Seit dem 2.9.1843 erschien in London die Wochenzeitschrift "The Economist". Aufgrund seiner Beiträge zu Fragen des Geldumlaufs, des Kredits und der Krisen war der "Economist" vor allem für die Ausarbeitung der marxistischen Geld-, Kredit- und Krisentheorie von Bedeutung. In den ersten sechs "Londoner Heften 1850-53" (MEGA-Band IV/7) exzerpierte Marx mehr als 50 Beiträge in dieser Zeitschrift. Die im "Economist" veröffentlichten Daten über die ökonomische Entwicklung erweiterten das Faktenwissen von Marx und Engels und ließen die empirische Erkenntnisse gewinnen, mit deren Hilfe sie tiefer in die Bewegungs- und Entwicklungsgesetze der kapitalistischen Produktion einzudringen vermochten. Marx erhielt von der Zeitschrift auch wichtige Anstöße zu seiner kritischen Auseinandersetzung mit Ricardos Quantitätstheorie. (STB)
Der Autor befaßt sich mit der politischen Tätigkeit Clara Zetkins unter dem Aspekt ihrer Einschätzung und Unterstützung der nachrevolutionären Entwicklung in der Sowjetunion. Clara Zetkin war in den Jahren 1921/22 viermal in die Sowjetunion gereist und hatte dort ca. siebeneinhalb Monate verbracht. Durch persönliche Kontakte mit Lenin, den Führern der kommunistischen Partei sowie der sowjetischen Bevölkerung war sie über die sowjetische Entwicklung gut informiert. Sie nutzte ihre Teilnahme an verschiedenen Konferenzen und ihre Tätigkeit in verschiedenen Gremien (Frauenkommission der Gewerkschaftsinternationale, Internationales Frauensekretariat der kommunistischen Internationale, Vorsitzende der Internationalen Arbeiterhilfe, Reichstagsabgeordnete) zur Unterstützung der Sowjetunion und zur Förderung einer dauerhaften Verbindung zwischen den Werktätigen der Sowjetunion und Deutschlands. (KE)
Bereits 1925 und 1926 gab es Arbeiterdelegationen in die Sowjetunion, doch diese systematisch zu organisieren war eine der Hauptaufgaben der 1928 gegründeten deutschen Sektion des Bundes der Freunde der Sowjetunion, deren Gründung die Kölner Konferenz (27. Mai 1928) voranging, auf der ein internationales Komitee geschaffen wurde, das vor allem die Freunde der Sowjetunion bei der Gründung nationaler Sektionen unterstützen sollte. Unter den Mitgliedern des Reichskomitees, des leitenden Organs der deutschen Sektion, waren bekannte Kommunisten, wie Franz Dahlem und Fritz Heckert. Bei der Auswahl der Delegierten schien es dem Bund besonders wichtig, daß gerade Arbeiter an diesen Delegationen teilnahmen, "die noch mehr oder weniger unter dem Einfluß der Gegner der Sowjetunion stehen, also in erster Linie sozialdemokratische, christliche und auch einige parteilose Arbeiter". Seit 1932 wurde jedoch zur Teilnahme eine Beschleunigung der Bezirksleitung über die Arbeit in einer revolutionären Organisation verlangt. Nach der Rückkehr der Delegation begann die "Berichterstattungskampagne", bei der die Delegierten auf Versammlungen, die großen Zuspruch hatten, von dieser Reise berichteten. Sowohl die "Berichterstattungskampagne", als auch die "Vorbereitungskampgane" waren meist mit Spendensammlungen verbunden, die den Aufbau der Sowjetunion unterstützen sollten. Außer Arbeiterdelegationen wurden auch spezifische Gruppen, wie die christliche Bergarbeiterdelegation, die Delegation der Eisenbahner oder Bauerndelegationen entsandt. Seit 1929 reiste auch regelmäßig eine Frauendelegation in die UdSSR. An der Grenze waren die Reisenden oftmals Schikanen ausgesetzt, Pässe wurden eingezogen und im November 1932 wurde die Delegation sogar festgenommen. "Die Maßnahmen sind für uns ein Beweis, daß die Kapitalisten und ihre Organe Angst haben vor der Wirkung der Wahrheit über die Sowjetunion" hieß es in einem Aufruf der Verhafteten an die Werktätigen Deutschlands und an die Arbeiter und Bauern der Sowjetunion. (WU)
Biographische Skizze von Beimler, der vor allem als führender Funktionär im Parteibezirk Südbayern (München und Augsburg) in der KPD eine Rolle gespielt hat und auf kommunistischer Seite am spanischen Bürgerkrieg teilnahm. (NW-IGW)
