"Das von Lehrern eines Gymnasiums entwickelte und eingesetzte Verfahren des Szenischen Lernens (SL) in der Fremdsprachendidaktik verknüpft Sprache mit Bewegung und fordert von Schülern einen hohen Sprechanteil. Dieser Artikel evaluiert die Wirkung dieses Verfahrens auf die Behaltensleistung von Vokabeln im Lateinunterricht (Studie 1) und auf die Aussprache beim Lesen eines französischen Textes (Studie 2). An Studie 1 nahmen 137 Schüler aus sechs Klassen teil. Die 65 Schüler der Experimentalgruppe (Jahrgangsstufen 7, 8 und 9) hatten die Vokabeln szenisch gelernt und konnten sich nach 13 Wochen noch an durchschnittlich 15 von 20 Vokabeln erinnern. Die Schüler der Kontrollgruppe wussten im Durchschnitt von diesen Vokabeln nur noch 5,5. An der Studie 2 nahmen 85 Schüler aus vier Klassen teil. 45 Schüler aus den Jahrgangsstufen 6 und 7 bildeten die Versuchsgruppe und wurden mit SL unterrichtet. Sie erhielten im Vergleich zur Kontrollgruppe bessere Expertenbewertungen für das Lesen eines französischen Textes hinsichtlich z.B. phonetische Korrektheit, Sprachfluss und Sinnverständnis. Beide Studien zeigen die Überlegenheit des Szenischen Lernens im Vergleich zu traditionellen Methoden, die die Wortschatzarbeit nicht mit körperlicher Aktion und intensivem chorischen Sprechen verbinden." (Autorenreferat)
Mit Blick auf die demografischen Ungleichgewichte des deutschen Hochschulsystems stehen ostdeutsche Hochschulen vor der Herausforderung, Strategien zu entwickeln, mit denen es gelingt, sowohl westdeutsche Studienanfänger zu mobilisieren, als auch ostdeutsche Studienanfänger in der Region zu halten. An der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg wird deshalb im Januar und Februar 2009 eine Studierendenbefragung durchgeführt, um Gründe der Studien- und Hochschulwahl sowie die Bedeutung einzelner studienbezogener Informationsquellen in Erfahrung zu bringen. Zudem werden Erkenntnisse über die Bewertung der Studienbedingungen in Halle gewonnen. Von besonderem Interesse ist dabei, ob die Gruppen der ostdeutschen und westdeutschen Studienanfänger durch bedeutsame Unterschiede gekennzeichnet sind. Der Forschungsbericht präsentiert Ergebnisse dieser Befragung und zieht einige Schlussfolgerungen für die strategische Positionierung der Martin-Luther-Universität bzw. Halles als Hochschulstandort. Dabei gliedern sich die Ausführungen in folgende Punkte: (1) Soziodemografische Merkmale der Befragten, (2) Gründe der Studienwahl, (3) Gründe der Hochschulwahl, (4) genutzte Informationsquellen und deren Bewertung, (5) Erwartungen vor Studienbeginn und Erfahrungen, (6) Bewertung der Studienentscheidung und Wechselabsichten sowie (7) Wünsche für Halle als Studienort. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Ergebnisse insgesamt die Bedeutung der Martin-Luther-Universität für Studienberechtigte in der Region unterstreichen. Zudem bezeugt die weitgehend positive Beurteilung der Studienbedingungen an der Martin-Luther-Universität eine relativ hohe Zufriedenheit mit dem Lehr- und Verwaltungspersonal aber auch mit der inhaltlichen und zeitlichen Abstimmung der Lehrveranstaltungen. Die Diskussion der Ergebnisse gibt darüber hinaus aber auch einige Anhaltspunkte für die Positionierung der Martin-Luther-Universität und der Stadt Halle im Wettbewerb um ost- und westdeutsche Studierende bzw. verweist auf interessante Ansatzpunkte für vertiefende Studien. (ICG2)
"Die Systemtheorie wird als Metatheorie empirischer Sozialforschung in der Soziologie inzwischen breit diskutiert. Zu verzeichnen ist eine Normalisierung in der Diskussion um eine Empirisierung ihrer als abstrakt geltenden Theoriearchitektur. Dennoch sind systemtheoretisch argumentierende Projekte und eine entsprechende methodologische Diskussion in der Erziehungswissenschaft bislang die Ausnahme geblieben. Der Autor schlägt vor, die Systemtheorie für die Entwicklung einer reflexiven erziehungswissenschaftlichen Methodologie des Pädagogischen zu nutzen. Er zeigt, wie es mit ihr gelingen kann, ein zentrales Bezugsproblem erziehungswissenschaftlicher Forschung methodologisch zu kontrollieren: die Aufgabe, ein soziales Geschehen, an das hohe normative Erwartungen geknüpft werden, mit sozialwissenschaftlichen Mitteln gegenstandstheoretisch und empirisch in den Blick zu bekommen. Weder darf durch zu viel Nähe zu diesen Erwartungen pädagogisches Wissen verdoppelt werden noch durch zu viel sozialwissenschaftliche Distanz der Gegenstand aus den Augen geraten. Die Leistungsfähigkeit dieser Forschungsperspektive wird an einem Ausschnitt aus einem Transkript verdeutlicht, das den Besuch einer 9. Realschulklasse in einer KZ-Gedenkstätte dokumentiert. Gezeigt wird, wie es mit dieser Perspektive gelingen kann, neue Sichtweisen auf die normative Aufgabenstruktur pädagogischer Handlungsfelder zu werfen und Bezugsprobleme des Pädagogischen zu spezifizieren." (Autorenreferat)
