Mit dem voraussichtlichen Ende der Milchquote im Wirtschaftsjahr 2014/2015 entfällt das hoheitliche Milchmengenregime (FAHLBUSCH ET AL. 2009, LATACZ-LOHMANN/ HEMME 2008, 2007, EU-KOMMISSION 2007). Dies bedeutet einen weitreichenden Einschnitt in die Rahmenbedingungen der europäischen Milchwirtschaft, da die vertraglichen Vereinbarungen der Milchlieferung neu geordnet werden müssen. Rund zwei Drittel der in Deutschland erzeugten Milch werden von Genossenschaften verarbeitet und vermarktet (DRV o.J.). Damit wird die bedeutende Stellung der Genossenschaftsmolkereien in einer der größten Branchen (Umsatz 2008: 26,66 Mrd. Euro) der deutschen Ernährungsindustrie deutlich (BVE 2009). Die Beziehung zwischen Milchlieferanten und der genossenschaftlichen Molkerei ist durch die Besonderheit gekennzeichnet, dass die Milcherzeuger sowohl Lieferanten als auch Anteilseigner der Molkerei sind (GERLACH ET AL. 2005)...
Das Auslaufen der Milchquote mit dem Wirtschaftsjahr 2014/2015 gilt als weitgehend sicher (FAHLBUSCH ET AL. 2009, LATACZ-LOHMANN/HEMME 2007, 2008, EU-KOMMISSION 2007). Dies bedeutet einen entscheidenden Einschnitt in die Rahmenbedingungen der europäischen Milchwirtschaft. Unter anderem verändert sich mit dem Wegfall eines hoheitlichen Milchmengenregimes die Planbarkeit der Anlieferungsmenge für die Molkereien (GLOY 2009, SPILLER 2008a). Des Weiteren stehen neben der neuen Herausforderung der Mengenplanung auch die Preisfestsetzungsverfahren der Molkereien zur Diskussion, da die Preise volatiler und sich dem Weltmarktpreisniveau annähern werden (GVN 2008, VAN BERKUM/HELMING 2006)...
Ob die Effizienz in der Wertschöpfungskette Milch durch die Zusammenarbeit von Milcherzeuger und Molkerei gesteigert werden kann, analysiert eine Studie des Lehrstuhls "Marketing für Lebensmittel und Agrarprodukte" der Universität Göttingen, die mit finanzieller Unterstützung der DZ Bank-Stiftung durchgeführt wurde. 279 deutsche Milcherzeuger wurden zum Thema "Zusammenarbeit zwischen Milcherzeuger und Molkerei" befragt. Um eine Effizienzsteigerung in der Wertschöpfungskette Milch zu erzielen und Kosten zu reduzieren, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Milcherzeuger und Molkerei wichtig. Natürlich können Landwirte und Molkereien jeweils für sich ihren Betrieb optimieren, manche Kostensenkungen lassen sich aber nur gemeinsam erzielen. Potentiale bieten z.B. eine strategische Mengenplanung sowie eine Ausweitung der Milcherfassung auf einen dreitägigen Rhythmus. Generell ist die Bereitschaft zur Zusammenarbeit derzeit nur bei einem Teil der Milcherzeuger vorhanden: etwa die Hälfte der Milcherzeuger favorisiert eine enge Zusammenarbeit, während ein Drittel der Landwirte nicht an einer engen Kooperation mit der Molkerei interessiert ist. Dies erfordert eine bessere Kommunikation der Vorteile einer engen Zusammenarbeit. Ein wichtiger Parameter in der Geschäftsbeziehung ist die Milchmengenregelung, da die Milchquote im Jahr 2015 ausläuft. Die Bereitschaft eine strategische Mengenplanung mit der Molkerei einzugehen, ist bei 60 % der Teilnehmer vorhanden. Eine jährliche Anpassung der Milchmenge im Milchliefervertrag fordern zwei Drittel der Befragten. Das Einhalten der geplanten Milchmenge empfinden 40 % der Befragten als einfach. Im Durchschnitt können die Probanden ihre Milchmenge auf ca. 10 % genau planen und