Macht und Schwäche: Was die Vereinigten Staaten und Europa auseinander treibt
In: Blätter für deutsche und internationale Politik: Monatszeitschrift, S. 1194-1206
ISSN: 0006-4416
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In: Internationale Politik: das Magazin für globales Denken, Band 57, Heft 1, S. 69-132
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In: Vereinte Nationen: Zeitschrift für die Vereinten Nationen und ihre Sonderorganisationen, Band 47, Heft 2, S. 50-55
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In: Politique étrangère: PE ; revue trimestrielle publiée par l'Institut Français des Relations Internationales, Band 59, Heft 3, S. 833-852
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In: International affairs: a Russian journal of world politics, diplomacy and international relations, Heft 2, S. 12-20
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In: The China quarterly: an international journal for the study of China, S. 419-630
ISSN: 0305-7410, 0009-4439
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Forschungskonzept Das Nachhaltigkeitsleitbild der Agenda 21 und die damit verknüpften Rollenerwartungen an die Privatwirtschaft sind ein Bezugsrahmen der vorliegenden Doktorarbeit. Die Agenda 21, ein zentrales Dokument der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung (UNCED 1992), und Dokumente der Folgekonferenzen weisen der Privatwirtschaft eine zentrale Rolle bei der Verwirklichung nachhaltiger Entwicklung zu: Wirtschaftsunternehmen sollen Wertschöpfung auf der Grundlage umweltverträglichen Umgangs mit natürlichen Res-sourcen erreichen. Als verantwortungsvolle Unternehmen sollen sie die Interessen ihrer Anspruchsgruppen berücksichtigen, und diese Gruppen sollen ihrerseits die Privatwirt-schaft bei der Realisierung nachhaltiger Entwicklung unterstützen. Regierungsunabhängige Umweltorganisationen erwarten von der Privatwirtschaft umwelt-verträglichen Umgang mit natürlichen Ressourcen und üben entsprechend Druck auf Unternehmen aus. Die Literatur dokumentiert jedoch Konflikte zwischen dem Rollenver-ständnis der Privatwirtschaft und den Erwartungen internationaler Organisationen und zivilgesellschaftlicher Anspruchsgruppen. Seitens der Unternehmen bestehen Zweifel, ob die Anforderungen dieser Akteure angemessen sind und inwieweit sie die ihnen zuge-wiesene Verantwortung übernehmen sollen. Auf diese Problematik bezieht sich die vor-liegende, 2006 bis 2008 durchgeführte qualitative empirische Untersuchung. Das Ziel der Forschungsarbeit war, den Wissensstand zum Umgang kleiner bis mittelgro-ßer Produktionsunternehmen mit ihren Rohstoff liefernden natürlichen Ressourcen zu erweitern - ihrer Rolle in Marktketten, ihrer Beziehungen zu Stakeholdern und die Berück-sichtigung natürlicher Ressourcen durch ihr Management. Als Beispiel ausgewählt wur-den Holzmöbel erzeugende Unternehmen (Möbelhersteller), eine mittelständische Bran-che der holzverarbeitenden Industrie. Da Möbelproduktion hohe Wertschöpfung aus Roh-holz ermöglicht, erschien dieses Beispiel aufschlussreich im Hinblick auf die allgemeine Annahme der Agenda 21, hohe ökonomische Wertschöpfung aus Holz lasse Impulse für nachhaltige Waldwirtschaft erwarten. Die Untersuchung wurde in Regionen mit unter-schiedlichen gesellschaftlichen, volkswirtschaftlichen und insbesondere forst- und holz-wirtschaftlichen Rahmenbedingungen durchgeführt. Forschungsfragen waren: Wie stellt sich "Forst" aus der Sicht von Möbelherstellern dar? In welcher Beziehung stehen Möbelhersteller zu ihren Anspruchsgruppen und wie kom-munizieren sie "Forst" gegenüber diesen Gruppen? Wie berücksichtigen Möbelhersteller "Forst" in ihren Entscheidungen? Der Verfasser stellt diese Forschungsfragen unter den Oberbegriff "Forstrationalität". Das Konstrukt "Forstrationalität" umreißt, wie Entscheidungsträger in der Holzindustrie Wald-bewirtschaftung als ihre Rohstoffbasis wahrnehmen und in Entscheidungen einbeziehen. Es umfasst alle Aspekte der Wahrnehmung und Interpretation sowie des Verhaltens holz-verarbeitender Industrieunternehmen bezüglich ihrer Rohstoffquelle "Forst". Grundlagen hierfür sind Theorien der Ressourcenabhängigkeit (Pfeffer und Salancik 1978/2003; Steimle, 2008) und des Sensemaking (Weick 1995, 2001). Informationen zur Beantwortung der Forschungsfragen wurden in drei Zentren der Möbel-industrie mit unterschiedlichen gesellschaftlichen und forstlichen Rahmenbedingungen in Brasilien und in Deutschland gewonnen: in Rio Branco do Acre (RBA) im brasilianischen Amazonasgebiet; in São Bento do Sul (SBS) in Südbrasilien und in Nordrhein-Westfalen (NRW) in Deutschland. Die drei Regionen in zwei Ländern vergleichende Feldforschung stellte besondere Anforderungen an die Forschungsmethodik. Vorgehen und Aufbau der Erhebungsinstrumente waren in den drei Regionen identisch: Grundlegendes empirisches Wissen vermittelten Inhaltsanalysen von Fachzeitschriften der Möbelwirtschaft (1) sowie die Auswertung von Sekundärinformationen (2). Telefonische Leitfadeninterviews mit Ex-perten (3) beleuchteten die Unternehmensumfelder und gaben allgemeine Hinweise zum Verhalten von Entscheidungsträgern der Möbelindustrie. Das Spektrum der "Forstrationa-litäten" der Entscheidungsträger erschloss sich im persönlichen Kontakt bei Betriebsbesu-chen; in jeder Region wurden zwei Hersteller von Massivholzmöbeln und ein Hersteller von Möbeln aus Holzwerkstoffen ausgewählt (4). Ergebnisse der Fachzeitschriftenanalyse Die quantitative Inhaltsanalyse von Fachzeitschriften diente dazu, das Gesamtspektrum der für den Wirtschaftszweig Möbelindustrie relevanten Fachthemen kennen zu lernen und die relative Bedeutung der Themenfelder "Umweltschutz" sowie "Waldressour-cen/Forstwirtschaft" einzuschätzen. Zusammenfassend konnten folgende Schlüsse gezo-gen werden: 1. Die Themenfelder "Umwelt" und "Forst" interessieren in der Möbelindustrie, erhalten aber in der Fachpresse weniger Raum als Themenfelder wie Wirtschaft, Technologie und Wettbewerb. 2. Im Themenfeld "Umwelt" sind in Deutschland wie in Brasilien Aspekte des eigenen Produktionsstandortes (innerbetrieblicher Umweltschutz) die bedeutendsten Themen der Möbelindustrie. 3. In der brasilianischen Möbelindustrie stehen "forst"-bezogene Aspekte stärker im Fo-kus als in Deutschland. Ergebnisse der regionalen Fallstudien Ergebnisse der Untersuchungsphasen (2) bis (4) stellt die Dissertation in Form von drei regionalen Fallstudien mit identischer Gliederung vor: a) Rahmenbedingungen der Möbel-hersteller b) Nicht-marktliche Anspruchsgruppen c) Lieferanten von Holzprodukten d) Mö-belabnehmer e) Interaktion der Möbelhersteller untereinander f) Forst- und Umweltmana-gement. Die regionalen Fallstudien bestätigen die Einsicht aus der Fachzeitschriftenanalyse, dass die spezifische Situation des gesamten regionalen Sektors "Forst- und Holzwirtschaft" die brasilianischen Möbelhersteller stärker prägt als die in NRW. So fanden in RBA in jünge-rer Zeit einschneidende forst- und umweltpolitische sowie institutionelle Veränderungen statt, die neue Rahmenbedingungen für alle holzbe- und -verarbeitenden Unternehmen gesetzt haben. In der Region SBS beschäftigt "Forst" die Möbelhersteller ebenso wie an-dere Zweige der Holzwirtschaft wegen eingetretener oder in der Zukunft erwarteter Holz-knappheiten sowie angesichts staatlicher Kontrolle der Verwendung von Holz aus legaler Waldnutzung. In NRW werden hingegen die einheimische Waldbewirtschaftung ebenso wie die Verarbeitung von Vorprodukten aus nichttropischen Holzarten als unproblematisch wahrgenommen, forstliche Themen erscheinen nicht als kritisch im Makroumfeld der Mö-belindustrie. In NRW wie in SBS dominiert die Auseinandersetzung mit gesamt- und bran-chenwirtschaftlichen Kerndaten, mit nationalen und internationalen Markttrends sowie mit technologischen Entwicklungen die Agenda der Möbelhersteller. Die Möbelhersteller unterliegen der Aufsicht von Umweltbehörden. Die Kontrolle des in-nerbetrieblichen Umweltschutzes, zum Teil verknüpft mit Arbeitsschutz, zeigte sich in al-len drei Regionen als Schwerpunkt der Aktivität dieser Behörden. Anders als in Deutsch-land unterliegt in Brasilien die Holzbeschaffung durch holzbe- und -verarbeitende Betriebe behördlicher Kontrolle. Die Fachverbände der Möbelindustrie in allen drei Fallstudienregionen definieren als ihre zentrale Aufgabe die Vertretung der Interessen ihrer Mitgliedsunternehmen gegenüber Politik und Gesellschaft. In beiden brasilianischen Fallstudienregionen, in denen forstbe-zogene Probleme die Möbelindustrie intensiv beschäftigen, sehen die Möbelindustriever-bände forstbezogene Angelegenheiten auch als ihre Aufgabe. In RBA agiert der Verband mit dem Ziel, die behördliche Registrierung von Möbelproduzenten des informellen Sek-tors voranzubringen und diese zur Verarbeitung von Holz aus legaler Waldnutzung zu verpflichten. In SBS haben die Möbelfachverbände in Perioden der Holzknappheit der Entwicklung der regionalen Forstwirtschaft und der Holzversorgung der Möbelindustrie große Aufmerksamkeit gewidmet; zur Zeit der Untersuchung drängten andere wirtschaftli-che Probleme die Waldthematik in den Hintergrund. Die durch die Forschungsarbeit erfassten Möbelhersteller stehen selten in direktem Kon-takt mit privaten Umweltorganisationen. Sie nehmen jedoch wahr, dass diese Organisa-tionen die Rahmenbedingungen der Möbelindustrie durch Verbraucherkampagnen, An-forderungen an die ersten Stufen der Forst-Holz-Wertschöpfungsketten und durch politi-sches Lobbying indirekt beeinflussen. Die Abhängigkeit der Möbelhersteller von Holzproduktlieferanten variiert in den drei Un-tersuchungsregionen. In NRW ist diese Abhängigkeit schwach ausgeprägt, weil die Mö-belhersteller Vorprodukte regional wie überregional problemlos einkaufen können und weil auch große Holzlieferanten Ansprüche der Möbelindustrie etwa bezüglich der Qualität, Abmessungen und Vorfertigung von Schnittholz und Holzwerkstoffen berücksichtigen. In Brasilien stellt sich die Situation anders dar. In SBS haben große bis mittelgroße Möbel-hersteller wegen der Unsicherheit der Holzversorgung und der Qualität von Vorprodukten aus Holz Schritte zur Rückwärtsintegration unternommen (eigene Sägewerke, vereinzelt eigene Bewirtschaftung von Kiefern-Plantagen) oder alternative Vorproduktquellen ge-sucht. In RBA stellt die behördlich kontrollierte Forderung, nur Holz aus "ordentlicher Waldwirtschaft" zu verarbeiten, die zu einem großen Teil staatlich geförderten Möbelher-steller des formellen Sektors vor Probleme. Denn ein hoher Anteil des entsprechenden regional verfügbaren Tropenholzes wird in Form von Holzhalbwaren in andere Regionen Brasiliens verkauft oder exportiert. Für die Möbelhersteller in RBA sind die Einkaufspreise hochwertiger Holzvorprodukte, insbesondere wenn diese aus zertifiziertem Holz erzeugt werden, deshalb in den letzten Jahren stark gestiegen, während die Möbelpreise aufgrund der Konkurrenz zahlreicher kleiner informeller Produzenten, aber auch durch das Angebot kostengünstig produzierter Serienmöbel aus Südbrasilien unter Druck stehen. Nur wenige gut organisierte Möbelhersteller in RBA scheinen bislang tragfähige Strategien zu verfol-gen, um diesem Dilemma zu begegnen. Die Beziehung von Möbelherstellern zu ihren Abnehmern ist in allen drei Fallstudienregio-nen durch Abhängigkeiten der Möbelhersteller geprägt. In RBA hängen formell registrierte Möbelhersteller stark von öffentlichen Aufträgen ab. In SBS sind Möbelhersteller von der Serienproduktion für den Exportmarkt abhängig; vielfach geben Auslandskunden die Mo-delle vor und haben großen Einfluss auf die Möbelpreisbestimmung. Beim Möbelabsatz im Inland stehen die Hersteller in NRW wie in SBS großen Einkaufsverbänden oder Kon-zernunternehmen des Möbeleinzelhandels gegenüber. In allen drei Regionen erhält die Möbelindustrie von ihren unmittelbaren Möbelabnehmern wie von Endverbrauchern nur schwache "Forst"-Signale - die Herkunft des für die angebo-tenen Möbel verarbeiteten Holzes aus "legaler" oder "nachhaltiger" Waldbewirtschaftung ist allenfalls ein nachrangiges Einkaufskriterium bzw. ist sie nur in Marktnischen relevant. Eine Ausnahme bilden die öffentlichen Auftraggeber in RBA, deren Möbelbeschaffung explizit den Aufbau nachhaltiger regionaler Forst-Holz-Wertschöpfungsketten in Acre stüt-zen soll. Experten der drei Untersuchungsregionen bezeichneten die Interaktion von Möbelherstel-lern untereinander als wenig kollegial, sondern wettbewerbsgeprägt. Unternehmen koope-rierten primär in für den Wettbewerb wenig relevanten Bereichen (z.B. gemeinsame Mes-sebesuche im Ausland). Die Initiative zu intensiverer Kooperation gehe häufig von Ver-bänden oder staatlichen Organisationen aus. Die Unternehmensbesichtigungen und Gespräche mit Experten zeigten, dass die in die Untersuchung einbezogenen Möbelhersteller nicht über ein systematisch aufgebautes Umweltmanagement verfügen. Die Beschäftigung mit Umweltproblemen orientiere sich vorwiegend an den für sie relevanten umweltrechtlichen Vorschriften. In NRW befolgen die Möbelhersteller nach Experteneinschätzung durchweg die Umweltauflagen; ihre Pro-duktionsbetriebe unterliegen strengen Kontrollen der Umweltbehörden. In Brasilien um-fassen behördliche Umweltschutzanforderungen für Möbelhersteller zusätzlich zum inner-betrieblichen Umweltschutz auch die Auflage, die Holzherkunft aus legaler Waldnutzung nachzuweisen. Bezüglich der Umsetzung der Umweltschutzanforderungen auf betriebli-cher Ebene ergab sich in beiden brasilianischen Regionen ein differenziertes Bild. Theoriebezogene Ergebnisinterpretation Der Verfasser versuchte zu verstehen, wie Unternehmer und Manager in der holzverar-beitenden Industrie das eigene Umfeld wahrnehmen und deuten, wie sie Entscheidungen treffen und begründen. Im Fokus stand die Forstrationalität von Entscheidungsträgern in möbelerzeugenden Unternehmen. Von ihm verfolgte Interpretationsansätze waren: 1. die Unterscheidung von Anlässen forstbezogenen Verhaltens der Möbelhersteller; 2. die Unterscheidung von Verhaltensbezugsebenen und Zeithorizonten; 3. die Prüfung, inwieweit das spezifische Verhalten bezüglich der für die Möbelher-stellung beanspruchten natürlichen Ressource Wald generellen Verhaltensmu-stern von Entscheidungsträgern in Produktionsunternehmen entspricht. Zu (1) Anlässe forstbezogenen Verhaltens Gefragt werden kann nach der wahrgenommenen Dringlichkeit forstbezogener Signale, die ein Möbelhersteller aus seinem Umfeld erhält: Können Anspruchsgruppen aus seiner Sicht ein bestimmtes forstbezogenes Verhalten verlangen bzw. erzwingen? Die Fallstudi-en legen den Schluss nahe, dass Möbelhersteller Einflüsse von Produktketten-externen Anspruchsgruppen wahrnehmen und reflektieren. Die Intensität wahrgenommener An-sprüche ist jedoch offenbar nur selten so hoch, dass sie Reaktionen der Möbelhersteller auslöst. In der Untersuchung erkennbar waren aber Verhaltensänderungen brasilianischer Möbelhersteller nach Einführung der DOF-Dokumentation zum Nachweis der Beschaffung von Holz aus legalen Quellen. Im Umkehrschluss lässt sich vermuten, dass Möbelherstel-ler forstbezogene Themen aus ihren Umfeldern vorwiegend als Signale wahrnehmen, die sie ihrem Selbstverständnis entsprechend individuell bewertet mit ihren Strategien ver-knüpfen, die sie aber auch ignorieren können. Die Art der für die Herstellung eines Möbelstücks verwendeten Holzvorprodukte bzw. die Materialkombination lenkt die Aufmerksamkeit von Möbelkäufern mehr oder minder stark auf den Bezug zum "Forst", wodurch auch die Forstrationalität der Möbelhersteller beein-flusst wird. In der Untersuchung ergaben sich diesbezüglich Unterschiede des Selbstver-ständnisses und der Marketingkommunikation zwischen Herstellern von Möbeln aus Holzwerkstoffen und aus Massivholz, bei den letzteren wiederum bezüglich der Möbelher-stellung aus Tropenholz oder nicht-tropischen Holzarten. Hersteller von Massivholzmö-beln stellten häufig einen Bezug ihrer Möbel zur Natur oder zum Wald her. Dabei betonten Hersteller von Tropenholzmöbeln die Individualität einzigartiger Holzarten aus artenrei-chen Naturwäldern; Hersteller von Möbeln aus nicht-tropischen Holzarten hingegen hoben die Herkunft der Möbelhölzer aus nachhaltig bewirtschafteten "nicht-tropischen" Wäldern hervor. Hersteller von Holzwerkstoffmöbeln argumentierten "ökologisch" mit den Vorteilen hoher Holzausbeute bei der Herstellung und Verarbeitung von Holzwerkstoffen, wodurch Waldressourcen geschont würden. Die brasilianischen Möbelhersteller sehen sich mit Ungewissheiten der Holzversorgung konfrontiert; sie interpretieren diese unterschiedlich, auch innerhalb der beiden Fallstudi-enregionen. In allen drei Untersuchungsregionen bekannten sich die in die Untersuchung einbezogenen Möbelhersteller zur Verarbeitung von Holz aus unbedenklichen Quellen. Sie erwarten Absatzrisiken für den Fall diesbezüglicher Zweifel ihrer Abnehmer. Gegen-wärtig sei kritisches Hinterfragen der Herkunft von Möbelhölzern seitens der Möbelab-nehmer jedoch selten und beziehe sich vorwiegend auf Tropenholz. Zu (2) Verhaltensbezugsebenen und Zeithorizonte Waldbewirtschaftung ist nur in wenigen Fällen ein eigenes Tätigkeitsfeld von Möbelher-stellern. Mit ihrem forstbezogenen Verhalten ergreifen Möbelhersteller folglich in der Re-gel nicht unmittelbar forstwirtschaftliche Maßnahmen, sondern beeinflussen diese indirekt oder reagieren auf die von anderen Akteuren gesetzten Forstthemen. Dies erfolgt zum einen durch Auswahl der für die Möbelproduktion eingesetzten Materialien und deren Be-schaffung, also durch ein direkt an die Möbelproduktion gebundenes Verhalten. Zum an-deren geschieht dies durch den Umgang und die Kommunikation mit Anspruchsgruppen im unmittelbaren Umfeld und im Makroumfeld. Materialorientiertes Verhalten und die Be-ziehungen zu Anspruchsgruppen stehen jedoch nicht isoliert nebeneinander, sondern können miteinander verknüpft sein, etwa weil bei Materialwahl-Entscheidungen das Ver-trauen zu Lieferanten und Abnehmerpräferenzen berücksichtigt werden. Mit Blick auf die Zeithorizonte der Entscheidungen von Möbelherstellern machte die Ana-lyse deutlich, dass in deren Kurzfristperspektive Forstrationalität von untergeordneter Be-deutung ist und andere Aspekte der Unternehmensumfelder im Vordergrund stehen (z.B. Holzversorgung für das aktuelle Produktionsprogramm und Wettbewerb). In der mittel- und langfristigen Zeitperspektive hingegen erhalten forstbezogene Überlegungen und Maßnahmen (wie Einsatz alternativer Holzvorprodukte oder Verwendung von Holz aus zertifizierter Waldbewirtschaftung) größeres Gewicht. Zu (3) Spiegelt Forstrationalität generelle Verhaltensmuster? Etliche der in der Forschungsarbeit registrierten Ausprägungen von Forstrationalität der Möbelhersteller lassen sich allgemeinen Verhaltensmustern von Entscheidungsträgern in Wirtschaftsunternehmen zuordnen: Legitimation: Die in die Untersuchung einbezogenen Möbelhersteller in allen drei Unter-suchungsregionen hoben hervor, ihr eigenes forstbezogenes Verhalten, insbesondere die Wahl der verarbeiteten Holzvorprodukte, sei gesetzeskonform und ökologisch unbedenk-lich. Diesen Standpunkt vertraten sie unabhängig von ihren jeweiligen Möglichkeiten, die Rohstoffquellen der beschafften Materialien zu beurteilen und zu beeinflussen. Anpassung: Die Möbelhersteller reagieren auf Anforderungen aus ihren Umfeldern, etwa auf behördliche Vorschriften und Kontrollen, Kritik von Umweltschutzverbänden, Nachfra-ge von Verbrauchern oder veränderte Wettbewerbsbedingungen. Solche Reaktionen schließen auch das forstbezogene Verhalten ein, wobei Vermeidung (zum Beispiel Ver-zicht auf die Verarbeitung von Tropenholz) ein alternatives oder komplementäres Verhal-ten sein kann. Antizipation: Unternehmen entwickeln Antizipationsstrategien, um sich auf erwartete zu-künftige Herausforderungen, Risiken und Chancen frühzeitig einzustellen. Dieses Verhal-ten zeigten Möbelhersteller in allen drei Untersuchungsregionen, etwa in ihrem Umgang mit der Forst-Holz-Produktketten-Zertifizierung oder der Erprobung neuer Holzarten und Holzwerkstoffe. Innovation: Sie ist eine Form der Umsetzung von Anpassung und Antizipation, ist aber für die Massivholz-Möbelhersteller auch eine eigenständige Verhaltensform. Zum Teil haben sie dabei Aspekte der Waldbewirtschaftung (besonders deutlich bei den Möbelherstellern in SBS, die Plantagenbewirtschaftung als neues Geschäftsfeld integriert haben) und der Weiterentwicklung ihrer Rohstoffbasis von vornherein im Blick, zum Teil ergeben sich se-kundäre Effekte für die Forstwirtschaft. Die vorliegende Untersuchung zur "Forstrationalität" holzverarbeitender Unternehmen hat gezeigt, dass Möbelhersteller Stärken und Schwächen der Waldnutzung in ihrer Standort-region wahrnehmen und forstbezogene Entscheidungen reflektiert treffen. Wie sie ent-scheiden, hängt von den Rahmenbedingungen der Industrie, dem Verhalten ihrer An-spruchsgruppen, von den spezifischen Unternehmensstrategien, auch von Wertvorstel-lungen der Eigentümer und Manager ab. Ihnen stehen bestimmte staatliche und private Anspruchsgruppen mit Erwartungen gegenüber, die dem Konzept nachhaltiger Entwick-lung der Agenda 21 entsprechen. Die Unternehmensbeispiele der Fallstudien zeigen ein-zelne Ansatzpunkte für die Verwirklichung nachhaltiger Entwicklung in waldreichen Re-gionen durch die Herstellung von Möbeln. Jedoch erscheint das gegenwärtige forstbezo-gene Verhalten der Möbelhersteller nicht umfassend nachhaltigkeitsorientiert, sondern pragmatisch selektiv abgestimmt auf die Erfordernisse, Interessen und Handlungsmög-lichkeiten der Unternehmen. Potenzial der Möbelindustrie, höhere Wertschöpfung durch immaterielle Phasen der Produktion (ihr Marketing, speziell die Produktgestaltung) zu erreichen, ist vorhanden. Auf der Grundlage neutraler Nachhaltigkeitsüberprüfung in der Holzwertschöpfungskette durch anerkannte Forstzertifizierungs-Systeme könnten von Holzmöbelherstellern durchaus stärkere Impulse für die Entwicklung und Aufrechterhal-tung nachhaltiger Forstwirtschaft ausgehen. Abschließend seien die theoretischen Erklärungsansätze Ressourcenabhängigkeit und Sensemaking angesprochen, denen in dieser Forschungsarbeit gefolgt wurde. Der Zu-sammenhang zwischen beiden ist bereits aus Pfeffer (1978) ableitbar. Steimle (2008) stellt diesen Zusammenhang explizit her, um das Nachhaltigkeitsverhalten von Unter-nehmen theoretisch zu erklären. Auch der Verfasser kombinierte beide Ansätze: Das Konzept der Ressourcenabhängigkeit war hilfreich bei der Analyse der Umfeldeinbettung der Möbelhersteller und bei der Interpretation ihrer Beziehungen zu bestimmten An-spruchsgruppen; der Sensemaking-Ansatz erleichterte es, die Umfeldwahrnehmung aus Sicht der Entscheidungsträger in der Möbelindustrie und ihr