Der Kommunitarismus ist in der pädagogischen Diskussion bislang wenig rezipiert worden. Das hängt im deutschen Sprachraum mit der wirkungsvollen These von F. Tönnies zusammen, wonach "Gesellschaft" eine Verfallsform von "Gemeinschaft" ist, was den zeitgenössischen Rekurs auf community entscheidend erschwert. In diesem Aufsatz wird der Kommunitarismus zunächst als amerikanisches Phänomen am Ende des 20. Jahrhunderts verstanden, dessen Wurzeln im 17. und vor allem in der amerikanischen Gründerzeit des 18. Jahrhunderts liegen. Die Rekonstruktion dieser Anfänge verweist auf einen zentralen Konflikt, der auch in der Frontstellung zweier politischer Sprachen zum Ausdruck kommt: der republikanischen und der naturrechtlichen (später: liberalen). Entscheidend ist, dass trotz der mit der amerikanischen Verfassung beginnende Siegeszug des westlichen Liberalismus die republikanische Sprache nicht verschwand. In ihr liegt die historische Quelle des Kommunitarismus und begründet dessen politische Theorie, die im hohen Maße pädagogisch relevant ist. (DIPF/Orig.) ; Communitarianism has so far hardly played a role m the pedagogical debate. Within the realm of the German-speaking countries, this is related to the important thesis postulated by Ferdinand Tönnies, according to which "society" is a form resulting from the decline of "community", thereby decisively impeding the contemporary recourse to the concept of "community". In the present articel, communitarianism is initially conceived as an American phenomenon of the late twentieth Century, the roots of which go back to the seventeenth Century and, above all, to the era of the foundation of America during the eighteenth Century. The reconstruction of these early beginnings reveals a crucial conflict also apparent in the front-line position of two different political languages that of Republicanism and that of natural law (later, Liberalism). Important is the fact that, despite the triumph of Western Liberalism, starting with the American Constitution, the Republican language did not disappear. In it resides the historical source of communitarianism and the foundation of its political theory, which is of great pedagogical relevance. (DIPF/Orig.)
Die Dissertation untersucht aus einer interdisziplinären Lebensverlaufsperspektive, welche Faktoren beeinflussen, ob Studierende einen studienbezogenen Auslandsaufenthalt durchführen, und welche Auswirkungen Auslandsaufenthalte auf den Berufsverbleib haben. Zu diesem Zweck werden psychologische, soziologische und ökonomische Theorien integriert (Rubikonmodell der Handlungsphasen; Theorie rationaler Entscheidungen; Reproduktionstheorie; Migrationstheorien; Suchtheorie; Segmentationstheorie). Die aufgestellten Hypothesen werden mittels quantitativer Analysen national repräsentativer Datensätze getestet (DZHW-Studienberechtigtenpanel; deutsche, österreichische, schweizerische und niederländische Studierenden-Sozialerhebungen; DZHW-Absolventenpanel und Bayerisches Absolventenpanel; WiNbus Online-Panel). Im Einklang mit den theoretischen Überlegungen zeigen die Ergebnisse, dass entscheidende Weichen für studienbezogene Auslandsmobilität bereits in vorhochschulischen Sozialisations- und Bildungsphasen gestellt werden. Beispielsweise gehen Kinder aus akademischem Elternhaus in allen untersuchten Ländern deutlich häufiger während ihres Studiums ins Ausland. Dies erklärt sich maßgeblich dadurch, dass sie bereits während der Schulzeit häufiger Gelegenheit haben, solide Fremdsprachenkenntnisse zu erwerben und erste Auslandserfahrungen zu sammeln. Entsprechend schätzen sie ihre Erfolgswahrscheinlichkeit sowie die Erträge von Auslandsmobilität als höher und die Kosten derselben als geringer ein. Auslandserfahrene Absolvent*innen unterscheiden sich von nicht auslandserfahrenen Absolvent*innen vor allem hinsichtlich der Internationalität ihrer Karrieren: Erstere arbeiten anteilig häufiger im Ausland und sind auch in Deutschland stärker in internationale Arbeitszusammenhänge eingebunden, in welchen sie öfter auf interkulturelle Kompetenzen angewiesen sind. Studienbezogene Auslandsaufenthalte - insbesondere Auslandspraktika - wirken sich ebenfalls auf den Berufserfolg positiv aus: In bestimmten Beschäftigungskontexten beziehen Absolvent*innen höhere Einkommen, wenn sie während des Studiums im Ausland waren. Dieser Einkommensvorteil ist einerseits auf ihre positive Selbstselektion zurückzuführen. Andererseits können sie schneller Lohnerhöhungen erreichen, weil sie anteilig häufiger in gut bezahlenden großen und multinationalen Unternehmen arbeiten und in ihren ersten Erwerbsjahren häufiger gewinnbringend den Arbeitgeber wechseln. Auch für eine wissenschaftliche Karriere scheinen studienbezogene Auslandserfahrungen von Nutzen zu sein: Sie stehen in Zusammenhang mit späteren Auslandsaufenthalten zu Forschungszwecken, der Einmündung in internationale Forschungskontexte und der Einbettung in internationale Wissenschaftlernetzwerke. Studienbezogene Auslandsmobilität kann folglich ein Instrument darstellen, um Hochqualifizierte auf Leben und Arbeit in einer internationalisierten und kulturell diversen Gesellschaft vorzubereiten. Sie kann aber auch zur Entstehung sozialer Ungleichheit beitragen, weil nicht alle Studierendengruppen gleichermaßen Zugang zu Auslandsaufenthalten haben. Die Dissertation zeigt, dass soziale Ungleichheiten im Zeitverlauf sogar zugenommen haben - unter anderem durch den massiven Ausbau von Stipendienprogrammen im Zuge des Bologna-Prozesses. Da soziale Ungleichheiten bereits in frühen Lebensphasen ihren Ursprung haben, dürften im Hochschulstudium ansetzende Ausgleichsmaßnahmen in ihrer Reichweite begrenzt bleiben.
