Gegenstand dieser gesellschaftsgeschichtlichen Forschungen zur preußischen Freimaurerei des 18. Jahrhunderts sind die Logengeschichte, die Mitglieder und die Mitgliederstruktur, das gesellschaftliche, soziale und kulturelle Leben der Logen und ihre Außenwirkung, also die reale gesellschaftliche Bewegung in der spätfeudalen Gesellschaft Brandenburg-Preußens gegen Ende der Frühen Neuzeit. Die ideologische Ausprägung der Freimaurersysteme (Rituale u.a.), die philosophische und literarische Kritik und die freimaurerisch inspirierte Kunst erscheinen nur am Rande. Die Darstellung beruht auf dem überlieferten Archivgut, der meist nur unikal erhaltenen alten sowie auf der neueren masonischen Literatur, des weiteren auf der sozialgeschichtlichen, landesgeschichtlichen und biographischen Literatur. Ausgewertet werden vor allem die im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, Berlin-Dahlem, aufbewahrten, ab 1990 zugänglichen reichen Freimaurerbestände der Altpreußischen Logen, ferner Quellenbestände des Orde van vrijmetselaren onder het Grootoosten der Nederlanden, Den Haag, des Den danske Frimurerorden, Kopenhagen, des Landesarchivs Berlin, des Landesarchivs Magdeburg - Landeshauptarchiv, des Brandenburgischen Landeshauptarchivs, Potsdam, des Stadtarchivs Potsdam, des Thüringischen Hauptstaatsarchivs, Weimar, des Österreichischen Staatsarchivs, Abteilung Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Wien, sowie die Bibliotheken des Deutschen Freimaurer-Museums Bayreuth, der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland, Berlin, der Großen National-Mutterloge "Zu den drei Weltkugeln" zu Berlin, der Biblioteka uniwersytecka w Poznaniu, Pracownia Zbiorów Masonskich, Poznan, und der Großen Loge der alten freien und angenommenen Maurer von Österreich, Wien. Die Darstellung ist chronologisch und regional gegliedert unter jeweils gleichen Sachpunkten; die kommentierten alphabetischen Mitgliederlisten sind den Logen nachgeordnet. Behandelt werden die Preußischen Staaten in den Grenzen von 1795 (Frieden von Basel, Dritte Polnische Teilung). Das vorliegende Manuskript hat die preußischen Logen zwischen Oder und Niederrhein zum Gegenstand; geplant sind weitere Bände zu Berlin sowie Pommern, Ost- und Westpreußen und Schlesien Die positive Logenpolitik der preußischen Könige markierte den politischen Rahmen für eine ungestörte kontinuierliche Entwicklung der Freimaurerei, beginnend 1740 mit der Legitimierung der Freimaurer durch Friedrich II. und gipfelnd im Allgemeinen Landrecht für die preußischen Staaten und in dem auf ihm beruhenden Edikt wegen der geheimen Verbindungen (1794, 1798). In den mittleren und westlichen Provinzen, ohne Berlin, sind in 30 Städten 47 rechtmäßig konstituierte Johannislogen als Gliederungen großer Logenbünde ermittelt. Bis zum Siebenjährigen Krieg blieben die wenigen Logen auf die großen Städte beschränkt. Der Siebenjährige Krieg belebte die Freimaurerei lediglich in den Festungen (Logen kriegsgefangener Offiziere). Nach dem Krieg nahm die Freimaurerei während eines langen Friedens trotz interner Auseinandersetzungen, des Logenkrieges, und Spaltungen einen großen Aufschwung. Sie erfasste das ganze Land, alle Groß-, die meisten Mittel- und viele Landstädte und auch das platte Land. Ein Vorzug der Logen gegenüber anderen Sozietäten war ihre soziale Offenheit und Breite. Die Logen organisierten in wachsender Zahl Männer unterschiedlichen Standes und (christlicher) Konfession aus den neuen, das friderizianische Preußen tragenden und mit seinem Aufstieg verbundenen sozialen Schichten und Gruppen: Adlige und Bürger, Behördenbeamte und Offiziere, Finanz- und Manufakturunternehmer, Intellektuelle und Künstler. Sie leisteten einen wichtigen Beitrag zur Emanzipation und zur Grundlegung der bürgerlichen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts. Die Logen organisierten 3665 Männer, die 32 Prozent aller preußischen Freimaurer ausmachten, außerdem 220 Dienende Brüder (Logenangestellte aus den Mittel- und Unterschichten). Die Vollmitglieder kamen zu einem Drittel aus dem überwiegend in Staatsdiensten stehenden Adel und zu zwei Dritteln aus dem neuen Bürgertum. Die Behördenbeamten und die Offiziere stellten etwa je ein Drittel, die Kaufleute, Finanz- und Manufakturunternehmer, Fabrikanten, Verlagsbuchhändler und -drucker, Gastwirte, Schiffskapitäne u.a. etwa ein Viertel und die Theologen, Hochschul- und Gymnasiallehrer, Ärzte, Apotheker, Studenten sowie die Künstler etwa ein Zehntel der Logenmitgliedschaft. Die preußischen Logen des Zeitalters der Aufklärung waren rechtlich geschlossene Vereine. Sie waren weder schlechthin aufgeklärte, politische oder Geheimgesellschaften. Sie grenzten sich als Verein und im maurerischen Selbstbewusstsein (freimaurerisches Geheimnis) von der Öffentlichkeit ab, öffneten sich ihr aber sozial und kulturell. Sie halfen bedürftigen Freimaurern und ihren Familien, beteiligten sich am sozialen Engagement des Staates und der Kirchen, unterstützten oder unterhielten Waisenhäuser und Schulen, organisierten bei Brandkatastrophen und Überschwemmungen landesweite Geldsammlungen und errichteten eine der frühesten öffentlichen Badeanstalten. Die Logen initiierten und belebten das kulturelle Leben der Stadt mit öffentlichen Festen und Konzerten, stellten Denkmäler auf und richteten Bibliotheken, Lesegesellschaften und Ressourcen ein. Bisher beschränkte sich die wissenschaftliche Literatur im Wesentlichen auf einzelne Personen und auffällige Erscheinungen. Über die reale Existenz der Logen und ihren einflussreichen Platz in der altpreußischen Gesellschaft war wenig bekannt. Damit fehlte ein wesentliches Element der Geschichte Brandenburg-Preußens. Die Untersuchung will diese Lücke schließen helfen. ; In the centre of the present research on the social history of the Prussian freemasonry in the 18 century are the history of the lodges, the membership and its structure, the social and cultural life of the lodges and their influence on society, i.e. the actual societal situation of the lodges in the late feudal society of Brandenburg-Prussia towards the end of the Early Modern Age. The ideological aims and practice of the systems of freemasonry (rituals etc.), the philosophical and literary critique as well as the arts rooted in freemasonry are delt with only in passing. The sources of this research are the traditional manuscripts from archives, mostly unique old scripts and modern masonic literature, as well as the literature of socio-historical, regional-historical and biographical origin. The following sources have been searched and analyzed: the opulent masonic sources of the ancient Prussian lodges of the Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, Berlin-Dahlem, having been made available since 1990; the sources of the Orde van vrijmetselaren onder het Grootoosten der Nederlanden, Den Haag, of the Den danske Frimurerorden, Kopenhagen, of the Landesarchiv Berlin, of the Landesarchiv Magdeburg - Landeshauptarchiv, the Brandenburgisches Landeshauptarchiv, Potsdam, the Stadtarchiv Potsdam, the Thüringisches Hauptstaatsarchiv, Weimar, the Österreichisches Staatsarchiv, department Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Vienna, as well as the libraries of the Deutsches Freimaurer-Museum, Bayreuth, the Great Lodge of Freemasons of Germany, Berlin, the Great National Mother Lodge "To the Three Globes" in Berlin, the Biblioteka uniwersytecka w Poznaniu, Pracownia Zbiorów Masonskich, Poznan, and the Great Lodge of the Old Free and Accepted Freemasons of Austria, Vienna. The Handbook is structured chronologically according to regions and with analogue topics; the alphabetic commented lists of the entire membership follow the chapters of every lodge. Regionally the research covers the Prussian states within their borders of 1795 (Peace of Basel, Third Polish Partition), but without territories that followed a relative autonomous way in their history, or belonged to Prussia only a short term, or came to Prussia after 1795. This manuscript deals with Prussian lodges between the Oder river and the Lower Rhine; the envisaged volumes for publication will include Berlin, Pomerania, Eastern and Western Prussia as well as Silesia. The favourable policy of the Prussian kings formed the external political basis for a continuous development of the freemasonry in the monarchy. This began 1740 with the legitimation of the freemasons by Frederic II and led to the "Common Law of the Prussian States" and the following "Edict on Secret Associations" in 1798. Between 1739 and 1806, 47 legally constituated Johannis lodges as parts of the larger Lodges have been registered in 30 towns in the middle and western provinces, but without Berlin. Until the Seven Year War (1756-1763) the small number of isolated lodges was restricted to the larger cities. A stimulating influence for the freemasonry came only from the garnisons (lodges of the captured officers). After the war, during a long peaceful period, the freemasonry took a steep upsurge, despite the internal struggles, called the "Lodge Wars", and the splittings. The freemasonry extended over the entire country, to the big cities and medium-sized towns and many rural towns. The Lodges distinguished themselves from other associations by their social openness and broadth of membership. They organized a rising number of men from different classes, social strata, groups or trades, (christian) confessions, education and ages. The freemasons belonged to the newly emerging social strata and groups which formed the Prussian state of Frederic II and were closely connected with its progress. These were the nobility and the middle class, the clerks and officers, bankers and manufacturers, intellectuals and artists. Their contribution to the foundation and the emancipation of the bourgeois society of the 19 century was essential. The Prussian lodges between the Oder river and the Lower Rhine organized 3,665 freemasons, these are 32 percent of the number of the presently registered freemasons, as well as 220 Serving Brothers (members of the middle and lower social strata). The members with full rights from the nobility formed one third, those from the new middle classes two thirds of the membership. According to their trades, the office clerks and the officers equally comprised one third, the entrepreneurs (merchants, bankers and manufacturers, publishers and booksellers, pub owners, ship owners) made up about one fourth, and the intellectuals (theologians, lecturers at university and gymnasiums, physicians, chemists, students) and the artists about one tenth of the memberships. The Prussian freemasonry was characterized mainly by their social aims. Although the lodges were closed associations, they were neither political nor secret societies, nor were they enlightened, but they were part of the era of Enlightenment. As an association and in their masonic self-assurance (masonic secrecy) they separated themselves from the public, but in social and cultural terms they were open to the public. They helped needy members and their families, took part in the social engagement of the state and the churches, ran or assisted orphanages and schools, organized countrywide donations after fire catastrophies and floods, and they built one of the first public swimming baths and public monuments, and they organized public libraries, reading societies and ressources. Public festivities and concerts, initiated by the lodges, enlivened the cultural life of the cities. In the past scientific literature usually confined itself to single persons and prominent events. Nevertheless, little was known about the actual existence of the lodges and their influential place in the civic society. Thus an essential element of the bourgeois society in Brandenburg-Prussia had been missing. The present book is meant to fill this gap.