forstbezogenes Verhalten zu verstehen. ; Research concept The guideline to sustainability provided by Agenda 21, and the associated expectations of private enterprise with respect to their role in sustainability, represent a frame of reference for the study presented in this Ph.D. thesis. Agenda 21, a central document of the United Nations Conference on Climate and Development (UNCED 1992), and documents pro-duced by the following conferences attribute a central role to private enterprise in the real-isation of sustainable development. Commercial enterprises are expected to create value on the basis of an environmentally acceptable use of natural resources. Responsible en-terprises should accommodate the interests of the respective stakeholder groups, and these groups should in turn support private enterprise in the achievement of sustainable development. Non-governmental environmental organisations' expectations of private enterprise revolve around the environmentally appropriate use of natural resources and, accordingly, they exert pressure on businesses to do so. Nevertheless, the literature documents conflicts between commercial enterprise's understanding of its role and the expectations of interna-tional organisations and civil stakeholder groups. From the perspective of enterprise, doubts exist over whether the demands of these actors are reasonable and over the ex-tent to which commercial enterprise should assume the responsibility attributed to it. The objective of this study was to deepen the knowledge of the use by small and medium sized enterprises (SMEs) of the natural resources providing the raw materials necessary for their production activities – their role in market chains, their relationships with stake-holders and the consideration given to the management of natural resources. Enterprises manufacturing wood furniture were chosen for the study, as a representative example of an SME branch within the wood processing industry. As furniture production facilitates high value creation from raw wood, this example was deemed to be revealing with respect to the general assumption of Agenda 21 that high economic value creation from wood generates impulses for sustainable forestry. The investigation was carried out in regions with contrasting social, economic and especially forest and wood industry framework con-ditions. The research questions were: How do furniture manufacturers perceive 'forestry'? What is the relationship between furniture producers and the corresponding stakeholder groups, and how do they communicate 'forestry' to these groups? How do furniture producers ac-count for 'forestry' in their decisions? The author posed these questions under the overarching concept 'forest rationality.' The 'forest rationality' construct outlines how decision makers in the wood industry perceive forest management as the basis of their raw material supply, and how they account for it within decision making. It incorporates all aspects of the perception and interpretation, as well as the behaviour of wood processing enterprises with respect to the source of their raw material, 'forestry.' The basis for this is theories relating to resource dependence (Pfeffer and Salancik 1978, 2003; Steimle, 2008) and 'sensemaking' (Weick 1995, 2001). The information used to answer the research questions was obtained from three centres of the furniture industry in Brazil and in Germany, each with different social and forestry framework conditions. The three centres were in Rio Branco do Acre (RBA) in the Bra-zilian Amazon, in São Bento do Sul (SBS) in southern Brazil and in Nordrhein-Westfalen (NRW) in Germany. The comparative data collection carried out in the three regions posed particular demands in terms of the research methods. The approach chosen and the design of the data collection instruments were identical in the three regions. Funda-mental empirical knowledge was provided by means of a content analysis of furniture in-dustry journals (1) and the evaluation of secondary information (2). Guided telephone interviews with experts (3) illuminated the environments in which the enterprises operate and provided general insights into the behaviour of decision makers in the furniture in-dustry. The spectrum of forestry reasoning of the decision makers was further developed through personal contact made during visits to companies. In each region two producers of solid wood furniture and a producer of furniture from derived timber products were se-lected (4). Results of the journal analysis The quantitative content analysis of industry journals served to provide information about the overall spectrum of issues relevant for the furniture industry, and allowed for an as-sessment of the relative significance of the issues 'environmental protection' and 'forest resources/forestry.' The conclusions may be summarised as follows: 1. The issues 'environment' and 'forestry' are of interest within the furniture sector, but receive less attention in the industry press than topics such as economics, technology and competition. 2. In the furniture industry in both Germany and Brazil, the most important themes under the heading 'environment' are aspects concerning the local production site (enterprise-internal environmental protection). 3. 'Forestry'-related aspects are the focus of greater attention within the Brazilian fur-niture industry than the German. Results of the regional case studies The results of the research phases (2) to (4) are presented in the dissertation in the form of three regional case studies with an identical structure, namely a) the framework condi-tions affecting furniture manufacturers, b) non-market stakeholder groups, c) suppliers of wood products, d) furniture consumers, e) interaction between furniture manufacturers, f) forest and environmental management. The regional case studies confirmed the view provided by the analysis of the industry press that the specific situation of the entire regional 'forestry and wood industry' affects the Brazilian furniture manufacturers more so than those in NRW. In RBA there have re-cently been drastic changes in forestry and environmental policy, as well as institutional changes, which have generated new framework conditions for all wood producing and processing enterprises. In the SBS region 'forestry' occupies furniture manufacturers as much as other branches of the wood sector due to existing or expected future shortages of wood, and as a consequence of state control over the use of wood from legitimate forestry. In NRW, on the other hand, native forest management and the processing of materials derived from non-tropical tree species are considered to be unproblematic, and forestry-related themes do not appear to be critical in the macro-environment of the furni-ture industry. In NRW and in SBS the issue of core economic data for the sector as a whole, and branches within the sector, of national and international market trends and of technological developments dominate the agenda of the furniture manufacturers. The furniture manufacturers are subject to restrictions imposed by environmental authori-ties. The control of enterprise-internal environmental protection, linked in part with work safety, was identified as a focus of the activities of these authorities in all three regions. Unlike in Germany, in Brazil the sourcing of wood by wood processing enterprises is sub-ject to official control. The representative associations within the furniture industry in all three case study regions define as their central task the representation of the interests of their member organisa-tions to policy makers and society. In both Brazilian case study regions, in which forestry-related problems greatly occupy the furniture industry, the furniture industry associations also view forestry-related matters as being within their remit. In RBA the responsible as-sociation is seeking to advance the official registration of furniture manufacturers within the informal sector and to oblige them to process only wood obtained from legal sources. In SBS the furniture associations have focused considerable attention on the development of regional forestry and the supply of wood to the furniture industry in periods of wood shortage. At the time of this study, however, other economic problems had pushed the issue of forestry into the background. It was observed that the furniture producers studied as part of the research are rarely in direct contact with private environmental organisations. However, they are aware that these organisations indirectly influence the framework conditions affecting the furniture industry through consumer campaigns, by placing demands on the first links of the forest-wood value chain and through political lobbying. The dependence of the furniture producers on the suppliers of wood products varies be-tween the three study regions. This dependency is weak in NRW because the furniture manufacturers can source materials regionally and beyond without any difficulties, and because large wood suppliers take into consideration the demands of the furniture in-dustry with respect to quality, dimensions and the preparation of sawn wood and derived timber materials. This contrasts with the situation in Brazil. In SBS large to moderately large furniture manufacturers have taken a number of steps towards backward vertical integration (establishment of own sawmills, in some cases resorting to the management of pine plantations) or have sought alternative sources of pre-finished materials. The rea-sons for this are the uncertainty of the wood supply and the quality of the pre-finished wood products. In RBA the statutory requirement that only wood derived from 'legitimate sources' be used in manufacturing poses problems for the largely state-sponsored furni-ture manufacturers in the formal sector. A large proportion of the regionally available tropical wood is sold in or exported to other regions of Brazil in the form of part-wood goods. The prices paid by furniture manufacturers for high quality pre-finished wood pro-ducts, particularly those made of certified wood, have increased considerably in recent years, whereas furniture prices are under great pressure due to competition from numer-ous small, informal manufacturers and as a result of the supply of cheaply manufactured, mass produced furniture from southern Brazil. As yet, only a few well-organised furniture manufacturers in RBA appear to have adopted a strategy capable of countering this di-lemma. In all three regions the relationship between furniture manufacturers and their customers is characterised by dependencies of the furniture manufacturers. In RBA formally regis-tered furniture manufacturers are greatly dependent upon public contracts. In SBS furni-ture manufacturers are dependent upon mass production for the export market, with inter-national customers often specifying the models and exerting a considerable influence on price setting. In terms of national sales, the manufacturers in NRW and in SBS are pitted against the large purchasing associations and groups within the furniture retail industry. In all three regions the furniture industry receives only weak 'forestry' signals from its di-rect costumers and end users – that the wood used in the furniture provided is sourced from 'legal' or 'sustainable' forest management is, at best, a subordinate purchase cri-terion, or is only relevant in niches within the market. The public clients in RBA are an exception as their furniture acquisitions are explicitly intended to support the development of sustainable regional forest-wood value chains in Acre. Experts from the three research regions characterised the interaction between furniture manufacturers as competitive, with little cooperation evident. Any cooperation between the enterprises occurs primarily in those areas that are of little relevance for competition (e.g., visits to exhibitions abroad). Initiatives prompting intensive cooperation often stem from associations or governmental organisations. The visits to the enterprises in the three regions and discussions with the experts revealed that the furniture manufacturers involved in the study do not possess a systematically de-veloped system of environmental management. Consideration of environmental problems is oriented primarily towards the relevant environmental regulations. According to the ex-perts, in NRW the furniture manufacturers adhere to the rules. Their production facilities are subject to strict controls by the environmental authorities. In Brazil the statutory envi-ronmental regulations for furniture manufacturers include not only the enterprise-internal environmental protection stipulations but also the means to demonstrate that the wood used stems from legal sources. The implementation of the environmental protection re-quirements at operational level was found to be variable in the two Brazilian regions. Interpretation of the results in a theoretical context The author sought to understand how entrepreneurs and managers in the wood process-ing industry perceive and interpret their own environment; how they make and justify deci-sions. The focus was on the forestry reasoning exhibited by decision makers in furniture manufacturing enterprises. The interpretative approaches followed were: 1. The differentiation of motives for forestry-relevant behaviour displayed by furniture manufacturers; 2. The differentiation of behavioural planes of reference and time horizons; 3. The examination of the extent to which the specific behaviour with respect to the forest resource, as the principal source of the raw material used in the manufac-ture of furniture, corresponds to the general behavioural patterns of decision mak-ers in manufacturing enterprises. On (1) motives for forestry-related behaviour One might enquire as to the perceived urgency of the forestry-related signals that a furni-ture manufacturer receives from his environment: can, as far as the manufacturer is con-cerned, stakeholder groups demand or even force a certain forestry-related behaviour? The case studies suggest that furniture manufacturers perceive and take into consider-ation influences exerted by stakeholder groups external to the product chain. It would ap-pear, however, that the intensity of the perceived demands is rarely so high as to cause a reaction on the part of the manufacturers. Changes in the behaviour of Brazilian manufac-turers did become evident in the study after the introduction of the DOF documentation requiring that they be able to prove the wood they use is sourced legally. Conversely, it can be assumed that furniture manufacturers predominantly perceive forestry-related themes within their environment as signals, which they assess individually on the basis of their own beliefs and either integrate within their strategies or ignore. The type of pre-finished wood product – or combination of materials – used in the manu-facture of a piece of furniture serves to focus the attention of furniture buyers onto the relationship with 'forestry' to a greater or lesser extent, through which the forestry reason-ing of the manufacturers is also influenced. The investigation revealed differences in understanding and in marketing approaches between the manufacturers of furniture made of derived timber products and those of furniture made from solid wood; and in the latter case there was a further distinction between users of tropical and non-tropical tree spe-cies. The manufacturers of solid wood furniture often draw a link between their furniture and nature or the forest. Manufacturers of furniture made with tropical wood emphasise the individuality of unique types of wood stemming from natural forests rich in species. The manufacturers of furniture using non-tropical species, alternatively, accentuate the fact that their wood stems from sustainably managed 'non-tropical' forests. Manufacturers using derived timber products base their 'ecological' arguments on the advantages of the low levels of waste in the production and processing of derived timber products, as a re-sult of which forest resources are used more efficiently. The Brazilian furniture manufacturers are concerned by the uncertainties surrounding the supply of wood. The associated problems are perceived differently by different manufac-turers, even within the two case study regions. In all three study regions the furniture manufacturers involved in the study avowed the use of wood from legitimate sources, and expect risks to their sales if their customers were to have doubts in this regard. At present there is little critical scrutiny of the origins of the wood used in furniture by the consumer, however, and that which exists focuses predominantly on the use of tropical wood. On (2) behavioural planes of reference and time horizons In only very few cases is forest management an activity undertaken by furniture manufac-turers. The forestry-related behaviour of the furniture manufacturers does not involve di-rect participation in forest management operations, but rather in influencing these indi-rectly, or in reacting to the forest issues taken up by other actors. This is expressed in the choice of the materials used in furniture manufacture, and in their procurement; that is, through behaviour linked directly to furniture manufacture. It is also expressed in the communication with stakeholder groups situated in the enterprises' immediate surround-ings and in their macro-environment. Material-oriented behaviour and the relationship with stakeholder groups are not independent issues but may be linked; for example, because in decisions concerning material selection the manufacturer's trust in the supplier and the preferences of the consumers are taken into consideration. In terms of the time horizons of the decisions made by furniture manufacturers, the analy-sis made clear that forestry reasoning plays a subordinate role in their short term perspec-tive, and that other aspects are of greater importance for the enterprises in question (e.g., wood supply for the current production programme and competition). Forestry-related considerations and measures (e.g., the use of alternative pre-finished wood products or the use of certified wood) are afforded greater weighting in the medium to long term. On (3) whether forest rationality reflects general patterns of behaviour Many of the forms of forest rationality of the furniture manufacturers identified in the re-search can be matched to general behavioural patterns of decision makers in commercial enterprises: Legitimacy: The furniture manufacturers from all three regions involved in the study em-phasised that their own forestry-related behaviour complies with the law and is ecologi-cally sound, particularly the choice of pre-finished wood products. They adopted this posi-tion irrespective of their abilities to judge or influence the sources of the raw materials pro-cured. Adaptation: The furniture manufactures react to demands from their environment, such as statutory regulations and controls, criticism from environmental protection associations, requests from customers and altered competition conditions. Such reactions also incorpo-rate their forestry-related behaviour, with avoidance (e.g., avoiding the use of tropical wood) a possible alternative or complementary behaviour. Anticipation: Enterprises develop anticipation strategies in order to prepare in advance for expected future challenges, risks and opportunities. This behaviour was exhibited by furni-ture manufacturers in all three study areas; for example, in their manner of dealing with forest-wood product chain certification and in the testing of new wood types and derived timber products. Innovation: Innovation is a form of manifestation of adaptation and anticipation, but is also a distinct form of behaviour in the case of the manufacturers of solid wood furniture. They have, to a certain extent, aspects of forest management (particularly evident in the case of the furniture manufacturers in SBS that have integrated plantation management as a new area of operations) and the further development of their raw material base firmly in focus from the outset. There are also secondary effects for forestry. This study of the 'forest rationality' of wood processing enterprises shows that furniture manufacturers perceive the strengths and weaknesses associated with forest utilisation in their regions, and that they reflect carefully on forestry-related decisions. The decisions they make depend on the framework conditions within the industry, the behaviour of the associated stakeholder groups, the strategy of the specific enterprise and on the ideals of the owners and managers. They are confronted by the expectations of certain state and private stakeholder groups; expectations that correspond with the concept of sustainable development espoused by Agenda 21. The enterprises included in the case studies re-vealed individual starting points for the achievement of sustainable development in forest-rich regions through the production of furniture. However, the current forestry-related be-haviour of the manufacturers is not comprehensively geared towards sustainability. Rather it is pragmatically selective, tailored to the needs, interests and possible courses of action available to the respective enterprise. The potential for furniture manufacturers to achieve greater value creation in the non-material phases of the production process (marketing, and especially product design) exists. On the basis of neutral sustainability assessments in the wood value creation chain, carried out by recognised forestry certification systems, it is certainly possible for manufacturers of wood furniture to create greater impulses for the development and maintenance of sustainable forestry. Finally, to the theoretical approaches offering a potential explanation considered in the study, namely resource dependence and 'sensemaking.' The connection between the two could already be inferred from Pfeffer (1978). Steimle (2008) revealed the link between the two explicitly, in order to explain theoretically the sustainability behaviour of enter-prises. The author of this study also combined both approaches. The concept of resource dependence was helpful in the analysis of how embedded manufacturers are in their envi-ronment, and in the interpretation of their relationship with certain stakeholder groups. The 'sensemaking' approach rendered it easier to understand the perception by decision mak-ers in the industry of their business environment and their forestry-related behaviour.
