In: Voluntaris: Zeitschrift für Freiwilligendienste und zivilgesellschaftliches Engagement : journal of volunteer services and civic engagement, Band 9, Heft 1, S. 72-85
Im Bereich des zivilgesellschaftlichen Engagements nach der Flucht spielen jene, die selbst geflüchtet sind, eine entscheidende Rolle. Sie sind nicht nur Hilfeempfänger_innen, organisieren eigene Migrationsprojekte oder unterstützen andere. Sie engagieren sich teils auch für die Rechte von Geflüchteten. Hierbei können sie aus der Perspektive radikaler Demokratietheorie eine Aktualisierung von Demokratie bewirken, indem sie ihre Entrechtung problematisieren und sich zugleich für Prinzipien der Gleichheit und Freiheit einsetzen. Anhand der Selbstorganisierung Jugendliche ohne Grenzen (JoG) wird zum einen nachgezeichnet, wie es Jugendlichen gelingt, sich als unmittelbar Betroffene der deutsch-europäischen Migrationspolitik zu organisieren. Zum anderen wird beschrieben, wie sie ausgehend von dieser geteilten Position in der Öffentlichkeit auftreten und in Diskurse intervenieren, in denen für gewöhnlich keine Sprechposition für geflüchtete Jugendliche vorgesehen ist.
In: Das Gesundheitswesen: Sozialmedizin, Gesundheits-System-Forschung, public health, öffentlicher Gesundheitsdienst, medizinischer Dienst, Band 84, Heft 8/09, S. 679-688
Zusammenfassung Hintergrund Die gesundheitlichen Bedarfe Geflüchteter ergeben sich nicht nur aus Expositionen während Krieg und Flucht. Auch Determinanten aus dem Lebenslauf und etabliertes Gesundheitsverhalten spielen eine Rolle. Wir untersuchten daher die gesundheitliche Lage in der Ukraine vor der russischen Invasion 2022 und ihre Relevanz für die Versorgung ukrainischer Geflüchteter in Deutschland aus Sicht des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD). Methode Rapid Review in der Medline-Datenbank sowie Suche in einschlägigen ukrainischen und internationalen Gesundheitsdatenbanken. Narrative Synthese der Ergebnisse, gefolgt von einer Priorisierung der Gesundheitsprobleme und Maßnahmen durch zwei Mediziner mithilfe des Risikomatrix-Ansatzes. Ergebnisse Niedrige Impfquoten bestehen bei Covid-19 und führen zu Ausbrüchen in Unterkünften. Bei Masern und anderen Grundimmunisierungen bestehen Impflücken überwiegend bei älteren Kindern; 2–5-Jährige haben die zweite Masernimpfung noch nicht erhalten. HIV- und Tuberkulose-Therapien können durch die Flucht unterbrochen sein. Kommen zunehmend ältere Geflüchtete, so stehen aufgrund der Flucht unzureichend behandelte Herz-Kreislauferkrankungen und vorbestehende psychische Traumatisierung sowie ggf. akut therapiebedürftige Krebserkrankungen im Vordergrund. Bei ukrainischen Geflüchteten kann ein Misstrauen gegenüber mit dem Staat assoziierten Gesundheitsmaßnahmen bestehen, wie die Impflücken zeigen. Schlussfolgerung Der Zugang Geflüchteter zu kurativer und präventiver Gesundheitsversorgung sollte ohne bürokratische Hürden und Einschränkungen gewährleistet werden. Durch die Analyse von Gesundheitsstatistiken der Ukraine sowie wissenschaftlicher Publikationen können Angebote des ÖGD besser angepasst und ein Fehleinsatz von Ressourcen vermieden werden.