D. Hänsels These, das Ausbildungs- und Berufssystem für Lehrer weise im historischen Längsschnitt stets eine geschlechtersegregierte Struktur auf, wird kritisch diskutiert. Dabei stehen zwei unterschiedliche Betrachtungweisen im Mittelpunkt: (1) der stetig zunehmende Frauenanteil an allen Lehrern, hier gemessen an den Lehramtsstudierenden als den zukünftigen Berufsanfängern; (2) die lange Zeit sehr hohe, schließlich stark gesunkene Präferenz von Frauen, den Beruf der Lehrerin zu wählen, im Vergleich zu anderen Studienrichtungen oder zu den Präferenzen der Männer. (DIPF/Orig.) ; The author critically discusses Dagmar Hänsel's thesis that the system of teacher training always showed a gender-segregated structure when looked at from a historical longitudinal perspective. The analysis focusses on two different approaches (1) the continuously increasing number of women among all teachers, measured by the number of students of the teaching profession as future novices, (2) the, for a long time very high and then greatly decreased, preference shown by women to chose the profession of the teacher, as compared to other academic careers or to the preferences shown by men. (DIPF/Orig.)
Der Autor analysiert die Geschlechterhierarchien im (grund-)schulischen Feld im historischen Längsschnitt. Dazu schildert er zunächst, wie im Zuge der Professionalisierung der schulischen Lehrberufe im 19. und 20. Jahrhundert Frauen überhaupt zum ersten Mal der Einstieg in professionelle Erwerbsarbeit gelang. Dass Frauen stets die unterprivilegierten Berufspositionen besetzen, zeigt sich in der Langzeitentwicklung der schulischen Lehrberufe gleich in doppelter Hinsicht: Je höher der Schultyp und je älter die unterrichteten Kinder, umso geringere Anteile am Lehrpersonal wurden (und werden) von Frauen gestellt. So erklärt sich auch, dass der Frauenanteil im Grundschullehramt mittlerweile fast 90 Prozent erreicht. Die Rolle der 'Exoten' spielen im Grundschullehramt heute die Männer - und das nicht nur quantitativ: Außerhalb der schulischen Sphäre haben männliche Grundschullehrer mit abwertenden Einschätzungen und marginalisierendem Verhalten zu rechnen. Die Untersuchung bezieht sich auf den Zeitraum 19.-21. Jahrhundert. (HoF/Text übernommen)
Dieser Beitrag widmet sich einer Rückschau auf die österreichweite Initiative Erwachsenenbildung 2011 bis 2014 und ihre Angebote in Tirol. Mit Schwerpunktlegung auf die Bereiche Basisbildung und Nachholen des Pflichtschulabschlusses standen dabei bildungsferne bzw. gering qualifizierte Personen und junge Erwachsene erneut verstärkt im Zentrum der Bildungsbemühungen. Während der Programmpunkt Nachholen des Pflichtschulabschlusses am BFI-Tirol bereits eine 20-jährige Tradition hat, sind Maßnahmen im Bereich Basisbildung und Vermittlung von Grundkompetenzen für die Volkshochschule Tirol und die Initiative "Frauen aus allen Ländern" relativ neue Betätigungsfelder. Erste Evaluationsergebnisse sprechen in beiden Bereichen von einer hohen Akzeptanz der Angebote und einer sehr großen Teilnehmendenzufriedenheit. (DIPF/Orig.) ; This article presents a retrospective of the Austria-wide Adult Education Initiative (Initiative Erwachsenenbildung in German) from 2011 to 2014 and its offerings in Tyrol. Focusing on the areas literacy and numeracy and late completion of compulsory education, it placed those who were alienated from education or poorly qualified people and young adults back in the center of educational efforts once again. While later completion of compulsory education has been possible at the BFI Tirol for 20 years, providing literacy and numeracy and imparting basic competences have been relatively new fields of activity for the Tyrol Adult Education Center (Volkshochschule Tirol in German) and the Initiative Frauen aus allen Ländern (Women from All Countries). First evaluation results indicate a high acceptance of offerings in both areas as well as a very high level of participant satisfaction. (DIPF/Orig.)