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In: https://freidok.uni-freiburg.de/data/175621
In the context of climate change, the destruction and degradation of ecosystems, and many environmental problems and disasters in all parts of the world, environmental discourses such as growth limits, ecological modernization and sustainable development have proliferated (Dryzek 2013). Many governments, as well as international organizations have responded to the growing environmental concerns by adapting and tightening their environmental legislation. In some cases, it has been possible to implement concrete measures on-site and to solve existing problems. However, overall, environmental discourses have had limited impact in achieving tangible action. This is particularly evident in the progressive expansion of industrial- and commodity-based land uses with substantial negative social and ecological impacts, especially those countries in the tropics and subtropics with emerging economies. Why do environmental discourses sometimes translate into policies and sometimes not, and when, and under what conditions, are some then put into practice? This study deals with the problem of "turning words into action" and examines the case study of the Bolivian government under Evo Morales, which explicitly refers to the environmental discourse Buen Vivir ("good living"). The aim is to better understand the challenge of translating words into action to potentially foster the practical relevance of environmental discourses in order to positively influence the social and ecological dimensions of rural development. A discourse is a set of ideas, categorizations and concepts that reflect a particular interpretation of the world. Environmental discourses are discursive constructs that define how we perceive nature, how environmental claims are shaped, and how we deal with environmental problems (Hajer 1995). Dominant environmental discourses are those that translate into normative frameworks after their discursive elements are naturalized, and they ascribe some consensus of meaning. This study focuses on the dominant environmental discourse of Buen Vivir in Bolivia. Buen Vivir has become dominant in Bolivia as an 'alternative to development', and translated into national normative frameworks. Buen Vivir (or 'good living'), is the Spanish reference of the Quechua and Aymara words Sumac Kawsay and Suma Qamaña, respectively (Merino Acuña, 2016a). It promotes a harmonious relationship between humans and nature, in which the well-being of people and the survival of animals, plants, and ecosystems are ensured (Gudynas, 2013). In Bolivia, this discourse gained political attention during the late 1990s and early 2000s, and was adopted in its Constitution in 2009. The study follows three research goals. The first is to determine what makes an environmental discourse dominant. To this end, the study develops a four-dimensional analytical approach: content, actors, strategic practices and context. Using this approach, the study reconstructs the discursive process that led to the dominance of Buen Vivir. The second is to assess the practical relevance of Buen Vivir. This is achieved by determining if and to what extent relevant agricultural policies and socio-environmental manifestations, developing during the Morales administration, are compatible with the principles of Buen Vivir. The third is to explore what influences the practical relevance of dominant environmental discourses by exploring which factors influence the consideration of dominant environmental discourses in decisions of policymakers and land users. This is undertaken by examining subjective perceptions of the two actor groups on the role of a set of factors within three conceptual categories (political hegemony, operational capacity and personal priorities) in influencing policy and land use decisions. Finally, the plausibility of the results of the subjective perceptions is checked by looking at the socio-environmental manifestations and further land use and sectoral policy trends. The analysis showed that all four dimensions examined (content, actors, strategic practices and context) contributed to the dominance of the Buen Vivir discourse. It became clear that dominance resulted from a complex, interactive process that addresses a structural problem of society as a whole (indigenousness) and is part of broader socio-political struggles (decolonization). Concerning the relevance of Buen Vivir for the formulation of sector policies, the analysis showed very different results. For example, Buen Vivir is highly relevant for irrigation and food security policies, of moderate relevance for agricultural reform and agricultural development policies, and has no relevance for energy policies. In this respect, it must be stated that, especially, environmental policy areas were hardly influenced by Buen Vivir. Accordingly, the analyzed indicators of socio-environmental manifestations, such as deforestation and environmental degradation, hardly reflect the principles of Buen Vivir on land-use dynamics. Social aspects, such as smallholders' access to land and resources, staple vs commodity crops, as well as poverty and inequality, on the other hand, partly show greater compatibility with Buen Vivir. Nevertheless, the overall practical relevance of Buen Vivir is rather low. A greater practical relevance of Buen Vivir is necessarily subordinated to influencing factors from the category of political hegemony. In particular, the interests and preferences of the dominant political forces that limit the consideration of the principles of Buen Vivir limit in political decision-making processes. The lack of operational capacity by government agencies also has a negative impact on the implementation of Buen Vivir. In addition, personal preferences of politicians and land users influence the practical relevance of Buen Vivir. The results show that the practical relevance of environmental discourses depends on a complex network of various mutually influencing factors. It is difficult to influence the underlying processes and actors in a targeted manner in order to increase the practical relevance of eligible discourses. Nevertheless, it appears possible to identify opportunities for time and actor-suitable stimuli based on precise observation and analysis of socio-political processes and their actors. Moreover, the strengthening of advocacy coalitions is particularly effective in order to achieve political leverage. Relevant social groups, organizations and authorities can also be strengthened, for example through improved access to knowledge, resources and networks, as well as support in communication and the opportunities for political participation. Such supportive measures are particularly promising if a structuring problem for society as a whole exists or can be found that affects all four dimensions of the discourse. ; Im Kontext von Klimawandel, der Zerstörung und Degradierung von Ökosystem, und vieler Umweltproblem und -katastrophen in allen Teilen der Welt, haben sich kritische Umweltdiskurse zu Wachstumsgrenzen, ökologischer Modernisierung und nachhaltiger Entwicklung weiter etabliert (Dryzek 2013). Viele Regierungen und auch die internationale Gemeinschaft haben reagiert und damit begonnen, ihre Umweltgesetzgebungen anzupassen und zu verschärfen. In manchen Fällen ist es gelungen, konkrete Maßnahmen vor Ort umzusetzen, und Probleme zumindest punktuell zu lösen. Jedoch sind insgesamt den Umweltdiskursen nur unzureichend Taten gefolgt. Dies zeigt sich insbesondere auch in einer weitestgehend ungebremst voranschreitenden Landnutzungsdynamik mit ihren massiven negativen sozialen und ökologischen vor allem in den wirtschaftlich weniger entwickelten Ländern der Tropen und Subtropen. Warum aber werden Umweltdiskurse manchmal in Politiken umgesetzt, und manchmal nicht, und wann und unter welchen Bedingungen werden diese dann auch in die Praxis umgesetzt? Diese Studie beschäftigt sich mit diesem Problem des "Umsetzens von Worten in Taten" und untersucht dazu das Fallbeispiel der bolivianischen Regierung unter Evo Morales, die sich explizit auf den Umweltdiskurs Buen Vivir bezieht. Dadurch sollen die Herausforderung Worte in Taten umzusetzen besser verstanden werden, um letztendlich abschätzen, ob und wie es möglich sein könnte, die praktische Relevanz von Umweltdiskursen zu fördern, um die soziale und ökologische Dimension von ländlicher Entwicklung positive zu beeinflussen. Diskurse bestehen aus einer Folge von Ideen, Kategorisierungen und Konzepten, die eine bestimmte Interpretation der Welt widerspiegeln. Umweltdiskurse sind diskursive Konstrukte, die definieren, wie wir die Natur wahrnehmen, wie Umweltansprüche geformt werden und wie wir mit Umweltproblemen umgehen (Hajer 1995). Dominante Diskurse sind diejenigen, die sich nach der Naturalisation ihrer diskursiven Elemente in normative Rahmenbedingungen übersetzen lassen und eine Art Bedeutungskonsens zuschreiben. Diese Studie beschäftigt sich mit dem dominanten Umweltdiskurs des Buen Vivir im Kontext Boliviens. Buen Vivir (frei übersetzt "gutes Leben") stellt einen Diskurs zu einem alternativen Entwicklungsmodell dar und findet sich in Bolivien in wichtigen nationale Rahmengesetzen wieder. Buen Vivir ist die spanische Referenz der Quechua- und Aymara-Wörter Sumac Kawsay und Suma Qamaña (Merino Acuña 2016b). Buen Vivir zielt auf eine harmonische Beziehung zwischen Mensch und Natur ab, in der das Wohlergehen der Menschen und das Überleben von Tieren, Pflanzen und Ökosystemen gewährleistet ist (Gudynas 2013). In Bolivien erlangte dieser Diskurs in den späten 1990er politische Aufmerksamkeit und wurde 2009 in die Verfassung aufgenommen. Die Studie folgt drei Forschungszielen: Das erste Ziel besteht darin, herauszufinden, was Umweltdiskurse dominant macht. Die Studie entwickelt dazu einen analytischen Ansatz mit den vier Dimension: Inhalt, Akteur, strategische Praktiken und Kontexte, und rekonstruiert auf dieser Grundlage den diskursiven Prozess, der zur Dominanz von Buen Vivir geführt hat. In einem zweiten Schritt wird die praktische Relevanz von Buen Vivir bewertet, in dem festgestellt wird, inwieweit relevante Agrarpolitiken und sozio-ökologische Dynamiken während der Präsidentschaft von Evo Morales mit den Prinzipien von Buen Vivir kompatible sind. Schließlich wird untersucht, welche Faktoren Politiker und Landnutzer beeinflussen, dominante Umweltdiskurse in ihren Entscheidungen zu berücksichtigen. Dazu werden Repräsentanten relevanter Akteursgruppen befragt, um ihre subjektiven Wahrnehmung zur Bedeutung von Einflussfaktoren aus drei konzeptionellen Kategorien, politische Hegemonie, operative Kapazität, und persönliche Prioritäten) abzuschätzen. Abschließend wird die Plausibilität der erzielten Ergebnisse geprüft, in dem sie mit den tatsächlichen Dynamiken in Politik und Landnutzung konfrontiert werden. Die Analyse zeigte, dass alle vier untersuchten Dimensionen (Inhalt, Akteure, strategische Praktiken und Kontext) zur politischen Relevanz von Buen Vivir beigetragen haben. Es wurde deutlich, dass dieser Relevanz ein hochkomplexer, interaktiver Prozess zu Grunde lag, der auf ein strukturierendes gesamtgesellschaftliches Problem (Indigenität) thematisiert, und Teil umfassenderer gesellschaftspolitischer Kämpfe (Entkolonialisierung) ist. In Bezug auf die Relevanz von Buen Vivir für die Formulierung von Sektorpolitiken zeigte die Analyse sehr unterschiedliche Ergebnisse. So hat Buen Vivir für Bewässerungs- und Ernährungssicherheitspolitiken eine hohe Relevanz, für Politiken der Agrarreform und der landwirtschaftlichen Entwicklung nur eine mäßige, und für Energiepolitiken überhaupt keine Relevanz. Insofern muss festgestellt werden, dass gerade umweltrelevante Politikfelder kaum von Buen Vivir beeinflusst wurden. Entsprechend spiegeln auch die analysierten Umweltindikatoren, wie zum Beispiel Entwaldung und Umweltdegradierung, zur Landnutzungsdynamik die Prinzipien von Buen Vivir kaum wieder. Soziale Aspekte, wie der Zugang von Kleinbauern zu Land und Ressourcen, Grundnahrungsmitteln und Rohstoffen sowie Armut und Ungleichheit, dagegen zeigen zum Teil eine höhere Kompatibilität mit Buen Vivir. Dennoch ist die praktische Relevanz von Buen Vivir insgesamt eher gering. Eine höhere praktische Relevanz von Buen Vivir stehen vor allem Einflussfaktoren aus der Kategorie der politischen Hegemonie entgegen. Insbesondere beschränken Interessen und Präferenzen der dominierenden politischen Kräfte die den Prinzipien von Buen Vivir entgegenstehen, dessen stärkere Berücksichtigung in politischen Entscheidungsprozessen. Auch fehlende operationale Kapazitäten von Regierungsstellen wirken sich negativ auf die Umsetzung von Buen Vivir aus. Schließlich beeinflussen persönliche Präferenzen von Politikern und Landnutzern die praktische Relevanz von Buen Vivir. Die Ergebnisse zeigen, dass die praktische Relevanz von Umweltdiskursen von einem komplexen Geflecht verschiedenster sich gegenseitig beeinflussender Faktoren abhängt. Es ist schwierig die dahinterstehenden Prozesse und Akteure gezielt zu beeinflussen, um die praktische Relevanz förderungswürdiger Diskurse zu erhöhen. Es erscheint dennoch möglich, auf der Grundlage einer genauen Beobachtung und Analyse der gesellschaftspolitischen Prozesse und deren Akteure, Möglichkeiten für zeit- und akteursoptimierte Stimuli zu identifizieren. Besonders effektiv ist dabei die Stärkung von Interessenvertretungskoalitionen, um politische Hebelwirkung zu erzielen. Auch können relevante soziale Gruppen, Organisationen und Behörden gestärkt werden, etwa durch verbesserten Zugang zu Wissen, Ressourcen und Netzwerken, sowie die Unterstützung bei Kommunikation und den Möglichkeiten politischer Partizipation. Vielversprechend sind solche unterstützenden Maßnahmen vor allen dann, wenn ein strukturierendes gesamtgesellschaftliches Problem existiert bzw. gefunden werden kann, dass in alle vier Dimension des Diskurses wirkt.
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In der vorliegenden Arbeit wurde retrospektiv auf Grundlage der Sektionsprotokolle der Jahrgänge 1975 und 2015 aus dem Institut für Rechtsmedizin Hamburg bezüglich Sektionsdatum, Geschlecht, Alter, Größe, Gewicht, Todesursache und Todesart geprüft, wie sich das Sektionswesen in den vergangenen 40 Jahren entwickelt hat und ob aufgrund von gesellschaftlichen, wissenschaftlichen und demografischen Veränderungen in Deutschland im Laufe der letzten 40 Jahre ein Panoramawandel stattgefunden hat. Zudem wurden besondere Identifikationsmerkmale der Leichen und der Einsatz des CT im Jahr 2015 erfasst. Die Obduktionsrate ist in den letzten 40 Jahren um 17 % zurückgegangen. So wurden n = 1512 Sektionen im Jahr 1975 durchgeführt, während es 2015 nur n = 1267 waren. Im Hinblick auf die Geschlechterverteilung sind sowohl 1975 als auch 2015 doppelt so viele männliche wie weibliche Fälle im Gegensatz zu der offiziellen Todesursachenstatistik, in der ein ausgeglichenes Verhältnis vorliegt, zu verzeichnen. Hinsichtlich der Altersverteilung ist festzustellen, dass aufgrund der demografischen Verschiebung und der sich stetig verbessernden Lebensqualität durch ständige wissenschaftliche und medizinische Erkenntnisse das Durchschnittsalter in den letzten Jahrzehnten in Deutschland angestiegen ist. Diese Erkenntnis deckt sich mit dem ermittelten Durchschnittsalter des untersuchten Sektionsguts der Jahre 1975 und 2015. So ist das Durchschnittsalter des Sektionsguts von 51,6 Jahren im Jahr 1975 in mehr als 10 Jahren auf 62,57 Jahre im Jahr 2015 angestiegen. Gleichzeitig wurden im Jahr 2015 viermal mehr Fälle von über 90-Jährigen als 1975 erfasst. Im Hinblick auf die jahreszeitliche Verteilung ist sowohl 1975 als auch 2015 keine Auffälligkeit zu erkennen. Mithilfe der erhobenen Daten wird ersichtlich, dass sich das Verhältnis der Sektionsart in den letzten 40 Jahren gewandelt hat. Während es sich im Jahr 1975 um 70 % Verwaltungssektionen, 28 % gerichtliche Sektionen und 2 % berufsgenossenschaftliche Sektionen handelte, waren es 2015 nur noch 19 % Verwaltungssektionen, 74 % gerichtliche Sektionen und 7 % berufsgenossenschaftliche Sektionen. Diese Veränderung des Sektionstyps liegt vor allem an dem sich ändernden Aufgabenspektrum eines rechtsmedizinischen Instituts in den letzten Jahrzehnten. Dies zeigt sich insbesondere an dem Anstieg der Sektionen im Auftrag von Berufsgenossenschaften um fast das Dreifache in den vergangenen 40 Jahren aufgrund der Erkenntnis über den gesundheitsschädigenden Einfluss von Asbest bei Berufen, die direkt bzw. indirekt einer Asbestbelastung ausgesetzt waren. Die Veränderung des rechtsmedizinischen Aufgabenspektrums spiegelt sich auch im Verhältnis der festgestellten Todesart wider. . So wurden 1975 43 % (n = 654) natürliche, 47 % (n = 717) nicht natürliche, 5 % (n = 64) Verdachtsfälle und 5 % (n = 77) unklare Todesfälle erfasst, während es sich 2015 154 um 59 % (n = 752) natürliche, 34 % (n = 433) nicht natürliche, 3 % (n = 26) Verdachtsfälle und 4 % (n = 56) unklare Todesfälle handelte. Im Hinblick auf die natürlichen Todesfälle ist festzustellen, dass sowohl 1975 als auch 2015 der Tod aufgrund einer Herz-Kreislauf-Erkrankung mit Abstand die größte Gruppe von natürlichen Todesursachen darstellt. Dazu zählen z. B. Todesursachen wie die koronare Herzkrankheit, der Herzinfarkt, eine Kombination aus verschiedenen Faktoren oder Herzrhythmusstörungen. Es folgen sowohl 1975 als auch 2015 die respiratorischen Todesursachen, zu denen z. B. die Pneumonie, eine Lungenembolie oder die Folgen eines Bronchialkarzinoms zählen. Zudem wurde mithilfe der Berechnung des Body-Maß-Indexes geprüft und bestätigt, dass Menschen mit Übergewicht einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind, plötzlich aufgrund ihrer Lebensweise zu versterben. Einen Sonderfall der erfassten natürlichen Todesfälle stellen die plötzlichen Todesfälle von Kleinkindern dar, dessen Ursachen bis heute unter Wissenschaftlern diskutiert wird. Es ist ein Rückgang der plötzlichen Kindstodesfälle von n = 43 Fällen im Jahr 1975 auf n = 27 im Jahr 2015 zu verzeichnen. Dies entspricht einem Rückgang von 37 %. Bei Betrachtung der erfassten nicht natürlichen Todesfälle im Jahr 1975 im Vergleich zu 2015 ist ein erheblicher Wandel in den letzten 40 Jahren festzustellen. 1975 stellen die Suizide die größte Gruppe der nicht natürlichen Todesfälle mit 39,3 % (n = 280) dar, gefolgt von Verkehrsunfällen (n = 199, 27,9 %), Unfällen (n = 128, 17,9 %), Tötungsdelikten (n = 78, 10,9 %) und ärztlichem Fehlverhalten (n = 2, 0,3 %), während 2015 das ärztliche Fehlverhalten mit 33,6 % (n = 142) die größte Gruppe der nicht natürlichen Todesumstände darstellt, gefolgt von Unfällen (n = 101, 23,7 %), Suiziden (n = 61, 14,3 %), Verkehrsunfällen (n = 58, 13,6 %) und Tötungsdelikten (n = 28, 6,6 %). Insbesondere der Rückgang der tödlichen Verkehrsunfälle um 70,8 % zeigt, dass durch Fortschritte in der Fahrsicherheit wie die Einführung des Sicherheitsgurts und des Airbags eine erhebliche Reduzierung der Verkehrsunfälle möglich ist. Gleichzeitig zeigt der enorme Anstieg der Sektionen mit Verdacht auf ärztliches Fehlverhalten von nur n = 2 Fällen im Jahr 1975 auf n = 142 im Jahr 2015, dass sich durch das steigende Gesundheitsbewusstsein bei Patienten und Angehörigen und die stetig fortschreitenden wissenschaftlichen Entwicklungen im Bereich der Medizin und den Anspruch der Patienten auf eine erhöhte Heilungschance, aber gleichzeitig mit zunehmenden Problemen im Hinblick auf Krankenhaushygiene durch die Zunahme der Resistenzen bei Antibiotika durch multiresistente Keime wie MRSA, ein erheblicher Wandel im Aufgabenspektrum der rechtsmedizinischen Institute vollzogen hat. Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen einen erheblichen Wandel des Sektionswesens im Institut für Rechtsmedizin Hamburg in den letzten 40 Jahren, was weitgehend mit anderen Arbeiten, die sich mit einer ähnlichen Thematik befasst haben, übereinstimmen. Jedoch wird durch den Rückgang der Obduktionsrate und den Wandel des rechtsmedizinischen Aufgabenbereiches deutlich, dass es von grundlegender Bedeutung ist, auf politischer Ebene Gesetzesänderungen vorzunehmen, um die Obduktionsrate zu steigern und so die Dunkelziffer der potenziell nicht natürlichen Todesfälle, die ärztliches Fehlverhalten, Unfälle, Suizide, und Tötungsdelikte darstellen, reduzieren zu können. ; This dissertation has been performed retrospectively on the basis of autopsy protocols dated 1975 and 2015 from the Department of Forensic Medicine Hamburg, whereby the autopsy date, sex, age, height, weight, cause of death and type of death and behavior of the deceased over the past 40 years are all factors that have been examined. Furthermore, this dissertation has taken into account the social, scientific and demographic developments in Germany over the last 40 years, in order to assess any contributory impact. In addition, special identifying features of the bodies, and the introduction of CT scanning in 2015 have been considered. The autopsy rate has dropped by 17% over the last 40 years. So n=1512 autopsies were performed in 1975, while in 2015 only n=1267 were recorded. In terms of gender distribution, both in 1975 and 2015, it is evident that there are twice as many male cases as there are female. This is in antithesis to the official cause of death statistics, where a more uniform correlation of gender can be observed. With regard to age distribution, it can be concluded, that due to a shift in the demographic situation as well as a steadily improving quality of life, which can be attributed to the fast-paced developmental nature of science and medicine, the average life expectancy in Germany has risen in recent decades. This finding is corroborated by the mean age of the deceased examined during the years 1975 and 2015. For example, the average age of the deceased examined in 1975 increased from 51.6 years of age by more than 10 years to 62 years in 2015. At the same time, more cases involving individuals over the age of 90 were recorded in 2015 than in 1975. Regarding the seasonal distribution in both 1975 and 2015, no discrepancies can be observed. The data collected show that the types of autopsies have transformed in the last 40 years. Whilst 70% of the cases examined in 1975 were scientific autopsies, 28% were forensic autopsies and 2% occupational-related autopsies, in 2015 there were only 19% scientific autopsies, 74% forensic autopsies and 7% occupational-related autopsies documented. This variation in the type of autopsy can arguably be ascribed to the altering range and nature of tasks of a forensic institute in recent decades. This is particularly evident in the rise of autopsies conducted on behalf of professional associations, which have almost tripled over the past 40 years, due to the recognition of the harmful effects of asbestos on occupations directly or indirectly exposed. The change in forensic landscape is also reflected in the relationship between the types of death observed. For example, in 1975, 43% (n=654) natural deaths, 47% (n=717) unnatural deaths, 5% (n = 64) suspected cases and 5% (n = 77) unclear deaths were recorded. In contrast, 2015 noted 59% (n=752) natural deaths, 34% (n=433) unnatural deaths, 3% (n=26) suspected cases and 4% (n=56) unclear deaths. 156 In terms of natural deaths, both in 1975 and 2015, death due to cardiovascular disease is by far the largest observed group of natural death causes. This includes coronary heart disease, myocardial infarction or a combination of various factors or cardiac arrhythmias. Both 1975 and 2015 marked prevalence in respiratory causes of death, such as pneumonia, pulmonary embolism or the consequences of bronchial carcinoma. In addition to this, the introduction of the Body Measurement Index (BMI), enabled a substantiation of the hypothesis that lifestyle choices can play a pivotal role and confirmed that obesity can lead to an increased risk of death. It is also relevant to note the special category of recorded natural deaths, namely that of Sudden Infant Death Syndrome (SIDS), which still is a heatedly debated topic amongst scientists. Statistics show that there is a decrease in sudden death in childhood cases from n=43 cases in 1975 to n=27 in 2015, namely a 37% observed decrease. When examining recorded unnatural deaths in 1975 compared to 2015, there has been a significant all-encompassing change over the last 40 years. In 1975, suicides represent the largest group of unnatural deaths, with 39.3% (n=280), followed by traffic incidents (n=199, 27.9%), accidents (n=128, 17.9%), negligence (n=78, 10.9%) and medical negligence (n=2, 0.3%). Interestingly in 2015 medical negligence constitutes the largest contributor to unnatural deaths at 33.6% (n=142), followed by accidents (n=101, 23.7%), suicides (n = 61, 14.3%), traffic accidents (n = 58, 13.6%) and homicides (n=28, 6.6%). In particular, the 70.8% drop in fatal traffic accidents demonstrates that advances in driving safety have been made, such as the introduction of the seatbelt and the airbag. These have been crucial in ensuring the reduction of traffic-related incidents. Concurrently, the considerable increase in suspected medical negligence, from only n=2 cases in 1975 to n=142 in 2015, shows that there has been a significant change in the range of tasks of forensic institutes due to increased health awareness among patients and relatives, and the ever-advancing scientific developments in the field of medicine. This inevitably leads to an increased possibility of recovery, however it simultaneously incorporates the growing concern of hospital hygiene, as well as the increase in resistance to antibiotics by multiresistent germs as by MRSA. The conclusion of this dissertation is, that the Department of Legal Medicine Hamburg has undergone a multitude of structural changes in the last 40 years. This upholds, to a large extent, the findings of other academic findings, touching upon a similar issue. However, the decline in the rate of autopsies, and the transformation that the field of forensic medicine has undergone, make clear that it is instead essential to make policy changes at the political level, and to increase the number of autopsies. It is only in this manner that the unreported death toll, medical malpractice, accidents, suicides, and homicides can be combated and we will be able to witness a decline in such statistics.