Inhaltsangabe: Gang der Untersuchung: Die zweiteilige Arbeit zur Berliner Stadtbaugeschichte vom Mittelalter bis in die Neuzeit untersucht die Strukturen der städtebaulichen Zentren anhand ihre Grenzverläufe. Die Arbeit bietet im ersten Teil einen gründlichen stadtgeschichtlichen Abriß, der die Spuren der Grenzanlagen und Tore im Stadtgrundriß verfolgt von der mittelalterlichen Doppelstadt Cölln/Berlin bis hin zur Großstadt des 19. Jahrhunderts. Etappen dieser Darstellung sind: die barocke Sternfestung, die Neustädte im Vorfeld und die zollrechtliche Umschließung entlang jener Torstandorte, deren Namen uns heute noch über die U-Bahnstationen bekannt sind. Stadtgeographische, topographische Gegebenheiten, Entstehungsprozess und Planungen von Grenzverläufen und Durchlässen werden erläutert. Ausreichendes Kartenmaterial hilft, die Strukturen der Stadtentwicklung und die Positionen ehemaliger Tore nachzuvollziehen. Den zweiten Teil nehmen Analysen von drei Toren der Festungszeit ein: Spandauer, Georgen- und Leipziger Tor. Im Blick stehen drei städtebauliche Konfigurationen in ihren formalen und auch sozialen Entwicklungen in der Stadt und vor dem Tor. Erscheinungen der Torbauten vom Mittelalter bis zum Abbruch sowie eine Analyse der Torplätze und der Straßensysteme im Umfeld werden in Bezug auf das Gesamtbild der Stadt erklärt. Die Geschichte des Spandauer Tors erzählt die Entstehung des Hackeschen Markts und des Monbijouplatzes. Erläutert werden auch die verschiedenen Besonderheiten der anstoßenden Straßen im Umraum. Der Standort des Georgentors, welches 1701 anläßlich der Krönung Friedrichs I. in Königstor umbenannt wird, ist entscheidend für die Konturierung des Alexanderplatzes. Zudem eröffnet es einen wichtigen Straßenzug, der unmittelbar mit dem Schloß in Verbindung steht und eine maßgebliche Achse für den Berliner Städtebau darstellt. Das Leipziger Tor als das prächtigste seiner Zeit hat in Folge seines frühen Abrisses Strukturen freigestellt, welche schnell und oft überbaut wurden. Bis heute ist das Gebiet rund um den Spittelmarkt vom Potsdamer Platz bis zum Friedrichswerder vielen Verwerfungen unterlegen. In Kenntnis der oft komplizierten und teils utopischen Planungen wird nachvollziehbar, wie das historische Zentrum geprägt ist von den Grenzverläufen, den Standorten der Tore, ihren ungleichzeitigen Errichtungen sowie Abrissen und den Ideen der Ingenieure und Städtebauer. Im Hinblick auf die das Zentrum abtrennende Berliner Mauer des 20. Jahrhunderts und den neuen städtebaulichen Herausforderungen nach ihrem Abriß ergeben sich interessante Anknüpfungspunkte, die für heutige Entscheidungen von Belang sind. Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: Einführung2 I. TEIL: Stadtgeschichte Berlins in Plänen. Stadien der Erweiterungen 1.Die erste Grenze: Die mittelalterliche Stadtmauer6 2.Die zweite Grenze: Die barocke Fortifikation10 3.Die erste Erweiterung 'Dorotheenstadt'18 4.Die zweite Erweiterung 'Friedrichstadt'22 Exkurs zu den nicht realisierten Festungsplänen für die Friedrichstadt24 5.Die dritte Grenze: Die weit geführte Akziselinie im 18. Jahrhundert. Ihr Umbau und Abbruch im 19. Jahrhundert27 6.Der Floßgraben als südliche Grenze jenseits der Akziselinie34 Zusammenfassung36 Zeitschema Berliner Tore39 II. TEIL: Positionen ausgewählter Festungstore im Stadtgrundriß und ihr Einfluß auf das Stadtbild vom 15. bis ins 19. Jahrhundert 1.Standort altes und neues Spandauer Tor a)Das alte Spandauer Tor: Position40 b)Innentor und Pulverturm40 c)Torbrücke43 d)Bastionen45 e)Priorität einer idealen Fortifikation gegenüber eines stadträumlichen Zusammenhangs46 f)Das neue Spandauer Tor47 g)Das Umfeld auf Stadtseite der beiden Spandauer Tore: Die Entstehung der Ringstraße 'Neue Friedrichstraße' und das fehlende Konzept zu ihrem Ausbau48 h)Das Umfeld auf Feldseite der beiden Spandauer Tore: Die Konturierung des Hackeschen Markts in bezug auf die Eingangssituation in die Fortifikation55 Zusammenfassung59 2.Standort Georgen- bzw. Königtor und die Achse zum Schloßplatz a)Georgentor: Position61 b)Vom mittelalterlichen Tor zur Integration in die Fortifikation62 c)Vorbemerkung Themenkomplex Ehrenpforte / triumphales Königtor67 d)Bedeutung der zentralen Ost-West-Achse: 'Georgenstraße' und 'Lange Brücke'69 e)Planungen zur Neugestaltung des Schloßplatzes: Der Dom als Bezugspunkt zum geplanten Königtor73 f)Ehrenpforten: Krönungseinzug Friedrichs I. von 1701 und Umbenennung des Georgentors in 'Königtor'76 g)Hofbedientenpforte von de Bodt (1701) als Ersatz des Georgentorturms79 h)Planungsänderung: Das triumphale Königtor von de Bodt (1702)81 i)Das Standbild des Königs und weitere Planungen für ein Berliner Königtor84 j)Vom Ochsenmarkt zum Alexanderplatz - Königsbrücke, Königskolonnaden, Torbauten von Behrens88 Zusammenfassung94 3.Standort Leipziger Tor und die Aufgabe stadträumlicher Beziehungen a)Das Leipziger Tor von Nering als der herausragende Torbau der barocken Fortifikation97 b)Die Lage im Wall100 c)Stadträumliche Erschließung des Neubaugebiets Friedrichswerder100 d)Die Konfrontation zweier Stadtbausysteme am Leipziger Tor: bastionäres System Friedrichswerder und Rastersystem Friedrichstadt102 e)Die neue Leipziger Straße, der Durchbruch 'Spittelbrücke', der Spittelmarkt104 Zusammenfassung108 Ergebnisse und Schlußbemerkung110 Literaturverzeichnis116
Es bedarf schon einigen Mutes und großer Belesenheit, Leben und Werk Schillers in ca.1.400 Buchseiten abhandeln zu wollen und dies auf der Grundlage unübersehbarer Sekundärliteratur und unzähliger Versuche, sich den Texten Schillers und dem Zusammenhang von Zeit, Biographie und Werk wissenschaftlich anzunähern. Daß Schiller bis heute der wohl die größten Widersprüche auslösende deutsche Klassiker ist, steht außer Frage. Die Gründe dafür sind vielfältig und deren Erforschung läßt den Dichter des deutschen Idealismus par excellence nicht über einen Leisten scheren, geschweige denn ideologisch festlegen. Das macht die Lektüre der Texte Friedrich Schillers übrigens auch an der Wende zum 21. Jahrhundert zum Abenteuer. Da kommt die biographische Studie Peter-André Alts gerade recht. Nicht, daß es nicht einzelne hervorragende Darstellungen zu Leben und Werk Schillers aus den letzten Jahrzehnten gäbe, aber es ist wohl der Versuch, den großen Zusammenhang von Geburt bis Tod, gleichsam von erster bis letzter Zeile, auf der Basis und im Kontext gegenwärtiger Forschung zu erfassen, der hier besticht. Prinzipiell mehr als skeptisch Unternehmungen gegenüber, die vorgeben, daß es möglich wäre, ein Leben, ein Werk umfassend zu begreifen, wird man hier eines Besseren belehrt. Die Lektüre der vorliegenden Bände nimmt immer wieder so gefangen, daß man sie nur ungern unterbricht. Kurz und gut: Peter-André Alts Schiller-Studie wird sich gewiß als wissenschaftliches Standardwerk etablieren und wird auch ein über das Fachpublikum hinausreichendes Interesse erwecken. Denn dem Autor, Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Ruhr-Universität in Bochum, gelingt es, in übersichtlich gegliederten Kapiteln sprachlich präzise und frei von jeglichem Wissenschaftsjargon dem Leser/der Leserin die Welt, das Denken und das durch einen "auffälligen Mangel an spektakulären Erfahrungen" geprägte Leben des großen und bereits in seiner Zeit erfolgreichen Dichters, Dramatikers, Historikers, Philosophen und Theoretikers nahezubringen. Daß dieses Leben alles andere als unbeschwerlich war und Schiller die Anerkennung nicht selbstverständlich zufiel, wird in dieser biographischen Untersuchung, konzipiert als Werkbiographie (die Leben und Werk allerdings nicht kurzschließt), ebenso transparent. Die Studie gliedert die Lebensjahre 1759 bis 1805 in acht Kapitel, im ersten Band einsetzend mit den zentralen Prägungen der Jugendjahre über die poetischen lyrischen Anfänge zum dritten Kapitel: Macht der Bühne. Frühe Dramen und Theaterschriften (1781-1787). Vom überwältigenden Debut des Dramatikers mit den Räubern (uraufgeführt 1782 im Mannheimer Nationaltheater), über Kabale und Liebe (1784) bis zum Don Karlos (1787) und den frühen Theaterschriften handelt dieses Kapitel, und es ist bemerkenswert, wie dem Autor die Darstellung des Kontexts des Theaters der Zeit, von Dramaturgie und Schauspielkunst gelingt, sodaß Schillers umfassende Kenntnis der Bühnenpraxis transparent wird, ein Umstand, der für seine Dramenkonzeptionen von großer Relevanz ist. Die so bedeutende, in Mannheim vor der Deutschen Gesellschaft gehaltene Rede Was kann eine gute stehende Schaubühne eigentlich wirken? (1802 in veränderter Form unter dem berühmt gewordenen Titel Die Schaubühne als moralische Anstalt betrachtet publiziert), in welcher dem Theater höchste gesellschaftspolitische Wirkungsdimensionen zugemessen werden, überschreitet freilich bei weitem die Überschrift Dramentheoeretische Entwürfe, unter der sie vom Autor eingeordnet ist. Das vierte Kapitel widmet sich Schillers Erzählkunst und publizistischer Tätigkeit der Jahre 1782-1791, das mit dem Sensationserfolg Der Geisterseher (1789) schließt. Peter-André Alt zeigt auf, daß etwa dieser Text "die Erzählformen künftiger Autorengenerationen" beeinflußt, weder das "Genre der romantischen Schauernovelle noch die deutschsprachige Kriminalliteratur" wären ohne sein Vorbild denkbar. Im fünften Kapitel geht es um den Geschichtsdenker Schiller, die berühmten, großen historischen Schriften Geschichte des Abfalls der vereinigten Niederlande von der spanischen Regierung (1788) und Geschichte des Dreyßigjährigen Kriegs (1790-1792) stehen im Zentrum der Analyse. Eingefügt ist in diesen Abschnitt die Erörterung von Schillers Privatleben bis zu seiner Hochzeit mit Charlotte von Lengefeld, seine Begegnungen mit wichtigen Zeitgenossen, Umzüge nach Dresden, Jena, seine Tätigkeit als Universitätsprofessor für Philosophie (hier wird er auch über die Theorie der Tragödie lesen). Nicht zuletzt wird durch die differenzierte und auch behutsame Darstellung Peter-Anderé Alts nachvollziehbar, daß Schillers 1791 beginnende schwere, und vierzehn Jahre später zum frühen Tode führende Erkrankung das alltägliche und zugleich außergewöhnliche Leben wesentlich bestimmt. Der Autor versteht es, den immer wieder durch seinen schlechten Gesundheitszustand beeinträchtigten, aber dennoch über die Maßen arbeitenden Schiller im Zusammenhang seiner vielfältigen Tätigkeiten darzustellen, sodaß ein lebendiges Bild vor Augen entsteht, ohne freilich eine Nähe zu suggerieren, die es nicht geben kann. Der zweite Band beginnt mit dem sechsten Kapitel, einer systematischen Abhandlung der ästhetischen Schriften (1791-1799), wobei transparent wird, warum diese Texte den Höhepunkt der Kunsttheorie der Weimarer Klassik darstellen, ja teilweise noch für die Frühromantiker als Voraussetzung ihrer, den Beginn der Moderne markierenden theoretischen Entwürfe gelten. Diese tragödientheoretischen, die Theorie des Schönen und die Reflexionen über Antike und Neuzeit umfassenden Schriften Schillers stehen unter deutlichem Einfluß der idealistischen Philosophie Kants. Für Schiller wird die Kunst zum überragenden, einzig mit der "schlechten" Realität "versöhnenden" Bereich, in welchem sich die "moderne" Entfremdung des Menschen in einer gelungenen Synthese von Sinnlichkeit und Vernunft aufhebe. Alt zeichnet Schiller aber auch als einen bis zuletzt von Pragmatismus und Entschlußkraft bestimmten Literaten, dem man ganz und gar nicht gerecht werde, wenn man ihn als weltfremd charakterisiere. In einem Abschnitt wendet sich der Autor der alles weitere fügenden Beziehung von Schiller und Goethe zu, deren intensive und mehr als anregende Auseinandersetzung mit dem Briefwechsel im August 1794 anhebt (1799 übersiedelt Schiller endgültig nach Weimar). Die Freundschaft und Zusammenarbeit der beiden Klassiker setzt Produktivkräfte frei, die etwa im Kontext des Weimarer Hoftheaters zur höchsten Symbiose von Drama und Bühne führen. Hier sind die (im letzten Abschnitt behandelten) Bühnenbearbeitungen Schillers genauso zu nennen wie seine erfolgreichen Inszenierungen an Goethes Bühne. (Daß Peter-André Alt auf den theatergeschichtlichen Kontext nicht ausführlicher eingeht, versteht sich von den Voraussetzungen der Studie her von selbst.) Schillers Zeitschriften-Projekte dieser Jahre Die Neue Thalia und Die Horen mit ihrem "klassischen Programmanspruch" vervollständigen das Bild eines auf oberster Stufe tätigen anerkannten Publizisten. Im siebenten Kapitel sind Schillers Lyrik und Epigrammatik der klassischen Periode erörtert. Hervorhebenswert ist der Abschnitt über den "unglücklichsten Schüler. Hölderlin im Schatten", weil damit eine andere Zeit und Welt in den Blick kommt, die scharfe Grenzen erkennbar werden läßt. Auch die Konflikte mit den Brüdern Schlegel und die Distanz zu Jean Paul weisen in diese Richtung. Den Abschluß der zweibändigen Studie bildet das achte Kapitel, das sich Schillers klassischem dramatischen Werk (1796-1805), dessen Wirkungsästhetik, der "Zeit der hohen Kunst" widmet. Hier werden die großen Bühnenstücke Schillers auch in den Kontext zeitgenössischer Politik und in jenen gesellschaftlichen Aufstiegs gestellt, zugleich die enorme Materialkonstruktion etwa der Wallenstein-Trilogie (1800) thematisierend, die selbstredend nur auf Basis von Schillers historischen Studien so möglich wurde. Die Darstellung reicht von Maria Stuart (1801), der Jungfrau von Orleans (1801), dem in Weimar von Herzog Carl August verweigerten Schauspiel, über die den antiken Chor erneuernde "Mustertragödie" Die Braut von Messina (1803) zum Wilhelm Tell (1804). Die letzten Jahre Schillers, seine Reise nach Berlin und die Zeit in Weimar 1804 und 1805 sind trotz neuer Pläne, Aussichten und einer Fülle von Arbeiten (etwa die Übersetzung von Racines Phèdre) immer deutlicher von Krankheit überschattet. Am Demetrius, der Fragment gebliebenen Tragödie, dem faszinierenden Schauspiel ineinander verwobener politischer und psychologischer Konflikte, schreibt Schiller noch die ersten Monate des Jahres 1805 bis knapp vor seinem Tode, am 9. Mai stirbt der Dichter. Die beeindruckende Studie Peter-André Alts umspannt mit der Lebenszeit Schillers jene für die deutsche Kultur- und Geistesgeschichte höchst bedeutsamen Epochen (bei aller Problematik der Einteilung in Epochen), die von der Aufklärung über Sturm und Drang zur Weimarer Klassik und Frühromantik reichen. Die politische Situation in Deutschland und die alle Werte umstürzende Französischen Revolution bestimmen Schiller zutiefst. Er gilt mit Recht als einer der politisch scharf denkendsten Köpfe (mit der Tendenz zur Dogmatik), der die verhängnisvolle Verstrickung von Macht und Gewalt und deren andere Seite, die Ohnmacht, wie sie die deutsche Geschichte bestimmt, in seiner Literatur gleichsam sublimiert. Die Anhänge der beiden Bände umfassen die Anmerkungen, die den Kapiteln entsprechende und nach thematischen Aspekten gegliederten Bibliographien, Abbildungsnachweise und Zeittafel. Das Register (Personen und Schillers Werke) schließt den jeweiligen Band ab. (Daß Alt die Texte Schillers nach der noch immer unüberbotenen von Norbert Oellers herausgegebenen Nationalausgabe zitiert, versteht sich von selbst.) Die Lektüre dieser Werkbiographie, in deren Zentrum der große Zusammenhang von poetischer Produktion Leben und Zeit steht, glättet die vielfachen Ambivalenzen Schillers und seines Werkes nicht, sondern läßt diese in ihrer ebenso widersprüchlichen Rezeptionsgeschichte, die zwischen heftiger Zustimmung und vehementer Ablehnung hin und her schwankt, verständlicher werden. Vielleicht überrascht nimmt man zur Kenntnis, daß sich in aller Klassizität Schillers auch Momente des Brüchigen finden, eines nicht zu Ende Gebrachten.
