Woran ist die KPdSU gescheitert?
In: Utopie kreativ: Diskussion sozialistischer Alternativen, Heft 162, S. 329-342
Eines der häufigsten Thesen zur Geschichte des 20. Jahrhunderts lautet, dass "Russland 1917 aus der Weltzivilisation herausgefallen sei". Mehr als sieben Jahrzehnte habe es dann gleichsam nicht existiert, und nun bestehe seine Aufgabe darin, an den Ausgangspunkt, in die Weltzivilisation zurückzukehren, um von dort aus seinen historischen Weg fortzusetzen. Der Autor widerlegt zunächst diese These: Gerade im 20. Jahrhundert löste Russland auf höchst aktive Weise eine allgemeinzivilisatorische Aufgabe, um die kein Volk herumkommt: Es vollzog den Übergang von einem Agrarland zu einem Industrieland. Alle negativen Folgen dieses "Gewaltaktes" der Industrialisierung wurden von den Sowjets auf die alte Gesellschaftsformation als "Überbleibsel des Kapitalismus" geschoben. Den Hauptgrund für das Scheitern der Sowjets sieht der Autor darin, dass damals wie auch heute immer wieder vorgeschlagen wird, "etwas nach einem vorgegebenen Formationsplan aufzubauen". Für den Autor ist jedoch "der Maulwurf der Geschichte blind. Er sieht nicht, wohin seine Gänge führen, die er unter der Erde gräbt. Aber die Gänge, die er schon gegraben hat, sind an der Oberfläche klar zu erkennen - man muss nur den Mut haben, sie mit offenen Augen anzuschauen". (ICA2)