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Mentre i corsi di musicoterapia raramente si occupano dei punti più avanzati di politica sociale, una conoscenza di base sul funzionamento di questo sistema di governance può essere estremamente utile per coloro che desiderano massimizzare la loro presenza e l'impatto in un determinato campo. Assumendo un approccio ecologico, questo articolo mostra come la musicoterapia in quanto disciplina pratica può essere collocata nelle strutture della politica. Inoltre, illustra come la comprensione di queste strutture può aiutare professionisti e ricercatori a capitalizzare le opportunità che offrono, e aggirare le barriere che impongono. Esso lo fa fornendo uno sfondo di approccio al modello ecologico, e discutendo come questo approccio possa essere utile per pensare alla relazione tra musicoterapia e politiche sociali. Quindi, utilizza la politica intorno alla musica nelle scuole australiane come esempio certo per capire in che modo tale situazione possa aiutare la musicoterapia a soddisfare gli obiettivi politici fondamentali, sia a livello nazionale che locali. Si spera che una maggiore consapevolezza e un esempio di come possa essere applicata, consentirà ai musicoterapisti di conoscere le politiche nei loro settori specifici, nonché capitalizzare le opportunità che offrono. ; While music therapy courses rarely cover the finer points of social policy, a basic knowledge of how this system of governance works can be highly beneficial for those wanting to maximise their presence and impact in a given field. Taking an ecological approach, this article presents how music therapy as a discipline and practise can be seen as located within a structure of policy. Further, it illustrates how understanding this structure can help practitioners and researchers capitalise on the opportunities they provide, and work around the barriers they impose. It does this by providing a background of the ecological model approach, and discussing how this approach can be useful for thinking about the relationship between music therapy and social policy. It then uses the policy situation surrounding music in Australian schools to give a grounded example of how understanding this situation can help position music therapy to meet key policy goals at national and localised levels. It is hoped that increased awareness, and an example of how it can be applied, will empower music therapists to learn about policies in their specific areas, and capitalise on the opportunities they provide. ; 音楽療法のコースで社会政策の細かい視点が教えられることはめったにない。しかしこうした統治的な仕事のシステムについて基本的な知識を持つことは、ある場所における音楽療法士の存在感と影響力を最大化したいと願う者にとって、非常に有益であり得る。この論文では、生態学的なアプローチを用いて、学問領域及び実践としての音楽療法を政策構造の中で位置づけたときどのように見ることができるのかについて提示する。さらに、この構造を理解することで、実践者や研究者が自分たちの提供する場(機会)を資本化し、立ちはだかる障壁に対処するための助けとできる例を示す。この部分では、生態学的モデルアプローチの背景を明らかにし、このアプローチが音楽療法と社会政策の間の関係を考えるにあたっていかに役立つかを討議することで論を展開する。次に、オーストラリアの学校において音楽を取り巻く政策状況を用い、こうした状況を理解することが、音楽療法と国及び地域レベルの重要政策目標とを一致させるのにいかに助けになるかという基本的な実例を示す。こうしたことへの気づきが高められ、またそれがどのように応用されるかの例が示されることで、音楽療法士たちが特定の地域の政策について学び、彼らの提供する場(機会)を資本化する一助となることが望まれる。 ; Während die Musiktherapieausbildung selten die Feinheiten der Sozialpolitik abdeckt, können Grundkenntnisse, wie dieses Governance-System funktioniert, sehr nützlich für diejenigen sein, die ihre Präsenz und Bedeutung in einem bestimmten Bereich maximieren wollen. Mit einem ökologischen Ansatz präsentiert dieser Artikel, wie Musiktherapie als Disziplin und Praxis in der Politik ist. Ferner wird aufgezeigt, wie das Verständnis dieser Strukturen den Praktikern und Forschern helfen kann von den Möglichkeiten, die sie bieten zu profitieren, und um die Hindernisse die sie auferlegen herum zu arbeiten. Der Hintergrund des ökologischen Modellansatzes wird gegeben und es wird diskutiert, wie dieser Ansatz sinnvoll für das Nachdenken über die Beziehung zwischen Musiktherapie und Sozialpolitik sein kann. Die politische Situation um Musik in australischen Schulen wird benutzt, um ein Beispiel dafür zu bieten, wie das Verständnis dieser Situation der Stellung der Musiktherapie helfen kann den wichtigsten politischen Ziele auf nationaler und lokalen Ebenen gerecht zu werden. Es wird gehofft, dass größeres Bewusstsein und ein Beispiel dafür, wie selbiges angewendet werden kann, Musiktherapeuten dazu befähigt über die Politik in ihren spezifischen Bereichen zu lernen und von Möglichkeiten, die geboten werden, zu profitieren. ; Alors que les cours de musicothérapie couvrent rarement les subtilités de la politique sociale, une connaissance de base de la façon dont ce système de gouvernance fonctionne peut être très bénéfique pour ceux qui veulent maximiser leur présence et l'impact dans un domaine donné. Adopter une approche écologique, cet article présente comment la thérapie de la musique en tant que discipline et la pratique peut être considérée comme située au sein des structures de la politique. En outre, il montre comment la compréhension de ces structures peut aider les praticiens et les chercheurs capitaliser sur les opportunités qu'ils offrent, et de contourner les obstacles qu'ils imposent. Elle le fait en fournissant un fond de l'approche modèle écologique, et de discuter de la façon dont cette approche peut être utile pour la réflexion sur la relation entre la musicothérapie et la politique sociale. Il utilise ensuite la situation de la politique entourant la musique dans les écoles australiennes pour donner un exemple de la façon dont la terre comprendre cette situation peut aider à la thérapie de musique de position pour atteindre les objectifs politiques clés aux niveaux national et localisées. Il est à espérer que l'augmentation de la sensibilisation, et un exemple de la façon dont elle peut être appliquée, permettra aux musicothérapeutes en apprendre davantage sur les politiques dans leurs domaines spécifiques, et de capitaliser sur les possibilités qu'elles offrent. ; En general, en los cursos de musicoterapia no son tenidos en cuenta aspectos sutiles relacionados con políticas sociales. Tener un conocimiento básico de cómo funciona el sistema de políticas sociales puede ser altamente beneficioso para aquellos que deseen maximizar su presencia e impactar en un campo determinado. Este artículo presenta, desde un abordaje ecológico, cómo la musicoterapia como disciplina y como práctica puede ser vista como parte de estas políticas. Más allá aún, ilustra cómo el comprender estas estructuras puede ayudar a profesionales e investigadores musicoterapeutas a capitalizar las oportunidades que estas políticas brindan, y trabajar sobre las barreras que imponen. El artículo brinda información sobre el modelo ecológico, y refiere cómo este abordaje puede ser útil para pensar la relación entre musicoterapia y políticas sociales. Nos muestra el funcionamiento de estas políticas en las escuelas australianas, con un ejemplo concreto de cómo la comprensión de esta situación puede ayudar a posicionar la musicoterapia, resonando con objetivos políticos claves, tanto a nivel local como nacional. Es deseable que, al adquirir mayor conciencia y al examinar un ejemplo de cómo esto se puede aplicar, los musicoterapeutas deseen conocer sobre las políticas en su área específica, y así capitalizar las oportunidades que éstas ofrecen. ; Enquanto a formação em musicoterapia raramente cobre os pontos mais sensíveis da política social, um conhecimento básico de como esse sistema de governo funciona pode ser muito beneficial para aqueles que desejam maximizar a sua presença e impacto em um dado campo. A partir de uma abordagem ecológica, esse artigo apresenta como a musicoterapia enquanto disciplina e prática pode ser vista dentro das estruturas da política. Além disso, ele ilustra como a compreensão dessas estruturas pode auxiliar clínicos e pesquisadores a usufruir nas oportunidades oferecidas, e contornar as barreiras impostas. É oferecido um contexto da abordagem do modelo ecológico e discutido como essa abordagem pode ser útil para refletir sobre a relação entre musicoterapia e política social. Assim, o artigo utiliza a situação política da música nas escolas australianas para oferecer um exemplo concreto de como o entendimento dessa situação pode auxiliar a posicionar a musicoterapia para atingir objetivos da política em níveis nacional e local. Espera-se que uma ampliação de conscientização e um exemplo de como isso pode ser aplicado possa incentivar musicoterapeutas a aprender sobre políticas em suas áreas específicas, e usufruir das oportunidades que estas oferecem.
BASE
Die Planung geeigneter Maßnahmen zu Verminderung des Bodenabtrags ist gebunden an eine möglichst präzise Ermittlung von Erosions- und Depositionsflächen, die Lokalisierung des Oberflächenabflusses und die Erfassung möglicher Eintrittspunkte des erodierten Bodens in Fließ- und Stillgewässer (siehe auch DUTTMANN 1999). Dazu stehen verschiedene Instrumente zur Verfügung. Neben den klassischen Methoden wie Kartierungen von Erosionsformen sowie deren Verteilung oder Messungen zur Quantifizierung von Bodenab- und aufträgen kommt der Anwendung von Modellen eine deutlich steigende Bedeutung zu. Dazu stehen einerseits empirische Modelle und andererseits prozessorientierte physikalisch basierte Modelle zur Verfügung. Bedingt durch den damit verbundenen Aufwand wurde bisher auf einen Einsatz dieser Modelle im Rahmen der planerischen Praxis weitgehend verzichtet. Mit der Anwendung des physikalisch basierten Erosionsmodells EROSION 3D wurde die Anwendbarkeit des Modells als Instrument in der Planungspraxis untersucht. Dazu wurde geprüft, ob der Ist-Zustand der Flächen dargestellt und die Planung von Maßnahmen präzisiert und objektiviert wurden kann. Diese Zielstellung wurde an drei, in verschiedenen Regionen Sachsens gelegenen Fallbeispielen mit verschiedenen planerischen Zielstellungen untersucht. Alle Untersuchungsgebiete befinden sich in überwiegend agrarisch geprägten Landschaften, da mit dem gewählten Modell vorrangig erosive Prozesse auf ackerbaulich genutzten Standorten dargestellt werden. Das erste Fallbeispiel untersucht, inwieweit die Funktion des Bodens als Archiv der Natur- und Kulturgeschichte auf Ackerflächen gewährleistet wurde und welche Maßnahmen zum Schutz dieser Bodenfunktion beitragen können. Archäologische Bodendenkmäler auf landwirtschaftlich genutzten Flächen unterliegen durch die deutliche Intensivierung der landwirtschaftlichen Bodenbearbeitung einer zunehmenden Gefährdung. Als Vorgehensweise wurde hier zuerst die graduelle Gefährdung der archäologischen Bodendenkmäler auf mesoskaliger Ebene bestimmt. Dazu erfolgt die Ermittlung der potentiellen Erosionsgefährdung. Anschließend für mehrere Hot-Spot-Flächen auf der Ebene des Kleineinzugsgebietes (chorische Ebene) eine hochaufgelöste Prüfung des derzeitigen Zustandes der Flächen und die Ableitung und Prüfung von Schutzmaßnahmen unter der Annahme von mehreren Landschaftsszenarien durchgeführt. Das zweite Fallbeispiel betrachtet den Einsatz des Erosionsmodells im Rahmen des Artenschutzes am Beispiel der Flussperlmuschel (Margaritifera margaritifera). Die Flussperlmuscheln sind durch Sediment- und Stoffeinträge in Fließgewässer extrem in ihrem Bestand gefährdet. Mit Hilfe der Modellierungsszenarien wurde untersucht, ob Stoffeintragspfade aus landwirtschaftlich genutzten Flächen und Sedimentübertrittspunkte in Gewässer nachvollziehbar ermittelt werden. Die Erwartung wurde durch den Modelleinsatz bestätigt. Auf Basis des Ist-Zustandes wurden anschließend Maßnahmenvorschläge erarbeitet, die zur Minimierung der Gewässereutrophierung und damit zum Schutz der Flussperlmuschel beitragen. Fallbeispiel 3 untersucht im Untersuchungsgebiet Baderitzer Stausee vorliegende umweltrelevante Planungen hinsichtlich ihrer Aussagen zum Erosionsschutz und den möglichen Einsatz von Erosionsmodellierungen auf dieser Planungsebene. Dazu wurde für dieses Fallbeispiel ein optimiertes Szenario mit der Fokussierung auf den Erosionsschutz entwickelt. Zusammenfassend wird festgestellt, dass das Modell EROSION 3D den unterschiedlichen Planungsansprüchen der drei ausgewählten Fallbeispiele gerecht werden konnte und ein weiterer Einsatz des Modells im Rahmen umweltrelevanter Maßnahmen sehr gut vorstellbar ist. Dazu bedarf es neben der noch zu beantwortenden Frage nach dem Finanzierungskonzept vor allem der Mitarbeit und kompetenten Beratung der Entscheidungsträger durch die Planer und Planerinnen.:INHALTSVERZEICHNIS ABBILDUNGSVERZEICHNIS TABELLENVERZEICHNIS ABKÜRZUNGEN UND SYMBOLE 1 Einleitung 1 1.1 Motivation 1 1.2 Ziel 3 1.3 Vorgehensweise 4 2 Stand des Wissens 5 2.1 Bodenerosion 5 2.1.1 Nutzungsbedingte Erosion 6 2.1.2 Erosionsschäden 8 2.1.3 Erosionsschutz 9 2.2 Umweltziele, Umweltqualitätsziele und Umwelthandlungsziele des Erosionsschutzes 13 2.2.1 Allgemeine Grundlagen 13 2.2.2 Situation des Erosionsschutzes 15 2.3 Rechtliche Grundlagen des Erosionsschutzes 19 2.3.1 Weltweit 19 2.3.2 Europäische Union (EU) 21 2.3.3 Bundesebene 22 2.3.4 Länderebene am Beispiel des Freistaates Sachsen 26 2.4 Landschaftsbezogene Planungen - Umsetzungsinstrumente des Erosionsschutzes? 28 2.4.1 Einordnung der Landschaftsplanung im Planungssystem 28 2.4.2 Planungsrecht und räumliche Planungssysteme 28 2.4.3 Raumordnung 28 2.4.4 Landschaftsplanung 29 2.4.5 Weitere Planungsinstrumente 31 2.4.6 Landwirtschaftliche Fachplanungen 32 2.5 Bisherige planerische Ansätze zur Erosionsminderung 33 2.5.1 Kriterien zur Ackerschlaggestaltung 33 2.5.2 Sächsischer Leitfaden Bodenschutz bei Planungs- und Genehmigungsverfahren 33 2.5.3 Aktuelle sächsische, deutsche und europäische Förderprogramme 33 2.5.4 Standards zum Erosionsschutz unter Cross Compliance ab dem 01. Juli 2010 35 3 Methodik 36 3.1 Vorgehensweise 36 3.1.1 Fallbeispiel 1 – Erosionsbedingte Gefährdung archäologischer Denkmalflächen 38 3.1.2 Fallbeispiel 2 - Arten- und Gewässerschutz am Beispiel der Flussperlmuschel 39 3.1.3 Fallbeispiel 3 – Optimierung landschaftsgliedernder Strukturen 40 3.2 Erosionsmodellierung 42 3.2.1 Stand der Wissenschaft 42 3.2.2 Auswahlkriterien der Modellanwendung 43 3.2.3 EROSION 3D 45 3.3 Daten- und Informationsgrundlagen 49 3.3.1 Landnutzungsparameter 49 3.3.2 Bodendaten 50 3.3.3 Ableitung des Landnutzungs- und Bodendatensatzes 51 3.3.4 Geländehöhen/ Geländemodell 51 3.3.5 Niederschlagsdaten 52 3.4 Experimentelle Parameterbestimmung 55 3.4.1 Feldarbeiten 55 3.4.2 Laborarbeiten 55 4 Ergebnisse 56 4.1 Fallbeispiel 1 – Schutz archäologischer Denkmalflächen 56 4.1.1 Beschreibung des Untersuchungsgebietes 57 4.1.2 Erosionsgefährdung des Gesamtgebietes - Übersichtsmodellierung 62 4.1.3 Erosionsgefährdung der Hotspotflächen 67 4.2 Fallbeispiel 2 – Artenschutzschwerpunkt Flussperlmuschel 92 4.2.1 Beschreibung der Untersuchungsgebiete 93 4.2.2 Gefährdungsursachen 97 4.2.3 Ergebnisse 99 4.2.4 Lokalisierung und Quantifizierung von Eintragspfaden und Übertrittspunkten 108 4.3 Fallbeispiel 3 – Optimierung landschaftsgliedernder Strukturen im Einzugsgebiet Stausee Baderitz 113 4.3.1 Beschreibung des Untersuchungsgebietes 113 4.3.2 Vorgehensweise 116 4.3.3 Ergebnisse der Modellierungsszenarien 125 5 Diskussion und Schlussfolgerungen 136 5.1 Fallbeispiel 1 136 5.1.1 Übersichtsmodellierung 136 5.1.2 Hot-Spot-Szenarien 136 5.1.3 Schlussfolgerungen 138 5.2 Fallbeispiel 2 139 5.2.1 Modellierungsergebnisse 139 5.2.2 Fehlerdiskussion 141 5.2.3 Vergleich der Modellierungsergebnisse mit vorliegenden Untersuchungen 143 5.2.4 Nicht berücksichtigte Gefährdungsfaktoren 144 5.2.5 Schlussfolgerungen Fallbeispiel 2 144 5.3 Fallbeispiel 3 146 5.3.1 Berücksichtigung des Erosionsschutzes in den vorliegenden Umweltplanungen 146 5.3.2 Erosionsmodellierung 146 5.3.3 Schlussfolgerung Fallbeispiel 3 150 5.4 Synopse der Fallbeispiele 153 5.4.1 Diskussion der Methodik 153 5.4.2 Eignung des Modells für die Umweltplanung 155 5.4.3 Einsatzmöglichkeiten auf der Basis gesetzlicher Grundlagen 156 5.4.4 Fazit 159 6 Zusammenfassung 161 7 Abstract 163 8 Literaturverzeichnis 164 Erklärung gemäß Anlage 4 – Eidesstattliche Versicherung 177 ANHANG A 1 Parametrisierung Fallbeispiel 2 180 A 2 Parametrisierung Fallbeispiel 3 182 A 3 Kartographische Darstellung der Modellergebnisse Fallbeispiel 1 187 ; The planning of suitable measurements for reducing soil erosion is linked to a possible precise calculation of size of erosion and deposition, the localization of the overland flow and the side identification of any possible signs of eroded soil in flowing and in slack water (DUTTMANN 1999). A number of different instruments are available. Additionally to the classical methods, such as, field mapping the erosion forms, as well as, the allocation or measurements for the quantification of soil erosion and application, it also increases the importance of models. On the one side there are the empirical models and on the other the process orientated physical models. Due to the amount of work involved in using such models in the real world, they have been mainly ignored. Under the use of physical based erosion models EROSION 3D the use of these models as instruments of planning practice has been examined. The actual condition of the areas has also been produced and to see if the planning of measurements can be precise and objective. This aim has been examined in three different regions in Saxony in case studies each with different methods of planning. All examination areas were located in mainly agricultural countrysides and examined mainly with chosen model of erosion process concerning agronomic used locations. The first case study examined to what extent the function the soil as archive the nature and cultural history on agronomic areas had been allowed for and which measurements for the protection of these soil functions can make a contribution. Archaeological sites on used agricultural areas are exposed to greater danger due to the increased use of soil cultivation. First the potential erosion danger of archaeological sites on a mesoskalig level with subsequent gradual erosion levels was calculated. Finally for several hot spot areas followed a detailed examination of the current condition of the areas and the diversion and examination of protection measurements concerning several countryside scenarios. The second case study looked at the application of erosion models in the framework of wildlife conservation with the example choosen of freshwater pearl mussel (Margaritifera margaritifera). The freshwater pearl mussels are extremely endangered in their population as they are in the sediment and element inputs in flowing water. The examination looked comprehensibly at the help of element input ways on countryside areas and loose sediment in waters. Based on the actual situation a number of measurement suggestions were prepared for the reduction of water eutrophication and add to the protection of the freshwater pearl mussel. Case study 3 looked at the examination point Baderitzer Stausee the actual status of the countryside planning and the possible use of erosion models as possible methods of these planning levels. To what extent the existing plans for erosion protection in these planning procedures had been taken into account up to now.:INHALTSVERZEICHNIS ABBILDUNGSVERZEICHNIS TABELLENVERZEICHNIS ABKÜRZUNGEN UND SYMBOLE 1 Einleitung 1 1.1 Motivation 1 1.2 Ziel 3 1.3 Vorgehensweise 4 2 Stand des Wissens 5 2.1 Bodenerosion 5 2.1.1 Nutzungsbedingte Erosion 6 2.1.2 Erosionsschäden 8 2.1.3 Erosionsschutz 9 2.2 Umweltziele, Umweltqualitätsziele und Umwelthandlungsziele des Erosionsschutzes 13 2.2.1 Allgemeine Grundlagen 13 2.2.2 Situation des Erosionsschutzes 15 2.3 Rechtliche Grundlagen des Erosionsschutzes 19 2.3.1 Weltweit 19 2.3.2 Europäische Union (EU) 21 2.3.3 Bundesebene 22 2.3.4 Länderebene am Beispiel des Freistaates Sachsen 26 2.4 Landschaftsbezogene Planungen - Umsetzungsinstrumente des Erosionsschutzes? 28 2.4.1 Einordnung der Landschaftsplanung im Planungssystem 28 2.4.2 Planungsrecht und räumliche Planungssysteme 28 2.4.3 Raumordnung 28 2.4.4 Landschaftsplanung 29 2.4.5 Weitere Planungsinstrumente 31 2.4.6 Landwirtschaftliche Fachplanungen 32 2.5 Bisherige planerische Ansätze zur Erosionsminderung 33 2.5.1 Kriterien zur Ackerschlaggestaltung 33 2.5.2 Sächsischer Leitfaden Bodenschutz bei Planungs- und Genehmigungsverfahren 33 2.5.3 Aktuelle sächsische, deutsche und europäische Förderprogramme 33 2.5.4 Standards zum Erosionsschutz unter Cross Compliance ab dem 01. Juli 2010 35 3 Methodik 36 3.1 Vorgehensweise 36 3.1.1 Fallbeispiel 1 – Erosionsbedingte Gefährdung archäologischer Denkmalflächen 38 3.1.2 Fallbeispiel 2 - Arten- und Gewässerschutz am Beispiel der Flussperlmuschel 39 3.1.3 Fallbeispiel 3 – Optimierung landschaftsgliedernder Strukturen 40 3.2 Erosionsmodellierung 42 3.2.1 Stand der Wissenschaft 42 3.2.2 Auswahlkriterien der Modellanwendung 43 3.2.3 EROSION 3D 45 3.3 Daten- und Informationsgrundlagen 49 3.3.1 Landnutzungsparameter 49 3.3.2 Bodendaten 50 3.3.3 Ableitung des Landnutzungs- und Bodendatensatzes 51 3.3.4 Geländehöhen/ Geländemodell 51 3.3.5 Niederschlagsdaten 52 3.4 Experimentelle Parameterbestimmung 55 3.4.1 Feldarbeiten 55 3.4.2 Laborarbeiten 55 4 Ergebnisse 56 4.1 Fallbeispiel 1 – Schutz archäologischer Denkmalflächen 56 4.1.1 Beschreibung des Untersuchungsgebietes 57 4.1.2 Erosionsgefährdung des Gesamtgebietes - Übersichtsmodellierung 62 4.1.3 Erosionsgefährdung der Hotspotflächen 67 4.2 Fallbeispiel 2 – Artenschutzschwerpunkt Flussperlmuschel 92 4.2.1 Beschreibung der Untersuchungsgebiete 93 4.2.2 Gefährdungsursachen 97 4.2.3 Ergebnisse 99 4.2.4 Lokalisierung und Quantifizierung von Eintragspfaden und Übertrittspunkten 108 4.3 Fallbeispiel 3 – Optimierung landschaftsgliedernder Strukturen im Einzugsgebiet Stausee Baderitz 113 4.3.1 Beschreibung des Untersuchungsgebietes 113 4.3.2 Vorgehensweise 116 4.3.3 Ergebnisse der Modellierungsszenarien 125 5 Diskussion und Schlussfolgerungen 136 5.1 Fallbeispiel 1 136 5.1.1 Übersichtsmodellierung 136 5.1.2 Hot-Spot-Szenarien 136 5.1.3 Schlussfolgerungen 138 5.2 Fallbeispiel 2 139 5.2.1 Modellierungsergebnisse 139 5.2.2 Fehlerdiskussion 141 5.2.3 Vergleich der Modellierungsergebnisse mit vorliegenden Untersuchungen 143 5.2.4 Nicht berücksichtigte Gefährdungsfaktoren 144 5.2.5 Schlussfolgerungen Fallbeispiel 2 144 5.3 Fallbeispiel 3 146 5.3.1 Berücksichtigung des Erosionsschutzes in den vorliegenden Umweltplanungen 146 5.3.2 Erosionsmodellierung 146 5.3.3 Schlussfolgerung Fallbeispiel 3 150 5.4 Synopse der Fallbeispiele 153 5.4.1 Diskussion der Methodik 153 5.4.2 Eignung des Modells für die Umweltplanung 155 5.4.3 Einsatzmöglichkeiten auf der Basis gesetzlicher Grundlagen 156 5.4.4 Fazit 159 6 Zusammenfassung 161 7 Abstract 163 8 Literaturverzeichnis 164 Erklärung gemäß Anlage 4 – Eidesstattliche Versicherung 177 ANHANG A 1 Parametrisierung Fallbeispiel 2 180 A 2 Parametrisierung Fallbeispiel 3 182 A 3 Kartographische Darstellung der Modellergebnisse Fallbeispiel 1 187
BASE
(Schlagworte: 19. Jahrhundert, Landwirtschaft, landwirtschaftliche Produktion, landwirtschaftliche Revolution, Agrarrevolution, landwirtschaftliche Statistik, Anbau- und Erntestatistik, Nutztierhaltung, Westfalen, Preußische Provinz Westfalen, Primärsektor)
Einleitende Bemerkungen
Das von 2001 bis 2005 von der DFG geförderte Projekt 'Preußische Agrarstatistik, Provinz Westfalen' wurde unter der Leitung von Prof. Dr. Wolfram Fischer und Prof. Dr. Heinrich Volkmann durchgeführt. Bearbeiter des am Institut für Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsgeschichte der Freien Universität Berlin angesiedelten Projektes war Dr. Meinolf Nitsch, der den größten Teil der Daten erhoben und in tabellarischer Form aufbereitet hat. Frau Dr. Rita Gudermann hat schließlich das Projekt zu Ende geführt, da Herr Dr. Nitsch aufgrund einer Erkrankung nicht weiter an der Bearbeitung teilnehmen konnte.