Der Hansische Wirtschaftsraum ist definiert als der Raum zwischen England und Flandern im Westen und Westrußland im Osten, zwischen den skandinavischen Ländern im Norden und dem mitteldeutschen Raum im Süden, in dem das Gros der Hansekaufleute wirtschaftliche Interessen verfolgte.
(1) Das Verbundprojekt ´Wirtschaftliche Wechsellagen im hansischen Wirtschaftsraum 1300-1800´:
"Das Forschungsprojekt ´Wirtschaftliche Wechsellagen im hansischen Wirtschaftsraum 1300-1800´ wurde von der Volkswagen-Stiftung im Rahmen ihres Förderungsschwerpunktes ´Forschungen zur frühneuzeitlichen Geschichte: Das Alte Reich im europäischen Kontext´ gefördert. Es handelt sich um ein internationales Verbundprojekt mit Zentrum an der ´Forschungsstelle für Geschichte der Hanse und des Ostseeraums´ am Amt für Kultur der Hansestadt Lübeck. 35 WissenschaftlerInnen aus zehn europäischen Ländern und aus Kanada sind an diesem Forschungsprojekt beteiligt. (…)
Als wirtschaftliche Wechsellagen bezeichnet man die langfristigen Schwankungen ökonomischer Variablen wie z.B. die Bevölkerungsgröße, den Ertrag der Landwirtschaft und das Preisniveau. Durch die Schwankungen dieser Variablen veränderte sich deren Verhältnis zueinander, wodurch es zu einer Strukturveränderung der Wirtschaft kam. Im vorindustriellen, ´malthusianischen´ Zeitalter entstanden Auf- und Abschwünge durch das sich beständig verändernde Verhältnis von Produktion (vor allem im Agrarsektor) und Bevölkerungsentwicklung. (…)
Ziele des Projekts: Das Projekt will für den hansischen Wirtschaftsraum die intertemporalen Bezüge seiner wirtschaftlichen Struktur und ihre Veränderungen in ihren regionalen und 'internationalen' Bezügen anhand historisch-ökonomischer Zeitreihen verfolgen. I. Die Erfassung ökonomisch historischer Zeitreihen aus dem hansischen Wirtschaftsraum aus dem Zeitraum zwischen 1300 und 1800 (…), die ausführliche Kommentierung der Originaldaten sowie die Gold- und Silberäquivalente der relevanten Rechengeldsysteme zur Umrechnung der Nominaldaten. II. Statistische Analysen der Zeitreihen im Hinblick auf Konjunktur und Wechsellagen. Ökonomisch-historische Zeitreihen werden als sichtbare Indikatoren wirtschaftlicher Prozesse gesehen. (…) Um diese Wechsellagen und Konjunkturen zu identifizieren, werden die herangezogenen Zeitreihen einer empirisch-statistischen Deskription unterzogen, (…). Erkenntnisziel ist die Zusammensetzung vorindustrieller Zeitreihen und die Klärung der Fragen, ob periodische Zyklen festgestellt werden können und ob diese Perioden - nach Raum und Zeit und Datenart verglichen - gleich- oder gegenläufig waren. (…) III. Interpretationen dieser Zeitreihen unter ausgewählten historischen Fragestellungen. Mit Hilfe der Verlaufsformen der Zeitreihen soll vor allem ermittelt werden, welche Zeiträume gleicher und welche Zeiträume unterschiedlicher langfristiger konjunktureller Entwicklung es (bezogen auf vergleichbare Zeitreihen) im hansischen Wirtschaftsraum gab und in welchen Regionen diese gleich- und andersartigen Verläufe vorkamen. Auf dieser Grundlage sollen 'international' einheitliche Prozesse und regionale Entwicklungs- und Konjunkturmuster, möglicherweise auch Kausalbeziehungen zwischen diesen Zeitreihen ermittelt werden. In der modernen Wirtschaftsgeschichte spricht man dabei vom Interdependenzprinzip, das die gegenseitigen Einflüsse unterschiedlicher Regionen behandelt, und vom Homogenitätsprinzip, das Regionen (oder kleinere räumliche Einheiten) ähnlicher Struktur untersucht. IV. Vergleich der erzielten Ergebnisse mit vorliegenden Agrarpreisreihen, um den Zusammenhang zwischen der agrarischen Produktion als der zentralen wachstumsbestimmenden Größe der vorindustriellen Zeit und den Produktionskurven gewerblicher Güter und den Handels- und Investionsgüterkonjunkturen festzustellen.
Zentrale Regionen: Bis zum März 1997 sind rund 400 Zeitreihen erfaßt worden. In räumlicher Hinsicht bildeten sich drei zentrale Regionen heraus, die a) durch eine relativ dichte Überlieferung von Zeitreihen aus den anderen Regionen des Untersuchungsraumes hervorragen und b) sich aufgrund ihrer wirtschaftlichen Struktur voneinander unterschieden: 1. der niederländisch-englische Raum, gekennzeichnet durch eine dichte Gewerbelandschaft, die auf den Export von Tuchen, anderen Geweben sowie Metallfabrikaten ausgerichtet war; 2. der Bereich der wendischen Hansestädte (Hamburg, Lübeck, Lüneburg, Wismar, Rostock, Stralsund, Greifswald; einbezogen wird hier auch Stade), der primär vom Zwischenhandel geprägt war und nur wenig eigene Exportproduktion aufwies; 3. der preußisch/polnisch-livländische Raum, gekennzeichnet durch den Export von land- und waldwirtschaftlichen Rohstoffen und Halbfertigfabrikaten, die vor allem in die Zentren des Westens, nach beiden Niederlanden und nach England gingen. (…) Da die genaue Kenntnis der lokalen und regionalen Verhältnisse Voraussetzung zur Deskription einer Zeitreihe und zur Bestimmung ihrer Indikatorqualität ist, werden die einzelnen Zeitreihen von HistorikerInnen bearbeitet, die mit den jeweiligen lokalen und regionalen Verhältnissen bestens vertraut sind. Daher reicht die geographische Spannweite der Mitarbeiter von Gent und London im Westen bis nach Tallinn und Moskau im Osten, von Stockholm und Visby im Norden bis nach Leipzig im Süden.
Funktionen: Nach ihrer Funktion werden die Zeitreihen in die vier folgenden Kategorien gegliedert: - landwirtschaftliche Produktion und Bergbau (Sektor 1), - gewerbliche Produktion (Sektor 2), - Handel und Dienstleistung (Sektor 3) - und in Preisreihen. Pro Kategorie sind folgende Zeitreihen erhoben worden. Sektor 1: 50 Zeitreihen (Salz-, Silber-, Kupfer- und Bleiproduktion, Roherzförderung, Erträge der Bergwerke, Belegschaftszahlen; zeitlicher Schwerpunkt: spätes 16. Jahrhundert bis 1800) Sektor 2: 20 Zeitreihen (Tuch-, Bier-, Essig- und Münzproduktion) Sektor 3: 300 Zeitreihen (landesherrliche und städtische Zolleinnahmen unterschiedlicher Differenzierung, städtische Steuern auf den Verkauf unterschiedlicher Güter, Akziseeinnahmen unterschiedlicher Differenzierung, Wareneinfuhr und -ausfuhr, Warenumsätze, Schiffsfrequenzen, Geleitsgebühren, städtische Immobilien- und Rentenmärkte, Löhne u.v.a.m.). Preisreihen: 70 Zeitreihen (Tuche, Mieten, Lebensmittel wie Getreide, Butter, Ochsen, Heringe u.a.m., andere Verbrauchsgüter wie Feuerholz und Talg)." Gekürzter Auszug aus: Hammel-Kiesow, Rolf (1997): Wirtschaftliche Wechsellagen im hansischen Wirtschaftsraum 1300-1800. Ein internationales Projekt an der Forschungsstelle für Geschichte der Hanse und des Ostseeraumes der Hansestadt Lübeck. Arbeitsgemeinschaft außeruniversitärer historischer Forschungseinrichtungen in der Bundesrepublik Deutschland e.V., http://www.ahf-muenchen.de/ Forschungsberichte/Berichte/HammelKiesow.shtml.
(2) Teilprojekt: Quantitative Untersuchungen über den frühneuzeitlichen Bergbau in Skandinavien, 1623-1958., Studienleiter: Björn Ivar Berg
Die Studie umfasst insgesamt 49 Zeitreihen aus dem Zeitraum zwischen 1623 und 1844, für das Bergwerk in Kongsberg bis 1958. Ihrer Funktion nach handelt es sich um Zeitreihen aus dem Sektor 1: landwirtschaftliche Produktion und Bergbau.