Der "Sommer der Migration", welcher 2015 einen bislang unbekannten Anstieg von Menschen, die durch Krieg und Verfolgung ihre Herkunftsländer in Richtung Europa verließen bezeichnete, stellte auch das österreichische Versorgungssystem vor neue Herausforderungen, welches sich in prekären Unterbringungssituationen in überfüllten Wohnheimen bis hin zur Obdachlosigkeit von Geflüchteten manifestierten. Als Reaktion auf diesen Umstand formierten sich zivilgesellschaftliche Initiativen wie "Flüchtlinge Willkommen", die dazu aufforderten, Geflüchteten Wohnraum zur Verfügung zu stellen bzw. an diese zu vermieten. Die daraus entstandenen Wohngemeinschaften führten zu Konstellationen, in denen Österreicher*innen und Geflüchtete durch enges Zusammenleben einen gemeinsamen Alltag konstituierten, bei dem kulturelle Andersartigkeiten, sowie die daraus resultierenden Konflikte, ebenso Bedeutung erfahren wie zahlreiche Verbesserungen gegenüber dem System der organisierten Massenunterkünfte, wie etwa auf den Gebieten der persönlichen Autonomie und der Integrationschancen. Im Spannungsfeld zwischen den rechtlichen Rahmenbedingungen des Asylwesens, den individuellen Bedürfnissen aller Beteiligten und dem durch das Zusammenleben von Menschen inhärente Konfliktpotential wird durch eine empirische Analyse gezeigt, wie die Privatunterbringung von Geflüchteten zwar keine tiefgreifende strukturelle Alternative zum bestehenden Versorgungssystem darstellt, ihre Bedeutung für die wenigen, die Zugang zu einer solchen Unterbringungsform haben, besonders unter der Berücksichtigung der Perspektive auf einen längerfristigen Aufenthalt und der Gründung einer Existenz jedoch nicht zu vernachlässigen ist und somit nachhaltige subjektive Verbesserungen mit sich bringt. Dennoch vermag es auch eine Privatunterbringung nicht, die "Fremdheit" der neuen Mitbewohner*innen und damit die Trennung in "Wir" und die "Anderen" vollständig aufzuheben bzw. die rechtlichen Parameter des oft restriktiven Asylwesens umfassend zu überwinden. ; The so-called "Summer of Migration", named after an yet unmeasured rise in the number of people that fled from their homelands towards Europe in order to escape war and persecution in 2015, also challenged the Austrian infrastructure of refugee support. The result were precarious housing situations in overcrowded asylum centres and up until the point where people had to sleep in tents or on the streets. As a reaction to these living conditions, civil initiatives such as "Flüchtlinge Willkommen" formed and called out for people to offer or rent out housing space within their flats and houses to refugees. The communities that resulted from this practice constituted a common daily life of Austrians and refugees from all over the world. In these constellations, cultural differences and hence conflicts gained significance for both sides as well as multiple improvements in the refugees subjective living situation, compared to the standards of organized accommodation, especially in the realms of their personal autonomy and the possibilities of integration. The empirical analysis therefore shows, how in between the framing conditions of a restrictive juridical asylum system, the individual needs and requirements of all parties involved and the potential of conflict inherent to every human cohabitation, the institution of a private accommodation of refugees indeed fails to offer a profound structural alternative to the existing system of organized housing. Nevertheless, it offers an extensive perspective to the few refugees that are able to make demands of it, particularly if the ambition of a long-term residency in Austria, and therefore no expectation of a return to their homelands is taken into account. ; Thomas Zenkl, BA ; Abweichender Titel laut Übersetzung des Verfassers/der Verfasserin ; Zusammenfassungen in Deutsch und Englisch ; Karl-Franzens-Universität Graz, Masterarbeit, 2017 ; (VLID)2246164
Recht ist ein allgemeines Gewaltverhältnis, in dem es um die Durchsetzung von Interessen des Staates, seiner Bürger und ihrer Institutionen und Organisationen innerhalb des jeweiligen Geltungsbereiches geht. In demokratischen Rechtsstaaten wirken die Bürger in unterschiedlichen Verfahren an der Transformation derartiger Interessen in die Rechtsform mit. Flüchtlinge sind hiervon allerdings ausgeschlossen, weil sie nicht über den die Mitwirkung an demokratischen Verfahren legitimierenden Bürgerstatus verfügen. Sie können sich auch nicht auf Menschenrechte berufen, weil es weder den Menschen noch die Menschheit als Rechtsadressaten gibt. Das Paradox der Menschenrechte besteht in der Unmöglichkeit, Rechte zu gewähren, die nicht nationalstaatlich abgesichert sind. Der aktuell klar hervortretende Gegensatz zwischen humanitären Hilfsaktionen für Geflüchtete und einer auf Abwehr eingestellten Politik ist nur ein exemplarischer Ausdruck der Entfernung zwischen Menschenrechten und Bürgerrechten.
Die Kurzanalyse 02|2018 liefert Erkenntnisse darüber, wie Geflüchtete in der zweiten Hälfte des Jahres 2016 wohnten, die von Januar 2013 bis einschließlich Januar 2016 nach Deutschland eingereist sind. Die Kurzanalyse zeigt ebenso auf, welche Faktoren Einfluss darauf haben können, ob Geflüchtete in einer Einzel- oder Gemeinschaftsunterkunft wohnen.