Der Beitrag referiert und diskutiert das vorliegende Wissen zu Fragen der Professionalisierung und der Professionalität von pädagogischen MitarbeiterInnen in den Handlungsfeldern der frühkindlichen Pädagogik. Der empirische Kenntnisstand zu Fragen der Professionalität und Professionalisierung in den Institutionen der frühkindlichen Pädagogik ist, so wird begründet ausgeführt, trotz einiger nationaler und internationaler Studien diffus, unsicher und letztendlich als unbefriedigend anzusehen. Beispielsweise scheint zwar akademisch qualifiziertes Personal den pädagogischen Alltag fachlich fundierter und in einer höher symbolischen Sprache zu reflektieren als pädagogische Fachkräfte mit einem berufsqualifizierenden Abschluss. Aber Befunde, dass höhere schulische und akademische Qualifizierungen die Qualität des beruflichen Engagements der MitarbeiterInnen nachweislich fördern, werden durch andere Studien angezweifelt. Resümierend wird festgehalten, dass aussagekräftige und belastbare Studien zu fast allen professionstheoretischen und -politischen Fragen fehlen. Parallel zur gegenwärtigen Konzentration auf die Entwicklung von neuen Studienprogrammen ist vor dem Hintergrund dieser Diagnose der Aufbau einer auf die Pädagogik der frühen Kindheit fokussierten Forschungslandschaft wünschenswert. (DIPF/Orig.) ; The contribution reflects and discusses the available knowledge on questions of professionalism and professionalization among pedagogical staff in the fields of action of early childhood pedagogics. The state of empirical knowledge on questions of professionalism and professionalization in institutions of early childhood education is, thus the authors well grounded line of reasoning, despite a few national and international studies, to be considered diffuse, uncertain and, finally, unsatisfactory. Thus, although an academically qualified staff seems to reflect the pedagogical everyday life in a more professionally sound manner and in a more symbolic language compared to pedagogical employees with a degree obtained through vocational training. However, findings implying that a higher educational and academic qualification is proven to promote the quality of the staff's professional commitment are questioned again by other studies. In summary, it can be said that we are still lacking meaningful, reliable and tenable studies on almost all of the theoretical and political questions regarding this profession. Against the background of this diagnosis, the promotion of research focusing on the pedagogy of early childhood seems highly desirable, in addition to the present concentration on the development of new courses of studies. (DIPF/Orig.)
Die sozialwissenschaftliche Diskussion möglicher Ursachen rechtsextremer Einstellungen und Aktivitäten konzentriert sich vor allem auf sozialstrukturelle Bedingungen, während Einflüsse der familialen Sozialisation eher vernachlässigt werden. Hier knüpft die eigene Studie an, in der Effekte der Qualität von Familienbeziehungen und politischer Einstellungen der Eltern auf rechte Orientierungen Jugendlicher analysiert werden. An der Untersuchung nahmen insgesamt 86 15jährige Realschüler aus Mannheim und Leipzig sowie ihre Väter und Mütter teil. Über Fragebögen wurden die familiale Verbundenheit aus Sicht der Jugendlichen sowie nationalautoritäre Einstellungen, Ausländerfeindlichkeit und Gewaltbereitschaft aller Familienmitglieder erfaßt. Ost- und westdeutsche Familien unterscheiden sich praktisch weder in der familialen Verbundenheit und politischen Orientierungen noch hinsichtlich des Befunds, daß ein geringes Maß an Verbundenheit in der Familie mit extremeren Einstellungen der Jugendlichen einhergeht. Ein deutlicher Zusammenhang zwischen den politischen Orientierungen von Eltern und Kindern war vor allem in Familien mit hoher Verbundenheit zu beobachten. Unterschiede in diesem Zusammenhangsmuster bei Leipziger und Mannheimer Familien werden berichtet und diskutiert. (DIPF/Text übernommen) ; Discussions of possible antecedents of rightist attitudes and violence mainly focus on socio-structural conditions while little attention is paid to influences of the socialization in the family, The present study inquires into variations of adolescents' rightist orientations as a function of the quality of family relationships and parents' political attitudes. Subjects were 86 15-year-olds attending middle-track schools in Mannheim and Leipzig as well as their fathers and mothers. Questionnaire assessments included a measure of family connectedness, i.e., the strength of family bonds, as perceived by adolescents as well as scales addressing family members' nationalist/authoritarian attitudes, ethnocentrism and proneness to use violence. East- and West-German families differed neither in the strength of family ties and in their political attitudes nor as regards the fact that weak family bonds correlate with adolescents' rightist orientations. Moreover, a substantial association was observed between adolescents' and parents' political orientations, particularly among those families high on connectedness. Differences between East- and West-German families as regards the pattern of these correlations are reported and discussed. (DIPF/Orig.)
Politische Orientierung, Charakteristika der Erwerbstätigkeit, Erwerbsbiographie, Arbeitsorientierung und Familienbiographie der Schweizer.
A. Telefonische Befragung:
1. Haushaltsstruktur und Nationalität: Haushaltsgröße, für bis zu neun Personen im Haushalt wurde erfragt: Alter und Geschlecht; Alter und Geschlecht und Geburtsdatum (Geburtstag, Geburtsmonat und Geburtsjahr) des Befragten; Nationalität; Befragte mit ausländischer Nationalität wurden gefragt: Aufenthaltsstatus und Aufenthaltsdauer in der Schweiz.
