Wünschen sich unverheiratete Eltern in Deutschland die gemeinsame elterliche Sorge, so müssen sie heiraten oder Sorgeerklärungen zur Erlangung der gemeinsamen Sorge abgeben. Dem rechtlichen Begriff der gemeinsamen Sorge stellt Alexandra N. Langmeyer in der vorliegenden Studie das psychologische Pendant der elterlichen Zusammenarbeit in der Erziehung gegenüber, die in den letzten Jahren zunehmend unter dem Begriff des elterlichen Coparenting in der Familienforschung berücksichtigt wird. Anhand von drei Teilstudien wird aus einer systemischen Perspektive die gemeinsame elterliche Sorge, die Bedeutung des elterlichen Coparenting und des Erziehungsverhaltens sowie deren Zusammenhang zum Kindeswohl beleuchtet.
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Most children continue to live with their mother after a divorce or separation, yet paternal involvement in post-separation families has increased substantially in many Western nations. This shift has contributed to a growing share and more diverse set of post-separation parents opting for shared physical custody (SPC), which typically means that children alternate between the parental residences for substantive amounts of time. Profiling the case of Germany, where no legal regulations facilitating SPC are implemented to date, we examine the prevalence of SPC families, sociodemographic correlates of SPC, and its associations with parental coparenting and child adjustment. Using representative survey data sampled in 2019 (N = 800 minors of 509 separated parents), results revealed that only 6–8% of children practiced SPC. SPC parents were more likely to hold tertiary levels of schooling and to report a better coparenting relationship with the other parent. There was no link between SPC and child adjustment, yet conflictual coparenting was linked to higher levels of hyperactivity among SPC children. We conclude that the social selection into SPC and linkages between conflictual coparenting and hyperactivity among SPC children likely stem from the higher costs and the constant level of communication between the ex-partners that SPC requires.
Den Umgang mit digitalen Medien lernen Kinder im Grund- und Vorschulalter im Wesentlichen in der Familie, wo sie bereits in sehr frühem Alter damit konfrontiert werden. Für Deutschland gibt es aktuell nur wenig bevölkerungsrepräsentative Forschung, aus der sich systematische Erkenntnisse dazu ableiten lassen, in welchem Umfang digitale Technologien in Familien genutzt und wie die Kinder in ihrer Medienaneignung begleitet werden. Das Papier nutzt die Daten des DJI-Surveys AID:A 2019 und nimmt die Mediennutzung und -erziehung in Familien mit Kindern unter 12 Jahren in den Blick (N = 1.945 Zwei-Eltern-Familien). Eine latente Profilanalyse führte zu einer 4-Klassen-Typologie familialer Digitalmediennutzung, die sowohl die absoluten Mediennutzungsdauern aller Familienmitglieder, als auch die gemeinsame Mediennutzung als Form medienerzieherischen Handelns berücksichtigt. Die Befunde legen zwei starke Hauptgruppen nahe: Während die Gemeinschaftsorientierte Fernseh-Familie (49,2 %) am häufigsten das Medium Fernsehen nutzt und dies auch am häufigsten zusammen (Eltern und Kinder), werden in Familien mit Solitären Internet-Eltern (36,9 %) stärker andere Medien (Internet, Gaming) und diese seltener gemeinsam genutzt. Ein multinomiales Logit-Modell bringt anschließend die Typologie in einen Zusammenhang mit wesentlichen, soziodemographischen Faktoren. Für die Fachpraxis ergeben sich aus diesen Differenzierungen möglicherweise je unterschiedliche Konfliktlagen und Beratungsbedarfe.
In: Das Gesundheitswesen: Sozialmedizin, Gesundheits-System-Forschung, public health, öffentlicher Gesundheitsdienst, medizinischer Dienst, Band 85, Heft 11, S. 975-981
Zusammenfassung Ziel der Studie Die vorliegende Studie untersucht Belastungslagen von Alleinerziehenden, Stief- und Kernfamilien mit jungen Kindern sowie die Nutzung von universellen, selektiven und indizierten Unterstützungsangeboten in den unterschiedlichen Familienformen. Methodik Anhand von zwei repräsentativen Bevölkerungsstudien mit Müttern von Kindern zwischen 0–3 Jahren (KiD 0–3 2015; N=6,617 und AID:A 2019, N=1,501) aus Deutschland werden von den Müttern eingeschätzte Belastungen sowie die Nutzung verschiedener Präventionsangebote deskriptiv und mit Chi²-Tests untersucht. Ergebnisse Insgesamt zeigen sich bei Alleinerziehenden und teilweise auch bei Stieffamilien vermehrte sozioökonomische Belastungen (z. B. höheres Armutsrisiko). Insbesondere universelle Präventionsangebote (z. B. Geburtsvorbereitung, Eltern-Kind-Gruppen) werden seltener von Alleinerziehenden genutzt, während selektive und indizierte Angebote, wie Familien- oder Erziehungsberatung und Angebote des Jugendamts, häufiger von ihnen genutzt werden. Schlussfolgerung Vermehrte Belastungsmerkmale lassen einen höheren Hilfebedarf bei Alleinerziehenden im Vergleich zu Kernfamilien vermuten. Universelle Gruppenangebote werden scheinbar nicht dazu genutzt, diesen Hilfebedarf zu decken, während selektive individuelle Beratungsangebote, wie Schwangerschafts- und Erziehungsberatung, im Verhältnis von Alleinerziehenden und Stieffamilien häufiger in Anspruch genommen werden. Auf Alleinerziehende zugeschnittene (Gruppen-)Angebote – insbesondere in der frühen Entwicklungsphase des Kindes – könnten unterstützen.
In: Das Gesundheitswesen: Sozialmedizin, Gesundheits-System-Forschung, public health, öffentlicher Gesundheitsdienst, medizinischer Dienst, Band 85, Heft 11, S. e49-e49