Fehlerhafte Verdolmetschungen können schwerwiegende Folgen haben: Im Novem-ber 2014 löste ein Dolmetscher in der Außenstelle des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in Dortmund einen Großeinsatz der Feuerwehr und eine Teilevaku-ierung des Gebäudes aus (vgl. Thiel 2014). Er hatte die Aussage eines Asylsuchenden falsch verstanden und verknappt wiedergegeben. Die Behörde nahm den Vorfall zum An-lass, ihre Qualitätsstandards für DolmetscherInnen zu überprüfen (vgl. ebd.). Missverständnisse aufgrund mangelhafter Verdolmetschung ziehen nicht immer derart schwerwiegende Konsequenzen nach sich. Dennoch hängt besonders für Geflüchtete viel von der korrekten Übertragung ab, bis hin zur Entscheidung über ihr Asylgesuch und damit u. U. über Leben und Tod (vgl. Krainz/Pinter/Pöllabauer 2006: 14). Leider ist es beim Dolmetschen für Geflüchtete jedoch keine Ausnahme, dass ungeeignete Dolmet-scherInnen eingesetzt und niedrige Qualitätsstandards angelegt werden. Im letzten Jahr sind die Zahlen Geflüchteter in die Höhe geschnellt (vgl. BAMF III: 3f.), wodurch auch die Nachfrage nach DolmetscherInnen gestiegen ist. Es erweist sich allerdings als schwie-rig, den Bedarf zu decken, da vorwiegend "exotische Sprachen" benötigt werden (Widmer 2014). Aus diesem Grund werden häufig Laien eingesetzt. Diese Entwicklung rückt in der aktuellen Debatte um Migration und Flucht stärker in den Fokus. Es wird vermehrt über die "große Macht der Asyldolmetscher" (Kirst 2015) und die Notwendig-keit, professionelle DolmetscherInnen einzusetzen (vgl. Kornmeier 2015), berichtet. Auch der Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e. V. (BDÜ) warnt vor der Überforderung von LaiendolmetscherInnen im Bereich Asyl (vgl. BDÜ III). Die Thema-tik wird also zunehmend von der Öffentlichkeit wahrgenommen, insbesondere wenn es Probleme gibt. Mit dem öffentlichen Interesse nehmen auch die Bestrebungen zu, die Sprachmittlung zu professionalisieren. Davon profitieren ehrenamtliche Initiativen jedoch meist nicht, da sie keine professionellen SprachmittlerInnen (SpraMi) anfordern können und somit weiter-hin auf freiwillige angewiesen sind. Könnte dies im Extremfall sogar dazu führen, dass das Menschenrecht auf ein faires Verfahren verletzt wird? Um sich dieser Frage zu nä-hern, wird in der vorliegenden Arbeit die ehrenamtliche Sprachmittlung in der Rechtsberatung für Geflüchtete in Leipzig untersucht. So sollen die Herausforderungen und Grenzen des Ehrenamts in diesem Bereich aufgezeigt werden. Das Ziel ist dabei, auf Missstände hinzuweisen und den Bedarf an professioneller Beratung und Sprachmittlung zu verdeutlichen. Da in naher Zukunft keine grundlegenden Gesetzesänderungen diesbe-züglich zu erwarten sind, sollen Empfehlungen erarbeitet werden, wie die Sprachmittlung in ihrer derzeitigen Form möglichst reibungslos ablaufen kann. Daraus können Bera-tungsinitiativen und SprachmittlerInnen, aber auch andere Ehrenamtliche und Behörden, die mit LaiendolmetscherInnen zusammenarbeiten, einen Nutzen ziehen. Um Klarheit über die aktuelle Debatte zu Migration und Flucht zu schaffen, werden in Kapitel 2 zunächst Zahlen und Fakten zu diesem Thema dargestellt. Zudem werden die in Leipzig aktiven Rechtsberatungsinitiativen vorgestellt. Im darauffolgenden Kapitel wird erläutert, wann Geflüchtete ein Recht auf Verdolmetschung haben und wann es dar-über hinaus notwendig wäre. Zudem werden offizielle Sprachmittlungsprogramme vorgestellt und es wird aufgezeigt, wie sich die Initiativen behelfen, die diese nicht nutzen können. Anschließend wird das Dolmetschen für Asylsuchende anhand der Literaturrecherche als Bereich des Community Interpreting eingeordnet, wobei Schwierigkeiten aufgezeigt wer-den. Dazu wurden v. a. AutorInnen aus Österreich und der Schweiz rezipiert, da die Forschung zu diesem Thema dort weiter fortgeschritten ist als in Deutschland. Insbeson-dere Pöllabauer und Pöchhacker haben sich mit dem Dolmetschen für Asylsuchende auseinandergesetzt. Zum Community Interpreting allgemein sind v. a. die Beiträge im Sammelband von Dahinden und Bischoff hervorzuheben. In der Forschung wurden je-doch bisher fast ausschließlich Dolmetschsituationen untersucht, in denen Asylsuchende ein Recht auf Verdolmetschung haben, während informelle Situationen kaum berücksich-tigt wurden. Die vorliegende Arbeit soll einen Beitrag dazu leisten, diese Forschungslücke zu schließen. Dazu wurden qualitative Interviews mit SprachmittlerIn-nen und RechtsberaterInnen für Geflüchtete aus Leipzig durchgeführt. In Kapitel 5 wird die Methode der Befragung und der Auswertung detailliert vorgestellt. Basierend auf der Literaturrecherche werden die Interviews analysiert und die konkrete Situation der Sprachmittlung in der Rechtsberatung vorgestellt. Es soll erörtert werden, welche Erwartungen bestehen, um die Rolle der SprachmittlerInnen zu klären. Außerdem wird auf das Verhältnis zwischen den Gesprächsparteien, bestehende Schwierigkeiten, Möglichkeiten der Qualitätskontrolle und Verbesserungsvorschläge eingegangen. Ausge-hend davon werden in Kapitel 7 Schlussfolgerungen gezogen und Handlungsempfeh-lungen vorgestellt.