Auflistung und Beschreibung der einzelnen Zeitreihen nach dem Schema Reihe_ID: Titel der Reihe (Zeitraum von – bis) Beschreibung:
Reihe Z001:
Silberproduktion beim Kongsberg Silberbergwerk, 1623-1958
Die Angaben betreffen Feinsilber, d.h. 100 % Ag oder rein metallisches Silber. "Feinsilber" war kein faktisches Produkt, aber ein Rechnungswert, der durch Analysen aus dem Brandsilber, dem Endprodukt des Hüttenprozesses, berechnet wurde. Mit Ausnahme von einer Periode in der letzten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde bis kurz nach 1800 fast alles Brandsilber zur Ausmünzung geliefert, seit 1628 in die königliche Münze in Christiania (Oslo), die 1686 nach Kongsberg übersiedelte, und die noch im Betrieb ist (2007). Etwas Silber in der Statistik kam auch vom silberhaltigen Hüttenkupfer, das auch in der Hütte in Kongsberg erzeugt wurde, und meistens zur Münze ging. Nicht alles Silber wurde geschmolzen und in den Feinsilberangaben eingeschlossen. Einzelne besonders schöne oder interessante Mineralienstücken – oft krystalliertes gediegenes Silber in Form von Drahtsilber u. dgl. – wurden in der Hütte zur Seite genommen und als Handsteine zu Besuchern, Königen usw. verkauft oder geschenkt. Der Silberinhalt der einzelnen Stücke wurde ggf. nach gewissen Regeln geschätzt, als Grundlage für die Festlegung des Verkaufspreises. In den hier publizierten Angaben ist Feinsilber sowohl von Brandsilber, Hüttenkupfer und Handsteinen eingeschlossen, so weit Daten davon bekannt sind. Früher habe ich fast identische Angaben für die Zeit bis 1805 präsentiert und kommentiert (Berg 1988). Deichman, der auch Produktionsziffer von Röros publizierte (vgl. Z233), gibt die Quellen für seine Angaben nicht an. Entsprechende Listen befinden sich in seinem Privatarchiv (Deichmanske Bibliotek Oslo, fol. 45). Vielleicht basierte er sich wenigstens z. T. auf ziemlich leicht zugänglichen Angaben in den Hauptrechnungen des Silberbergwerk. Diese sogenannten Bergkassenrechnungen sind für die Zeit nach 1694 noch im Werksarchiv erhalten, zusammen mit verschiedenen anderen Rechnungen, die zurück bis zum Anfang des Bergbaus 1623 reichen. Eine parallelle und ausfüllende Serie mit Bergkassenrechnungen ist im Archiv der Rentekammer erhalten (im Werksarchiv fehlen bis 1761 12 Jahre, danach bis 1800 ist nur 1799 vorhanden). Die Basis für die Angaben in den Bergkassenrechnungen sind die monatlichen Produktionsrechnungen der Silberhütte in Kongsberg, die sog. Schmelzbücher, die zurück bis zum Anfang der Verhüttung des Kongsberger Silbers erhalten sind (1624), zwar auch nicht lückenlos. Hier sind die verschiedenen metallurgischen Prozesse in Einzelnheiten von Tag zu Tag dokumentiert, mit den abschliessenden Feinbrennungen des Silbers, wie auch Analysen vom Feinsilberinhalt der Brandsilberstücke. Angaben sowohl über Brandsilber als Feinsilber für die einzelnen Monaten sind danach in den jährlichen Bergkassenrechnungen eingeschlossen und summiert. Dazu wurde auch silberhaltiges Kupfer als Nebenprodukt verhüttet, und der Feinsilberinhalt im "Hüttenkupfer" ist als Ergänzung zu den monatlichen "Silberposten" auch in den Bergkassenrechnungen angegeben. Ich habe die Bergkassenrechnungen von 1711 und 1712 und von 12 Jahren in der Periode 1736-1757 untersucht. Die Angaben von Deichman stimmen für alle diese Jahre völlig übereins mit den Angaben in den Bergkassenrechnungen. Eine Besonderheit muss jedoch genannt werden. Deichmans Angaben sind in Mark – Lot – Quentchen – Ort gegeben. Dass ist auch der Fall in den Bergkassenrechungen 1711 und 1712, aber die Angaben in den von mir bekannten Schmelzbüchern und Bergkassenrechnungen um die Mitte des 18. Jahrhunderts sind in Mark - Lot – Grän, wie auch bei Thaarup für die Zeit nach 1772. Vielleicht nutzte trotzdem Deichman andere Quellen als diese Rechnungen? Ich habe auch Akten von einer mehr unsicheren Periode untersucht, nämlich 1673 bis 1687. Von 1673 bis 1683 war das Silberbergwerk im Privatbesitz von Heinrich Müller, danach erfolgte die endliche Übernahme vom dänisch-norwegischen Staat und eine Reorganisierung des Betriebs nach einer Krise im Anfang und in der Mitte der 1680er Jahren (in der Periode 1628 bis 1661 war das Werk auch privat, aber der König war damals einen Grossgewerke). Produktionsangaben sind in den Bergzehnterechnungen der Rentekammer für die Jahren 1680 bis 1687 gegeben. Diese Zahlen sind insgesamt etwa 1225 Mark oder 3,2 % geringer als die Angaben von Deichman, die trotzdem hier ungeändert publiziert werden, als wir nicht feststellen können, ob seine Datengrundlage besser war als die Alternative. (Die jährlichen Abweichungen variierten stark, ausschlaggebend war das Jahr 1685 mit 986 Mark höher bei Deichman.) Münzrechnungen von den Jahren 1673 und 1678-1679 stimmen besser übereins mit den Angaben von Deichman, die insgesamt für diese drei Jahren nur 0,5 % höher sind. Mit Ausnahme von einer dreissigjährigen Periode in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts (1763-94) wurde fast alles Silber (und Hüttenkupfer) zu Vermünzung abgeliefert, worüber fast lückenlose Rechnungen vorhanden sind (Rentekammeret, vgl. Rönning 1986: 211ff und passim). Über den Handsteinhandel wurden besondere Rechnungen gemacht, und die jährlichen Summen des davon berechneten Feinsilberinhalts sind für viele Jahre – aber nicht für alle – in den Bergkassenrechnungen und danach in den statistischen Publikationen gegeben. Bei Deichman (1777) und nach ihm Thaarup (1794) fehlen Angaben über Handsteine für die Periode 1673-1693 und für Einzelnjahre (1699, 1703, 1708, 1716, 1718, 1719 – vielleicht wurden in diesen Jahren keine Handsteine verkauft), und entsprechende Angaben haben wir für die Periode nach Thaarups Publikation (d.h. nach 1792) nicht bearbeitet vorhanden. Nach den zugänglichen Angaben war der gesamte Feinsilberinhalt in den Handsteinen 1624-1792 etwa 1320 kg oder 0,26 % der gesamten Produktion. (Die Bergzehntrechnungen 1680-1687 geben auch Daten über Handsteine, die bei Deichman fehlen, mit insgesamt 97,7 Mark Feinsilber, 0,25 % der Gesamtproduktion nach diesen Angaben. Deichmans Angaben sind aber hier angegeben, ohne diese Daten über Handsteine.) Nicht alles Silber von Handsteinen ist in den Produktionsangaben gekommen. Z.B. bekam der König Friedrich V. bei seinem Besuch in Kongsberg 1749 viele Handsteine mit insgesamt über 26 Mark Feinsilber, und sein Oberhoffmarschall von Moltke bekam auch einige mit über 4 Mark, ohne dass dieses Silber in den Produktionsangaben kam. Bei der Produktionsstatistik ergibt sich eine Unregelmässigkeit in der Periode etwa von 1730 bis 1770, als ein Bergwerk bei Konnerud nahe an die Stadt Drammen, 40 km von Kongsberg, betrieben wurde. Dieses kleines Bergwerk produzierte Silber, Blei und Kupfer, und musste laut seinen Privilegien das Hauptprodukt Silber zur Bergkasse in Kongsberg zu festgesetzten Preisen abgeben, und damit kam das Silber in den königlichen Bergkassenrechnungen. Nach Untersuchungen in einigen Bergkassenrechnungen kann nun festgestellt werden, dass dieses Silber in den Gesamtangaben eingeschlossen ist, die als unsere Datengrundlage dienen. Nach zeitgenössischen Angaben war die Silberproduktion von Konnerud von 1736 bis 1770 insgesamt 29 565 Mark 11 Lot oder 6915 Kilogramm, d.h. dass die eigentliche Produktion bei Kongsberg in dieser Periode von den Konnerud-Lieferungen in unserer Statistik mit 3,5 % erhöht worden ist. Die Zahlen variierten natürlich von Jahr zu Jahr. Unter vier untersuchten Jahren war die grösste Erhöhung der Silberproduktion durch das Konnerud-Silber 9,2 % (1739), die kleinste 1,8 % (1751). Auch Silber von einigen andere privaten Gruben in der Gegend wurde in den Bergkassenrechnungen eingeschlossen. Wir kennen nicht die genauen Zahlen von Metall von diesen Gruben, sie waren aber unbedeutend und die Quantitäten mussen offenbar sehr klein gewesen sein. Im grossen und ganzen können wir feststellen, dass die hier publizierten Angaben ziemlich zuverlässig für die allgemeine Entwicklung der Produktion in Kongsberg bis 1805 sind. Die Angaben sind zwar nicht 100 % sicher für alle Jahre, besonders sind einige Jahre im 17. Jahrhundert etwas unsicher. Aber im 18. Jahrhundert haben Stichproben von den offiziellen Produktionszahlen in den Archiven die Angaben in der statistischen Literatur völlig bestätigt. Für eine Periode zeigte es sich zwar, dass nicht nur Silber von Kongsberg darin berechnet war. Nach der offiziellen Stillegung des Silberbergwerks 1805 wurden doch eine Grube, einige Pochwerke und die Silberhütte weiter vom Staat in kleinem Masstab betrieben. Die Hütte bearbeitete auch Erze aus einigen privaten Silbergruben. Die Produktionszahlen von allen diesen Betrieben sind gesamt aufgegeben, als getrennte Angaben noch nicht vorhanden sind. Nach der Wiederaufnahme des Silberbergwerks 1816 (offiziell, aber tatsächlich im Juli 1815) sind bis 1877 die offenbar gut bearbeiteten Angaben von dem Direktor des Silberbergwerks C. F. Andresen (1879) benutzt. Für diese Zeit gibt es auch andere publizierte Reihen z. B. in den Berichten von verschiedenen Untersuchungskommisionen, die z.T. abweichende Angaben erzeigen. Jährliche Produktionsdaten sind auch in den Jahresberichten des Silberbergwerks ab 1837 veröffentlicht. Ab 1879 sind statistische Angaben im Standardwerk zur Geschichte des Silberbergwerks von K. Moen (1967) benutzt. Diese Angaben sind gegen ältere statistische Angaben im Archiv des Bergwerksmuseums Kongsberg und andere Angaben z.B. von Kommissionen kontrolliert. Die Angaben basieren sich alle auf die Jahresberichte, doch sind sie unabhängig von einander ekstrahiert. Bei fehlender Übereinstimmung und in anderen Zweifelfällen sind Moens Angaben gegen die Jahresberichte kontrolliert und ggf. korrigiert. Es handelt sich in beiden Fällen um rechnungsführte Produktion. Für einzelne Jahre gibt es ziemlich grosse Abweichungen gegenüber der tatsächlichen, physischen Produktion. Solche Übertragungen von Teilen der Produktion von Jahr zu Jahr gründeten sich besonders auf Rücksichten zum Etat. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und im frühen 20. Jahrhundert wurde wiederum Erze von privaten Silbergruben in der Kongsberger Silberhütte verhüttet. Das davon stammende Silber ist diesmal nicht in den Angaben von Silber aus den eigenen Gruben des Silberbergwerks eingeschlossen. Angaben von Silber aus verkauften Handsteinen ist ab 1816 doch nicht eingeschlossen. Zur Bergbaugeschichte Kongsbergs: Nach einigen kurzfristigen Versuchen mit Bergbau im 15. und 16. Jahrhundert, begann der Bergbau auf Silber in Kongsberg im Oktober 1623, und die Verhüttung das nächste Jahr. Die überlieferten Produktionsangaben fangen dann an, und laufen fast lückenlos bis zum letzten Silberschmelzen am 13. Februar 1958. Der Verlauf der Produktion in der ersten Betriebsperiode 1623-1805 zeigt deutliche Phasen, die teilweis typisch für Bergbau sind, teilweis aber eigenartig. In groben Zügen folgt der Verlauf eine allgemeine Entwicklung solcher Wirtschaftszweige, mit einer langdauernden Steigerung der Produktion bis zu einer Kulmination (1768), gefolgt von einem ernsthaften Fall. Diese allgemeine Tendenz ist doch von zwei Niedergangsphasen oder sogar Krisenphasen unterbrochen, damit man auch sagen könnte, das der typische "Wachstum-Krisen-Verlauf" sich dreimal wiederholt, aber jedesmal auf einer höheren Ebene:
Bei der Interpretation dieser langen Phasen ist es wie immer schwierig den Einfluss allgemeiner Faktoren von speziellen und lokalitätsbedingten Ursachskomplexen klar zu unterscheiden. Für Silber als Münzmetall darf man vielleicht mehr als bei anderen Waren annehmen, dass Preisschwankungen nicht jedenfalls für kurzfristige Änderungen ausschlaggebend waren, obwohl man auch Silberwerte gegenüber allgemeine Preisänderungen relativisiern muss, und in einer längeren Perspektive muss man die Wirkung relativer Preisänderungen auch von Edelmetall berücksichtigen. Bei einem Bergbaubetrieb wie zu Kongsberg waren abere "innere Faktoren" wie technische Änderungen und die Struktur der Grubenbetriebe zu jeden Zeiten grossen Änderungen unterworfen, die ausschlaggebend für die Produktionsentwicklung waren. Besonders wichtig war die Einführung des Pulverschiessens im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert, wobei die primäre Arbeitsoperation der Erzgewinnung eine weit mehr expansionsfähige Basis gegeben wurde, was vor allem die grosse Ausdehnung der Tätigkeit und der Produktion nach 1732 ermöglichte. Technische und lagerstättliche Faktoren waren auch zentral beim Niedergang der Produktion nach 1768, als viele von den wichtigsten Gruben eine Tiefe von 300-400 erreichten (die Tiefste 550 m, senkrecht vom Tage gemessen), wo die Wasserhaltung und die Erzförderung mit Wasserrad sehr schwierig war und eine weitere Verfolgung der Erzgänge in die Tiefe verhinderten. Die Lage wurde noch schlimmer als viele von den Erzgängen seinen Reichtum von Silber in etwa solchen Tiefen verloren. In der letzten Betriebsperiode 1816-1958 ist die Entwicklung mehr unregelmässig. Seit den späten 1820er Jahren wurden sehr reiche Silbervorkommen in der Königs Grube entdeckt, die für viele ergiebige Jahre sorgten. Die Produktion überstieg 1833 mit 9329 kg den früheren Maximum aus 1768 (8261 kg), obwohl die Anzahl von Arbeitern auf nur etwa ein Zehntel (ca. 400 gegen ca. 4000 um 1770) reduziert war, und wesentliche technische Änderungen nicht eingeführt waren. Nach grossartigen Innovationen und Investitionen kurz nach der Jahrhundertwende 1900 (Elektrizität, Bohrmaschinen, Benzinlokomotive u.s.w.) konnte die Produktion nochmals erweitert werden und reichte seinen Gipfel im Betriebsjahr 1915/16 mit fast 13 000 kg (d.h. rechnungsführte Produktion, die tatsächliche Produktion kulminierte 1914/15 mit 15 617 kg). Bisher hat die offizielle Geschichtschreibung mit einer Gesamtzahl für die Produktion von ca. 1 347 800 kg gerechnet (Moen 1967: 428), gewöhnlich abgerundet zu 1 350 Tonnen. Das wird sich kaum nach diesen neuen Untersuchungen ändern. Insgesamt ist beim Kongsberger Silberbergwerk nach den hier publizierten Produktionszahlen 1 352 206 kg Feinsilber (100 % Ag) produziert. Subtrahiert man davon die oben genannten angenommenen 6 915 kg aus Konnerud, bleibt eine Eigenproduktion von 1 345 291 kg Silber. Dazu kommen nicht eingeschlossene Mengen von privaten Silbergruben im alten Revier des Silberbergwerks nach 1816, die auch in der staatlichen Silberhütte verhüttet wurden. Die Verteiling zwischen staatlichen und privaten Betrieben von der in der Periode 1806-1815 insgesamt produzierten Menge von 9 008 kg Silber, die in unseren Angaben völlig eingeschlossen ist, bleibt unklar. Auf der anderen Seite fehlen Angaben von Silber in Handsteinen für die ganze Zeit nach 1792. Rechnen wir dass auch weiter wie vorher der Anteil des Silbers in Handsteinen sich auf 0,26 % beträgt, gäbe dass eine zusätzliche Menge von etwa 2 167 kg Silber. Dazu kommen in Prinzip unkalkulierbare Mengen von Silber, dass zu jeder Zeit gestohlen wurde.