Der Band war ursprünglich für die Reihe "Quellen und Forschungen zur Historischen Statistik" (Hrsg.: Wolfram Fischer, Franz Irsiegler, Karl Heinrich Kaufhold und Hugo Ott) vorgesehen und ist daher in seiner Struktur und seinem Gehalt an den Bänden dieser Reihe angepaßt. Er erscheint aufgrund der Unterstützung des LWL-Instituts für westfälische Regionalgeschichte in Münster außerhalb der Reihe.
Gegenstand der Studie
Im Zusammenhang mit den tiefgreifenden Veränderungen in der landwirtschaftlichen Produktion (neue Kulturpflanzen und Tierrassen, größere Anbauflächen, andere Anbaumethoden, Produktion für den Markt) durchlief die deutsche Landwirtschaft im 19. Jahrhundert eine starke Steigerung ihrer Produktivität. Um Fragen der Wirtschafts- und Sozialgeschichte des agrarischen Sektors beantworten zu können, wird eine verlässliche Datenbasis benötigt. Mit der vorliegenden Agrarstatistik Westfalens für das 18. Und 19. Jahrhundert wird ein umfassendes statistisches Grundlagenwerk für die Forschung zur Verfügung gestellt. "Es enthält bisher überwiegend unveröffentlichtes Zahlenmaterial auf der Ebene einzelner weltlicher und geistlicher Herrschaften und ihrer Verwaltungseinheiten vor 1815 sowie der preußischen Provinz Westfalen mir ihren Regierungsbezirken und Kreisen. Aufgenommen wurden Zahlen zu den landwirtschaftlichen Betrieben und zur in diesen Betrieben tätigen Bevölkerung, zur Bodennutzung, zur Anbau- und Erntestatistik, zur Viehhaltung sowie zu Löhnen und Preisen. Nützliche quantitative Informationen, die diesen Gruppen nicht zuzuordnen waren, wurden in einem Anhang zusammengestellt. … Die Kriterien der Bearbeitung (des statistischen Materials) lehnen sich an das von 1981 bis 2005 von der DFG geförderten Schwerpunktprogramm 'Historische Statistik' an. Damit die Daten einem großen Nutzerkreis für verschiedene Forschungsaufgaben zur Verfügung stehen können, wurden sie so quellennah wie möglich belassen. (Es wurden keine Schätzungen für fehlende Werte vorgenommen.)" Nitsch, Gudermann (2009),S. 2. Trotz der durch die Quellensituation bedingten Lücken sowie regionalen und thematischen ungleich dokumentierten landwirtschaftlichen Verhältnisse liegt ein statistisches Kompendium mit Material aus der Zeit der beginnenden amtlichen Statistik vor, das der weiteren Forschung nach den Auswirkungen der Agrarrevolution auf Besitzverhältnisse, Sozialstruktur und Produktivität dienlich ist. Durch Langzeitvergleiche lassen sich wirtschaftliche und soziale Auswirkungen der Agrarreformen analysieren und es kann festgestellt werden, inwiefern landwirtschaftliche Intensivierungen und Marktintegration bereits schon vor den Agrarreformen stattgefunden haben.
Zeit und Ort der Untersuchung:
Untersuchungszeitraum ist die Periode vom Ende des 18. Jahrhunderts bis 1889, in der sich der Umbruch von der feudalen, ständisch geprägten Landwirtschaft zur industriellen Produktionsweise vollzog. Anfangs- und Endpunkt der Untersuchung wurden zudem durch die Quellensituation vorgegeben, da außer den Preisreihen zu Grundnahrungsmitteln eine breitere quantitative Überlieferung zur Landwirtschaft erst im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts verfügbar ist. Daher deckt sich der Untersuchungszeitraum mit der Periode der beginnenden und sich konsolidierenden amtlichen Statistik, für die schließlich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Methoden der systematischen Erhebung, Bearbeitung und Publikation der quantitativ erhebbaren Verhältnisse in der Landwirtschaft herausgearbeitet und angewendet wurden.
Geografische Beschreibung des Untersuchungsraumes:
Der Raum Westfalen umfasst ca. 30000 Quadtratkilometer und ist durch vier große Naturlandschaften geprägt: der nördliche Teil der Provinz mit dem westfälischen Tiefland, die westfälische Bucht mit dem Münsterland, das Weserbergland, und schließlich das Südergebirge in der südlichen Spitze Westfalens.
Während der nördliche Zipfel der Provinz Westfalen eine vom Meeresklima bestimmte Geest-Landschaft mit sandigen aber auch undurchlässigen Böden, so dass es auch zur Bildung von Mooren kam. Die westfälische Bucht mit dem Münsterland ist geprägt durch zum Teil lehmige Sande im Westen und Nordosten sowie fruchtbaren Lössboden im Süden (z.B. Emscherland). Schwere, undurchlässige Kleiböden finden sich im Kernmünsterland. Das Weserbergland ist eine Hügellandschaft mit fruchtbaren Mulden, so dass eine Vielfalt von Kleinlandschaften entstehen konnte. Die Böden sind kalkhaltig. Das Südergebirge setzt sich zusammen aus dem Siegerland und verschiedenen Teilen des Sauerlands. Die Höhenzüge erreichen eine durchschnittliche Höhe von 400 Metern, im Hochsauerland von über 800 Metern und wechseln mit tief eingesunkenen Flusstälern. Kalkarme Lehm- und Sandböden herrschen vor.
Die Bodenformen und der Mangel an großen schiffbaren Flüssen waren ausschlaggebend für die Lage Westfalens im Verkehrssystem: Die vom großen Frankfurter Verkehrsfeld ausgehenden Handelswege führten an den westfälischen Gebirgen vorbei zu den holländischen und deutschen Küsten. Stattdessen entwickelte sich ein starker Binnenverkehr in west-östlicher Richtung (Rheine-Osnabrück-Minden und Essen-Dortmund-Soest-Paderborn) sowie zwischen der flämisch-holländischen Küste und dem östlichen Westfalen. Bedeutende Städte entstanden entlang dieser Verkehrsachsen.
Entsprechend den naturräumlichen Verhältnissen bildeten sich sehr unterschiedliche Wirtschaftsregionen aus, in denen neben landwirtschaftlich geprägten Regionen sich auch Gewerbegebiete herausbildeten. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts führte die Industrialisierung und Verstädterung zu einem starken Anwachsen der Ruhrgebietsregion.
Politische Beschreibung des Untersuchungsraumes:
Die politischen Grenzen des Raumes Westfahlen haben sich häufig geändert. Bis Ende des 18. Jahrhunderts ist das Gebiet durch eine starke territoriale Zersplitterung gekennzeichnet. Um 1800 liegt noch eine Vielfalt geistlicher und weltlicher Herrschaftsgebiete vor. Entsprechend groß war die Vielfalt rechtlicher Strukturen. Etwa zwei Drittel der Fläche nahmen die geistlichen Territorien mit bis zu 90% katholischer Bevölkerung ein, unter denen wiederum die Fürstentümer Münster und Paderborn sowie das Herzogtum Westfalen und das Vest Recklinghausen die größten waren. Zu Preußen gehörten dagegen die mehrheitlich protestantischen Gebiete (Fürstentum Minden, Grafschaften Ravensgburg, Lingen, Tecklenburg und Mark). Bei den übrigen Territorien handelte es sich um Kleinstaaten.
Nach den Befreiungskriegen von der französischen Herrschaft gewann Preußen zu seinem westfälischen Besitz den größten Teil des übrigen Kulturraumes Westfalens dazu und es wurde die Provinz Westfalen gebildet (1815). Preußen integrierte die unterschiedlichen Verwaltungssysteme der hinzugekommenen Gebiete in ein einheitliches Verwaltungssystem, wobei die Statistik als Hilfswissenschaft einen wichtigen Beitrag leistete. Preußen gliederte die Provinz in drei Regierungsbezirke (Münster, Minden, Arnsberg). Die Regierungsbezirke wurden wiederum in 34 Kreise unterteilt. Damit war eine konsequente staatliche Verwaltungseinheit eingeführt worden. Von 1832 bis 1967 blieben die Kreise konstant, was für statistische Vergleiche von Bedeutung ist.
Quellenproblematik:
Sieht man von den weiter zurückreichenden Preisreihen für Grundnahrungsmitteln - vor allem für Getreide - ab, setzt eine breitere quantitative Überlieferung zur landwirtschaftlichen Bevölkerung, zu ihren Eigentumsverhältnissen und ihrer Landausstattung erst im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts ein. Quantitative Angaben zur Entwicklung der Landwirtschaft von sehr unterschiedlicher Qualität finden sich verstreut in Publikationen und Archivalien verschiedenster Herkunft.
Seit Ende des 18. Jahrhunderts wurden in zunehmend größerer Zahl in Preußen statistisch-topographische Beschreibungen der Kreise und Regierungsbezirke angefertigt. Allerdings kann das in diesen Beschreibungen verstreute Zahlenmaterial nur selten für eine fundierte statistische Analyse herangezogen werden. Die statistischen Angaben lassen sich nur eingeschränkt vergleichen. Nicht nur sind die Beschreibungen von sehr unterschiedlicher Qualität, es liegen ihnen oft unterschiedliche Stichjahre, Maße und Gewichte zugrunde. Daher wurden diese Berichte nur zum Teil in das vorliegende statistische Kompendium mit einbezogen, sofern es sich um zusammenfassende Darstellungen handelte.
Herausgegebene Zeitschriften, wie z.B. das 'Westphälische Magazin zur Geographie, Historie und Statistik', die 'Mittheilungen des Statistischen Bureaus' in Berlin, oder die 'Tabellen und amtlichen Nachrichten über den Preußischen Staat', publizierten in den regelmäßig erschienenen Ausgaben statistisches Material zur Land- und Forstwirtschaft, wodurch diese Periodika zu einer bedeutende Quelle für die vorliegenden Arbeit wurden.
Wichtige Quellenbestände für die Zeit vor der Gründung des Statistischen Büros in Berlin konnten die Primärforscher in den Archiven ausfindig machen. Es handelt sich hierbei um die Akten der Ministerien für Landwirtschaft und Finanzen sowie der preußischen Ober- und Regierungspräsidien, die zum größten Teil im Geheimen Staatsarchiv in Berlin und im westfälischen Staatsarchiv in Münster liegen.
In den 1870er und 1880er Jahren finden die reichseinheitlich strukturierten landwirtschaftlichen Berufs- und Betriebszählungen statt und liefern vergleichbares, einheitlich erfaßtes statistisches Material.
Hauptaufgabe der Bearbeiter der vorliegenden Studie war es, das verstreute statistische Material aus den unterschiedlichen Quellen der geistlichen und weltlichen Grundbesitzer und ihrer Verwaltungseinheiten, der erfaßten amtlichen Daten durch die Regierungsbezirke und die Provinz sowie aus den Berufs- und Betriebszählungen zusammenzutragen, auf Zuverlässigkeit zu prüfen und auszuwählen und das brauchbare statistische Material in eine benutzerfreundliche Form zu bringen. Ein vollständiges, die Region, die Zeit und die Sachgebiete abdeckendes Kompendium konnte jedoch dabei nicht entstehen. Lange zusammenhängende Reihen sind selten. Auch thematische und regionale Ungleichgewichte konnten nicht vermieden werden.
Die Hauptschwierigkeit in der Zusammenstellung des verstreuten und überwiegend inkongruenten statistischen Quellenmaterials entstand durch die unterschiedlichen Erhebungsmethoden, die den Vergleich zwischen den verschiedenen Berichtsjahren sowie zwischen den Regionen erschwerten. "Gerade die großen Disparitäten des Zahlenmaterials sind es schließlich gewesen, die eine erfolgreiche Bearbeitung und Zusammenstellung der deutschen Agrarstatistik bisher verhindert haben. So differieren Erhebungszeitpunkte und –orte, Maße und Gewichte sowie die den Erhebungen zugrundeliegenden Definitionen und Verfahrensweisen. Hinzu kommen Verschiebungen der administrativen Grenzen sowie die Probleme der bei den ländlichen Betrieben dieser Zeit so gut wie immer fehlenden Buchführung. Deshalb beruht ein großer Teil der älteren Daten auf Schätzungen." Nitsch, Gudermann, 2009, S. 15. Im Laufe der Erhebungen wurden die Erfassungsmethoden anspruchsvoller und entwickelten sich vom schlichten Zählen hin zu zuverlässigen Katasteraufnahmen mit Bonitierung der Böden (=Einteilung der Böden in Klassen der Beschaffenheit und Ertragsfähigkeit) sowie der regelmäßigen Erhebung von Anbau und Ertrag. Mit dem Ziel übersichtliche Tabellen mit vergleichbarem Zahlenmaterial zu schaffen, sind die Angaben vereinheitlicht bzw. auf moderne Maße und Gewichte umgerechnet worden. "Der Akribie von Meinolf Nitsch ist es zu verdanken, dass den Zeitgenossen eine Reihe von Rechenfehlern nachgewiesen werden konnten, … . Wo sie offensichtlich waren, wurden sie für die vorliegende Publikation stillschweigend korrigiert. Auf schwerwiegendere Abweichungen wird in den Anmerkungen hingewiesen. Leider ließen sich jedoch nicht alle Unstimmigkeiten … korrigieren. " S. 15
Der Datenteil der Studie gliedert sich in die folgenden Bereiche auf:
Erhoben wurden statistische Daten zu folgenden Bereichen:
- die Sozial- und Betriebsgrößenstruktur,
- das Kulturartenverhältnis, also das Verhältnis der Äcker, Wiesen, Weiden, Öd- und Unland zueinander,
- die Anbau- und Erntestatistk,
- die Viehbestandsstatistik,
- die Löhne und Preise und schließlich
- Börsenkurse für Agrarprodukte in Minden, Münster, Paderborn und Dortmund.
Für HISTAT sind die Statistiken, die als Zeitreihen vorliegen, aufbereitet worden und unter dem Thema 'Produktion: Land- und Forstwirtschaft' für den Download bereitgestellt. Die Daten sind wie folgt untergliedert:
A. Sozialstruktur und Betriebsgrößenstruktur
A.1 Fläche und Bevölkerung der Kreise der Provinz Westfalen 1818-1871
A.2 Bevölkerung des Fürstentums Minden 1722-1792
A.3 Anzahl der Hufen, Dörfer, Feuerstellen, Ziegeleien und Teeröfen in den Kreisen der Grafschaft Minden 1795-1801
A.4 Betriebsgrößenstruktur (Zahl der Betriebe und Flächen) nach Regierungsbezirken für 1849, 1852, 1855, 1858.
B. Kulturverhältnisse
B.1 Prozentuales Verhältnis der Kulturarten in der Provinz Westfalen 1815-1883
B.2 Entwicklung der Bodennutzung in der Provinz Westfalen in Prozent seiner Gesamtfläche, 1815, 1849, 1864, 1913.
B.3 Anbau der Kulturpflanzen in der Provinz Westfalen in Prozent der Ackerfläche, 1815, 1883, 1893, 1913.
C. Anbau- und Erntestatistik, Viehbestand
C.1 Aussaat und Ernteerträge
C.1.1 Aussaatmengen in den Kreisen der Grafschaft Mark, 1795, 1796, 1797, 1799, 1800, 1801, 1804.
C. 1.2 Fruchterträge in den Regierungsbezirken der Provinz Westfalen als Abweichung von einer = 100 gesetzten "Mittelwerternte", 1846-1873.
C. 1.3 Fruchterträge der Provinz Westfalen insgesamt als Abweichung von einer = 100 gesetzten "Mittelwerternte", 1868-1877.
C. 1.4 Stroherträge in der Provinz Westfalen als Abweichung von einer = 100 gesetzten "Mittelwerternte", 1850-1860.
C. 1.5 Fruchtgewicht in den Regierungsbezirken der Provinz Westfalen, 1848-1858.
C. 1.6 Fruchtertrag in den Regierungsbezirken der Provinz Westfalen, 1865-1872.
C. 1.7 Strohertrag in den Regierungsbezirken der Provinz Westfalen, 1865-1872.
C. 1.8 Gesamtertrag der landwirtschaftlichen Produktion in den Regierungsbezirken der Provinz Westfalen, 1878-1903.
C. 1.9 Hektarerträge der landwirtschaftlichen Produktion in den Regierungsbezirken der Provinz Westfalen, 1878-1903.
C. 1.10 Ernteerträge in den Kreisen des Regierungsbezirks Minden, 1878-1882.
C. 1.11 Ernteerträge in den Kreisen des Regierungsbezirks Münster, 1878-1882.
C. 1.12 Ernteerträge in den Kreisen des Regierungsbezirks Arnsberg, 1878-1882.
C.2 Viehbestand
C.2.1 Anzahl der Schafte sowie Wollproduktion in den Kreisen der Grafschaft Mark, 1730-1786.