2. Soziopolitische Orientierung: Häufigkeit politischer Diskussionen im Freundeskreis; Einschätzung der Macht der Arbeitnehmer und der Arbeitgeber in der Schweiz; Einstellung zur Aufrechterhaltung des Friedensvertrages zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften; Einstellung zur Vertretung aller vier großen Parteien im Bundesrat; Einstellung zum Ausmaß der Initiativen und Referenden; Einstellung zum Vernehmlassungsverfahren von Arbeitnehmer- und Arbeitgeberorganisationen bei Gesetzesprojekten; Postmaterialismus (Inglehart-Skala); Gefühl der persönlichen Interessenvertretung durch ausgewählte Gruppen und Institutionen; wichtigste Gruppe; Mitgliedschaft in dieser wichtigsten Gruppe; Existenz eines kulturellen und wirtschaftlichen Grabens zwischen der Deutschschweiz und der Westschweiz (sog. Röstigraben); Einstellung zum Beitritt der Schweiz zur Europäischen Union, zur Chancengleichheit für Ausländer sowie zum Verteidigen schweizer Traditionen; fehlende Gemeinsamkeit von Interessen zwischen Arbeitnehmern; Forderung nach einem Zusammenschluss von Arbeitnehmern zur Durchsetzung ihrer Interessen; Einschätzung der Macht der Gewerkschaften und Angestelltenverbände, der Schweizer Wirtschaft und des Staates; derzeitige oder frühere Gewerkschaftsmitgliedschaft; Interesse an einer Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft; Funktionsträger in einer Gewerkschaft; Gewerkschaft, in der der Befragte Mitglied ist; Gewerkschaftsmitglied im Haushalt; Politikinteresse; Selbsteinschätzung auf einem Links-Rechts-Kontinuum.
3. Erwerbsstatus: Beschäftigungsstatus; Grund für Nicht-Erwerbstätigkeit; Befragter ist mindestens einmal erwerbstätig gewesen; Erwerbsstatus bei der letzten Arbeitsstelle.
4. Nicht-Erwerbstätige (Arbeitssituation der letzten Stelle): Grund für Teilzeitarbeit; letzter ausgeübter Beruf; gelernter Beruf; Beschäftigungsstatus und Art der Arbeitsstellenbeschaffung; falls die Stelle durch persönlichen Kontakt gefunden wurde: Kontaktintensität; Tätigkeit im Dienstleistungsbereich; ausgeübte Tätigkeit; Tätigkeitsschwerpunkt; Hauptbeschäftigungsgegenstand; Hauptaufgabenbereich bzw. ausgeführte Dienstleistung; Beurteilung der Tätigkeit, des Verdienstes und der Aufstiegsmöglichkeiten bei der damaligen Stelle im Vergleich zur vorletzten Stelle; zeitliche Begrenzung der Anstellung bzw. des Arbeitsvertrages; Arbeitszeitenregelung (flexible Arbeitszeit, Zeiterfassung); Wochenarbeitszeit gemäß Arbeitsvertrag und tatsächlich; Grund für Überstunden; Art der Entschädigung für Überstunden; präferierte Arbeitszeit in Prozent von einer vollen Stelle; Führungsposition; Einflussmöglichkeiten auf betriebliche Entscheidungen; Verhalten bei Problemen mit dem Arbeitgeber; Umfang der Teamarbeit; Erfordernis harter Arbeit; Umfang körperlicher und geistiger Anstrengung; Bemühen um mehr Leistung im Beruf als gefordert; Wegezeit zur Arbeit; Computernutzung am Arbeitsplatz; verwendete Software; Vorhandensein von E-Mail Anschluss und Internetzugang am Arbeitsplatz; Wochenstunden der beruflichen Internetnutzung; Ausübung von Heimarbeit und Art der Heimarbeit (Telearbeit); Vorhandensein eines Computers für Heimarbeit; Verbindung von Heim- und Firmencomputer; Wochenarbeitsstunden für Heimarbeit; Betriebsbranche; Betriebsgröße; Betriebskommission; Unternehmensgröße und Hauptbranche des eigenen Unternehmens.
5. Erwerbstätige wurden in einer angepassten Form wie die Nicht-Erwerbstätigen unter Punkt 4 zur Arbeitssituation der aktuellen Stelle befragt.
6. Erwerbsbiographie: Für bis zu zwanzig berufliche Tätigkeiten wurde erfragt: Art der Tätigkeit; Zeitraum der ausgeübten Tätigkeit.
7. Bildungsbiographie: Höchster Bildungsabschluss; Art des ersten und des folgenden Schul- oder Ausbildungsabschlusses; gesamte Ausbildungsdauer.
8. Familienbiographie: Familienstand; Zusammenleben mit einem Partner; höchster Bildungsabschluss des Partners; Erwerbsstatus des Partners; Grund für Nicht-Erwerbstätigkeit des Partners; Beruf und Beschäftigungsstatus des Partners; mehrfache Heirat; Zeitpunkt (Monat und Jahr) der ersten Heirat und der gemeinsamen Haushaltsgründung; Altersverhältnis zum Partner; Altersabstand zum Partner in Jahren; höchster Bildungsabschluss des Partners bei Beziehungsbeginn; Schweizer Staatsangehörigkeit des Partners; Zusammenleben mit dem ersten Partner; Zeitpunkt der Trennung und Scheidung vom ersten Partner (Monat und Jahr); Todeszeitpunkt des ersten Partners; Kinderzahl; Geburtsmonat und Geburtsjahr der Kinder; Kinder im Haushalt; Kinderbetreuungsperson; alternative Kinderbetreuungsmöglichkeiten; Geschwister; Betreuungsperson des Befragten bis zum 15. Lebensjahr; aufgewachsen bei Pflegeeltern; Alter zum Zeitpunkt der Scheidung der Eltern; höchster Bildungsabschluss des Vaters und der Mutter; Beruf und Beschäftigungsstatus des Vaters und der Mutter während der Jugend des Befragten.