Reihe Z002:
Verbrauch von Talch (Unschlitt) beim Kongsberg Silberbergwerk, 1686-1805
Talch oder Unschlitt wurde zur Beleuchtung in offenen Lampen benutzt. Das Silberbergwerk kaufte Talch wie andere Materialiensorten zum grossen Teil von Kaufleuten in Drammen, Christiania (Oslo) und anderen Städten. Einzelne Bauern konnten auch kleinere Quanta gelegentlich verkaufen, als sie bei den Märkten in der Bergstadt eintrafen, besonders am Sommermarkt. Im 18. Jahrhundert wurden grosse Lieferungen von den Bauern im westlichen Teil Norwegens organisiert. Die Bauern brachten das Talch auf Saumrossen über die Hochgebirgsebene Hardangervidda, wo auch Vieh und andere Waren zum Markt in der Bergstadt transportiert wurden. Die Entwicklung der Lieferungen von Talch zeigt deutliche Wachstums- und Niedergangsphasen:
1) 1686-1724 (38 Jahre): Wachstum – 3,5-mal Verdoppelung der Lieferung. Erweiterung des Bergbaus, aber nicht im gleichen Masstab. Vermutlich bessere Organisierung der Lieferungen. 2) 1724-1728 (4 Jahre): Starker Fall – Likviditätsprobleme und daher vermutlich Wegfall des Zutrauens unter den Lieferanten. 3) 1728-1749 (21 Jahre): Wachstum bis etwa zum früheren Gipfel. 4) 1749-1756 (7 Jahre): Starker Fall – schwierig zu interpretieren, der Umfang des Bergbaus hält sich ziemlich stabil, und es ist eigentlich keine Krise wie in den 1720er Jahren. 5) 1756-1770 (14 Jahre): Wachstum, die früheren Maximalwerten werden aber nicht überschritten. Der Bergbau expandierte in dieser Periode bis zur Kulmination um 1770. 6) 1770-1800 (30 Jahre): Gradueller Niedergang, mit Plateauphase inzwischen. Krise und Einschränkung des Bergbaus, der Bedarf an Talch wird weniger.
Als Alternative zu Talchlampen kamen im 18. Jahrhundert Fackel, die mehr oder weniger mutwillig – wegen der Brandgefahr – von der Leitung zugelassen wurden, aber nur auf brandsicheren Stellen. Als die Anzahl von Bergarbeitern in den zwei letzten Dritteln des Jahrhunderts weit über die früheren Zahlen anstieg, musste man offenbar mehr und mehr nach Fackeln greifen, weil man nicht Talch genug für alle beschaffen konnten, wie es aus der Statistik ziemlich klar lesbar ist.
Reihe Z003:
Verbrauch von Schiesspulver (Schwarzpulver) beim Kongsberger Silberbergwerk, 1659-1805
Angaben über Verbrauch von Schiesspulver sind in verschiedenen Rechnungen geführt. Seit Mitte der 1680er Jahre haben wir leicht zugängliche Angaben in den besonders geführten Materialienrechnungen (vgl. die Anmerkungen zu Z002). Als die Einführung und die spätere Nutzung von Schiesspulver zentrale Thema in der technikgeschichtlichen Forschung über Bergbau in Kongsberg sind, hat der Verfasser das Verbrauch von Schiesspulver auch vor 1683 in den Rechnungen nachgeforscht. Meistens mussten die Angaben aus den monatlichen Schichtmeisterrechnungen Grube für Grube ausgeholt werden (vgl. Berg 1994/1998 mit vollständigen Quellenangaben). Die Gewinnung von Erz und Gestein ist eine Hauptoperation im Bergbau, und technische Änderungen in diesem Gebiet sind bedeutende Faktoren in der Entwicklung der ganzen Montanindustrie (wie später Dynamit, Bohrmaschinen). Pulverschiessen im Bergbau ist in Europa seit 1617 (Le Thillot, Frankreich) bekannt, diese wichtige neue Gewinnungstechnik hat sich aber nicht überall schnell etabliert. Wie Christoph Bartels gezeigt hat, wurde das Pulverschiessen am Harz relativ schnell nach seiner Einführung 1632 die dominierende Gewinnungstechnik, mit grossen Wirkungen für den Aufschwung des Bergbaus. Es waren mehrere hemmende Faktoren in der allgemeinen Rezeption dieser Technik. Das Sprengen selbst war destruktiv und gefährlich sowohl für die Menschen als für die Grubenanlagen und musste kontrolliert werden. Die Herstellung von Bohrlöchern durch Böhrer von Schmiedeeisen war arbeitsintensiv und schwierig, besonders im festen Gestein wie gewöhnlich z.B. zu Kongsberg. Die Grubenräume waren teilweis sehr eng, besonders bei Bergbau auf schmalen Erzgängen wie zu Kongsberg, eine besonders nachteilige Bedingung für die frühe Sprengtechnik hier. Die Alternative Gewinnungstechnik, das Feuersetzen, wurde im grossen Masstab hier benutzt und wurde lange offenbar vorgezogen. Handarbeit mit Schlegel und Bergeisen kam auch vor, wurde aber im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts aufgegeben. In Norwegen planierte man Versuche mit Pulverschiessen schon im 1643, nach eingehenden Forschungen der Quellenmaterial lässt sich doch keine Realisierung dieser Pläne nachweisen. Die erste belegte Schiessarbeit in Norwegen ist 1655 bei einer kleinen Kupfergrube in Westnorwegen (Kvinnherad) nachgewiesen. Schiesspulver wurde in Kongsberg nachweislich erstmals 1659 benutzt, bei einer Sprengarbeit übertage, danach nur versuchsweise auch untertage in den folgenden zwei Jahrzehnten. 1681 versuchte die Leitung die neue Sprengtechnik auf eine festere Basis zu organisieren, es war aber nicht sehr erfolgreich. Die spätere Entwicklung zeigt auch wiederholte Versuche auf Expansion dieser Technik, gefolgt von Rückschlägen. Seit etwa 1713 war es immer schwieriger dem expandierenden Bergbau mit grösseren Mengen von Holz zum Feuersetzen zu versorgen, und immer mehrere Arbeiten mussten mit Pulverschiessen belegt werden. Die Sprengmethode war auch mehr sicher geworden, nachdem Lettenbesatz statt Schiesspflöcke von Holz 1711 eingeführt wurde. Der Bergbau expandierte bis 1724, danach folgte eine Krise. 1732-33 kam eine neue Betriebsleitung aus Deutschland, und Erweiterung des Pulverschiessens auf Kosten des Feuersetzens war ein Programm dieser neuen Beamten. Schlegel- und Eisenarbeit wurde zu dieser Zeit fast völlig aufgegeben. Eine Pulvermühle wurde 1734 gegründet, damit das Bergwerk sich selbst mit Schiesspulver versorgen konnte. Das Schmiedewesen wurde umorganisiert und das Feuersetzen praktisch verdrängt von vertikalen Arbeiten wie Gesenke und Strossen, und zu horizontalen Arbeiten wie Feldörten, Querschlägen und Stollen allein hingewiesen. Zu solchen Arbeiten wurde Feuersetzen z.T. bis 1890 benutzt, es verlor nur endlich im Wettbewerb mit der Sprengarbeit, nachdem Dynamit in den Jahren nach 1872 Schiesspulver ersätzte. Das Verbrauch von Schiesspulver kulminierte gleichzeitig mit der Anzahl von Arbeitern beim Silberbergwerk (4000 in 1770). Ein sehr starker Fall traf in den wenigen Jahren von 1778 bis 1783 ein – eine Halbierung in nur fünf Jahren. Das war ein Ergebnis einer Sparkampagne unter der Leitung eines dafür besonders eingesätzten Bedienten, des "Oberschiessers". Dazu wurden 1776 Beladung mit Räumnadel anstatt ausgebohrter Schiessröhre eingeführt. Die Einsparungen wurden doch schliesslich von der Leitung als übertrieben beurteilt. Viele Sprenglöcher waren so schwach mit Schiesspulver beladen, dass sie beim Abschiessen versagten und kein oder wenig Gestein lossprengten. Die schwere Arbeit mit dem Bohren war dann vergeblich gemacht. Nach Aufgebung der extremen Sparkampagne zeigt die Kurve über das Schiesspulververbrauch einen mehr stabilen Verlauf. (Berg 1994/1998)
Reihe Z004:
Verbrauch von Eisen (Schmiedeeisen) beim Kongsberger Silberbergwerk, 1686-1805
Zur Quellenlage, vgl. die Anmerkungen über die Materialienrechnungen zu Z002. Eisen war einer der wichtigsten Materialien im Bergbau, und die Bergwerke waren grosse Abnehmer der Eisenproduktion in der frühen Neuzeit. Eisen wurde bei Werkzeugen zur Gewinnung von Erz und Gestein im grossen Masstab eingesetzt, und der tägliche Verschleiss bei der Bearbeitung des festen Gesteins war gross. Bergeisen und Bergböhrer mussten jeden Tag wieder zur Schmiede. Obwohl Holz und Stein die wichtigste Baumaterialien waren, wurde auch viel Eisen zu Bauzwecken in den Gruben und am Tage benutzt, zu Nagel, Beschläge usw. Besonders bei den grossen Maschinenanlagen wurden viel Eisen benutzt (Wasserradtechnik, Wasserkunst/Pumpenwerke, Kehrräder zur Schachtförderung von Erz und Gestein, usw.) Der Verlauf des Eisenverbrauchs folgt eine allgemeine Entwicklung: Zunächst relativ langsames Wachstum bis etwa 1712, danach ziemlich schnelles Wachstum bis 1724. Diese Entwicklung fällt mit der Erweiterung des Pulverschiessens zusammen und es ist zu vermuten, dass ein Verbrauch von weit mehr Bohreisen als vorher in dieser Entwicklung ausschlaggebend war. Dasselbe trifft zu nach 1732, es wurde aber in den folgenden zwei Jahrzehnten auch sehr viele neue Maschinen gebaut, die auch viel Eisen benötigten. Mit Ausnahme von ausserordentlichen Auslieferungen von Eisen 1737, wurde den Gipfel des Eisenverbrauchs schon 1750 erriecht – d.h. schon 20 Jahre vor der Kulmination des Betriebs. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ist diese Kurve weit mehr stabil als andere Materialienkurven. Die fehlende Kulmination diese Kurve in den Jahren um 1770 kann vielleicht durch fehlende Investitionen in Maschinanlagen usw. erklärt werden.
Reihe Z005:
Verbrauch von Stahl beim Kongsberger Silberbergwerk, 1683-1805
Zur Quellenlage, vgl. die Anmerkungen über die Materialienrechnungen zu Z002. Stahl war zu diesen Zeiten ziemlich kompliziert herzustellen und daher sehr teuer im Vergleich mit Schmiedeeisen. Stahl wurde darum nur zu besonderen kleinen Teilen von Werkzeugen, Beschlägen usw. benutzt, die für Verschleiss sehr ausgesetzt waren. Z.B. wurden Kronen oder Bohrköpfe von Stahl zu Bohrstangen von Schmiedeeisen geschweisst, Stahl wurde in Lager für rotierende Wellen eingelegt, zu Spitzen in Bergeisen usw. Das Verhältnis zwischen Eisen und Stahl ist durch die ganze Periode im Durchsnitt 25:1. Der Verlauf der Kurve für Stahl folgt in grossen Zügen die Kurve für Eisen, auch für Stahl kulminierten die Auslieferungen weit vor der Betriebskulmination 1770 (Gipfel 1759). Eine Abweichung gegenüber der Kurve für Eisen ist der Niedergang nach 1781, der allerdings die übrige Krisenzeichen und der Kontraktion des Betriebs dieser Zeit im allgemeinen folgt.
Reihe Z006:
Verbrauch von Salpeter beim Kongsberger Silberbergwerk, 1735-1805
Zur Quellenlage, vgl. die Anmerkungen über die Materialienrechnungen zu Z002. Salpeter war das Hauptmaterial zur Produktion von Schiesspulver, das seit 1734 mit der Gründung der Pulvermühle beim Silberbergwerk in Kongsberg erzeugt wurde. Die Kurve folgt logisch die Kurve des Schiesspulvers (vgl. Z003). Salpeter musste überwiegend aus dem Ausland durch Kaufleute gekauft werden.
Reihe Z007:
Verbrauch von Schwefel beim Kongsberger Silberbergwerk, 1723-1805
Zur Quellenlage, vgl. die Anmerkungen über die Materialienrechnungen zu Z002. Schwefel wurde beim Anzünden von Sprenglöchern benutzt. Es ist vielleicht zufällig dass die ersten – kleinen – Angaben gerade in 1723 auftauchen. Wichtig wurde Schefel vor allem als Rohmaterial zur Produktion von Schiesspulver, das seit 1734 mit der Gründung der Pulvermühle beim Silberbergwerk in Kongsberg erzeugt wurde. Die Kurve folgt logisch die Kurve des Schiesspulvers und des Salpeters (vgl. Z003, Z006).
Reihe Z008:
Verbrauch von Schwefeldraht beim Kongsberger Silberbergwerk, 1749-1805
Zur Quellenlage, vgl. die Anmerkungen über die Materialienrechnungen zu Z002. Schwefeldraht wurde beim Anzünden von Sprenglöchern benutzt. Die Entwicklung ist einen Indikator für die Anzahl von Sprenglöchern – mehr als z.B. für die Menge von Schiesspulver, als die durchschnittliche Beladung von Löchern sich freilich ändern konnte. Die Kurve ist seit etwa 1762 nicht sehr abweichend von der Kurve über Schiesspulververbrauch, und danach von den über Salpeter und Schwefel (vgl. Z003, Z006, Z007). Aber der Anfang der Kurve zeigt etwas besonderes, mit der Kulmination der ganzen Kurve schon 1750, mit einem folgenden starken Rückgang bis 1762. Diese Entwicklung ist nicht beim Schiesspulververbrauch zu spüren. Diese Tatsache zeugt wahrscheinlich von einer Umgestaltung des Bergbaus, mit Aufgebung des Tiefbaus und Erweiterung des Bergbaus in tagenahen Bauen, die sehr weit waren und daher förderten weniger Löcher per Kubikmeter, aber offenbar mehr Schiesspulver per Loch.