C.2.2 Viehbestand in den Kreisen der Grafschaft Mark, 1756-1786.
C.2.3.1 Anzahl der Schafe in den Ämtern und Städten des Fürstentums Minden und der Grafschaft Ravensberg, 1786-1798.
C.2.3.2 Wollproduktion in den Ämtern und Städten des Fürstentums Minden und der Grafschaft Ravensberg, 1786-1798.
C.2.4 Anzahl der Schafe und Wollproduktion in den Kreisen der Grafschaft Mark, 1788-1799.
C.2.5 Viehbestand in den Kreisen der Grafschaft Mark, 1795-1804.
C.2.6 Viehbestand in den Kreisen des Regierungsbezirks Münster, 1816-1825.
C.2.7 Viehbestand in den Kreisen der Provinz Westfalen, 1828-1883.
C.2.8 Durchschnittsgewicht des Schlachtviehs in Preußen und im Deutschen Reich, 1809-1905.
D. Löhne und Preise
D.1 Löhne
D.1.1 Tagelohnsätze für Waldarbeiter in den preußischen Staatsforsten der Provinz Westfalen, 1800-1879.
D.1.2 Ländliche Tagelöhne in Zehnjahresdurchschnitten, umgerechnet in Roggenwerte, in den Regierungsbezirken Minden, Münster und Arnsberg, 1811-1850.
D.2 Preise
D.2.1 Jahresdurchschnittspreise
D.2.1.1 Martini-Marktpreise für Getreide in Münster pro Münsterische Malter, 1811-1850.
D. 2.1.2 Kornpreise im Fürstentum Minden und in der Grafschaft Ravensberg, 1638-1747.
D. 2.1.3 Martini-Marktpreise für Roggen in Minden-Ravensburg und im Paderborner Land, 1765-1850.
D. 2.1.4 Marktpreise für Getreide auf dem Kornmarkt Witten/Ruhr, 1692-1794.
D. 2.1.5 Marktpreise für Getreide auf dem Kornmarkt Witten/Ruhr, 1806-1883.
D. 2.1.6 Jahresdurchschnittspreise von Agrarprodukten in Münster, Minden, Paderborn und Dortmund, 1816-1871.
D.2.2 Monatspreise
D.02.02.01 bis D.02.02.14
Monatspreise von Agrarprodukten je Regierungsbezirk und nach Regierungsbezirken und Kreisen (1819-1834)
[insgesamt 14 Tabellen]
D.02.02.15 bis D.02.02.22
Monatspreise von Agrarprodukten als Durchschnittspreise der Märkte in den verschiedenen Städten (1866-1872)
[insgesamt 8 Tabellen]
D.02.02.23 bis D.02.02.26
Börsenkurse für landwirtschaftliche Produkte in Münster, Minden, Paderborn und Dortmund(1876-1880).
[insgesamt 3 Tabellen]
GESIS
In: Diplomarbeit
Inhaltsangabe: Einleitung: "Too big to fail", an diese Doktrin hatte Richard Fuld, der Ex-CEO der ehemals viertgrößten Investmentbank Amerikas geglaubt, als sein Unternehmen Lehman Brothers Holdings Inc. im Zuge der Subprime-Krise in eine finanzielle Schieflage geriet. Zu fatal wären die negativen Auswirkungen auf die gesamte Weltwirtschaft, wenn der amerikanische Staat diesen Global Player fallen lassen würde; so dachte es zumindest Richard Fuld. Zuvor wurden die Immobilienfinanzierer Freddie Mac und Fanny Mae von der US-Regierung in ihre Obhut genommen. Auch bei dem Zusammenbruch der US-Investmentbank Bear Stearns im März 2008 stellte die amerikanische Notenbank unzählige Milliarden Dollar bereit. Wieso sollte es kein "Bailing Out" im Fall von Lehman Brothers geben? Trotz intensiver Verhandlungen mit dem Finanzministerium und der US-Notenbank Fed wurde eine Rettung von Lehman Brothers abgelehnt. Die Regierung war nicht mehr bereit für geschäftliche Fehlentscheidungen der Geldhäuser mit Steuergeldern einzustehen. Am 15. September 2008 musste die 158 Jahre alte New Yorker Investmentbank mit deutschen Gründungswurzeln Gläubigerschutz beantragen. Viele deutsche Anleger wussten zu damaligem Zeitpunkt gar nicht, dass diese Insolvenz auch für sie persönlich Konsequenzen haben wird. Der Zusammenbruch von Lehman Brothers ist der größte Insolvenzfall in der amerikanischen Rechtsgesichte. Infolgedessen nahm die Finanzkrise eine überdimensionale Größe an und vernichtete Billionen von Kapital. In Deutschland wurden zahlreiche Zertifikate vor allem durch die niederländische Tochter Lehman Brothers Treasury Co. B.V. emittiert. Über das Vermögen der Lehman Brothers Treasury Co. B.V. ist in Amsterdam ebenfalls das Insolvenzverfahren eröffnet worden. Damit droht vielen Anlegern ein Totalverlust des in die Papiere von Lehman Brothers investierten Kapitals. Eine Befriedigung ihrer Forderung im Insolvenzverfahren gilt mangels ausreichender Insolvenzmasse als unwahrscheinlich. Aus diesem Grund prüfen Anleger seither unterschiedliche Anknüpfungspunkte für Schadensersatzforderungen gegen Kreditinstitute, die ihnen die Zertifikate von Lehman Brothers teilweise als sichere Anlage verkauft haben. Das Hauptaugenmerkt liegt dabei auf einer möglichen Falschberatung durch die Kreditinstitute. Zeitgleich demonstrieren geschädigte Anleger vor den Kreditinstituten in ganz Deutschland. Sie fordern von den Banken Entschädigungen für ihre Verluste. Eine Forderung, der bisher nur wenige Banken in beschränkter Höhe nachgekommen sind. Gang der Untersuchung: Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, zu erklären, was Zertifikate sind und warum sie als komplexe Finanzprodukte eingestuft werden. Selbst Wertpapierhändlern fällt es schwer, die Funktionsweisen und die Risikobeschaffenheit dieser Papiere umfänglich zu erklären. Es soll der Frage nachgegangen werden, wieso der Anlegerschutz in Deutschland von eminenter Bedeutung ist und welche Rechte und Pflichten das deutsche Recht für Anleger beim Wertpapiererwerb vorsieht. Thematisch konzentrieren sich die Erläuterungen dabei auf die Anlageberatung. Daneben sollen rechtliche Ansatzpunkte erörtert werden, die insbesondere geschädigten Anlegern von Lehman Brothers Zertifikaten als Basis dienen sollen, um etwaige Schadensersatzansprüche gegen die vertriebenen Wertpapierhändler gerichtlich oder außergerichtlich durchsetzen zu können. Im Hauptteil der Arbeit wird zunächst definiert was unter einem Wertpapier in kapitalmarktrechtlichem Sinne zu verstehen ist und welche Funktionen Wertpapiere aufweisen. Im Anschluss daran wird beschrieben, wodurch sich Zertifikate als eine besondere Form des Wertpapiers auszeichnen. Der Schwerpunkt liegt hierbei in der Darstellung der Funktionsweisen der gängigsten Zertifikatetypen. Inhalt und Umfang der Beratungs- und Aufklärungspflichten eines Anlageberaters bei der Empfehlung zum Kauf von Wertpapieren sind Gegenstand des dritten Teils der Arbeit. In diesem Kontext werden auch die speziellen Risiken von Zertifikaten erörtert, auf die ein Anlageberater hinzuweisen hat. Auf welcher Grundlage Anleger Schadenersatzansprüche gegen Anlageberater, die gegen ihre Beratungs- und Aufklärungspflichten verstoßen haben, geltend machen können, wird im dritten Teil ebenfalls thematisiert. Anlegern können neben vertraglichen oder gesetzlichen Ansprüchen gegen den Anlageberater auch Ansprüche gegen die Emittenten der Wertpapiere auf Basis des Prospektrechts zustehen. Insoweit werden nach einer kurzen Einführung in das Prospektrecht mögliche prospekthaftungsrechtliche Anspruchsgrundlagen und ihre Tatbestände erläutert. Die Insolvenz von Lehman Brothers Holdings Inc. und die Auswirkungen auf die Anleger in Deutschland werden im vierten Teil behandelt. Dabei steht die Auseinandersetzung mit der Rechtsprechung hinsichtlich der Klagen zu Lehman-Zertifikaten im Vordergrund. Im fünften Teil erfolgt eine abschließende Gesamtbeurteilung und Zusammenfassung des deutschen Anlegerschutzes.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: ABKÜRZUNGSVERZEICHNISVIII LITERATURVERZEICHNISXII ABBILDUNGSVERZEICHNISXIX ANLAGENVERZEICHNISXX TEIL I.EINLEITUNG1 A.Einführung in die Thematik1 B.Zielsetzung und Gang der Untersuchung2 TEIL II.DAS ZERTIFIKAT ALS WERTPAPIER3 A.Wertpapiere3 I.Einleitung3 II.Das Wertpapier3 1.Rechtliche Funktionen von Wertpapieren5 a)Beweisfunktion5 b)Legitimationsfunktion5 c)Liberationsfunktion5 2.Einteilung von Wertpapieren nach der Art der Bestimmung des Berechtigten5 a)Inhaberpapiere6 b)Orderpapiere6 c)Rektapapiere (Namenspapiere)7 B.Zertifikate8 I.Allgemeines8 II.Die gängigsten Zertifikatearten910 1.Indexzertifikate11 2.Basketzertifikate12 3.Discountzertifikate13 4.Bonuszertifikate15 5.Garantiezertifikate17 6.Expresszertifikate19 III.Der Zertifikatemarkt vor dem Zusammenbruch von Lehman Brothers20 IV.Der Zertifikatemarkt nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers23 TEIL III.ANLEGERSCHUTZ IN DEUTSCHLAND23 A.Das Anlegerschutzprinzip23 I.Allgemeines23 II.Anlegerschutz als institutionelles Schutzgut24 III.Anlegerschutz als individuelles Schutzgut25 B.Aufklärungs-, Beratungs- und sonstige Pflichten von Anlageberatern bei Wertpapiergeschäften26 I.Begriffsbestimmung der einzelnen Pflichten26 1.Aufklärung26 2.Beratung27 3.Auskunft27 II.Abgrenzung: Anlageberatung versus Anlagevermittlung27 III.Inhalt und Umfang der vertraglichen Beratungs- und Aufklärungspflichten29 1.Rechtsgrundlagen30 a)Aufklärungspflichten30 b)Beratungspflichten30 2.Anlegergerechte Beratung31 a)Allgemeines31 b)Anlageziele des Anlegers32 c)Finanzielle Verhältnisse des Anlegers33 d)Kenntnisse und Erfahrungen34 e)Das Prinzip der Erforderlichkeit und seine Konsequenzen34 3.Anlagegerechte Beratung36 a)Allgemeines36 b)Allgemeine Risiken und Eigenschaften von Anlageobjekten37 c)Spezielle Risiken und Eigenschaften von Zertifikaten38 aa)Emittentenrisiko38 (1)Begriffsbestimmung38 (2)Exkurs: Einlagensicherung39 bb)Kursänderungsrisiko41 cc)Marktgängigkeit und praktische Veräußerlichkeit41 dd)Korrelationsrisiko41 4.Nachforschungs- und Prüfungspflichten41 5.Sonderproblem: Nachvertragliche Aufklärungs- und Beratungspflichten43 IV.Gesetzliche Pflichten nach dem Wertpapierhandelsgesetz45 1.Wohlverhaltenspflichten nach § 31 WpHG46 a)Interessenwahrungspflicht (§ 31 Abs. 1 Nr. 1 WpHG)46 b)Pflicht zur Vermeidung von Interessenkonflikten (§ 31 Abs. 1 Nr. 2 WpHG)47 c)Aufklärungspflicht (§ 31 Abs. 2, 3 WpHG)49 d)Explorationspflicht (§ 31 Abs. 4 WpHG)49 2.Das Verhältnis von Wohlverhaltenspflichten und vertraglichen Pflichten51 V.Haftungsgrundlagen bei Verletzung von Aufklärungs-, Beratungs- und sonstigen Pflichten52 1.Vertragliche Ansprüche52 a)Tatbestände52 aa)Vertrag52 bb)Pflichtverletzung52 cc)Verschulden54 (1)Verschulden des Anlageberaters54 (2)Mitverschulden des Anlegers55 dd)Schaden56 ee)Kausalität58 b)Beweis- und Darlegungslast59 c)Verjährung62 2.Vorvertragliche Ansprüche65 3.Gesetzliche Ansprüche66 a)Anspruch aus §§ 823 ff. BGB66 b)Anspruch aus § 823 Abs. 2 BGB i.V.m. §§ 31 ff. WpHG67 C.Prospektrecht68 I.Einführung in das Prospektrecht68 II.Prospektpflicht nach dem WpPG68 III.Ausnahmen von der Prospektpflicht69 IV.Prospektinhalt70 D.Prospekthaftung72 I.Gesetzliche Prospekthaftung nach §§ 44 ff. BörsG72 1.Anwendungsbereich: haftungsbegründete Informationsschriften72 2.Fehlerhaftigkeit des Prospekts72 a)Angaben72 b)Unrichtigkeit/Unvollständigkeit der Angaben72 c)Wesentlichkeit der Angaben74 d)Beurteilungshorizont74 e)Aktualisierung und Berichtigung74 3.Haftungsadressaten75 4.Anspruchsberechtigte76 5.Kausalität77 a)Haftungsbegründete Kausalität77 b)Haftungsausfüllende Kausalität77 6.Verschulden78 a)Haftungsmaßstab78 b)Sorgfaltspflichten von Emittent und Emissionsbegleiter78 7.Inhalt und Umfang der Haftung79 8.Haftungsausschlüsse80 a)Prospektberichtigung80 b)Prospektzusammenfassung80 9.Verjährung80 II.Gesetzliche Prospekthaftung nach §§ 13, 13 a VerkProspG81 1.Haftung bei fehlerhaftem Prospekt (§13 VerkProspG)81 2.Haftung bei fehlendem Prospekt (§ 13 a VerkProspG)81 3.Vereinzelte Modifikationen gegenüber der börsengesetzlichenProspekthaftung82 a)Fehlerhafter Prospekt82 b)Fehlender Prospekt82 III.Bürgerlich-rechtlichte Prospekthaftung82 1.Allgemeines83 2.Anwendungsbereich83 a)Anlagearten84 b)Prospektbegriff84 3.Unrichtigkeit oder Unvollständigkeit des Prospekts84 4.Haftender Personenkreis84 a)Prospekthaftung im engeren Sinne84 b)Prospekthaftung im weiteren Sinne85 5.Anspruchsberechtigte85 6.Verschulden und Mitverschulden85 7.Schadensumfang86 8.Verjährung86 IV.Die Prospekthaftung im Kontext des Verkaufs von Lehman Brothers- Zertifikaten86 TEIL IV.DIE INSOLVENZ VON LEHMAN BROTHERS HOLDINGS INC. – WELCHE RECHTE HABEN DIE ANLEGER?87 A.Hintergrundinformationen zur Insolvenz von Lehman Brothers Holdings Inc.87 I.Auslöser und Gründe87 II.Konsequenzen für die Anleger in Deutschland88 III.Außergerichtliche Vergleiche und Entschädigungsangebote der Banken88 B.Aktuelle richterliche Entscheidungen über die Beratungs- und Aufklärungspflichten bei einer Empfehlung zum Kauf von Zertifikaten89 I.Aufklärung und Beratung über die fehlende Einlagensicherung und das Bonitätsrisiko89 II.Aufklärung über den Erhalt von Rückvergütungen94 III.Aufklärung über eigene Gewinnmargen96 IV.Unterlassene oder fehlerhafte Aufklärung nach Erwerb von Lehman Brothers-Zertifikaten98 V.Weitere Angriffspunkte bei der Empfehlung von Lehman Brothers-Zertifikaten99 TEIL V.ZUSAMMENFASSUNG101 ANHANG104Textprobe:Textprobe: Teil III.C, Prospektrecht: Einführung in das Prospektrecht: Damit Anleger das Für und Wider eines potenziellen Anlagegeschäfts beurteilen können, sieht das Kapitalmarktrecht unter bestimmten Voraussetzungen eine Verpflichtung zur Herausgabe von Prospekten vor. Entsprechende Verpflichtungen leiten sich z.B. aus dem WpPG, dem BörsG sowie dem VerkProspG ab. Neben den rechtlichen Gründen einer Prospekterstellung, werden Prospekte als Vertriebsdokumente genutzt, mit denen interessierte Anleger geworben werden sollen. Unterbleibt eine Veröffentlichung oder sind die in den Prospekten gemachten Angaben falsch oder unvollständig, können sich hieraus erhebliche haftungsrechtliche Konsequenzen ergeben. Insofern tragen Prospekte einen bedeutsamen Beitrag zum deutschen Anlegerschutz bei. Prospektpflicht nach dem WpPG: Das WpPG bestimmt eine Prospektpflicht für zwei Arten von Emissionen. Für Wertpapiere, die im Inland öffentlich angeboten werden (§ 3 Abs. 1 S. 1 WpPG) und ferner für Wertpapiere, für die eine Zulassung zum Handel an einem organisierten Markt beantragt wird (§ 3 Abs. 3 WpPG). Ein öffentliches Angebot nach § 3 Abs. 1 S. 1 WpPG ist eine Mitteilung an das Publikum in jedweder Form und auf jedwede Art und Weise, die ausreichende Informationen über die Angebotsbedingungen und die anzubietenden Wertpapiere enthält, um einen Anleger in die Lage zu versetzen, über den Kauf oder die Zeichnung dieser Wertpapiere zu entscheiden (§ 2 Nr. 4 WpPG). Sofern werbende oder allgemein veröffentlichte Informationsschriften darauf hinweisen, dass ein grundsätzlicher Erwerb von Wertpapieren möglich ist, ohne Informationen über die tatsächlichen (konkreten) Erwerbs- oder Zeichnungsmöglichkeiten zu nennen, kann von keiner Prospektpflicht ausgegangen werden, da eine solche Darstellung nicht als öffentliches Angebot bezeichnet werden kann. Ein öffentliches Angebot setzt kein rechtsverbindliches Angebot i.S. der §§ 145 ff. BGB voraus, sondern wird bereits bei Vorliegen einer invitatio ad offerendum angenommen. Angebote sind öffentlich, wenn sie sich an einen unbestimmten Personenkreis richten. Des Weiteren besteht grundsätzlich eine Prospektpflicht für Wertpapiere, die im Inland zum Handel an einem organisierten Markt zugelassen werden sollen (Markteinführungspublizität). Der organisierte Markt wird im § 2 Nr. 16 legaldefiniert und umfasst in Deutschland den regulierten Markt als gesetzlich geregeltes Börsensegment sowie die Terminbörse Eurex (European Exchange). Der auf privatrechtlicher Grundlage stattfindende Freiverkehr zählt nicht zum organisierten Markt. Was unter dem Wertpapierbegriff i.S. des WpPG zu verstehen ist, bestimmt § 2 Nr. 1 WpPG. Wertpapiere sind hiernach z.B. Zertifikate oder Aktien, da sie fungibel und übertragbar sind. Im Übrigen ist der Wertpapierbegriff i.S. des WpPG weitgehend deckungsgleich mit der Definition aus dem WpHG (§ 2 Abs. 1 WpHG). Ausnahmen von der Prospektpflicht: § 3 Abs. 2 und § 4 Abs. 1 WpPG gewähren qua Gesetz Ausnahmen von der Pflicht zur Prospekterstellung im Rahmen eines öffentlichen Angebotes. Eine Prospektpflicht besteht hiernach nicht für Privatplatzierungen, d.h. Angebote, die sich an qualifizierte Anleger (§ 2 Nr. 6 WpPG) richten (§ 3 Abs. 2 Nr. 1 WpPG). Als qualifizierte Anleger werden z.B. institutionelle Anleger wie Kreditinstitute oder Versicherungsunternehmen bezeichnet. Eine weitere Ausnahme besteht bei Angeboten, die sich in jedem EWR-Staat an weniger als 100 nicht qualifizierte Anleger richtet (§ 3 Abs. 2 Nr. 2 WpPG). Damit schafft diese Regelung ein quantitatives Kriterium für die Beurteilung der Frage, ob ein öffentliches Angebot i.S. des WpPG vorliegt. Den Weiteren im § 3 Abs. 2 Nr. 3 f. WpPG genannten Ausnahmetatbeständen liegt eine Betragsgrenze zugrunde. Bei Schuldverschreibungen greift häufig die Ausnahme nach § 3 Abs. 2 Nr. 4 WpPG, wonach keine Prospektverpflichtung besteht, wenn die Mindeststückelung des Papiers bei 50.000 Euro liegt. Schließlich enthält § 4 Abs. 1 WpPG weitere Ausnahmeregelungen für bestimmte Wertpapiere, sofern bereits gleichwertige Dokumentationen vorliegen oder als solche nicht erforderlich sind. Diese Regelung gilt beispielsweise für Verschmelzungen (§ 4 Abs. Nr. 3 WpPG), wenn der Verschmelzungsbericht nach § 8 UmwG die notwendigen Informationen beinhaltet. Im Rahmen der Zulassung der Wertpapiere zum Handel an einem organisierten Markt gewährt § 4 Abs. 2 WpPG vergleichbare Ausnahmereglungen von der Prospektpflicht. Eine Prospektpflicht besteht z.B. nicht für die Zulassung von Aktien aus Kapitalerhöhung, wenn diese innerhalb eines Zeitraums von zwölf Monaten weniger als zehn Prozent der bereits zugelassenen Aktien derselben Gattung ausmachen (§ 4 Abs. 2 Nr. 1 WpPG). Prospektinhalt: Nach § 5 Abs. 1 WpPG gilt der Grundsatz, dass Prospekte in leicht analysierbarer und verständlicher Form sämtliche Angaben enthalten müssen, die im Hinblick auf den Emittenten und die Wertpapiere notwendig sind, um dem Publikum ein zutreffendes Urteil über die Vermögenswerte und Verbindlichkeiten, die Finanzlage, die Gewinne und Verluste, die Zukunftsaussichten des Emittenten und jedes Garantiegebers sowie über die mit den Wertpapieren verbundenden Rechte zu ermöglichen. Gemäß dem Grundsatz der Prospektvollständigkeit ist ein Prospekt fehlerhaft, wenn er die erforderlichen Angaben nicht enthält. Eine isolierte Betrachtung der einzelnen Prospektinformation verbietet sich in diesem Punkt. Vielmehr entscheidet der sich für einen durchschnittlichen Anleger ergebende Gesamteindruck, der neben der vollständigen Berücksichtigung der notwendigen Einzelinformationen auch ihre anlegergerechte Aufarbeitung miteinbezieht, über die Frage, ob ein Prospekt fehlerhaft oder unvollständig ist. Unter einem "durchschnittlichen Anleger" versteht der BGH eine Person, "die zwar eine Bilanz zu lesen versteht, aber nicht unbedingt mit der in eingeweihten Kreisen gebräuchlichen Schlüsselsprache vertraut zu sein braucht" . Die Mindestangaben eines Prospekts bestimmen sich entsprechend dem Verweis des § 7 WpPG nach der unmittelbar geltenden ProspektVO (EG). Die ProspektVO enthält nach einem Baukastenprinzip in ihren Anhängen zugeschnittene Schemata und Module, die je nach Emittent und Wertpapier die notwendigen Informationsbestandteile detailliert beschreiben. Im Einzelnen muss der Prospekt beispielsweise eine Beschreibung der Risikofaktoren enthalten, die für die jeweilige Situation des Emittenten und/oder der Wertpapiere spezifisch und für die Anlageentscheidungen wesentlich sind. Ein Prospekt für Zertifikate muss demnach über Marktrisiken, aber auch über die mit dem Zertifikat spezifisch verbundenen Risiken aufklären. In der Praxis sind fehlende, unzureichende oder missverständliche Risikohinweise ein häufiger Angriffspunkt für fehlerhafte Prospekte. Ein weiterer wesentlicher Bestandteil des Prospekts sind Finanzinformationen, wie z.B. der Jahresabschluss. Zum Inhalt eines Prospekts gehört auch die Darstellung der Emissionsbedingungen der angebotenen Anlage. Zusätzlich muss ein Prospekt gemäß § 5 Abs. 4 WpPG eine Verantwortlichkeitsklausel beinhalten, um sicherzustellen, dass der Prospekt nach bestem Wissen und Gewissen erstellt wurde. Ferner hilft die Nennung der für den Prospekt verantwortlichen Personen im Fall eines Schadenersatzanspruches bei der Bestimmung des Anspruchsgegners. § 16 WpPG regelt die Aktualisierungs- und Berichtigungspflicht bezüglich der im Prospekt enthaltenen Angaben. Sollten wichtige neue Umstände bekannt sein oder der Prospekt wesentlich unrichtige Angaben beinhalten, die die Beurteilung der Wertpapiere beeinflussen könnten, hat ein Nachtrag zu erfolgen. Maßstab der Festlegung, ob ein Umstand wichtig ist oder eine wesentliche Unrichtigkeit vorliegt, ist § 5 Abs. 1 S. 1 WpPG. Danach ist der Empfängerhorizont der Anleger, denen die Wertpapiere angeboten werden und die über die im § 5 Abs. 1 S. 1 WpPG genannten Parameter urteilen, ausschlaggebend.
