- und Familienentwicklung im Zeitverlauf modelliert und empirisch untersucht: die Etablierung und Gestaltung von Paarbeziehungen, die Familiengründung und -erweiterung, die Gestaltung intergenerationaler Beziehungen und die (In-)Stabilität von Paarbeziehungen. Dazu bedarf es einer langfristig angelegten Panelerhebung bei einer umfangreichen Stichprobe zur Erfassung von prospektiven Längsschnittdaten. Den Hintergrund liefern Diagnosen sich wandelnder Lebensformen, die gesunkene Heiratsneigung und Fertilität sowie die gestiegene Instabilität von ehelichen und nicht-ehelichen Partnerschaften. Daher werden die situationalen und motivationalen Voraussetzungen und die Konsequenzen entsprechender Entscheidungs- und Entwicklungsprozesse in der Zeit verfolgt, um die wechselseitigen Einflussbeziehungen im Lebenslauf der Akteure adäquat abzubilden. Da familiäre Prozesse erst angemessen unter Berücksichtigung ihrer Einbettung in andere Lebensbezüge und soziale Beziehungsnetze rekonstruiert werden können, ist auch eine Analyse relevanter sozialer Kontexte im Rahmen eines Mehrebenendesigns unabdingbar. Schließlich sind die Entwicklungsbedingungen der nachwachsenden Generation vor dem biographischen Hintergrund ihrer Eltern und den aktuellen Ressourcen und Optionen in den Blick zu nehmen, um die intergenerationalen Beziehungen und Fragen der intergenerationalen Transmission familialer Verhaltensweisen adäquat untersuchen zu können. (ICH2)
"Psychische Erkrankungen nehmen in ihrer gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen Bedeutung zu. Dies impliziert einen verstärkten Bedarf an sozialpsychiatrischer Forschung. Im vorliegenden Beitrag wird geprüft, ob die Soziologie Pierre Bourdieus als theoretische Fundierung sozialpsychiatrischer Fragestellungen herangezogen werden kann. Die Integration theoretischer Überlegungen Bourdieus kann einerseits die fehlende Kooperation zwischen Soziologie und Sozialpsychiatrie (wieder-)beleben. Andererseits lässt der Ansatz Bourdieus genügend Raum für Erkenntnisse der 'traditionellen', medizinisch-biologisch orientierten Psychiatrie. Trotzdem erlaubt diese Herangehensweise der Sozialpsychiatrie, ihr (gesellschafts-)kritisches Potenzial zu bewahren. Es sind v. a. die Begriffe 'Habitus' und 'Kapital', die eine zentrale Rolle in der zukünftigen Theoriebildung der Sozialpsychiatrie spielen könnten." (Autorenreferat)
Sechs Texte in deutscher und englischer Sprache bearbeiten den Themenkomplex Körper und Psyche und geben Einblicke in die Bandbreite gegenwärtiger Auseinandersetzungen im Feld der Psychosomatik. Der Band versammelt psychotherapeutische, psychoneuroimmunologische, psychologische, soziologische und philosophische Sichtweisen und stellt dabei stets die Beziehung von Körper und Psyche ins Zentrum. In der interdisziplinären Zusammenschau werden Ansätze, die von der (Un-)Sichtbarkeit des Körpers über Psychoneuroimmunologie und Alfred Adler bis zum Einsatz von Yoga in der Psychotherapie reichen, miteinander verwoben. Sie bieten in ihrer Dichte und Multiperspektivität die Grundlage für weitere Forschung und Entwicklung im Bereich der Psychosomatik.