Der Verfasser erörtert die Wirtschaftspolitik der SED 1970/71 einschließlich der Probleme und Schwierigkeiten, die damals zu bewältigen waren, und weist darauf hin, daß die 14. ZK-Tagung von Mitte Dezember 1970 der entscheidende Ausgangspunkt für die Vorbereitung des VIII. Parteitages war. Einberufen wurde der Parteitag allerdings erst auf der 15. Tagung des ZK am 28.1.1971; die dann folgenden Parteiwahlen sollten zum Ausgangspunkt vieler neuer Initiativen in allen gesellschaftlichen Bereichen, vor allem auf ökonomischem Gebiet werden. Besonders hervorgehoben wird das 16. ZK-Plenum am 3.5.1971, auf dem Honecker Ulbricht in der Führung der Partei ablöste. Auch das Parteilehrjahr 1970/71 habe zur Vorbereitung des VIII. Parteitages der SED einen wichtigen Beitrag geleistet. (NW-IGW)
Als Quellen benutzt der Text KPD-Periodika und Reichstagsprotokolle. Am Anfang stehen allgemeine Ausführungen zum Klassencharakter der kapitalistischen Steuerpolitik und zu den taktischen Möglichkeiten einer revolutionären Abwehr. Neubauer macht seine Erfahrungen in der Kommunal- und Landtagspolitik. Sein wichtigstes Auftreten im Reichstag bildet der Kampf gegen die sog. "Große Finanzreform" im Sommer 1925. Während die bürgerliche Regierung durch verklausulierende Detailbesessenheit die Begünstigung des erneut expansiv orientierten Monopolkapitalismus zu verschleiern sucht, betreibt Neubauer deren Entlarvung und die Besserstellung des Proletariats durch konstruktive Teilforderungen. Bis zum Ende der Weimarer Republik gelingt es Neubauer immer wieder, sein Engagement gegen Steuerungerechtigkeit mit außerparlamentarischen Massenkampagnen zu verknüpfen, die zugleich Bestandteil der Einheitsfrontpolitik sind. (WB)
In der biographischen Skizze soll die Entwicklung und das politische Wirken für die KPD von Käte Niederkirchner geschildert werden. Durch ihren Vater wurde Käte Niederkirchner zur Kommunistin erzogen. Nachdem sie schon früher aktiv in kommunistischen Kinder- und Jugendgruppen mitgewirkt hatte, wurde sie 1930 mit 20 Jahren Mitglied der KPD, für die sie in der Arbeitersportbewegung politisch arbeiten sollte. Im März 1933 emigrierte sie in die Sowjetunion, wo sie in den folgenden Jahren als politische Mitarbeiterin der Komintern arbeitete. Zwischen Herbst 1941 und Oktober 1943 wurde sie für den aktiven Kampf gegen den Faschismus ausgebildet und sprang am 6. Oktober über Polen mit dem Fallschirm ab. Sie wurde jedoch schon kurze Zeit später auf Grund des Besitzes von ungültigen Lebensmittelkarten bei einer Routinekontrolle verhaftet und im September 1944 ermordet. (AR)
Zusammenstellung von Dokumenten, mit denen belegt werden soll, in welcher Weise der FDGB die Aktivitäten zur Schaffung einer Einheitspartei unterstützt. Wiedergegeben werden Schreiben von Landesorganisationen des FDBG sowie Telegramme und Resolutionen aus den ersten Monaten des Jahres 1946. (NW-IGW)
Unter diesen Beiträgen befinden sich zwei bislang völlig unbekannte Dokumente von Marx (eine Empfangsbestätigung über die für das Londoner Flüchtlingskomitee bestimmten Spenden sowie eine Erklärung zu den Auseinandersetzungen über die Aufstellung einer deutschen Legion in Paris), die im Anhang abgedruckt werden. Die "Staatszeitung" unterstützte Marx' Projekt einer politisch-ökonomischen Zeitschrift und veröffentlichte daraus mehrere Artikel. Sie gab damit den deutschen Emigranten in den USA erstmals die Möglichkeit, die Ideen von Marx und Engels kennenzulernen. (ES)
Davon ausgehend, daß die Frage nach der Rolle des VIII. Parteitages der SED zu den Schlüsselproblemen bei der Darstellung der Jugendpolitik unter den Bedingungen der Errichtung des entwickelten Sozialismus zählt, konzentriert sich der Artikel auf die Entwicklung der politischen Führung der FDJ durch die SED und auf Hauptergebnisse der Jugendarbeit im Prozeß der Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft. Im Vordergrund der Betrachtungen steht dabei die Erziehungs- und Schulungsarbeit sowie Aufgabe und Funktion der FDJ im Wirtschaftsleben der DDR. (NW-IGW)
Die Autorin, frühere Sekretärin des "Allies inside Germany Council", berichtet über die Konstituierung des Council im Jahre 1942 und die maßgebliche Rolle, die der Freie Deutsche Kulturbund (FDKB) dabei spielte. Sie stellt die kulturellen Aktivitäten und die vom Council organisierten Kundgebungen und Ausstellungen dar und schildert die Reaktion der britischen Öffentlichkeit. Darüber hinaus wird aus eigener Erfahrung über die organisatorische Arbeit des Council berichtet. Abschließend wird die Tätigkeit der nunmehr unter dem Namen "British Council for German Democracy" fungierenden Organisation dargestellt, deren Basis im Gefolge des Zusammenbruchs der Antihitlerkoalition zunehmend schmaler wurde. (STR)
