Der Band präsentiert Beiträge aus soziologischer, politikdidaktischer und erziehungswissenschaftlicher Perspektive und ermöglicht damit eine fruchtbare Perspektivenverschränkung sowie eine Öffnung der politischen Bildung für bildungssoziologische Fragestellungen. Deutlich wird, dass der Beitrag der Bildungssoziologie darin liegt, mit normativen Vorgaben und Selbstverständlichkeiten der gegenwärtigen Diskurse in der politischen Bildung zu brechen und somit eine andere Perspektive auf den Gegenstand zu werfen.
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Der Autor belegt zunächst empirisch die Tatsache relativ geringer Teilnahmezahlen politisch und sozial benachteiligter Gruppen an der politischen Erwachsenenbildung, aber auch an politischer Partizipation. Zum Legitimierungsproblem wird dies seiner Meinung nach, wenn man vom Ideal der partizipatorischen Demokratie ausgeht. Er argumentiert gegen eine verbreitete Begründung für das beschriebene Phänomen, wonach häufig eine "Defizitperspektive" (z. B. mangelnde kulturelle Ressourcen, mangelnde Reflexivität) eröffnet wird. Demgegenüber geht er davon aus, dass erstens die "Bildungsferne" in jedem Fall - also auch dann, wenn auf Grund biografischer Erfahrungen ein Misstrauen gegen institutionelle Bildung besteht - ein Ergebnis soziokultureller Prozesse ist, und dass zweitens die Institutionen auch ihr Verhältnis zu einem großen Teil der Bürger nicht geklärt haben, so dass sich "Selbstausschluss" und "Fremdausschluss" dialektisch überlagern. Der Autor entwickelt im Anschluss an das Konzept des politischen Feldes von Pierre Bourdieu eine Perspektive, die den Politikbegriff nicht nur eng oder weit, sondern auch relational, also eingebettet in die Beziehungen zwischen ungleichen Akteuren betrachtet. Schließlich kritisiert er die weithin stattfindende "Enteignung" der Laien, die mit einer Aneignung der Macht durch die Experten einhergeht. Die Aufweichung dieser Grenze und die Erweiterung der Spielräume würden seines Erachtens die selbstinduzierte Bildungsferne und damit die Beteiligung an der Reproduktion sozialer Ungleichheit durch die Bildungsagenturen selbst reduzieren. (ICI2).
Der Autor belegt zunächst empirisch die Tatsache relativ geringer Teilnahmezahlen politisch und sozial benachteiligter Gruppen an der politischen Erwachsenenbildung, aber auch an politischer Partizipation. Zum Legitimierungsproblem wird dies seiner Meinung nach, wenn man vom Ideal der partizipatorischen Demokratie ausgeht. Er argumentiert gegen eine verbreitete Begründung für das beschriebene Phänomen, wonach häufig eine "Defizitperspektive" (z. B. mangelnde kulturelle Ressourcen, mangelnde Reflexivität) eröffnet wird. Demgegenüber geht er davon aus, dass erstens die "Bildungsferne" in jedem Fall - also auch dann, wenn auf Grund biografischer Erfahrungen ein Misstrauen gegen institutionelle Bildung besteht - ein Ergebnis soziokultureller Prozesse ist, und dass zweitens die Institutionen auch ihr Verhältnis zu einem großen Teil der Bürger nicht geklärt haben, so dass sich "Selbstausschluss" und "Fremdausschluss" dialektisch überlagern. Der Autor entwickelt im Anschluss an das Konzept des politischen Feldes von Pierre Bourdieu eine Perspektive, die den Politikbegriff nicht nur eng oder weit, sondern auch relational, also eingebettet in die Beziehungen zwischen ungleichen Akteuren betrachtet. Schließlich kritisiert er die weithin stattfindende "Enteignung" der Laien, die mit einer Aneignung der Macht durch die Experten einhergeht. Die Aufweichung dieser Grenze und die Erweiterung der Spielräume würden seines Erachtens die selbstinduzierte Bildungsferne und damit die Beteiligung an der Reproduktion sozialer Ungleichheit durch die Bildungsagenturen selbst reduzieren. (ICI2)
Im Zusammenhang mit sozialer Ungleichheit wird seit den letzten Jahren das Phänomen der Bildungsarmut diskutiert. Das heißt, dass Bildung als entscheidender Faktor für gesellschaftliche Teilhabe angesehen wird. Im Folgenden diskutiert der Autor verschiedene Formen von Bildungsarmut und stellt Bezüge zu sozialen Milieus her. In diesem Kontext unterscheidet er fünf Traditionslinien sozialer Milieus: Macht und Besitz, akademische Intelligenz, Facharbeit und praktische Intelligenz sowie städtisch-kleinbürgerliche und unterprivilegierte Traditionslinie. In den Milieus der Unterprivilegierten (traditionslose Arbeitnehmer, Unangepasste, Resignierte, Statusorientierte) ist ist die Bildungsarmut am stärksten ausgeprägt. Für die politische Bildung ist es notwendig, an den lebensweltlichen Erfahrungen der diesen Milieus Zugehörigen anzusetzen. Eine Verstärkung der schulischen und außerschulischen politischen Bildung reicht nach Maßgabe des Verfassers nicht aus; notwendig ist auch ein Strukturwandel des Bildungssystems, um Entwicklungschancen der Kinder und Jugendlichen zu verbessern.