9. Demographie: Parteimitgliedschaft; Parteiverbundenheit; Parteipräferenz; Religionszugehörigkeit; Religionsverbundenheit; Selbsteinschätzung der Schichtzugehörigkeit; monatliches Bruttoeinkommen; monatliches Nettoeinkommen; Haupteinkommensquelle; Haushaltseinkommen; wöchentlicher Zeitaufwand für Hausarbeit und Kindererziehung in Stunden; Militärdienst geleistet; Grund für nicht geleisteten Militärdienst; militärischer Rang; Einfluss der Militärkarriere auf den Beruf; Wahlbeteiligungsabsicht und Parteipräferenz (Sonntagsfrage); Teilnahme an der Eidgenössischen Abstimmung vom 28.09.1997; Stimmverhalten bei dieser Abstimmung; Einstellung zur Stimmbeteiligung bei Volksabstimmungen; Ortsgröße des Wohnortes in der Kindheit und Jugend; Urbanisierungsgrad der derzeitigen Wohnregion; Wohndauer am derzeitigen Wohnort.
Interviewerrating: Kooperationsbereitschaft des Befragten; Zuverlässigkeit der Antworten; Sprachprobleme während des Interviews.
B. Schriftliche Befragung:
Einstellung zu einer Einkommensumverteilung durch den Staat; Einstellung zu staatlichen Maßnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft (Skala: Gesetzliche Kontrolle der Löhne, Gehälter sowie der Preise, Kürzung der Staatsausgaben, Finanzierung von Beschäftigungsprogrammen, weniger gesetzliche Vorschriften für die Wirtschaft, Subventionen für die Industrie bei der Entwicklung neuer Produkte und Technologien, Sicherung von Arbeitsplätzen durch Unterstützung niedergehender Industriezweige, Schaffung neuer Arbeitsplätze durch Arbeitszeitverkürzungen); Einstellung zur Höhe der Staatsausgaben für Umweltschutz, Gesundheitswesen, Polizei und Strafverfolgung, Bildungswesen, Militär und Verteidigung, Renten und Pensionen, Arbeitslosenunterstützung sowie Kultur und Kunst; Einstellung zur Verantwortlichkeit des Staates (Skala: Arbeitsplätze für alle, Preiskontrolle, Sicherstellung der Gesundheitsversorgung, Lebensstandard für Alte sichern, Hilfe für Industrie, Sicherung des Lebensstandards für Arbeitslose, Abbau der Einkommensunterschiede zwischen Arm und Reich, finanzielle Unterstützung von einkommensschwachen Studenten, Bereitstellen von Wohnraum, strenge Auflagen für die Industrie zum Eindämmen von Umweltschäden); Politikinteresse; politische Wirksamkeit (Efficacy-Skala); Meinung zum Funktionieren der Schweizer Demokratie; Präferenz für Steuersenkungen oder für mehr Sozialleistungen; Bewertung der Steuer- und Abgabenlast, jeweils für hohe, mittlere und niedrige Einkommen; Präferenz für niedrige Inflation oder niedrige Arbeitslosenquote; Einstellung zur Höhe der Staatsausgaben für Sozialleistungen bei konstantem Steueraufkommen; Einstellung zu ausgewählten politischen Zielen (Föderale versus zentrale Organisation, Neutralität, Ausbau versus Abbau des Initiativrechts und des Referendumsrechts, Milizparlament versus Berufsparlament, Revision versus Beibehaltung der Verfassung); derzeitige oder frühere Gewerkschaftsmitgliedschaft des Befragten bzw. eines Haushaltsmitglieds; Name der Gewerkschaft bzw. des Angestelltenverbandes; Institutionenvertrauen; politische Partizipation (Schreiben von Briefen an Behörden, Unterschriften sammeln, Unterschreiben von Initiativen und Referenden, Teilnahme an Demonstrationen, Sprayen von Slogans, Streikteilnahme, sich Demonstranten oder Polizisten widersetzen, Sachbeschädigungen); Einstellung zum Umweltschutz (Skala); Wunsch nach mehr Zeit für bezahlte Arbeit, Hausarbeit, Familie, Freunde oder Freizeitaktivitäten; Einstellung zur beruflichen Arbeit und Arbeitsorientierung; Befragter ist haushaltsführende Person; Wichtigkeit ausgewählter Kriterien für Arbeit und Beruf (Skala: Sichere Berufsstellung, hohes Einkommens, gute Aufstiegsmöglichkeiten, interessante Tätigkeit, selbstständiges Arbeiten, helfender Beruf, nützlicher Beruf für die Gesellschaft, selbständige Festlegung von Arbeitszeiten); präferierte Determinanten für die Festlegung einer Entlohnung (Arbeitsleistung, familiäre Verpflichtungen, Ausbildung und Senioritätsprinzip); zukünftige Auswirkungen neuer Technologien auf die Zahl der Arbeitsplätze und interessante Arbeit; präferierte Beschäftigungsalternativen (abhängige versus selbständige Beschäftigung, kleine versus große Firma, Privatwirtschaft versus öffentlicher Dienst), präferierter Beschäftigungsgrad (Vollzeit mit 40 oder mehr Wochenstunden, Teilzeit mit 10-30 Wochenstunden, weniger als 10 Wochenstunden, oder keine Erwerbstätigkeit); Einschätzung der Möglichkeiten eine neue Arbeitsstelle zu finden; derzeitige Erwerbstätigkeit.