Reihe Z009:
Verbrauch von Schiesspapier beim Kongsberger Silberbergwerk, 1686-1805
Zur Quellenlage, vgl. die Anmerkungen über die Materialienrechnungen zu Z002. Schiesspapier wurde beim Anzünden von Sprenglöchern benutzt. Das Papier wurde mit nassem Schiesspulver eingeschmiert und getrocknet. Es wurde oben ins Loch gesteckt, mit einem Faden von Schwefeldraht dazu befestigt. Die Entwicklung ist wie die Kurve für Schwefeldraht (vgl. Z009) ein Indikator für die Anzahl von Sprenglöchern. Der Verlauf ist vergleichbar mit der Kurve für Schwefeldraht, mit der Kulmination der ganzen Kurve in 1750, und mit einem darauf folgenden starken Rückgang. Dieser Rückgang bestätigt die Annahme bei Z008, die auf Basis der Umgestaltung des Bergbaus gegeben wurde.
Reihe Z010:
Verbrauch von Hanfseil (Förderseil) beim Kongsberger Silberbergwerk, 1730-1805
Zur Quellenlage, vgl. die Anmerkungen über die Materialienrechnungen zu Z002. Hanfseil wurde als Förderseil in den Schächten benutzt, zunächst nur bei Haspeln, später auch bei den Kehrrädern – den dobbelt beschaufelten Wasserrädern. Gerade diese technische Entwicklung prägt vor allem dem Verlauf der Kurve. Bis zur Mitte der 1760er Jahren ist der Verbrauch von Hanfseil ziemlich stabil und sehr gering im Vergleich mit der folgenden Entwicklung, mit etwa einer vierfacher Verdoppelung in nur vier Jahren 1765-69 und mit einer späteren Verdoppelung nur von einem Jahr bis zum anderen 1776-77. Die vier benutzten Fördereinrichtungen in Kongsberg waren Haspel (seit dem Anfang 1623), Pferdegöpel (seit 1670), Kehrrad (seit 1727) und Trittrad (seit 1753). Die zwei kräftigeren Maschinen nutzten ursprünglich Eisenketten als Förderseil. Der Pferdegöpel wurde nur bis zu einer Tiefe von etwa 200 m benutzt. Als der Bergbau Schachttiefen von etwa 300 Meter erreichte, wurden die Eisenketten zu schwer und zerbrachen. Hanfseile wurden in Slovakien benutzt, Lederseile in Schweden. Sowohl Hanf als Leder waren am Harz um 1750 versucht, aber mit schlechten Ergebnissen. Drahtseile wurden erst im 19. Jahrhundert eingeführt. Versuche mit Hanfseilen bei Kehrrädern in Kongsberg kennen wir von den Jahren um 1770. Offenbar begannen sie etwa 1766-67. Der Durchbruch kam aber erst zehn Jahre später, nachdem der neue Oberberghauptmann seit 1775, Jörgen Hiort, eine erneute Konzentration um des Tiefbaus als einen wichtigen Punkt in seinem Krisenbewältungungsprogramm festlegte. Gleichzeitig konnte man Lieferungen von einer neuen Reperbahn in Christiania (Oslo) sichern. Tritträder wurden abgeschafft. Die Kurve folgt nicht dem allgemeinen Rückgang des Betriebs gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Der Bergbau wurde grösserteils in die Tiefe fortgesetzt, und der Bedarf an Hanfseil in den Hauptgruben wurde damit eher grösser mit der Zeit. Der Maximalverbrauch wurde dann so spät als 1795 mit fast 20 Tonnen erreicht.
Reihe Z011:
Verbrauch von Leder beim Kongsberger Silberbergwerk, 1770-1805
Zur Quellenlage, vgl. die Anmerkungen über die Materialienrechnungen zu Z002. Leder wurde vor allem als Ventilmaterial in den Saug- und Hebepumpen in den Grubenschächten benutzt. Leder wurde in verschiedenen Qualitäten und Formen eingekauft, gewöhnlich von Kaufleuten und zu dieser Periode nach Auktion. Die drei ausgelieferten Qualitäten beim Anfang der Periode waren Puntleder, Pumpenscheiben und "Tuggen", die zwei letzten Typen waren mehr oder wenig fertig bearbeitete Pumpenventilen und wurden in Anzahl und nicht nach Gewicht gerechnet. Dazu kommt seit 1774 sogenanntes "geschmiertes" Leder, das in Haute gerechnet wurde. In den hier publizierten Angaben ist seit 1770 nur Puntleder gegeben, das in Schalpfund gerechnet wurde, samt seit 1774 auch sogenanntes "norwegisches" Leder, und seit 1786 auch "aluniertes" Leder. Die Gesamtzahlen für die Periode verteilt sich in folgender Weise:
Die Kurve folgt wie die Kurve für Hanfseil nicht dem starken allgemeinen Rückgang des Betriebs gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Zwar wurden einige Gruben stillgelegt, andere aber wurden immer tiefer. Einschränkungen von der Belegschaft erfolgten vor allem in der Erzaufbereitung durch Innovation – Einführung der "ungarischen Pochmethode". Der Bergbau wurde grösserteils in die Tiefe fortgesetzt. Das Maximum der Kurve wurde 1793 erreicht, d.h. etwa gleichzeitig mit dem Maximum des Hanfseilverbrauchs (1795).
Reihe Z012:
Einkäufe von Blei beim Kongsberger Silberbergwerk, 1684-1813
Zur Quellenlage, vgl. die Anmerkungen über die Materialienrechnungen zu Z002. Blei wurde in der Verhüttungsprozess benutzt. Die Kurve zeigt sehr grosse jährliche Schwankungen, als Blei teilweis in grösseren Parteien eingekauft wurde, und die Einkäufe nach Gelegenheit gemacht werden mussten. Einige Jahren wurde überhaupt kein Blei eingekauft. Das Blei wurde meistens nach Auktion von Kaufleuten in Norwegen eingekauft, die es vermutlich zum grossen Teil von England beschafften, obwohl wir keine sichere Auskünfte darüber haben. Viele grosse norwegische Kaufhäuser hatten engen Beziehungen zu England wegen des Holzhandels. Von 1748 bis 1791 das Blei als "englisches Blei" bezeichnet (danach aber neue Hand in den Rechnungen!). Nur wenig Blei wurde in Norwegen produziert, in der Periode etwa 1730 bis 1770 bei Konnerud (Drammen), dieses Bergwerk lieferte aber nachweisbar nur kleinere Parteien in den Jahren 1739, 1740 und 1742. Die Kurve folgt aus natürlichen Gründen in grossen Zügen der Produktionskurve von Silber (vgl. Z001). Das Maximum wurde aber schon 1735 mit etwa 330 Schalpfund ( 165.000 kg) erreicht. In den Jahren 1728 bis 1737 war Fabricius in Kopenhagen der dominierende Lieferant. Diese Zeit um 1730 zeigt deutliche Abweichungen im Verhältnis zwischen Blei und Silber, die unter den Kommentaren zum Verbrauch (Z229) weiter diskutiert wird.
Reihe Z029:
Verbrauch von Blei beim Kongsberger Silberbergwerk, 1686-1815
Zur Quellenlage, vgl. die Anmerkungen über die Materialienrechnungen zu Z002. Blei wurde im Verhüttungsprozess benutzt. Daher folgt die Kurve in grossen Zügen die Produktionskurve von Silber (vgl. Z001). Im Durchschnitt wurde in der Periode 1687 bis 1800, als die Daten vollständig vorliegen, eine relative Menge von 14,5 Kilogramm Blei per Kilogramm erzeugtes Feinsilber im Hüttenprozess verbraucht – obwohl vieles Blei in der Form von Bleiglätte und Herdblei im Prozess wiederverbraucht wurde. Das Verhältnis zwischen Blei und Silber war aber nicht konstant. Einige Jahren und Perioden zeigen grosse Abweichungen. Besonders hoch (über 20 kg per kg Silber) war der relative Bleiverbrauch in Einzelnjahren wie 1688, 1713, 1715, 1796 und 1797, und vor allem in der Periode 1724 bis 1737. Das Jahr 1734 erreichte der Bleiverbrauch fast genau dieselbe Höhe als bei der Kulmination der Silberproduktion 1768 (223.794 bzw. 224.175 Schalpfund), obwohl im erstgenannten Jahr nur 55% der Silberproduktion in 1768 erzeugt wurde. Diese Abweichungen sind schwer zu erklären, vielleicht liegt es an metallurgische Besonderheiten in diesen Jahren, die wir nicht kennen. Es mag sein, dass die Erzgrundlage in der Periode um 1730 etwas besonders war, aber es ist nicht wahrscheinlich. In jedem Fall ist es als eine Hypothese anzunehmen, dass die folgenden grossen Einsparungen im relativen Bleiverbrauch auf metallurgische Rationalisierungs¬massnahmen zurückzuführen seien. Diese Zeit stellt sich dann nach diesen quantitativen Analysen als eine interessante Untersuchungsperiode für künftige Forschung mit dem Hüttenwesen als Thema vor.
Reihe Z232:
Falun, Rohkupferproduktion in Schiffspfund Berggewicht, 1546/1568-1810
Rohkupfer ist das Produkt der vielen meist privaten Kupferhütten bei Falun, die mit Erz vom "Grossen Kupferberg" versorgt wurden. Man schätzt den Metallinhalt des Rohkupfers zu etwa 90% Cu. Seit dem frühen 17. Jahrhundert wurde das meiste Rohkupfer in Garhütten ausserhalb Falun raffiniert, und grosse Anteile der Produktion wurde exportiert. Vieles Kupfer wurde auch einheimisch abgesetzt, besonders zur Münzung. Seit 1546 sollte alles erzeugtes Rohkupfer beim Waage in Falun unter Aufsicht eines Beamten eingewogen werden, als Grundlage für neue Produktionsabgaben. Das Rohkupfer wurde in Schiffspfund Berggewicht gewogen, dieses Mass war etwas grösser als das Stockholmer Handelsgewicht, um Gewichtreduktionen bei Raffinierung und Transport zu berücksichtigen. Genaue Umrechnungswerte für die ganze Periode kann man nicht geben. Der Bergbau in Falun geht weit zurück, er ist urkundlich belegt seit dem Anfang unserer Untersuchungs¬periode (1288), zu welcher Zeit Bergbau und Verhüttung ordentlich organisiert wurden. Vermutlich wurde Kupfer schon Jahrhunderte früher gewonnen. Produktionsangaben sind vom Mittelalter unbekannt. Nur einige Angaben von lübischen Pfundzollisten 1368-69 und 1492-96 geben Andeutungen über die Grösse des Kupferausfuhrs, zum ersten Zeitpunkt etwa 500 bis 800 Schiffspfund, in den 1490er Jahren etwa 2000 Schiffspfund, die Jahren sind doch vermutlich nicht repräsentativ. Lübeck war Zentrum für den Kupferexport bis zu etwa den 1620er Jahren, als der Kupferhandel nach Westen verlegt wurde (Hamburg, Amsterdam). Nur seit 1546 gibt es ziemlich zuverlässige Produktionsangaben. Die Produktion war damals unbedeutend. Ein Produktionsanstieg kam im letzten Teil des 16. Jahrhunderts, und wieder im Anfang des 17. Jahrhunderts. Dann ging vermutlich das meiste Exportkupfer nach Spanien, der 1599-1626 zu praktisch reiner Kupferausmünzung übergangen war. Grosse Finanzierungskosten des schwedischen Staats als Kriegsbüsse zu Dänemark nach 1613 wurden teilweis mit Kupferexport gedeckt. Die anstiegende Produktion von Falun, mit seiner Kulmination um die Mitte und im zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, füllte eine Lücke die von reduzierter Produktion des Mansfelder und des ungarischen Kupfers seit dem letzten Hälfte des 16. Jahrhunderts gebildet war. Später kam Kupfer von Japan und von anderen Quellen, aber im 17. Jahrhundert hatte das schwedische Kupfer weitgehend einen grossen Einfluss auf den europäischen Kupfermarkt, obwohl es diskutiert ist, welche Rolle es eigentlich spielte. Schweden war ohne Zweifel der grösste Kupferproduzent in Europa, und Falun war ganz dominierend in Schweden, niemals mit unter 90 % der Gesamtproduktion. In der schwedischen Wirtschaft war zwar immer die Eisenerzeugung wichtiger, im 16. Jahrhundert auch der Silberbergbau. Besonders im 17. Jahrhundert war doch die Kupferproduktion von internationaler Bedeutung und wichtig für die Finanzierung der schwedischen Staatsmacht, gerade bei der Etablierung Schwedens als Grossmacht während und im Gefolge des Dreissigjährigen Krieges. Der Kausalzusammenhang zwischen Politik und Wirtschaft ist nicht eindeutig. Gewiss ist, dass der Staat die Expansion der Kupfererzeugung in der ersten Hälfte des Jahrhunderts durch verschiedene Massnahmen förderte. Bergbau und Hüttenwesen wurden 1637 unter der Aufsicht und Leitung des staatlichen "Bergskollegium" (etwa eines Oberbergamts) gestellt. Technische Änderungen trugen auch zur Expansion bei, besonders in der Metallurgie. Das Rohkupfer wurde jetzt weiter raffiniert zu Garkupfer durch Etablierung von besonderen Garhütten, eine neue Messingindustrie wurde auch gegründet. Wichtig für die Produktion war immer die innere Entwicklung des Bergbaus. Das Kupfervorkommen in Falun ist stark raumlich konzentriert. Die Erzgewinnung ging vor in ziemlich naheliegenden Abbauräumen, die einander mit der Zeit teilweis verbunden wurden, teilweis durch grössere oder mindere Brüche, die schliesslich eine grosse Pinge bildeten. Die Geschichte des Bergbaus im 17. Jahrhundert ist stark von solchen Pingenbrüchen bestimmt, und das endliche Zusammenbruch von drei naheliegenden Pingen zu einem grossen in 1687 markierte auch das Ende der grossen Produktionsepoche. Die reichsten Erzparteien waren aber auch dann zu Ende. Nach einem starken Niedergang der Produktion etwa von 1690 bis 1720, hält sich die Produktion ziemlich stabil weiter durch das 18. Jahrhundert. Obwohl die Preise wie immer bei Kupfer zu Zeiten stark variierten, haben diese Änderungen wahrscheinlich wenig zu den Produktionsschwankungen beigeträgt. Der Bergbau war im ganzen 18. Jahrhundert schwierig, und stand unter grosser Aufmerksamkeit von den leitenden Bergbehörden und von hervorragenden Technikern wie Christopher Polhem, der das Maschinenwesen bei der Grube stark innovierte. Der Tiefpunkt der Produktion kam am Ende der 1760er Jahren, vor allem nicht wegen Erzmangels aber wegen äusserer wirtschaftichen Umständen, vor allem der allgemeine Preisentwicklung. In den letzten Jahren des Jahrhunderts erreichten die Bergleute das Ende des grossen Kupferkiesvorkommens. Als es schon einige Jahre lang sich eingeengt hatte, fiel die Produktion stark seit 1793. Die Zeit um 1800 markiert daher auch für Falun eine natürliche Zäsur in der Geschichte des Bergbaus.