"Ungeachtet der Befunde, die die hohe Bedeutung sozialer Faktoren und der sozialen Herkunft für die Partizipation an Weiterbildung deutlich machen, werden derzeit verstärkt Ansätze propagiert, die lebenslanges Lernen' vor allem als selbstverantwortete Gestaltung von Bildungsbiographien konzipieren. Vorausgesetzt werden dabei offenbar individualisierte, intentionale und reflexive Akteure, deren soziale Klassenzugehörigkeit diffus bleibt und vernachlässigt wird. Die These des Beitrags ist, dass damit ein Leitbild verbreitet wird, das den habitusspezifischen Lebensführungsmustern und Bildungsdispositionen oberer Milieus entspricht und mit dem sich zugleich in neuem Gewand ein Abdrängungsmuster fortsetzt, das auch früher schon zur Verschärfung sozialer Selektivität in der Erwachsenenbildung beigetragen hat. Die These wird belegt, indem die sozialstrukturellen Befunde zur Teilnahme an Erwachsenenbildung historisch betrachtet und aus der Perspektive von Bourdieus Theorie von Habitus und Feld sowie des darauf aufbauenden Ansatzes der sozialen Milieus und ihrer Traditionslinien (Vester u.a. 2001) re-interpretiert werden. In diese Betrachtung, die eine relative Kontinuität von Bildungsdispositionen sozialer Gruppen über einen längeren Zeitraum aufzeigt, werden die Ergebnisse einer Studie des Autors zu den milieuspezifischen Weiterbildungsmotiven eingeordnet. Herausgearbeitet wird, dass die Bildungsentscheidungen auch auf die Abwertung und Abwehr der pragmatischen Bildungszugänge weiter unten stehender Milieus durch das bildungsbürgerlich dominierte Feld zurückzuführen sind." (Autorenreferat)
In: Teilhabe an der Erwachsenenbildung und gesellschaftliche Modernisierung: Dokumentation der Jahrestagung 2005 der Sektion Erwachsenenbildung der DGfE, S. 36-50
Den theoretischen Rahmen des Beitrags stellen die Konzepte des sozialen Milieus von Vester und des Habitus von Bourdieu dar. Dabei werden soziale Milieus als Gruppen mit einer ähnlichen Lebensweise verstanden, die sich auf einen bestimmten Habitus stützt und mit der auch ein bestimmter Bildungszugang verbunden ist. Es werden auch die intergenerationellen Transformationen der milieu- und bildungsspezifische Grundhaltungen untersucht. Aus der Perspektive des sozialhistorischen Milieuansatzes werden die Befunde der Adressatenforschung analysiert und an das Milieukonzept angeschlossen. Mit Hilfe dieses konzeptionellen Instrumentariums wird die Bedeutung ökonomischer und institutioneller Barrieren hinsichtlich der klassenkulturell geprägten pädagogischen Kultur in der Erwachsenenbildung erläutert. Abschließend wird dafür plädiert, diese Ebene in die Analyse und Bearbeitung der sozialen Selektivität von Weiterbildung mit einzubeziehen. (ICG2)
In: Teilhabe an der Erwachsenenbildung und gesellschaftliche Modernisierung. Dokumentation der Jahrestagung 2005 der Sektion Erwachsenenbildung der DGfE., S. 36-50
Den theoretischen Rahmen des Beitrags stellen die Konzepte des sozialen Milieus von Vester und des Habitus von Bourdieu dar. Dabei werden soziale Milieus als Gruppen mit einer ähnlichen Lebensweise verstanden, die sich auf einen bestimmten Habitus stützt und mit der auch ein bestimmter Bildungszugang verbunden ist. Es werden auch die intergenerationellen Transformationen der milieu- und bildungsspezifische Grundhaltungen untersucht. Aus der Perspektive des sozialhistorischen Milieuansatzes werden die Befunde der Adressatenforschung analysiert und an das Milieukonzept angeschlossen. Mit Hilfe dieses konzeptionellen Instrumentariums wird die Bedeutung ökonomischer und institutioneller Barrieren hinsichtlich der klassenkulturell geprägten pädagogischen Kultur in der Erwachsenenbildung erläutert. Abschließend wird dafür plädiert, diese Ebene in die Analyse und Bearbeitung der sozialen Selektivität von Weiterbildung mit einzubeziehen. (ICG2).
