Die Institutionalisierung indischer Parteien
In: Politische Vierteljahresschrift: PVS : German political science quarterly, Band 47, Heft 4, S. 618-640
Abstract
Parteiensysteme gelten dann als institutionalisiert, wenn sie starke Wurzeln in der Gesellschaft haben, stabil sind (geringe elektorale Volatilität, Fragmentierung und Polarisierung aufweisen), Legitimität genießen und ein ausreichendes organisatorisches Niveau aufweisen. Gemessen an diesen Kriterien schneidet das indische Parteiensystem besser ab, als bisherige parteikritische Studien nahelegen. Die gesellschaftliche Verankerungist hoch, aber spezifisch, die Stabilität des Parteienwettbewerbs ist beachtlich, die Polarisierung ist gering und die Fragmentierung ist im Wesentlichen eine Folge der Tatsache, dass sich unterschiedliche subnationale Parteiensysteme fast in toto im Unterhaus wiederfinden. Indische Parteien spiegeln spezifische gesellschaftliche Konfliktlinien, verstärken diese in zunehmendem Maße durch ihr eigenes Handeln, sie genügen zudem Maßstäben innerparteilicher Demokratie und Kohäsion nur sehr unzureichend. Diese Defizite sind Folge der indischen Patronagedemokratie und der sich darauf einstellenden Wählergruppen und Parteien in einer ausgesprochen pluralen, politisch immer stärker mobilisierten Gesellschaft. Sie haben jedoch durchaus auch positive Auswirkungen auf die Partizipation bisher exkludierter Gruppen. Die aus der Beobachtung westlicher, programmorientierter Parteiensysteme gewonnenen Institutionalisierungskriterien sind in Bezug auf indische Parteien daher nur begrenzt hilfreich. (Politische Vierteljahresschrift / FUB)
Themen
Sprachen
Deutsch
ISSN: 0032-3470
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