Das Engagement von und für Geflüchtete steht im Mittelpunkt des Jahrbuchs für Engagementpolitik 2017. Darin werden Bedarfe und Rahmenbedingungen des bürgerschaftlichen Engagements in den Blick genommen, damit dieses nachhaltig - auch in Fragen der Integration oder bei anderen Problemen - eine tragende Rolle spielen kann. Das Jahrbuch ist zugleich geprägt von der Erinnerung an das Wirken von Prof. Dr. Thomas Olk für Bürgergesellschaft, bürgerschaftliches Engagement und das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE). Diese Erinnerungsarbeit ist ebenso eine Auseinandersetzung mit Aufgaben, Methoden und Zielen von Engagementpolitik und der Überwindung von Widerständen. Die weiteren Beiträge des Engagementpolitischen Jahrbuchs geben einen Einblick in aktuelle Diskussionen.
Was sollten wir bedenken, um die Integration von Geflüchteten besser zu verstehen? Inzwischen gibt es in Deutschland mehrere Projekte in Forschung, Lehre und Praxis, die diese Frage aus unterschiedlichen Perspektiven aufgreifen und zum Teil beantworten. Sie stammen aus unterschiedlichen Disziplinen, verwenden verschiedene Methoden, haben aber oft implizit das Ziel, zu einer erfolgreichen Integration beizutragen. Einige dieser Projekte mit ausgewählten Forschungsergebnissen werden im vorliegenden Sammelband vorgestellt. Mit Beiträgen von Anna Mratschkowski, Martina Maletzky, Thorsten Schlee, Ines Gottschalk, Alina Bergedieck, Sandrine Bakoben, Andrea Rumpel, Katrin Menke, Fatemeh Kamali-Chirani, Salah El Kahil und Marcel Rühl
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In: Voluntaris: Zeitschrift für Freiwilligendienste und zivilgesellschaftliches Engagement : journal of volunteer services and civic engagement, Band 11, Heft 2, S. 226-239
Das Engagement für Geflüchtete in Deutschland ging nach der Welle der Flüchtlingshilfe im Jahr 2015 (bis zum russischen Angriffskrieg auf die Ukraine) vorübergehend deut- lich zurück. Frustrationserfahrungen der Engagierten gelten in der Forschung als eine zentrale Ursache dieser Entwicklung. Unter Rückgriff auf qualitative Interviews zeigt der Artikel, dass entsprechende Erfahrungen nicht allein durch enttäuschte Erwartun- gen der Engagierten und prekäre Rahmenbedingungen des Engagements (z. B. unterfi- nanzierte professionelle Strukturen) erklärbar sind. Um Frustration im Engagement für Geflüchtete zu verstehen, ist, so die These des Artikels, auch ein Blick auf alltägliche Pro- bleme der Geflüchteten notwendig. Dieser zeigt, dass Engagierte im Rahmen ihrer Tätig- keit aufgrund restriktiver Asylpolitik und gesellschaftlicher Ungleichheit an Grenzen sto- ßen, die sich im Rahmen des Engagements nicht oder nur begrenzt überwinden lassen.
