Welche Konsequenzen hat es für die Medienkompetenzförderung von Kindern, wenn im gesellschaftlichen Diskurs zumeist Risiken des Medienumgangs betont werden? Um zur Diskussion dieser und weiterer Fragen beizutragen, setzt sich der Artikel mit dem Status quo der Medienbildung in inner- und außerschulischen Bildungseinrichtungen und in der Familie auseinander. Anknüpfend an die Herausstellung gegenwärtiger Defizite werden Entwicklungsperspektiven aufgezeigt.
Wenn sich Jugendliche heute einen Medieninhalt aneignen, stehen ihnen dazu nicht nur verschiedene Rezeptionsmöglichkeiten zur Verfügung, sie können sich auch mit Medien kommunikativ mit anderen austauschen und selbst gestaltend tätig werden. Der Beitrag fokussiertdie Bedeutung des Social Web im Rahmen der medienübergreifenden Aneignung von Inhalten und stellt empirische Ergebnisse aus einer Untersuchung mit zwölf- bis 19-jährigen Jugendlichen vor.Today adolescents appropriate media content not only by using media devices for reception, but also by using media for interpersonal communication and creative production. The article focuses the relevance of social web in context of cross media content appropriation and presents empirical data, based on a study with twelve to 19 year-olds.
Seit längerem wird von politischen und gesellschaftlichen Akteuren ein Bild von der unpolitischen Jugend gezeichnet und die Politikverdrossenheit Jugendlicher beklagt. Belegt wird dies unter anderem mit Ergebnissen von Shell-Studien (z.B. Shell Deutschland Holding 2006; Deutsche Shell 2002), die seit Jahren ein rückläufiges Politikinteresse bei der jungen Generation diagnostizieren. 2002 erreichte dies seinen (vorläufigen) Tiefpunkt als sich lediglich 34 Prozent der Jugendlichen selbst als politisch interessiert bezeichneten. Auch wenn die Werte für 2006 wieder leicht gestiegen sind, ist eine echte Trendwende wohl nicht in Sicht (vgl. Schneekloth 2006). Das diagnostizierte geringe Politikinteresse wird vielfach als Indikator für die Distanzierung Jugendlicher zur Demokratie, den demokratischen Institutionen sowie den politischen Spielregeln in einem demokratischen System interpretiert. Dem ist zumindest dahingehend zuzustimmen, dass ein geringes Interesse an Politik und den Institutionen der politischen Willensbildung für die gesamtgesellschaftliche Konsensbildung und damit die politische Handlungsfähigkeit nicht zuträglich ist. Das demokratische System — soll es seinem Sinn entsprechend funktionstüchtig sein — könnte mit einer misslungenen Integration der jungen Generation zunehmend seine Basis und damit seine Legitimation verlieren. Dem steht entgegen, dass auf Seiten der Jugendlichen wohl weniger eine Politikverdrossenheit und Distanz zur Demokratie besteht, sondern eher eine Verdrossenheit gegenüber PolitikerInnen und Parteien, gegenüber der offiziellen Politik und den bestehenden realpolitischen Verfahrensweisen (vgl. Hurrelmann et al. 2006, Burdewick 2003). ; For some time now, political and social actors have been drawing a picture of apolitical youth and complaining about young people's disenchantment with politics. This is substantiated, among other things, by the results of Shell studies (e.g. Shell Deutschland Holding 2006; Deutsche Shell 2002), which for years have diagnosed a declining interest in politics among the young generation. In 2002, this reached its (temporary) low point when only 34 per cent of young people described themselves as politically interested. Even though the figures for 2006 have risen slightly again, a real turnaround is probably not in sight (cf. Schneekloth 2006). The diagnosed low interest in politics is often interpreted as an indicator of young people's distancing from democracy, democratic institutions and the political rules of the game in a democratic system. This can be agreed with, at least to the extent that a low interest in politics and the institutions of political decision-making is not conducive to the formation of consensus in society as a whole and thus to the ability to act politically. The democratic system - if it is to function according to its purpose - could increasingly lose its basis and thus its legitimacy with an unsuccessful integration of the young generation. On the other hand, young people are not so much disenchanted with politics and distanced from democracy, but rather disenchanted with politicians and parties, with official politics and the existing realpolitik procedures (cf. Hurrelmann et al. 2006, Burdewick 2003).
"Jugendliche leben in sich schnell wandelnden, konvergierenden Medienwelten, in denen Medien technisch zusammenwachsen und Inhalte medienübergreifend präsentiert werden. Das Projekt Medienkonvergenz Monitoring der Professur für Medienpädagogik und Weiterbildung der Universität Leipzig untersucht konvergenzbezogene Nutzungsstrukturen Jugendlicher und ihre Aneignung des konvergenten Medienensembles in der Langzeitperspektive. Dargestellt werden aktuelle Teilergebnisse aus einer Onlinebefragung von 12- bis 19-Jährigen. Sie weisen darauf hin, dass Jugendliche sich dem Internet verstärkt als Massenmedium mit neuen Nutzungsqualitäten zuwenden. Sie nutzen im Internet sowohl Inhalte aus den traditionellen Massenmedien als auch internetspezifische Inhalte programm- und zeitunabhängig und eingebettet in sozial-kommunikative Kontexte. Das Internet nimmt als Unterhaltungsmedium eine zentrale Position in den alltäglichen Medienwelten Jugendlicher ein. Es ist zum Teil wichtiger als andere Medien, wenn Jugendliche ihre medialen Vorlieben mit dem konvergenten Medienensemble verfolgen. Es schließen sich Fragen an, welchen sich das Projekt unter Anwendung quantitativer und qualitativer Methoden widmen wird." (Autorenreferat)