"Ungeachtet der Befunde, die die hohe Bedeutung sozialer Faktoren und der sozialen Herkunft für die Partizipation an Weiterbildung deutlich machen, werden derzeit verstärkt Ansätze propagiert, die 'lebenslanges Lernen' vor allem als selbstverantwortete Gestaltung von Bildungsbiographien konzipieren. Vorausgesetzt werden dabei offenbar individualisierte, intentionale und reflexive Akteure, deren soziale Klassenzugehörigkeit diffus bleibt und vernachlässigt wird. Die These des Beitrags ist, dass damit ein Leitbild verbreitet wird, das den habitusspezifischen Lebensführungsmustern und Bildungsdispositionen oberer Milieus entspricht und mit dem sich zugleich in neuem Gewand ein Abdrängungsmuster fortsetzt, das auch früher schon zur Verschärfung sozialer Selektivität in der Erwachsenenbildung beigetragen hat. Die These wird belegt, indem die sozialstrukturellen Befunde zur Teilnahme an Erwachsenenbildung historisch betrachtet und aus der Perspektive von Bourdieus Theorie von Habitus und Feld sowie des darauf aufbauenden Ansatzes der sozialen Milieus und ihrer Traditionslinien (Vester u.a. 2001) re-interpretiert werden. In diese Betrachtung, die eine relative Kontinuität von Bildungsdispositionen sozialer Gruppen über einen längeren Zeitraum aufzeigt, werden die Ergebnisse einer Studie des Autors zu den milieuspezifischen Weiterbildungsmotiven eingeordnet. Herausgearbeitet wird, dass die Bildungsentscheidungen auch auf die Abwertung und Abwehr der pragmatischen Bildungszugänge weiter unten stehender Milieus durch das bildungsbürgerlich dominierte Feld zurückzuführen sind." (Autorenreferat). Die Untersuchung enthält quantitative Daten.
Rezension zu: 1. Barz, Heiner; Tippelt, Rudolf (Hg.): Weiterbildung und soziale Milieus in Deutschland. Band 1: Praxishandbuch Milieumarketing. Bielefeld: Bertelsmann 2004, 190 S. ISBN 3-7639-1902-3. 2. Barz, Heiner; Tippelt, Rudolf (Hg.): Weiterbildung und soziale Milieus in Deutschland. Band 2: Adressaten- und Milieuforschung zu Weiterbildungsverhalten und -interessenten. Bielefeld: Bertelsmann 2004, 141 S. ISBN 3-7639-1904-X.
Die Arbeit liefert einen Beitrag zur Debatte um Rassismus und Interkulturalität sowie zur Anwendung qualitativer Forschungsverfahren im Rahmen der Theorie BOURDIEUs. Rassismus und Anti-Rassismus werden nicht isoliert betrachtet, sondern als eine Dimension sozialer Ungleichheit, die in eine umfassende Theorie sozialer Ungleichheit eingebunden werden muss. Vorgeschlagen wird BOURDIEUs Konzept von Habitus, Feld und Kapital. Das ermöglicht einen anderen Blick auf das Phänomen. Rassismus reproduziert sich nach diesem Ansatz nicht nur auf der Ebene inhaltlich-ideologischer und normativer Diskurse, sondern über die alltäglichen Praktiken, die im Habitus angelegt sind. Untersucht wird das am Beispiel von anti-rassistisch engagierten Gruppen, wobei gefragt wird, inwiefern diese rassistische Effekte auslösen können, ohne das intendiert zu haben. Als Untersuchungsinstrumente werden das Gruppendiskussionsverfahren und das "Improvisierende Rollenspiel" eingesetzt, die in neuartiger Weise miteinander verknüpft werden. Dadurch gelingt es, Habitusmuster umfassender aufzudecken und der empirischen Analyse zugänglich zu machen.