In: Umweltwissenschaften und Schadstoff-Forschung: UWSF ; Zeitschrift für Umweltchemie und Ökotoxikologie ; Organ des Verbandes für Geoökologie in Deutschland (VGöD) und der Eco-Informa, Band 21, Heft 3, S. 256-259
'Bisherige Untersuchungen haben gezeigt, dass es innerhalb der Europäischen Union zum Teil erhebliche Unterschiede in den Einstellungen zu gentechnisch veränderten Lebensmitteln (GM food) gibt. Die Erklärungen für die gefundenen Einstellungsunterschiede basieren vor allem auf soziodemografische und Wissensvariablen als einstellungsdeterminierende Faktoren der Einstellung gegenüber GM food. Kulturelle Unterschiede werden hingegen als Erklärungsfaktoren kaum in Betracht gezogen. In dem vorliegenden Papier werden Hypothesen über den Einfluss des kulturellen Kontext auf die Ablehnung von GM food formuliert. Diese Hypothesen basieren auf Überlegungen, die sich aus der Kombination des Ansatzes von Hofstede (1997) mit dem Einstellungsmodell von Eagly und Chaiken (1993) ergeben. Die Überlegungen beziehen sich auf Griechenland und Westdeutschland als Länder mit Stellvertreterpotential für einen bestimmten kulturellen Kontext (modern vs. traditional). Als Ergebnis kann festgehalten werden, dass das Wissen über GM food nur in Westdeutschland einen Effekt hat, in Griechenland sind hingegen die negativen Beliefs über GM food von großer Bedeutung für die Einstellung gegenüber GM food. Generell lässt sich festhalten, dass in Westdeutschland eine wesentlich strukturiertere Einstellungsstruktur zu finden ist als dies in Griechenland der Fall ist.' (Autorenreferat)
Obwohl Wasserstoff schon seit langer Zeit in der Industrie genutzt wird, ist seine Verwendung als Treibstoff oder Energieträger relativ neu, und das Expertenwissen über die damit einhergehenden Risiken ist weder vollständig noch einhellig. Dementsprechend existiert auch wenig Wissen über die öffentliche Wahrnehmung der Wasserstoffenergie und die Einstellungen bezüglich einer möglichen kommerziellen Nutzung. Der vorliegende Artikel beginnt mit der Diskussion unterschiedlicher Risikodefinitionen. Im Anschluss werden die Streitfragen unterschiedlicher Nutzungsweisen von neuen Wasserstofftechnologien untersucht. Die unterschiedlichen Experteneinschätzungen und die Debatten über die öffentliche Risikowahrnehmung werden dargestellt und mit Vorstellungen und Debatten über andere neue Technologien verglichen. Denn auch für andere Technologien wie CO2-Abscheidung und Speicherung, genetisch modifizierte Organismen oder Nahrung und die Nanotechnologie besteht hohe wissenschaftliche Unsicherheit und sie werden gleichzeitig vergleichsweise wenig in der Öffentlichkeit wahrgenommen. In Bezug auf den Diskurs zum öffentlichen Engagement und zur öffentlichen Beteiligung bei der Entwicklung neuer Technologien wird gezeigt, dass wissenschaftliche und technologische Unsicherheit in unterschiedlicher Weise wahrgenommen werden und verschiedene Interessenvertreter und Öffentlichkeiten verschiedene Aspekte oder Risikotypen herausstellen. Diese grundsätzliche Problematik lässt sich kaum durch eine stärkere Öffentlichkeitsbeteiligung überwinden, da die Interpretationsweisen von Risiken und Nutzen notwendigerweise in einen kulturellen und ideologischen Kontext eingebettet sind. Gleichwohl können sich solche Interpretationsweisen unter dem Eindruck neuer Erfahrungen auch wandeln.