Faschismustheorien - Kritik und Perspektiven
In: Handbuch Politischer Theorien und Ideologien, p. 467-528
Abstract
Wenige Begriffe haben eine ähnlich kontroverse Einschätzung erfahren wie der des Faschismus. Im vorliegenden Beitrag werden die verschiedenen Faschismustheorien vorgestellt und analysiert. Unterschieden werden historisierende Ansätze, die den Faschismus als Sonderentwicklung eines vorgestellten Normalverlaufs der Industrialisierung ansehen oder die den Faschismus im Rahmen einer Modernisierungstheorie als Anti-Modernismus interpretieren. Die auf die Massenbasis bezogenen Ansätze fragen nach dem autoritären Charakter und der faschistischen Mentalität kleinbürgerlicher Bewegungen und Revolutionen. Formbezogene Ansätze gehen von der Autonomie des Politischen aus und interpretieren den Faschismus entweder als totalitäre Diktatur oder als ein transpolitisches Phänomen. Auf die gesellschaftliche Totalität bezogene Ansätze sprechen von der Verselbständigung der politischen Gewalt und von der terroristischen Diktatur des Monopolkapitals. Der Autor selbst begreift den Faschismus als die im monopolbestimmten Kapitalismus systematisch angelegte politische Grenzform, die als Krisenausdruck und Lösungsversuch virulent bleibt, solange das Gesellschaftsverhältnis selbst anhält. (KA)
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