Die Entwicklung der marxistisch-leninistischen Geschichtspropaganda in der DDR sei in den siebziger Jahren durch die Aufgaben und Anforderungen bei der Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft bestimmt worden; dieser Prozeß verlange mehr als je zuvor Menschen mit Einsicht in die Gesetzmäsigkeiten der gesellschaftlichen Entwicklung. Die geschichtspropagandistische Tätigkeit mußte darauf gerichtet werden, das Verständnis für den historischen Platz der entwickelten sozialistischen Gesellschaft und die dabei zu lösenden Aufgaben zu entwickeln. Verwiesen wird dabei nicht nur auf das Parteilehrjahr der SED und auf den Geschichtsunterricht in den Schulen, sondern auch auf zahlreiche Veröffentlichungen, Veranstaltungen und auf Jubiläen. (NW-IGW)
Im vorliegenden Beitrag gehen die Autoren der Dialektik von Nationalem und Internationalem bei der Herausbildung des Internationalen am Beispiel der Arbeiterklasse des sozialistischen Lagers nach. Nach einer Begriffsbestimmung des Nationalen und des Internationalen werden insbesondere die gemeinsamen Entwicklungstendenzen in der Arbeiterklasse der sozialistischen Staatengemeinschaft herausgearbeitet. Im Zentrum steht die quantitative Rolle der Arbeiter und Angestellten, die insgesamt mehr als achtzig v. H. der Gesamtbeschäftigten ausmachen und die ähnlichen volkswirtschaftlichen Bedingungen in diesen Ländern, d. h. der sich überall vollziehende Übergang von einer extensiv zu einer vorwiegend intensiv erweiterten Produktion. Die von den Autoren festgestellten zahlreichen Übereinstimmungen in der Entwicklung der Ökonomie und der Arbeiterklasse in den sozialistischen Ländern legen den Grundstein für eine wachsende Internationalisierung. Kern der Internationalisierung im Sozialismus ist die Internationalisierung des Wirtschaftslebens in der sozialistischen Gemeinschaft. (RG)
Die biographische Skizze erinnert an den ungarischen Sozialdemokraten Paul Engelmann (1854-1916), mit dessen Namen die Gründung der Ungarländischen Sozialdemokratischen Partei und die Schaffung der modernen Gewerkschaftsbewegung in Ungarn verbunden ist. In den 70er und 80er Jahren des 19. Jahrhunderts schloß sich Engelmann während seiner Aufenthalte in Bayern und Österreich den jeweiligen sozialdemokratischen Parteien an. Nach Ungarn zurückgekehrt wurde er zum Führer der Opposition innerhalb der Ungarländischen Allgemeinen Arbeiterpartei, aus der er 1887 ausgeschlossen wurde. Mit Unterstützung ausländischer Arbeiterparteien gelang es Engelmann 1889 die Führung der Allgemeinen Arbeiterpartei zu übernehmen, die sich 1890 ein marxistisches Programm gab. 1892 wurde er von den erstarkten innerparteilichen Gegnern wieder aus der Partei ausgeschlossen und blieb seitdem im wesentlichen in einer Außenseiterrolle dem Parteileben fern. Von 1893 an bis zu seinem Tod war er Mitarbeiter der deutschsprachigen Tageszeitung "Neues Politisches Volksblatt". (WJ)
Untersucht werden die Kontakte von Mitgliedern der indischen Befreiungsbewegung zur englischen, französischen und nordamerikanischen Arbeiterbewegung und der Einfluß dieser Kontakte auf die Ideologie der Bewegung. Der Aufsatz hat dazu auch Materialien aus dem Nationalarchiv in Neu-Dehli herangezogen. Da sich die indische Befreiungsbewegung im Ausland vornehmlich aus Studenten rekrutierte, vertrat sie zunächst bürgerlich-demokratische Positionen. Jedoch entstanden nach der Jahrhundertwende infolge der gemeinsamen Gegnerschaft gegen die imperialistische Politik der Großmächte Berührungspunkte mit den sozialistischen Parteien in Großbritannien, Frankreich und den USA. An zahlreichen Beispielen weist der Autor nach, wie durch diese persönlichen Kontakte die Befreiungsbewegung für das sozialistische Denken geöffnet und die Grundlage für die Gründung von sozialistischen Parteien in Indien gelegt wurde. Weltgeschichtlich zeichnete sich damit damals die Perspektive eines weltweiten Bündnisses zwischen den nationalen Befreiungsbewegungen und der internationalen Arbeiterbewegung ab. (JF)