Die politische Kommunikation sozialer Bewegungen
In: Entgrenzte Demokratie?: Herausforderungen für die politische Interessenvermittlung, S. 145-161
Der Autor versteht soziale Bewegungen als kollektive Akteure, die mit einem gewissen Maß an Organisation und Kontinuität außerhalb institutionalisierter Kanäle handeln, mit dem Ziel, etablierte Autoritäten im Namen von gesellschaftlich benachteiligten Gruppen herauszufordern. Soziale Bewegungen sind in der Regel allerdings keine einheitlichen Akteure, sondern sie entsprechen viel eher einem Netzwerk von Organisationen und individuellen Aktivisten, welche alle mehr oder weniger dasselbe Ziel verfolgen. Bewegungsorganisationen wie NGOs weisen eine gewisse Verwandtschaft mit Interessengruppen auf, aber sie unterscheiden sich von ihnen im Allgemeinen dadurch, dass sie keinen direkten Zugang zu den Entscheidungsarenen haben. Sie sind typische Außenseiter, welche zur Erreichung ihrer Ziele hauptsächlich auf nicht-institutionalisierte Strategien angewiesen sind. Um sich Gehör zu verschaffen, stehen ihnen grundsätzlich zwei Arten von Strategien zur Verfügung, die der Beitrag näher untersucht: (1) Protestpolitik, die Mobilisierung von kollektiven Aktionen, die Produktion von Protestereignissen; (2) Informationspolitik, das Sammeln von glaubwürdigen Informationen und deren Einspeisung an strategisch sorgfältig ausgewählten Orten. Die Ausführungen zeigen, dass die von den sozialen Bewegungen gewählte Strategie sehr stark von den politischen Kontextbedingungen abhängig ist: Je offener die politischen Kontextstrukturen (political opportunity structures) für sie sind, desto eher werden sie sich auf gemäßigte Protestformen verlassen und desto eher werden sie sich auch der Informationspolitik bedienen. (ICA2)