fordern auch eine entsprechende Toleranz in ihrem Milchliefervertrag. Die Mengenreglung scheint ein geeigneter Anknüpfungspunkt für die engere Zusammenarbeit zu sein, da die Bereitschaft für eine gemeinsame strikte Mengenplanung gegeben ist, solange jährliche Anpassungen möglich sind. Schwieriger ist die Ausdehnung der Milcherfassung auf einen dreitägigen Rhythmus. Die Bereitschaft der Landwirte, der Molkerei einen dreitägigen Abholrhythmus zu ermöglichen, ist lediglich bei 21 % der befragten Milcherzeuger vorhanden. Dies hängt augenscheinlich damit zusammen, dass eine Umstellung von 58 % der Milcherzeuger als schwer bewertet wird und mit Investitionen in Lagerhaltung (84 %) verbunden ist. Der Milchpreis müsste sich um durchschnittlich 1,8 Cent je kg Milch erhöhen, damit ein dreitägiger Abholrhythmus unterstützt wird. Dies übersteigt offensichtlich die entstehenden Mehrkosten deutlich, so dass es sich um eine Überkompensation handelt, die durch die höhere Wertschöpfung nicht gedeckt werden kann. Es kann geschlussfolgert werden, dass durch die Zusammenarbeit von Milcherzeuger und Molkerei in Zukunft Potentiale ausgeschöpft werden können. Der Erfolg hängt jedoch maßgeblich davon ab, ob es der Molkerei gelingt, die Geschäftsbeziehungsqualität zu erhöhen und die Milcherzeuger an der erhöhten Wertschöpfung partizipieren zu lassen.
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Die Wahl des richtigen Vertrags zur Sicherung der Rohstoffbasis ist eine strategische Aufgabe der Molkereien im Rahmen ihres Beschaffungsmanagements. Es gibt keinen "besten Vertrag" der für alle Molkereien und alle Milchlieferanten eingesetzt werden kann. Vielmehr muss jede Molkerei anhand verschiedener Kriterien entscheiden, welches Vertragssystem das Beste für sie ist. Die hier vorgestellten möglichen Vertragssysteme stellen eine systematische Aufzählung dar, deren Umsetzbarkeit für die Praxis genauer betrachtet werden muss. Darüber hinaus wird ein Kriterienkatalog vorgeschlagen, der die Entscheidungsfindung für eines der vorgestellten Modelle erleichtern soll. Ziel sind Denkanregungen auch über die aktuelle Praxis hinaus, denn Erfahrungen aus vielen Branchen zeigen häufig eine erstaunliche Homogenität der Systeme, die sich manchmal eher durch Imitationsverhalten als durch strategische Planung erklären lassen (DIMAGGIO und POWELL 2000).
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Der vorliegende Beitrag zeigt, dass sich die Preisbildungssysteme auf den verschiedenen Ebenen der Wertschöpfungskette in mehrerer Hinsicht unterscheiden. In Abhangigkeit des Produkts und der jeweiligen Marktstrukturen und Krafteverhaltnisse orientieren sich die Preise unterschiedlich stark an den Faktoren Wettbewerb, Nachfrage und Kosten. Die Preissetzungsspielraume fur die einzelnen Ebenen und Marktpartner der WSK sind unterschiedlich gross. Wird auf der Stufe der Landwirte eine gewisse Abhängigkeit von der nachgelagerten Stufe deutlich, stehen die Molkereien, allerdings nur fur wenige bestimmte Produkte, in einer besseren Verhandlungsposition. Die Möglichkeit zur Preisbeeinflussung kann der Lebensmitteleinzelhandel am ehesten wahrnehmen, muss dabei jedoch die Restriktionen, die sich aus dem intensiven Wettbewerb auf dieser Stufe der WSK ergeben, beachten.[...] (Quelle: Verlag)
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