Reihe Z233:
Röros, Kupferproduktion in Schiff-, Lis- und Schalpfund, 1646-1844
Das Kupferbergwerk in Röros wurde 1644 gegründet und war seit 1646 in regelmässiger Produktion. Seit diesem Jahr liegen Produktionsangaben vor, doch für die ersten sechs Jahren nur als Gesamtzahlen für zwei dreijährige Perioden. Seit 1652 laufen dann die Angaben jährlich, obwohl die Angaben für die ersten 6-7 Jahrzehnte etwas unsicher sind. Mit Kupfer ist hier fast vollständig das gewöhnliche Endprodukt Garkupfer gemeint, d. h. nicht 100% rein metallisch Kupfer, aber viel reiner als z. B. das Rohkupfer von Falun (vgl. Z232). Nur geringe Mengen von Kupferblech wurden auch zu Zeiten erzeugt. Der Verlauf der Kurve ist von kurzfristigen und längerfristigen Schwankungen geprägt. Mit Ausnahme von einem Jahr 1671 kam die Produktion erst nach 1686 über 1000 Schiffspfund. Eine Krise kam um 1680 wegen Kriegshandlungen, als die Schweden 1678 og wieder 1679 Röros besetzten und das Werk zerstörten. Wie bei Kongsberg, wurde das Kupferbergwerk in der Mitte bzw. am Ende der 1680er Jahren neu organisiert, eine Grundlage für die spätere Expansion. Seit dann waren meisten der Besitzer und die führenden Kräften Bürger in Trondheim. Ein Bergamt für die mittelnorwegischen Bergwerken wurde 1689 in Trondheim gegründet. Seit dem Ende des 17. Jahrhunderts war Röros das grösste Kupferbergwerk in Norwegen. Seit dann und im fast ganzen 18. Jahrhundert war Röros ein sehr gutes Geschäft für die Besitzer und durch den Produktionsabgaben auch für den dänisch-norwegischen Staat. Von 1711 bis 1720 war wieder Krieg in Skandinavien, und Kriegshandlungen 1718 zerstörten nochmals den Betrieb für viele Jahre, wie es in den Produktionsangaben lesbar ist. Nachdem die alten Vorkommen zum Teil ausgeschöpft wurden, fand man 1708 "Neue Storwartz", die Hauptgrube der nächsten zwei Jahrhunderte. Zwei andere wichtige Vorkommen wurden 1723 (Christianus Sextus) und 1735 (Königs Grube) entdeckt, diese Gruben waren auch wichtig für die weitere Expansion. Nachdem Pulverschiessen bei der Erzgewinnung schon seit 1657 benutzt war, wurde die neue Technik auch hier – wie zu Kongsberg (vgl. Z003) – nach etwa 1730 die dominierende Gewinnungstechnik, und die einheimische Produktion von Schiesspulver wurde gestärkt. Erzgewinnung durch Feuersetzen wurde mehr selten, und diese Technik wurde weniger benutzt als in Kongsberg. Holz war im Gebirgsgebiet um Röros schwierieger zu beschaffen und die zugänglichen Wälder im Revier mussten wegen des grossen Bedarfs an Holzkohle zu den Kupferhütten so viel wie möglich zum Köhlerei reserviert werden. Nach 1746 kam eine Periode mit Rückgang der Produktion, wahrscheinlich meistens von vorübergehenden Schwankungen des Erzlagers verursacht. Überschwammungen 1755 und 1760 trugen auch dazu bei. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts waren viele Schürfer im Revier tätig, und neue Vorkommen wurden entdeckt. Investitionen in Maschinen wurden auch gemacht, wie auch Massnahmen zur Verbesserung der Metallurgie. Die Produktion kulminierte 1774, sie fiel später bis zur früheren Lage im Anfang der 1790er Jahren, und stieg dann wieder ziemlich hoch. Zu diesen Kriegszeiten war es ein Hochkonjunktur, der gunstig auf diesen Zweig der Wirtschaft wirkte, bis Dänemark-Norwegen 1807 selbst in den Krieg hereingezogen wurde und die englische Blokade grosse Schwierigkeiten für den Handel schaffte. Es fällt auf, das die Produktionskurve in grossen Zügen ziemlich gut vergleichbar mit der Kurve von Silberproduktion in Kongsberg ist, mit einigen Ausnahmen (vgl. Z001). Bei diesen zwei grössten Bergwerke Norwegens stieg die Produktion schwach durch das 17. Jahrhundert, abgebrochen von Krisenerscheinungen um etwa 1680, gefolgt von einer stärkeren Expansion bis zu einer Blütezeit im frühen 18. Jahrhundert, abgebrochen von einer Krise in den Jahren etwa um 1720-1730, gefolgt von einer noch stärkeren Expansion bis zur Kulmination der Produktion bei beiden Bergwerken um 1770. Der folgende Rückgang wurde nur bei Röros von einem neuen Anstieg gegen die Jahrhundertwende abgebrochen, Kongsberg aber stürzte noch weiter ab.
(Siehe dazu auch das downloadbare PDF-Dokument zu dieser Studie)
Die Entwicklung der regionalen Wirtschaft, des Handels und damit des Wohlstands hängen eng mit der zur Verfügung stehenden Verkehrsinfrastruktur zusammen. Der Verkehrssektor sorgt für die Mobilität von Personen sowie den effizienten Austausch von Gütern und Nachrichten und lässt die Bedeutung räumlicher Distanzen in den Hintergrund treten. Hierbei sind sämtliche Bereiche des Verkehrs- und Informationswesens von Bedeutung. In verschiedenen Studien konnten große wirtschaftliche Modernisierungseffekte für die frühe Neuzeit durch die Entwicklung des Postverkehrs in festen Fahrplänen sowie den Bau von Chausseen nachgewiesen werden. Die Innovationen im Bereich der Telekommunikation beschleunigen den Austausch von Informationen um ein Vielfaches, frühere Technologien werden ergänzt oder sogar vollkommen ersetzt durch neue Formen der Informationsvermittlung. (Ein Beispiel ist das Telegramm, das Ende des 19. Jh. und Anfang des 20. Jh. eine hilfreiche und schnelle Form der Nachrichtenübermittlung war, da es wenig Telefone gab und die Briefe eine Laufzeit von ca. 4 Tagen hatten. Im 21. Jh. werden Telegramme nur selten eingesetzt. Das Telegramm hat an Bedeutung verloren, da das Kommunikationsnetz ausgebaut wurde und mittlerweile modernere Möglichkeiten der Datenübertragung wie z.B. SMS, E-Mail, Instant Messaging, zur Verfügung stehen.) Später wurden hinsichtlich der Entwicklung und des Ausbaus des Eisenbahnverkehrs ähnliche Effekte für den Warenhandel und die Integration von Regionen in den überregionalen nationalen Markt und in den Welthandel für die Zeit der industriellen Revolution nachgewiesen. Es soll versucht werden, die quantitative Entwicklung von Indikatoren zu den verschiedenen Verkehrsbereichen Eisenbahn, Kraftfahrzeuge, Binnen- und Seeschifffahrt, Luftverkehr sowie Post- und Nachrichtenverkehr über einen möglichst langen Zeitraum wiederzugeben, um so aufbereitete Zeitreihen der Forschung zur Verfügung zu stellen.
Die vorliegende Datensammlung zum Themenbereich 'Verkehr und Information' enthält insgesamt 75 Zeitreihen, die sich auf den Zeitraum vom Beginn der Amtlichen Statistik zur Zeit des Deutschen Reiches im Jahr 1870 bis zur heutigen Bundesrepublik in den Grenzen vom 3. Oktober 1990 erstrecken; es soll also, soweit es die Quellen erlauben, der Zeitraum von 1870 bis 2010 statistisch wiedergegeben werden. Aufgrund der sich häufig ändernden Erhebungssystematiken sowie durch die Folgen des 1. und des 2. Weltkrieges können nicht für alle Zeitreihen kontinuierlich Daten für den gewünschten Zeitraum zur Verfügung gestellt werden. Entweder liegen für die Zeitabschnitte während der Kriege keine Daten vor oder aber die Vergleichbarkeit insbesondere bei unterschiedlicher Erhebungssystematik ist stark eingeschränkt. Letzeres Problem tritt in besonderer Weise für die Statistik aus der Zeit der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik auf, aber auch die Statistik der früheren Bundesrepublik Deutschland (das Gebiet der alten Länder) kann erhebliche Brüche in der Systematik aufweisen. Der technische Fortschritt ist ein weiterer Grund, der das Fortführen kontinuierlicher Zeitreihen erschwert.
Die Zeitreihen zum Bereich 'Verkehr und Information' decken folgende Gebiete ab: • 01: Eisenbahnen: Streckenlängen und Fahrzeugbestände (1850-2009) • 02: Eisenbahnen: Personen- und Güterverkehr (1850-2002) • 03: Straßenverkehr: Bestand an Kraftfahrzeugen (1902-2010) • 04: Straßenverkehr: Straßenverkehrsunfälle (1906-2010) • 05: Binnenschifffahrt: Bestand an Binnenschiffen (1872-2010) • 06: Binnenschifffahrt: Güterverkehr auf den Binnenwasserstraßen (1909-2010) • 07: Seeschifffahrt: Handelsschiffstonnage und Anzahl der Schiffe (1971-2010) • 08: Seeschifffahrt: Güterumschlag bedeutender Seehäfen - Hamburg, Bremische Häfen, Emden sowie Rostock, Wismar und Stralsund (1925-2010) • 09: Gewerblicher Luftverkehr (1919-2010) • 10: Deutsche Reichs- und Bundespost, Telekommunikation (1871-2010)
Zeitreihen zum Kraftfahrzeugverkehr: 03: Strassenverkehr: Bestand an Kraftfahrzeugen (1902-2010) Kraftfahrzeuge insgesamt, Krafträder, Personenkraftwagen, Kraftomnibusse, Lastkraftfahrzeuge, Zugmaschinen, Sonderkraftfahrzeuge, Bevölkerung in 1000, Krafträder auf 1000 Einwohner, Personenkraftwagen auf 1000 Einwohner, Lastkraftfahrzeuge auf 1000 Einwohner.
Zeitreihen zur Binnenschifffahrt: 05: Bestand an Binnenschiffen (1872-2010) Güterschiffe mit eigener Triebkraft (Anzahl), Güterschiffe mit eigener Triebkraft (Tragfähigk. in 1.000 t), Güterschiffe ohne eigene Triebkraft (Anzahl), Güterschiffe ohne eigene Triebkraft (Tragfähigk. in 1.000 t).
06: Güterverkehr auf den Binnenwasserstraßen (1909-2010) Beförderte Güter (Mill. T.). Zeitreihen zur Seeschifffahrt: 07: Handelsschiffstonnage und Anzahl der Schiffe (1871-2010) Insgesamt, Anteil an Welthandelstonnage, Anzahl der Schiffe.