In: Diplomarbeit
Inhaltsangabe: Zusammenfassung: Die vorliegende Arbeit leistet einen Beitrag zur psychologischen Entscheidungsforschung, indem das Ausmaß der Verwendung der Anciennitätsheuristik (AH), die auch Seniority-Heuristic (SH) genannt wird, abhängig vom Alter empirisch untersucht wird. Die Vorstellung eines rational handelnden Individuum sowie das ökonomische Modell des Homo Oeconomicus werden von KritikerInnen als unzureichend angesehen, um menschliches Entscheidungsverhalten zu beschreiben. Der Mensch führt keine komplizierten Rechenaufgaben in der Suche nach einer Entscheidung durch, noch stehen ihm unbegrenzte Ressourcen von Zeit, Wissen und Verarbeitungskapazität zur Verfügung. Es sind vielmehr die einfachen und schnellen Heuristiken, die den menschlichen Entscheidungsprozess in unsicheren Umwelten treffend zu beschreiben scheinen und den Optimierungsmodellen den Kampf ansagen. Heuristiken basieren auf dem Postulat der begrenzten Rationalität sowie der Satisficingregel von Simon. Vitouch ist der Begründer der AH, die ebenfalls auf dem Konzept von Simon aufbaut. Die AH ist eine Entscheidungsregel, die die Präferenz für das Ältere beinhaltet (z. B. das Gründungsjahr einer Institution) und in Situationen der Unsicherheit Anwendung findet. Vitouch postuliert, dass die AH besonders häufig verwendet wird, wenn mit Informationen über das Alter (Gründungsjahr) von unbekannten Optionen der Eindruck des Sich-Bewährt-Habens verbunden ist (Standing the Test of Time). In der vorliegenden Studie wird untersucht, ob ältere Menschen (45–60 Jahre) eher dazu tendieren Informationen über die Anciennität einer Institution im Entscheidungsprozess zu verwenden, als jüngere Menschen (20–35 Jahre). Die vorgeschlagene Prominenz von Altershinweisen wird erörtert, indem die entsprechende Verwendungshäufigkeit des Gründungsjahres (Seniority-Cue) mit der von weiteren, rivalisierenden und validen Cues verglichen wird. In einem intuitiven Wissensspiel werden den TeilnehmerInnen (N = 160) 136 Entscheidungsaufgaben aus vier Wissensdomänen vorgelegt. Die Verwendung bestimmter Cues wird mit Hilfe des Mouselab (ML), einer prozessorientierten Methode, erfasst. Die Aufgabe besteht darin zu schätzen, welche von zwei Domänen den höheren Wert auf einem Kriterium hat. Die Namen der Domänen sind in kyrillischer Schrift dargeboten, um Effekte der Wiedererkennung (Rekognitionsheuristik) auszuschließen. Nach dem intuitiven Wissensspiel folgt ein Online-Fragebogen (OFB), der zusätzlich Rückschlüsse darüber geben soll, welche Hinweise bei der Entscheidungsfindung als besonders hilfreich bzw. nicht hilfreich empfunden wurden. Die Ergebnisse bestätigen die Hypothese, dass ältere Personen das Gründungsjahr zur Entscheidungsfindung effektiv häufiger verwenden als jüngere Personen. Zudem stellt sich das Gründungsjahr als domänenunabhängiger Hinweis dar. Somit wird der Seniority-Cue von Vitouch zurecht als Universal-Cue bezeichnet. Im Vergleich mit den anderen Hinweisen wird der Seniority-Cue weniger oft zur Entscheidungshilfe herangezogen. Vergleicht man die Häufigkeit wie oft ein Hinweis im ML gewählt wurde mit seiner anschließenden Bewertung im OFB, zeigen sich keine ausgeprägten Zusammenhänge. Abstract The present work offers a contribution to human decision-making with the use of Seniority Heuristic (SH), also called Anciennitätsheuristik (AH), on the basis of a process oriented investigation method. The conception of rational decision making models and the economic model of the homo oeconimicus are being criticized for their inability to explain human decision making in the real world. The idea that people are making decisions in an uncertain environment on having all information available, having endless time and cognition ressources, and having a more sophisticated algorithm becomes less important. However, there is a currently change in research of decision making. Fast and frugal heuristics are the more effective and realistic concepts as the optimizing models to analyse and understand human decision behavior. Heuristics are decision rules based on the concept of satisficing strategies and on the postulate of bounded rationality, designed by the economist Simon. Vitouch is the originator of the SH, which is also based on the model of bounded rationality. This decision-rule describes the idea of priority of age (seniority) in a decision process. A person favours the older option in making a decision under uncertainty, because the older one is the better. Vitouch postulates that the SH works effectively if the founding year (seniority-cue) of an unknown option gives the impression that the option or the organisation is the better one, because of its older founding year (standing the test of time). This study analyses the hypothesis whether older people (age 45–60) tend to use information of the founding year in a decision-process more often than younger ones (age 20–35). The use of the founding year will be compared to the use of different valid and competing cues. In an intuitive knowledge game 136 decision problems were presented to the probands (N = 160). These passes includes four domains. The application of certain cues has been recorded with the mouselab design (ML). This method is often used in decision theory, because it makes it possible to record precisly the decision process. The probands´ task was to assume, which of two options has the higher value on a criterium. The titels of the domains were presented in cyrillic lettering. This was necessary to eliminate recognition effects (recognition heuristic). After the intuitive knowledge game the probands have to complete an online questionnaire (OFB). This OFB provides results about the importance of the chosen cues in the game. The results support the hypotheses that older people are using the seniority-cue more often in the decision process than younger ones. A further insight shows that the seniority-cue is independent of domains. Therefore Vitouch´s assumption that the seniority-cue is an universal-cue insofar as it allows a person to make a fast and efficient choice and inferences is evidenced. In contrast to the other cues, the founding year is used fewer times. A comparison between evaluation of the cues in the game and in the OFB shows no pronounced coherence.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: 1.Persönlicher Zugang1 2.Zusammenfassung / Abstract2 2.1Zusammenfassung2 2.2Abstract3 3.Einleitung5 3.1Herleitung des Themas5 3.2Überblick über die vorliegende Diplomarbeit8 THEORETISCHER TEIL12 4.Grundlegende Konzepte der Entscheidungsforschung12 4.1Definition des Begriffs Entscheidung12 4.2Module einer Entscheidungssituation13 4.2.1Handlungsoptionen und ihre Charakterisierung14 4.2.2Ziele und Präferenzen15 4.2.3Umwelteinflüsse und Konsequenzen17 4.3Theorien zur Entscheidungsforschung21 5.Entstehungsgeschichte der Entscheidungsforschung23 5.1Beiträge aus der Philosophie und der Mathematik23 5.2Rationalitätskonzepte31 5.2.1Homo Oeconomicus31 5.2.2Bounded Rationality34 6.Entscheidungsregeln und Suchmuster39 6.1Kompensatorische Entscheidungsregeln40 6.2Nicht-kompensatorische Entscheidungsregeln42 7.Heuristiken45 7.1Schnelle und einfache Heuristiken47 7.1.1Rekognitionsheuristik52 7.1.1.1Weniger-ist-mehr-Effekt57 7.1.1.2Studien zur Rekognitionsheuristik59 7.2Heuristiken aus dem adaptiven Werkzeugkasten im Überblick61 7.3Anciennitätsheuristik bzw. Seniority Heuristic66 7.3.1Alltagsnahe Domänen der Anciennität71 7.3.1.1Der Senat71 7.3.1.2Erbfolgeordnungen72 7.3.1.3Unternehmen und Hersteller73 7.3.1.4Universitäten77 7.3.2Aktueller Forschungsstand der Anciennitätsheuristik80 7.4Zusammenfassung83 8.Methodologische Zugänge in derEntscheidungsforschung84 8.1Der strukturorientierte Zugang84 8.2Der prozessorientierte Zugang85 8.3Prozessorientierte Untersuchungsmethoden88 8.3.1Die Informationstafel89 8.3.2Das Mouselab91 8.3.3Das verbale Protokoll93 8.3.4Die Methode der Blickaufzeichnungen95 8.3.5Untersuchungen anhand der prozessorientierten Methoden96 8.3.6Informationsbeschaffung und kognitiver Aufwand100 8.4Zusammenfassung104 EMPIRISCHER TEIL106 9.Methodenwahl und empirische Fragestellungen106 9.1Forschungsmethoden106 9.2Explikation der Fragestellung und Hypothesen109 9.2.1Herleitung der Fragestellungen109 9.2.2Hypothesenbildung110 10.Versuchsmaterial und -aufbau117 10.1Inferenzentscheidungen118 10.2Erstellung der Domänen119 10.2.1Domäne russische Universitäten120 10.2.2Domäne russische Aktiengesellschaften120 10.2.3Domäne russische Wodkahersteller121 10.2.4Domäne russische Rechtsanwaltskanzleien122 10.3Auswahl der Cues124 10.4Erstellung der Cue-Werte126 10.5Versuchsplan131 10.6Abhängige und Unabhängige Variablen133 10.7Kontrolle der Störvariablen134 10.8Pilottestung137 10.8.1Durchführung der Pilottestung138 10.8.2Adaptierung138 11.Ergebnisse142 11.1Stichprobe142 11.1.1Rekrutierung142 11.1.2Demographische Stichprobenbeschreibung144 11.2Deskriptiver Datenüberblick145 11.3Unterschiede in der Informationssuche in den einzelnen Domänen148 11.3.1Hypothesenprüfung der aufgedeckten Informationen150 11.3.2Zusammenfassung der Anzahl der aufgedeckten Cues auf der Domänenebene155 11.4Wahl der älteren Option156 11.4.1Inferenzstatistische Prüfung der Hypothesen159 11.4.2Zusammenfassend die Ergebnisse bei der Wahl der älteren Option162 11.5Datenauswertung auf der Cueebene162 11.5.1Inferenzstatistische Prüfung der Hypothesen auf der Cueebene165 11.5.2Zusammenfassung der Ergebnisse auf der Cueebene171 11.6Bewertung der Cues nach ihrer Wichtigkeit172 11.7Wahl des Seniority-Cue bei Wahl der älteren Option178 11.8Analyse und Interpretation184 12.Diskussion und offene Fragen187 V.ResumeeVII VI.LiteraturIX VII.AbbildungsverzeichnisXVIII VIII.AnhangXXTextprobe:Textprobe: Kapitel 4, Methodologische Zugänge in der Entscheidungsforschung: Autoren wie Svenson oder Harte und Koele teilen methodologische Zugänge in der psychologischen Entscheidungsforschung in einen strukturorientierten ('structural modelling' und in einen prozessorientierten ('process tracing') Ansatz ein. Beide Zugänge haben die psychologische Entscheidungsforschung in den letzten 40 Jahren bedeutend geprägt. Der strukturorientierte Zugang: Zuerst hat sich die psychologische Entscheidungsforschung hauptsächlich am Entwurf der subjektiven Wahrscheinlichkeit orientiert. WissenschaftlerInnen erhoben dazu numerische Wahrscheinlichkeitsurteile, die dann anhand der Axiome der Wahrscheinlichkeitstheorie geprüft wurden. Dieser Zugang wird in der psychologischen Entscheidungsforschung auch als struktur-orientierter Zugang definiert, da der Fokus primär auf das Ergebnis einer Entscheidung gelegt wird. Input- und Output-Variablen werden aktiv manipuliert und können mit Hilfe statistischer Modelle menschliches Entscheidungsverhalten prognostizieren. Svenson definiert diesen Zugang folgend: (...) a structural research approach relates choices and ratings to input variables (e.g., the maximum amount that can be gained, the variability across alternatives in gains and/or probabilities). Psychological intervening variables are derived from psychological theory and behavioral patterns in decision tasks. However, no attempts are made in strucutral approaches to assess the psychological process at different stages from problem presentation to final decision. Hier sind die normativen und präskriptiven Entscheidungstheorien sowie die SEU-Theorie und der Homo Oeconomicus einzureihen. Modelle, die im strukturorientierten Zugang verwendet werden, sind die algebraischen Modelle 'additive or nonadditive' (additive oder nicht-additive) und 'linear or nonlinear' (lineare und nicht-lineare Modell). Svenson führt an, dass im strukturorientierten Ansatz der Prozess einer Entscheidung noch weitgehend ignoriert wird. Seiner Meinung nach erfordert eine Entscheidung mehr Aufmerksamkeit als nur für den Moment, in dem die Wahl erfolgt, um eine Vorhersage einer bestimmte Präferenz zu ermöglichen. Im nächsten Kapitel werden AutorInnen angeführt, die nicht nur das Ergebnis, sondern den Entscheidungsprozess, wie es zu einer Entscheidung kommt, untersuchen. Der prozessorientierte Zugang: Für Svenson kann eine Entscheidung nicht mit der Beschreibung des finalen Ergebnisses abgeschlossen sein, weil eine Entscheidung von Emotionen, Wahrnehmungen und und weitere kognitiven Fähigkeiten beeinflusst wird. Um Einflüsse und das Zustandekommen einer Entscheidung besser zur verstehen, wird die Entscheidung als Prozess verstanden und in verschiedene Phasen eingeteilt. Nach Adam beinhaltet der Entscheidungsprozess eine (i) Anregungsphase, (ii) Suchphase, (iii) Entscheidungsfindungsphase und eine (iv) Durchsetzungsphase. Die Abgrenzungen der einzelnen Phasen erklärt Heinen wie folgt: (i) In der ersten Phase analysiert und bewertet der/die EntscheiderIn die Situation. (ii) Die Suchphase beinhaltet das Suchen von adäquaten Informationen und ihren Konsequenzen sowie das Suchen nach Optionen oder Handlungen. Es werden dazu Informationen aus der Umwelt aufgenommen oder auf Erfahrung zurückgegriffen. In weiterer Folge werden Bewertungen vorgenommen. (iii) In der nächsten Phase versucht der/die EntscheiderIn zwischen den Problemen und Variablen Zusammenhänge zu finden und eine optimale Entscheidung zu planen. Die Entscheidung wird vorbereitet. (iv) Die letzte Phase ist der Vollzug der Entscheidung. Ab hier kann die Entscheidung nicht mehr rückgängig gemacht werden. Nach der Entscheidung beginnt die Phase, in welcher der/die EntscheiderIn Erfahrungen für die nächste Entscheidung gesammelt und/oder gelernt hat, wie er/sie sich in der nächsten ähnlichen Situation verhalten wird. Nach Mag laufen die Phasen nicht unbedingt linear ab, sondern sie können öfters durchlaufen werden. Der Entscheidungsprozess kann von vorne beginnen, wenn die Person z.B. einen Sachverhalt falsch interpretiert hat oder neue Informationen zur Verfügung stehen. Payne und Svenson sehen einen Entscheidungsprozess differenzierter, da mit der Wahl einer Option der Prozess nicht abgeschlossen ist. Die Autoren kontrastieren den Entscheidungsprozess in einen Pre- und Post-Decision Process oder Phase (Vor- und Danach-Phase). In der Phase vor der Entscheidung sind für die Forschung Fragen wie 'werden Handlungsoptionen generiert, wie wird das Problem kognitiv strukturiert, welches Wissen wird herangezogen?' relevant. Die der Phase nach der Entscheidung analysieren WissenschaftlerInnen, wie gut der/die EntscheiderIn die Entscheidung erinnert, wie er/sie die Informationen aufgenommen hat, oder wie die Entscheidung im Nachhinein bewertet wird. Nach Svenson sind nicht nur die verfügbaren Informationen, die vor einer Wahl gesammelt werden, für die Entscheidungsforschung essentiell. Der Prozess nach einer Wahl ist ebenfalls von Bedeutung. Die Post-Phase bei einer Entscheidung gibt nach Svenson und Benthorn über die Qualität der bereits gemachten Entscheidung Aufschluss und zeigt, welche Erfahrungen der/die EntscheiderIn aus dieser Wahl für zukünftige Entscheidungen ableiten kann. Svenson schlägt die 'Differentiation and Consolidation Theory' vor,welche die Phasen nicht nur getrennt untersucht, sondern deren Ergebnisse in Zusammenhang bringt: Differentiation and Consolidation Theory explicitly links pre- and post-decision processes and considers pre-decision processes as a preparation for the post-decision future. Svenson und Benthorn zeigen, wie sich die Attraktivität eines Produktes für den/die EntscheiderIn während des Prozesses und nach einer Entscheidung ändern kann. Sie gaben TeilnehmerInnen eine Option mit jeweils vier Attributen vor, welche die TeilnehmerInnen während des Prozesses und anschließend (nach fünf Minuten oder nach einer Woche) anhand einer Ratingskala bewerten mussten. Fünf Minuten nach einer Entscheidung wurden keine signifikanten Veränderungen in der Bewertung wahrgenommen. Eine Woche später zeigten sich Unterschiede, indem gute und schlechte Attribute verstärkt bewertet wurden: die guten Attribute fielen in der Bewertung nach einer Woche noch besser aus als bei der Entscheidung und die schlechten noch schlechter. Dieses Ergebnis entspricht der Dissonanze-Theorie von Festinger und zeigt ein konträres Bild zur Self-Perception Theory von Bem. Nach dieser Theorie sind sich Menschen nicht über ihre Grundeinstellungen und Bewertungen bewusst, und der Mensch erinnert sich eher an zweideutige oder labile Merkmale. Die Studie beweist, wie bedeutend die Post-Phase in der Entscheidungsforschung ist, da sich die Wichtigkeit eines Attributes während und nach einer Entscheidung ändern kann. Anhand der Phasen hat sich der Fokus erweitert, indem eine Entscheidung betrachtet wird. Im Kontrast zum strukturorientierten Ansatz stehen hier der kognitive Prozess sowie die Informationssuche während des Entscheidungsprozesses im Mittelpunkt. Für AutorInnen dieses Zuganges ist der Mensch ein 'information processor with limited capabilities which, in turn, could explain the deviations form theoretical expectations' und basiert auf den Annahmen der begrenzten Rationalität von Simon. In den Jahren um 1980 beklagten die Autoren Slovic, Fischhoff und Lichtenstein noch den Mangel an Studien, in denen der Entscheidungsprozess untersucht wird. Mittlerweile gibt es viele Methoden, mit deren Hilfe die kognitiven Prozesse in einer Entscheidung analysiert werden können. Im nächsten Kapitel werden die prozessorientierten Methoden näher beleuchtet.