Erwerbstätige wurden gefragt: Einstellung zum Beruf; Arbeitsorientierung; Charakterisierung der persönlichen Arbeit hinsichtlich Sicherheit der Berufsstellung, Einkommenshöhe, Karrierechancen, interessante Tätigkeit, selbständiges Arbeiten, Hilfe für andere, Nützlichkeit für die Gesellschaft; Häufigkeit ausgewählter Arbeitsbedingungen (Erschöpfung, schwere körperliche Arbeit, Stress, gefährliche Arbeitsbedingungen); Selbstbestimmung über die Festlegung der Arbeitszeiten; Arbeitsort im Unternehmen oder außerhalb; Befristung der Arbeitsstelle; Verwendbarkeit der Berufserfahrungen bzw. Arbeitsfertigkeiten für die derzeitige Tätigkeit; Wichtigkeit der Schul- bzw. Hochschulausbildung und der Berufserfahrungen für die derzeitige Tätigkeit; Beurteilung des Arbeitsklimas zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern und zwischen Kollegen; Berufszufriedenheit; Firmenidentifikation (Skala), Fehltage in den letzten 6 Monaten; Einschätzung der Wahrscheinlichkeit einer neuen Stellensuche im nächsten Jahr (Kündigungsabsicht); Sorgen um die eigene Arbeitsplatzsicherheit.
Nichterwerbstätige wurden gefragt: Erwerbstätigkeit für mindestens ein Jahr in der Vergangenheit; Jahr, bis zu dem der Befragte zuletzt erwerbstätig war; Hauptgrund für Beendigung der Erwerbstätigkeit; Wunsch nach Erwerbstätigkeit; Wahrscheinlichkeit eine Arbeitsstelle zu finden; derzeitige Arbeitssuche; unternommene Maßnahmen zur Arbeitssuche.
Demographie: Geschlecht; Alter (Geburtsmonat und Geburtsjahr); Konfession; Kirchgangshäufigkeit.
Zusätzlich verkodet wurde: Interviewdatum des telefonischen Interviews (Tag und Monat); Anzahl der Kontaktversuche, Interviewdauer des telefonischen Interviews in Minuten; Anfangszeit und Endzeit des Interviews; Sprache des telefonischen und des schriftlichen Interviews; Ortsgröße, Kanton, Region; Gewichtungsfaktor; Unsicherheit bei der Identität der telefonisch und schriftlich befragten Person; Anzahl Perioden der Erwerbsbiographie; sämtliche abgefragten Berufe nach ISCO-88.
Die Veröffentlichung einer SORA-Bevölkerungsumfrage zum Demokratiebewusstsein der ÖsterreicherInnen im April 2017 hat in den Medien hohe Wellen geschlagen: Die Bevölkerung wünscht sich zunehmend einen starken Führer. Die Redaktion des Magazin erwachsenenbildung.at hat dies zum Anlass genommen, um für die vorliegende Meb-Ausgabe JournalistInnen, die sich mit den aktuellen Entwicklungen liberaler Demokratien westlicher Prägung beschäftigen, nach ihrer Meinung und Einschätzung zu fragen. Zwei Journalisten haben geantwortet: Lucian Mayringer, Oberösterreichische Nachrichten und Jürgen Klatzer, Kurier. Mayringers Fazit: Der aktuelle Trend zum Populismus der Parteien und charismatischen Führungspersönlichkeiten ist als problematisch einzustufen und entstammt einer "Vertretungskrise", in der der Bürger/die Bürgerin sich nicht mehr vom etablierten System vertreten fühlt. Den Auftrag der Erwachsenenbildung sieht Mayringer in der Vollendung des demokratischen Bildungsauftrages, der bereits in der Schule grundgelegt werden sollte und noch stärker werden müsste. Klatzer geht einen Schritt weiter und plädiert für ein Unterrichtsfach "Politische Bildung" (und Medienkompetenz). Auch sieht er die Erwachsenenbildung in der Verantwortung, aus uns kritische mündige BürgerInnen zu machen. (DIPF/Orig.) ; The release of the results of a SORA public survey on Austrians' awareness of democracy made large waves in the media in April 2017. The populace increasingly wants a strong leader. The editors of The Austrian Open Access Journal on Adult Education (Magazin erwachsenenbildung.at, Meb) took this opportunity to ask journalists concerned with the alarming developments in Western liberal democracies for their opinion and assessments. They were also asked to assess the influence of the education system in general and adult education in particular as well as the influence of the media. Two journalists responded: Lucian Mayringer from the Oberösterreichische Nachrichten newspaper and Jürgen Klatzer from the Kurier newspaper. Mayringer's conclusion: the current trend toward populism in political parties and charismatic leaders is classified as problematic and comes from a "representation crisis" in which the citizen no longer feels represented by the established system. Mayringer sees the task of adult education as the completion of the democratic educational mission, whose foundation should already be laid in school and which must become even stronger. Klatzer goes one step further and advocates for schools to offer courses in "Political Education" (and media competence). He also sees adult education as being responsible for making us critical, mature citizens. (DIPF/Orig.)