Die BAMF-Kurzanalyse 2|2024 untersucht das Vertrauen Geflüchteter, die zwischen 2013 und 2019 nach Deutschland gekommen sind, in die zentralen deutschen Institutionen im Vergleich zu Zugewanderten ohne Fluchterfahrung sowie Personen ohne Migrationshintergrund. Die Analysen basieren auf Daten der IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten, der IAB-SOEP-Migrationsstichprobe sowie des Soziooekonomischen Panels aus dem Jahr 2021. Es wird untersucht, wie sehr Geflüchtete der Polizei, dem Rechtssystem, dem Bundestag, Politikerinnen und Politikern sowie politischen Parteien in Deutschland vertrauen. Ihr Institutionenvertrauen wird dabei mit dem von Zugewanderten ohne Fluchterfahrung sowie Personen ohne Migrationshintergrund verglichen. Weiter wird untersucht, welche Merkmale mit dem Institutionenvertrauen zusammenhängen, und inwieweit sie das höhere Vertrauen der Geflüchteten erklären können. Zentrale Erkenntnisse: Geflüchtete vertrauen deutschen Institutionen deutlich stärker als die Vergleichsgruppen. Es zeigt sich, dass Geflüchtete den deutschen Institutionen deutlich mehr Vertrauen entgegenbringen als Zugewanderte ohne Fluchterfahrung sowie Personen ohne Migrationshintergrund. Dabei lässt sich über die Gruppen hinweg ein einheitliches Muster feststellen, wobei der Polizei und dem Rechtssystem am meisten vertraut wird, gefolgt vom Bundestag. Politikerinnen und Politiker sowie politische Parteien erfahren hingegen deutlich weniger Vertrauen. Verschiedene individuelle Merkmale hängen mit Institutionenvertrauen zusammen, können Unterschiede aber nicht erklären. Das Institutionenvertrauen der Geflüchteten hängt unter anderem mit demografischen und sozio-ökonomischen Merkmalen, der Zufriedenheit mit dem eigenen Einkommen sowie ihrem politischen Interesse zusammen. Zudem scheinen Sorgen um Ausländerfeindlichkeit und Fremdenhass in Deutschland das Potential zu haben, ihr Vertrauen zu schmälern. Die Unterschiede im Institutionenvertrauen zwischen Geflüchteten und den anderen Gruppen sind jedoch nicht auf die unterschiedlichen Zusammensetzungen hinsichtlich der berücksichtigten demografischen und sozio-ökonomischen Merkmale, der Zufriedenheit mit verschiedenen Bereichen des eigenen Lebens sowie der politischen Einstellungen zurückzuführen. Demokratische Lage im Herkunftsland dient scheinbar als Referenzrahmen für Bewertung der deutschen Institutionen. Bei migrations- und integrationsbezogenen Merkmalen zeigt sich ein deutlicher Zusammenhang mit den demokratischen Verhältnissen im Herkunftsland: Je weniger demokratisch das jeweilige Land im Jahr vor dem Zuzug nach Deutschland aufgestellt war, desto höher fällt das Vertrauen in die deutschen Institutionen aus. Das Herkunftsland wird vermutlich als Referenzrahmen für die Bewertung der Institutionen in Deutschland herangezogen und insbesondere im Vergleich zu den Institutionen in undemokratischen oder weniger demokratischen Ländern besonders positiv beurteilt. Die Berücksichtigung der Bedingungen im Herkunftsland kann auch die Unterschiede zwischen Zugewanderten mit und ohne Fluchterfahrung erklären.
Der Beitrag gibt einen Überblick über die faktischen Herausforderungen, die Geflüchtete auf dem Weg zu einem erfolgreichen Studium in Deutschland überwinden müssen. Es zeigt sich vor allem, dass Geflüchtete als Stigmaträger an deutschen Hochschulen unter Anpassungsstörungen durch traumatisierende Erlebnisse und Diskriminierungserfahrungen leiden, was die Studienleistungen und den Lernerfolg erheblich beeinträchtigen kann. Geflüchtete haben außerdem Schwierigkeiten damit, sich ein unterstützendes Netzwerk zu Deutschen aufzubauen, das für den erfolgreichen Abschluss des Studiums unerlässlich erscheint. Abgesehen von Sprachproblemen sind auch die Unterschiede zu den im Heimatland gemachten Lern- und Lehrerfahrungen einfach zu groß. Der Beitrag schließt mit einer Diskussion der sozialwissenschaftlichen und politischen Implikationen mit Blick auf die Situation in Deutschland. Die dabei vorgestellten Befunde basieren im Wesentlichen auf einer qualitativen Studie, die im Sommersemester 2018 an zahlreichen deutschen Hochschulen durchgeführt wurde.