In: Diplomarbeit
Aus der Einleitung: Die Pflege im Bereich Pädiatrie ist relativ wenig erforscht. Fokus der wenigen wissenschaftlichen Arbeiten im Bereich Neonatologie stellt meist die somatische Perspektive der Frühgeborenen bzw. psychologische Aspekte des Phänomens der Frühgeburt und dem daraus resultierenden mütterlichen Erleben in den Vordergrund. Studien zum Lebensalltag mit einem zu früh geborenen Kind und dessen multifaktorelle Auswirkungen sind kaum zu finden, wie die Literaturrecherche dieser Arbeit ergab. Allgemeiner formuliert ist die 'Häusliche Kinderkrankenpflege' noch weniger praktisch erforscht und theoretisch reflektiert als die Kinderkrankenpflege selbst. Die Notwendigkeit von klinischer Nachsorge und individueller Betreuung dieser Patientenklientel wird hauptsächlich unter gesundheitspolitischen Aspekten sowie der allgemeinen Kostenreduzierung diskutiert. Ansätze und Modelle der Nachsorge, die im deutschsprachigen Raum zunehmend implementiert werden, wie z.B. das Augsburger Nachsorgemodell 'Bunter Kreis', werden im Hinblick auf ihre Effektivität und Effizienz mehrfach evaluiert, wie die zahlreichen Studien der Augsburger Nachsorgeforschung belegen. Dabei werden allerdings standardisierte Verfahren zur Datenerhebung bevorzugt, was dazu führt, dass oft ein verzerrtes, unvollständiges Bild der Problemsituation entsteht. Daher befasst sich die vorliegende Arbeit in der Perspektive des elterlichen Erlebens mit förderlichen und belastenden Aspekten der häuslichen Versorgung ihrer Frühgeborenen. Die Betroffenen erhalten damit die Möglichkeit, ihren Problemen eine eigene Gewichtung zu verleihen und ihren Unterstützungsbedarf selbst aufzuzeigen. Der Anlass dieser Arbeit ist eine Qualifizierung zum Diplompflegewirt (FH) auf Basis einer Diplomarbeit über den Familienalltag mit einem Frühgeborenen kurz nach der Krankenhausentlassung. Der durch die Forscherin gewählte thematische Bezug liegt in der jahrelangen Berufsausübung als Kinderkrankenschwester begründet und wird ergänzt aus den Erfahrungen des Pflegestudiums. Die theoretischen Vorkenntnisse der Autorin basieren auf der mehrjährigen Berufserfahrung als Kinderkrankenschwester, auf den Erfahrungen im Alltag als mehrfache Mutter und dem Erkenntnisgewinn aus einer umfangreichen Literaturrecherche. Einem systematischen Aufbau entsprechend gliedert sich die vorliegende Arbeitin mehrere Kapitel. Anfangs wird die hohe Relevanz des gewählten Themas aufgezeigt sowie die konkrete Fragestellung und Zielsetzung innerhalb der Arbeit formuliert. Im Folgenden wird der theoretische Bezugsrahmen dargestellt, der Einfluss auf die Ergebnisdiskussion hat. Kernelement der Arbeit ist schließlich das ausführlich beschriebene Forschungsdesign. Abschließend werden die Ergebnisse der Datenanalyse anhand wissenschaftlicher Aussagen in Bezug zum theoretischen Hintergrund der Arbeit gesetzt. Als Fazit sollen die Erkenntnisse aus der vorliegenden Studie Ausblick auf weitere Forschungsansätze bieten. Problemdarstellung: Wie das Statistische Bundesamt Wiesbaden mitteilt, wurde 1997 die Zahl von 50051 Lebendgeborenen mit einem Geburtsgewicht unter 2500g verzeichnet, was einem Prozentsatz von 6,2 % entspricht. Im Jahre 2006 entsprach die Zahl der 45818 Lebendgeborenen bereits einem Prozentsatz von 6,8 %. Trotz der generell gesunkenen Geburtenziffer bedeutet die prozentuale Erhöhung der Zahl Neugeborener mit einem Körpergewicht unter 2500g einerseits eine gesunkene Mortalitätsrate ungeborenen Lebens, was auf den technologischen Fortschritt, professionelle Pränatalpflege und der medizinischen Forschung in den letzten 10 Jahren zurückgeführt werden kann. Andererseits verweist diese Erhöhung auf einen vermehrten Bedarf an Nachsorge und Betreuung dieser Frühgeborenen und ihrer Familien. Nicht zu unterschätzen sind ebenfalls die erhöhte Morbidität und Mortalität von Frühgeborenen bis zum ersten Lebensjahr. Statistiken zufolge sind im Jahre 2006 in Deutschland 841 Säuglinge nach dem 28. Lebenstag bis einschließlich des 12. Lebensmonats gestorben, während davon allein 257 verstorbene Säuglingemit einem Geburtsgewicht von weniger als 2500g in diesem Lebensabschnitt registriert wurden. Als Frühgeborenes werden jene Kinder bezeichnet, die vor der vollendeten 36. SSW geboren wurden. Laut Bundesarbeitsgericht (BAG) existiert aber keine einheitliche Definition. Frühgeborene werden entsprechend ihrem Reifestadium und ihrem Geburtsgewicht divers klassifiziert. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Frühgeborene als Kinder, die bereits nach der 24. SSW geboren wurden, mehr als 500g wiegen und Lebenszeichen, wie Herzschlag, Atmung oder Nabelschnurpulsation zeigen. Allerdings werden die Frühchen entsprechend ihren Entwicklungsstadien in verschiedene Gruppen aufgeteilt: - ein Kind, dessen Geburtsgewicht in der 37. SSW dem normalen Gewicht entspricht (AGA). - ein Kind mit einem zu niedrigen Geburtsgewicht entsprechend der jeweiligen SSW (SGA). - ein Frühgeborenes mit einem Geburtsgewicht unter 1500 g (VLBW). - ein Frühchen mit einem Geburtsgewicht unter 1000 g (ELBW). Kinder, insbesondere Frühgeborene, unterstehen unserem besonderen Schutz entsprechend ethischer Richtlinien und den Aspekten der Heidelberger Charta. Aufgrund der Zunahme technischer Möglichkeiten gibt es immer mehr Frühgeborene, die schon in einem sehr frühen Gestationsalter geboren werden und mit technischer Hilfe und spezieller, individueller Betreuung und sorgfältiger Pflege überleben können. Dennoch haben einige Kinder und deren Eltern aufgrund chronischer Folgeerkrankungen, Verhaltensauffälligkeiten und Entwicklungsverzögerungen einen stark erhöhten Nachsorgebedarf, der das normale Maß übersteigt und unbedingt aufzuzeigen ist. Mit einer Frühgeburt ändert sich das Leben der betroffenen Familien oft schlagartig. Nicht nur der kleine Patient, auch deren Eltern und Geschwisterkinder sind erheblichen seelischen, sozialen und häufig auch finanziellen Belastungen ausgesetzt, u.a. verursacht durch aufwändige Pflege, viele Fahrten und Termine, folgenschwere Therapieentscheidungen, monatelange Krankenhausaufenthalte und die unbestimmte Zukunft. Eine besondere Herausforderung für Patient und Familie ist die Zeit nach der Entlassung. Der Übergang von der High-Tech-Versorgung der Klinik ins häusliche Umfeld sollte daher gut geplant und vorbereitet werden. Daher liegt die Vermutung sehr nahe, dass Überlastungen der Eltern aufgrund zu hoher und auch langfristiger Anforderungen durch die Pflege des Kindes, zahlreicher Termine und schlafloser Nächte das Risiko für Kindesmisshandlungen oder massive Vernachlässigungen erhöhen können. Die zunehmende Vernachlässigung von Kindern betrifft allerdings nicht nur sozial schwache Familien. Es wird häufig auch eine Wohlstandsvernachlässigung beobachtet, die auf mangelnde Aufmerksamkeit der Eltern zurückgeführt werden kann. Diesbezüglich sollen die Ergebnisse dieser Arbeit Belastungsfaktoren speziell von Eltern Frühgeborener aufdecken, um bestehende Konzepte einzuführen oder neue Ideen zu entwickeln und zu diskutieren. Die klinische Nachsorge bzw. eine strukturierte Pflege-Überleitung für alle Bevölkerungsschichten wird daher immer wichtiger, um einerseits die hohe Belastung durch zusätzliche stationäre Krankenhausaufnahmen aufgrund von Folgeerkrankungen der Frühgeborenen zu minimieren, andererseits das physische und psychische Wohlbefinden der kleinen Patienten und deren Angehörigen durch bessere nachstationäre Betreuung zu erhöhen und damit frühzeitig Überlastungssituationen vorzubeugen. Die benannten Aspekte des vorangegangenen Kapitels gaben Anlass, im Rahmen dieser Arbeit Belastungsfaktoren für Familien zu früh geborener Kinder aufzuzeigen, die sich aus den Problemen im Lebensalltag der betroffenen Familien ergeben. Die vorliegende Studie verfolgt dabei zwei wesentliche Ziele. Erstens sollen wesentliche Belastungsfaktoren und deren Folgen ermittelt werden, die die Familie von Frühgeborenen und deren Alltagsmanagement nach der Krankenhausentlassung beeinflussen. Zweitens sollen unterstützende Faktoren für die häusliche Versorgung nach Krankenhausentlassung dargestellt werden, die aus Sicht der Eltern eine ganzheitliche, entwicklungsfördernde Pflege durch die Eltern verbessern, um dem Frühgeborenen die bestmögliche Weiterentwicklung zu ermöglichen. Anhand der ermittelten Aspekte können dann Rückschlüsse auf eine Verbesserung des Entlassungsmanagements gezogen und die Notwendigkeit der Vernetzung der stationären und häuslichen Versorgung von Frühgeborenen aufgezeigt werden. Die methodische Vorgehensweise richtet sich somit kontinuierlich an folgende Forschungsfrage, die mit den zugehörigen Unterfragen noch konkretisiert wird: - Wie erleben Eltern Frühgeborener ihren Familienalltag nach der Krankenhausentlassung? - Welche Aspekte der Krankenhausentlassung erleben Eltern von Frühgeborenen rückblickend als belastend bzw. unterstützend und fördernd in der Vorbereitung auf die häusliche Pflege im Alltag? - Welche Aspekte des Alltags mit dem Frühgeborenen erleben die Eltern nach der Krankenhausentlassung selbst als belastend bzw. förderlich für den Familienalltag? Besonders hervorzuheben ist dabei die Perspektive der förderlichen Faktoren, da damit die salutogenetische Perspektive in Erfahrung bringt, was die betroffenen Eltern in besonders belastenden Situationen trotzdem gesund halten kann und somit die Lebensqualität erhöht. Im folgenden Kapitel soll nun die Problematik vor dem Hintergrund bestehender und vielfach diskutierter Konzepte der Pflegepraxis im Sinne einer Integrierten Versorgung dargestellt werden.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: 1.Einleitung1 1.1Problemdarstellung2 1.2Fragestellung5 2.Theoretische Überlegungen in Bezug auf Entlassung und Überleitung von Frühgeborenen in die häusliche Versorgung7 2.1Perspektive der Familienorientierten Pflege7 2.2Konzepte der Vernetzung der stationären und häuslichen Versorgung10 2.2.1Entlassungsmanagement10 2.2.2Pflege-Überleitung12 2.2.3Nachsorge13 3.Forschungsdesign15 3.1Literaturrecherche16 3.1.1Systematisches Vorgehen16 3.1.2Ergebnisse der Recherche und Schlussfolgerungen18 3.2Feldzugang20 3.3Stichprobe21 3.4Ethik und Datenschutz21 3.5Methodisches Vorgehen22 3.5.1Auswahl des Studiendesigns22 3.5.2Entwicklung des Interviewleitfadens24 3.5.3Datenerhebung26 3.5.4Datenauswertung28 3.5.4.1Erstellung der Themenmatrix29 3.5.4.2Einzelfallanalyse30 3.5.4.3Generalisierende Analyse32 3.5.5Gütekriterien34 4.Ergebnisse36 4.1Belastende Aspekte36 4.2Unterstützende Faktoren39 4.3Zusammenfassung der Ergebnisse42 5.Diskussion der Ergebnisse43 5.1Schlussfolgerungen zu den Einzelfallanalysen44 5.2Schlussfolgerungen der generalisierten Analyse48 5.3Zusammenfassung der Diskussion52 5.4Reflexion der Methodik56 6.Resümee und Ausblick60 Literaturverzeichnis62 Glossar73 Anhang74Textprobe:Textprobe: Kapitel 3.1.1, Systematisches Vorgehen: Zunächst erfolgte eine allgemeine Recherche in der Fachzeitschrift 'Kinderkrankenpflege', verschiedenen elektronischen Datenbanken, im OPAC der FH - Frankfurt am Main, der Deutschen Nationalbibliothek und über die Homepages themenspezifischer Institutionen und Vereine (September-Oktober 2007). Dabei erfolgte eine Kombination verschiedener Fachbegriffe und Schlagwörter, um sich einen allgemeinen Überblick über das Thema zu verschaffen. Danach wurde eine Handsuche zum Thema in der Fachzeitschrift 'Pflege' ab dem Jahr 1995 vorgenommen sowie die Zeitschriften der SAGE Publication online (November 2007) nach einer bestimmten Suchstrategie recherchiert. Hierbei wurden die Schlagworte 'preterm', 'premature', 'discharge' oder 'experience' miteinander verknüpft und von 119 Treffern 5 relevante Artikel näher betrachtet. Die benannten Fachbegriffe wurden ebenfalls für die Online-Recherche in den Jahrgängen 2005 – 2007 im 'Journal of advanced nursing' verwendet. Danach wurde eine systematische Recherche in den fachspezifischen und wissenschaftlichen Datenbanken der Evidence Based Medicine Reviews (EBMR, Ovid Technologies, Inc.), Cumulative Index to Nursing Alied Health Literature (Cinahl, Ebsco host Research Database) und PubMed (U.S. National Library of Medicine) mit einschlägigen Fachbegriffen und Schlagwörtern vorgenommen. Die Verwendung Logischer Operatoren bei der Kombination der in Anhang D dargestellten Schlagworte und deren Trunkierungen halfen bei der Erstellung einer systematischen Suchstrategie. Besondere Ausschlusskriterien und Begrenzungen der Suche wurden im Vorfeld kaum vorgenommen, wie im Folgenden noch näher begründet wird. Aufgrund der geringen Trefferzahl relevanter Literatur wurde mit anderen Schlagwörtern eine zweite Suchstrategie entwickelt (Dezember 2007) und in denselben Datenbanken nochmals recherchiert. In dritter Instanz wurde in der Datenbank PSYNDEXplus systematisch gesucht, da bei der Literaturrecherche aufgefallen war, dass Belastungen der Eltern häufig unter dem psychologischen Aspekt der Verarbeitung einer Frühgeburt innerhalb wissenschaftlicher Literatur diskutiert wurden. Bei dieser Suche wiesen die Schlagwörter 'Pflege', 'Kinder', Belastungen', 'Eltern', 'Krankenhaus', 'Entlassung' und 'Lebensalltag' die meisten Trefferzahlen auf, die mittels verschiedener Kombinationen jedoch nur einen relevanten Artikel abbildeten. Abschließend wurden die Literaturangaben aus den relevanten Artikeln der zweiten und dritten Suchstrategie nach deren Themenrelevanz weiterrecherchiert. Dabei sind Artikel mit aktuellen wissenschaftlichen Aussagen (2002-2007) bevorzugt worden. Ältere Literatur wurde nur dann einbezogen, wenn es sich um besonders relevante Publikationen zum Thema handelte. Die Sichtung von nationalen und internationalen Leitlinien zum Entlassungsmanagement und Überleitungspflege von Frühgeborenen ergab nur einen Treffer, der, wie in Anhang B dargestellt, als weniger relevant bewertet wird. Bei der Auswahl der verwendeten Literatur wurden als Einschlusskriterien die Zielgruppe (Frühgeborene und deren Eltern), die Prozessdimension (Lebensalltag mit einem Frühgeborenen) und ein bestimmter Zeitraum (die ersten Monate nach Krankenhausentlassung) festgelegt und dabei die im Kapitel 1.2 formulierten Fragen berücksichtigt. An dieser Stelle muss festgehalten werden, dass die anfänglich allgemeine Suche zunächst unstrukturiert durchgeführt wurde, um sich einen allgemeinen Überblick über das Thema zu verschaffen und daraus eine systematische Suchstrategie anzulegen. Außerdem konnte dabei eine Sammlung an möglichen Schlagwörtern angelegt werden, die speziell auch für die internationale Literatur genutzt werden konnte. Zusätzlich ergab sich somit eine Zusammenstellung verschiedener nationaler/internationaler Fachzeitschriften, Organisationen und Institutionen (vgl. Anhang A). Da die erste Suchstrategie in den oben benannten Datenbanken jedoch generell wenig relevante Treffer mit den oben genannten Einschlusskriterien ergab, wurde eine zweite Suchstrategie mit Schlagwörtern aus den relevanten Artikeln der ersten Suchstrategie gewählt und in denselben Datenbanken durchgeführt, um zu überprüfen, ob die geringe Anzahl der relevanten Treffer in den ausgewählten Schlagwörtern begründet liegt. Angesichts der Erwartung, wenig relevante Literatur zu diesem Thema zu finden, erwies es sich als sinnvoll, die Limits der Suchstrategie nur sehr geringfügig einzuschränken, um wesentliche Artikel dadurch nicht auch noch auszuschließen. Schließlich wurden von 27 relevanten Artikeln acht Texte genauer betrachtet und diese mit den Ergebnissen der dritten Recherche einer anderen fachthematischen Datenbank (PSYNDEXplus) ergänzt. Diese Systematik war notwendig, um die geringe relevante Trefferzahl sowohl auf Basis der ausgewählten Schlagworte als auch der verwendeten Datenbanken evaluieren zu können und spiegelt damit ein prozesshaftes Vorgehen wider. Ergebnisse der Recherche und Schlussfolgerungen: Zusammenfassend soll dargestellt werden, dass sehr wenig relevante Literatur in Bezug zur Forschungsfrage gefunden wurde. Einige Autoren diskutieren mittels verschiedener Reviews, Editorials, Darstellungen klinischer Erfahrungen, Bücher wie z.B. 'Frühgeburt als Herausforderung' sowie zahlreicher Konzepte ('Familien-orientierte Pflege', 'Follow-up Care', 'Das Augsburger Nachsorgemodell ´Bunter Kreis`, allgemeine Case Management Ansätze) die Probleme von Frühgeborenen bzw. Kindern und deren Eltern nach der Krankenhausentlassung und geben Vorschläge für Maßnahmen der häuslichen Versorgung. Damit geben sie konkrete Empfehlungen zur Handhabung der täglichen Praxis, regen aber auch zu weiteren Diskussionen und Forschungen an. Die RCT-Studie nach Melnyk et al. und die Dissertation von T. Wiedemann untersuchten die Effektivität und Effizienz von Nachsorge- bzw. elterlichen Interventionsprogrammen (Empowerment) und beleuchten damit den Kostenaspekt für vermeidbare stationäre Wiederaufnahmen. Des Weiteren beschreibt die qualitative Studie nach Köhlen die Bedeutung der Nachsorge mit dem Fokus auf dem Familienleben und der Arbeit des Pflegedienstes. Die zwei Assessmentinstrumente BRP und N-DAT identifizieren mögliche Risiken und Ressourcen für Neugeborene nach der Entlassung. In Bezug auf die Forschungsfrage zum Alltagserleben von Eltern nach der Frühgeburt ihres Kindes bleibt festzuhalten, dass lediglich eine Literaturanalyse und eine Pilotstudie trotz umfangreicher systematischer Suche identifiziert werden konnten. Während die Pilotstudie ausschließlich das Erleben von Vätern fokussiert, mit dem Ergebnis, dass die Väter mehr in die stationäre Pflege, Anleitung und Versorgung ihrer Kinder einbezogen werden müssen, stellt Bruns-Neumann verschiedene Aspekte des elterlichen Erlebens für den stationären Zeitraum, die Phase um die Krankenhausentlassung und die ersten Lebensmonate zusammen. Dabei werden Gefühle der Angst, Schuld, Ungewissheit, Depression, Niedergeschlagenheit und Entfremdung vom Kind beschrieben. Wenig angesprochen werden dagegen positive Gefühle wie Freude, Dankbarkeit und Glück. Als wesentlichste Stressfaktoren wurden der Anblick des fragilen Kindes, der Gesundheitszustand und die kindliche Weiterentwicklung sowie die Umgebungsfaktoren der Intensivstation beschrieben. Die enormen Anforderungen an ein geregeltes Familienleben und das Unverständnis für die Situation der Eltern im sozialen Umfeld stellen weitere negative Faktoren dar. Wesentliche Einflüsse stellen dabei frühere Erfahrungen mit Krankheit und Tod sowie mit prä- und perinatalen Komplikationen dar. Im Kleinkindalter steht dann immerhin ein gewachsenes Selbstvertrauen der immer noch anhaltenden Sorge mit Tendenz zur Überführsorge gegenüber. Weitere Erhebungen, die das elterliche Erleben speziell zurzeit nach der Krankenhausentlassung schildern, konnten unter Berücksichtigung der festgelegten Kriterien nicht gefunden werden. Die dargestellten Ergebnisse der Literaturrecherche lassen den Schluss zu, dass es auf diesem Themengebiet relativ wenig internationale, Evidenz-basierte pflegewissenschaftliche Publikationen gibt. Dieses belegen Autoren mit der Aussage, dass die Sichtweise von Pflegeforschern auf die unmittelbar aktuellen und akuten Problemlagen von Kindern und Eltern während der Zeit des postnatalen Krankenhausaufenthaltes sehr begrenzt ist. Weiterhin wird vermerkt, dass es bisher auch kein evaluiertes Instrument gab, um die Situation besonders belasteter Familien einschätzen zu können. Diese Schlussfolgerungen geben somit Hinweise auf weitere Forschungsansätze speziell im Bereich Pflege-Überleitung und Nachsorge von Frühgeborenen, dem hiermit Rechnung getragen werden soll.