Der Verfasser zeigt, dass es nicht mehr so ist, dass die sozialen Sortierungen nur über die Selektion und Ausgrenzung mittels Noten, Zensuren, Klassenwiederholungen usw. erfolgen, auch wenn die Bundesrepublik mit hohen Quoten der Sitzenbleiber und mit etwa zehn Prozent Abbrechern an weiterführenden Schulen keineswegs darauf verzichtet hat. Vermutlich die Mehrheit der Lehrerinnen und Lehrer, nicht nur an den Grundschulen, ist sehr bemüht, Schülerinnen und Schüler auch individuell zu fördern und zu beraten, wenn sie Leistungsdefizite haben. Die gute Absicht zu fördern kann aber nur dann Erfolg haben, wenn sie auch die unbeabsichtigten, informellen, "weichen" Mechanismen der sozialen Sortierung vermeidet. Dem guten Willen der Lehrenden muss auch die Kompetenz entsprechen, die Unterschiede und Lernstile der Herkunftskulturen nicht nur (als positiv oder defizitär) zu bewerten, sondern auch in einer integrierenden Förderpädagogik für die Mobilisierung von "Begabungen" zu nutzen. Das ist keine leichte Aufgabe, und die Lehrenden können sich darauf im Studium oft nicht hinreichend vorbereiten. Die Gefahr besteht, so die These, dass die pädagogischen Kommunikation sich zu sehr darauf beschränkt, nur die bei den Kindern schon vorhandenen (oder angenommenen) fachlichen Vorlieben, Stärken und Schwächen zu verstärken. Die Spielregeln des sozialen Umgangs sind meist unhinterfragte Selbstverständlichkeiten der Milieukultur, die im Habitus, also im Geschmack, in der Mentalität, im Sprechen, sogar in Körperhaltung und -bewegungen festgeschrieben sind, als wären sie "Natur". Als kulturelle Besonderheiten des Stils und des Symbolischen sind sie gleichzeitig auch verschlüsselte "individuelle" Merkmale, die wir nicht auf Anhieb mit der Zugehörigkeit zu bestimmten ökonomischen Herkunftsschichten in Verbindung bringen. Erst die Kompetenz der Lehrenden, diese symbolischen Milieuunterschiede zu entschlüsseln und zu reflektieren, würde eine pädagogische Förderung von Chancengleichheit ermöglichen, die den Individuen gerecht wird. (ICF2)
Der Artikel diskutiert jüngere Auseinandersetzungen um die Rolle privater Akteure in der Hochschulpolitik in Sri Lanka. Der Inselstaat ist der einzige in Südasien, der Privatuniversitäten weiterhin nicht zulässt. Vor dem Hintergrund eines historisch-institutionalistischen Theorierahmens werden die Gründe für diese Sonderstellung dargestellt. Im Anschluss an die Unabhängigkeit des Landes (1948) wurden egalitäre Bildungsinstitutionen von hoher öffentlicher Legitimität geschaffen, die bis heute eine solche Reform trotz der Entstehung eines globalen Hochschulmarktes und der wiederholten Expertenempfehlungen erschweren. Veränderungen der Sozialstruktur und die vermehrte Nachfrage nach privaten Bildungsangeboten werden jedoch wohl zur Zulassung von Privatuniversitäten beitragen. (DIPF/Orig.) ; The author discusses recent debates on the role of private operators in the field of higher secondary education in Sri Lanka. The island of Sri Lanka is the only country in South Asia which still does not yet tolerate private universities. Against the background of a historical-institutionalist theoretical framework, the reasons for this special status are outlined. After the country had become independent in 1948, egalitarian educational institutions of a high public legitimacy were created, which have impeded such a reform well into the present despite the development of a global market of higher secondary education and despite repeated experts´ recommendations. However, changes in the social structure and the increase in demand for private educational programs will probably lead to the approval of private universities. (DIPF/Orig.)
Das absolute Folterverbot gehört zu den Grundlagen des demokratischen Rechtsstaats, im Zuge der Diskussion über die "Rettungsfolter" ist es in jüngster Zeit jedoch stark relativiert worden. Der Beitrag untersucht anhand eines realen Falls, wie Jugendliche das Dilemma interpretieren und inwieweit sie dabei menschenrechtliche und rechtsstaatliche Aspekte beachten. Erwartet wurde, dass mit der Fähigkeit zu systemisch- transpersonalem Urteilen die Ablehnung der Folter und der Rekurs auf Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit zunehmen. Die Befunde bestätigen diese These, zeigen aber auch starke kontextspezifische Variationen und eine hohe Diskrepanz zwischen allgemeiner und kontextueller Beurteilung der Menschenrechte. (DIPF/Orig.) ; The absolute prohibition of torture is one of the fundamental principles of the democratic state under the rule of law; however, in the course of the recent debate on "rescue torture", it has been qualified considerably. On the basis of a real case, the authors investigate how adolescents interpret the dilemma and in how far they take aspects of human rights and rule of law into consideration. It was expected that, with the ability to make systemic-transpersonal judgments, the rejection of torture and the appeal to human rights and rule of law would increase. The results confirm this hypothesis; however, they also reveal strong context-specific variations and a high discrepancy between a general and a contextual assessment of human rights. (DIPF/Orig.)