Ästhetik des Politischen - Politik des Ästhetischen
Es war die Idee einer dem Thema "Ästhetik des Politischen - Politik des Ästhetischen" gewidmeten Ringvorlesung am Soziologischen Institut der Freien Universität Berlin, in die virulente Ästhetik-Debatte an einem ihrer neuralgischen Punkte zu intervenieren: dem ihres impliziten politischen Kontextes. Naheliegender geschichtlicher Bezugspunkt war dabei die Studentenbewegung, in der das Verhältnis von Politik und Ästhetik breit diskutiert wurde - zumindest in Deutschland unter dem Walter-Benjaminschen Dispositiv eines nicht zu vermittelnden Gegensatzes von "Ästhetisierung der Politik" und "Politisierung der Kunst". - Es waren die Blind- und Leerstellen in der Rezeption dieser Benjaminschen Formel, die die Veranstalter mit anders perspektivierten Formulierungen des Themas im Auge hatten, als sie sich für den Vorlesungstitel "Ästhetik des Politischen - Politik des Ästhetischen" entschieden - durchhaus kritisch bezogen auf die in der Folge der deutschen Wiedervereinigung medienweit und intensiv betriebene Entpolitisierung und Diskreditierung politischer Dimensionen überhaupt in Fragen des Ästhetischen. Die Herausgeber und Beiträger prüfen darüber hinaus, ob die seit den 70er Jahren international geführte Debatte über die sog. Postmoderne, die auch ein Rahmen für die Diskussionen über Ort und Status von Ästhetik ist, sich durch verschiedene historische Fallstudien präzisieren läßt. Die Aufsätze des Bandes stellen eine mit neuen Argumenten, geschichtlichen Belegen und neuen Perspektiven erzielte Ergänzung jener vor Jahren von Rudolf Arnheim vorgetragenen produktiven These in aestheticis dar, derzufolge es darauf ankäme, "die historische Entwicklung auf den Kopf zu stellen, die ja im 18. Jahrhunderts von der aisthesis zur Ästhetik führte, also von der Sinneswahrnehmung im allgemeinen zur Kunst im besonderen."