08: Güterumschlag bedeutender Seehäfen - Hamburg, Bremische Häfen, Emden sowie Rostock, Wismar und Stralsund (1925-2010)
Zeitreihen zur Luftfahrt: 09: Gewerblicher Luftverkehr (1919-2010) Für deutsche Flughäfen: Beförderte Personen, Beförderte Luftfracht, Beförderte Luftpost. Für deutsche Fluggesellschaften: Beförderte Personen, Personenkilometer (Pkm), Beförderte Luftfracht, Beförderte Luftfracht in Tonnenkilometer (Tkm), Beförderte Luftpost, Beförderte Luftpost in Tonnenkilometer (Tkm)
Zeitreihen zum Post- und Telekommunikationswesen: 10: Deutsche Reichs- und Bundespost, Telekommunikation (1871-2010) Für das Deutsche Reich, die Alten Länder und die Neuen Länder bis 1990: Beförderte Briefsendungen, Beförderte Paket- und Wertsendungen, Übermittelte Telegramme, Sprechstellen (Telefonanschlüsse), Ortsgespräche, Ferngespräche, Ton-Rundfunkgenehmigungen (Radioempfang), Fernseh-Rundfunkgenehmigungen. Für Deutschland in den Grenzen vom 3. Oktober 1990 ab 1990: Beförderte Briefsendungen, Beförderte Paket- und Wertsendungen, Übermittelte Telegramme, Sprechstellen (Kanäle) - Alle Service-Anbieter, Sprechstellen (Kanäle) - Dt. Telekom, Sprechstellen (Kanäle) - Wettbewerber der Telekom, Sprechstellen (Telefon-Anschlüsse) - Alle Service-Anbieter, Sprechstellen (Telefon-Anschlüsse) - Deutsche Telekom, Sprechstellen (Telefon-Anschlüsse) - Wettbewerber der Telekom, Mobilfunk, Teilnehmer, Verbindungsvolumen im Festnetz(in Mrd. Minuten; zuvor: Summe Ortsgespräche bzw. Ferngespräche) - Alle Service-Anbieter, Verbindungsvolumen im Festnetz(in Mrd. Minuten) - Dt. Telekom, Verbindungsvolumen im Festnetz(in Mrd. Minuten) - Wettbewerber, TAL-Anmietungen durch Wettbewerber der Deutschen Telekom (Mio Anmietungen), Ortsgespräche, Ferngespräche, Ton-Rundfunkgenehmigungen, Fernseh-Rundfunkgenehmigungen.
Zu den einzelnen Bereichen
Die Eisenbahn Die Frage, ob die Eisenbahn als Staatsbahn oder als privat betriebenes Unternehmen geführt werden soll, begleitet die Eisenbahn schon seit ihren ersten Jahren. Vor allem in den wichtigen Handels- und Industriestädten werden in Deutschland private Aktiengesellschaften gegründet, um den Bau von Eisenbahnstrecken zu finanzieren. Dagegen setzt man in Baden und Braunschweig von Beginn an auf das Staatsbahnsystem. 1886 übernimmt schließlich der preußische Staat die bedeutende "Rheinische Eisenbahngesellschaft". Nach Ende des ersten Weltkrieges 1918 wurde die erste Verfassung eines demokratischen Staates, die Weimarer Verfassung 1919 für das Deutsche Reich beschlossen. Auf Grundlage dieser Verfassung wurde 1920 der Staatsvertrag zur Gründung der Deutschen Reichseisenbahnen in Kraft gesetzt. Die bis dahin noch den Ländern unterstellten staatlichen Eisenbahnen (bzw. Länderbahnen) gingen jetzt in Reichsbesitz über. Im Einzelnen waren dies: die Königlich Bayerischen Staats-Eisenbahnen, die Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen, die Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen, die Großherzoglich Badischen Staatseisenbahnen, die Preußischen Staatseisenbahnen, die Preußisch-Hessische Eisenbahngemeinschaft "K.P. u. G.H. StE", die Großherzoglich Oldenburgischen Staatseisenbahnen und die Großherzoglich Mecklenburgische Friedrich-Franz-Eisenbahn. (Vergl.: http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Reichsbahn_%281920%E2%80%931945%29) Neben dieser Entwicklung waren in Deutschland immer sowohl staatseigene als auch private Bahnen tätig. Für die Zeit des Deutschen Reiches, für die ehemalige Bundesrepublik (alte Länder) sowie für Deutschland nach dem 1. Oktober 1990 werden daher die Angaben zu den aufgeführten Beständen jeweils für alle Bahnen zusammen und für die Staatsbahn im speziellen aufgeführt (d.i. Deutsche Reichsbahn, Deutsche Bundesbahn). Zu der Entstehungsgeschichte der einzelnen deutschen Bahnen sowie den Entscheidungsphasen sind wertvolle Hinweise aus R. Fremdling und A. Kunz: Statistik der Eisenbahnen in Deutschland 1835 – 1989. Scripta Mercaturae Verlag, 1995, S. 19ff. zu entnehmen.
01: Eisenbahnen: Streckenlängen und Fahrzeugbestände (1850-2009) Dieser Abschnitt enthält Zeitreihen zur Länge der Schienenstrecken und den Fahrzeugbeständen, die sich aufgliedern in Lokomotiven, Triebwagen, Personenwagen, Gepäckwagen und Güterwagen. Angaben für alle Bahnen zusammen zur Zeit des Deutschen Reiches sowie für die staatseigene Bundesbahn der ehemaligen Bundesrepublik Deutschland in den Grenzen von 1945 wurden – mit Ausnahme der Reihe zu den Triebwagen – bereits von R. Fremdling und A. Kunz im Rahmen ihrer Studie "Statistik der Eisenbahnen in Deutschland 1835 – 1989. Scripta Mercaturae Verlag, 1995" erhoben. Sie decken den Zeitraum 1850-1932 für das Deutsche Reich und 1950-1989 für die Alten Länder (also die ehemalige Bundesrepublik) ab. Ergänzt wurden diese Reihen für 1938 bis 1940 aus den Statistischen Jahrbüchern für das Deutsche Reich bzw. für 1989 bis1993 aus den Statistischen Jahrbüchern für die Bundesrepublik Deutschland. Zusätzlich zu den Reihen von Fremdlung/ Kunz wurden in dieser Studie für die entsprechenden Werte zur Länge des Schienennetzes sowie zum Fahrzeugbestand speziell für die staatliche Bahn des Deutschen Reiches, also für die Deutsche Reichsbahn, sowie für alle Bahnen der Bundesrepublik bis 1993 zusammengestellt. Für die Zusammenstellung der Streckenlängen und Fahrzeugbestände wurde daher sowohl auf die Ergebnisse dieser Studie als auch auf die Publikationen des Statistischen Bundesamtes zurückgegriffen. Für die neuen Länder können für die Zeit der ehemaligen DDR nur zur Staatsbahn – also zu der Deutsche Reichsbahn – Angaben gemacht werden, da es zur Zeit der DDR keine privaten Bahnen gab. Neben dem Statistischen Jahrbuch für die DDR wurden hier die von dem Statistischen Bundesamt herausgegebenen Sonderreihen mit Beiträgen für das Gebiet der ehemaligen DDR und die darin enthaltenen verkehrsstatistischen Übersichten herangezogen. Für die ersten Jahre nach der Wiedervereinigung werden noch Werte für die Gebiete der alten Bundesrepublik und der ehemaligen DDR in den Statistischen Jahrbüchern für die Bundesrepublik Deutschland gesondert ausgewiesen. Ab 1994 werden die Bestände nur noch für Gesamtdeutschland nachgewiesen, so dass die Datenreihen jeweils für die Neuen Länder und die Alten Länder mit dem Jahr 1990, spätestens 1993 enden und nur noch für Deutschland in den Grenzen vom 3. Oktober 1990 fortgeführt werden können. Die Schienenstrecken werden als Eigentumslänge mit Stand am Ende des jeweiligen Kalenderjahres wiedergegeben. Der Fahrzeugbestand bezieht sich immer auf den Stand am Ende des Rechnungs- bzw. Betriebsjahres. Bis 1937 werden Eigentumsbestände der Bahnen ausgewiesen. Anschließend beziehen sich die Werte auf den Einsatzbestand, d.h., in den angegebenen Werten können auch von anderen Bahngesellschaften für den eigenen Bahnbetrieb geliehene Bestände mit enthalten sein. Die Bahn durchlief grundlegende technische Veränderungen. In den alten Ländern, dem Tätigkeitsgebiet der Deutschen Bundesbahn, wurden sukzessiv bis 1977 alle Dampflokomotiven durch Elektro- und Diesellokomotiven ersetzt. Die Schienenstreckentypen wurden vereinheitlicht (vollständiger Abbau von Schienenstrecken für Schmalspurbahnen). Neue Wagentypen und Zugtypen (InterCity, TransEuroExpress) wurden eingeführt. Dies alles kann im Rahmen der vorliegenden Studie nicht detailliert in Form von statistischen Zeitreihen nachgezeichnet werden, da dies den zeitlichen Rahmen des Projektes sprengen würde. Die technischen Veränderungen insbesondere im Bereich der Fahrzeugbestände, und hier besonders in Bezug auf die Triebwagen (Lokomotiven, etc.) haben zu einer Veränderung der Systematik geführt. Um die Darstellung der Reihen möglichst konstant zu gestalten, wurden neu hinzugekommene Triebwagentypen bzw. weiter ausdifferenzierte Wagentypen, die in der Statistik gesondert aufgeführt wurden, soweit es möglich war, zu Oberbegriffen zusammengefasst. Dies wird in den jeweils betreffenden Zeitreihen für den Zeitraum, auf den diese Vorgehensweise angewendet wurde, in den Anmerkungen kenntlich gemacht. So werden ab 1990 im Statistischen Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland unter dem Oberbegriff 'Triebwagen' die Kategorien 'Elektrische Lokomotiven', Diesellokomotiven', 'Elektrische Triebwagen' und 'Dieseltriebwagen' gesondert aufgeführt. Der Bestand der Lokomotiven wurde für die Vademecum-Studie durch die Aufaddierung der Kategorien 'Elektrische Lokomotiven' und 'Diesellokomotiven' erfasst. Dampflokomotiven wurden so lange erfasst, wie sie auch in den Statistischen Jahrbüchern der Bundesrepublik aufgeführt wurden. Für die Triebwagen wurde jeweils die Summe aus ´Elektrische Triebwagen´ und ´Dieseltriebwagen´ gebildet.
02: Eisenbahnen: Personen- und Güterverkehr (1850-2002) Neben dem Fahrzeugbestand stellt die Leistung in den Bereichen der Personenbeförderung und der Güterbeförderung eine bedeutende betriebswirtschaftliche sowie verkehrsstatistische Größe dar. Der gemäß vergebenen Aufträgen durchgeführte Transport von Gütern inklusive der Be-, Um- und Ausladung, beinhaltet eine Vielzahl von Verkehrsunterstützungs-, Verkehrsvermittlungs- und Verkehrskoordinierungsprozessen. Zum einen kann die Verkehrsleistung in den absoluten Werten ausgedrückt werden, d.h. die Anzahl der transportierten Personen bzw. das Gewicht der transportierten Güter. Statistisch wird die Verkehrsleistung mit Hilfe einer Kennzahl zum Ausdruck gebracht, die für den Personentransport die Dimension »Pkm (Personenkilometer)« (= Personen X Kilometer) und für den Gütertransport die Dimension »tkm (Tonnenkilometer)« (= Tonnen X Kilometer) hat. Das Produkt aus der zurückgelegten Strecke und der Menge der transportierten Güter bzw. der beförderten Personen wird als 'Aufwandsgröße' im Transportwesen verstanden. Diese vier Größen werden jeweils für alle Bahnen zusammen sowie für die Deutsche Reichsbahn/Deutsche Bundesbahn im speziellen dargestellt – wobei für die neuen Bundesländer Angaben nur für die Deutsche Reichsbahn erhältlich sind. Auch hier kann für die Zeit des Deutschen Reiches auf die Studie von Fremdling und Kunz für alle Bahnen zusammen zurückgegriffen werden. Für die Deutsche Reichsbahn im speziellen werden die Angaben des Statistischen Reichsamtes in den herausgegebenen Jahrbüchern herangezogen. Für das Gebiet der alten Bundesländer stellen Fremdling und Kunz Kennzahlen für die Deutsche Bundesbahn zur Verfügung. Dementsprechend werden die Kennzahlen für alle in der Bundesrepublik Deutschland (Alte Länder) tätigen Bahnen zusätzlich aus der amtlichen Statistik erhoben.
Der motorisierte Strassenverkehr: Rainer Flik beschreibt in seinen Arbeiten "Motorisierung des Straßenverkehrs, Automobilindustrie und Wirtschaftswachstum in Europa und Übersee bis 1939" (in: M. Lehmann-Waffenschmidt (Hg., 2002): Perspektiven des Wandels - Evolutorische Ökonomik in der Anwendung. Metropolis – Verlag für Ökonomie.) und insbesondere "Von Ford lernen? Automobilbau und Motorisierung bis 1933. Köln: Böhlau, 2001" die Ursachen für die verzögerte Durchsetzung des Automobils als Transportmittel sowie die verspätete Motorisierung der deutschen Bevölkerung. Es waren seiner Analyse zu Folge die schlechteren Rahmenbedingungen für den Automobilmarkt und weniger Unterschiede in den Bedürfnissen der Bevölkerung oder im Unternehmerverhalten, die dem Automobil in Deutschland zunächst zum Nachteil gereichten. In den dicht besiedelten und durch die Eisenbahn und Strassenbahn (sog. Pferdeomnibusse und Pferdebahnen, später um 1880 sukzessive ersetzt durch die Elektrische Stadt- bzw. Strassenbahn) gut erschlossenen Ballungsräumen Deutschlands spielte zunächst das Automobil für die Wirtschaft und den Transport der Güter eine untergeordnete Rolle. Darüber hinaus waren hohe Investitionskosten für den Ausbau von Strassen notwendig, während die Schienenstrecken für die Eisenbahn in den deutschen Großstädten schon vorhanden waren. Daher wurde auch durch die Besteuerungspraxis des Staates das Automobil gegenüber der Eisenbahn zunächst benachteiligt, was zur Folge hatte, dass die Motorisierung des Mittelstandes langsamer verlief als beispielsweise in den USA. Erst in den 1920er Jahren hat das Lastkraftfahrzeug in den Ballungsräumen sich als Transportfahrzeug durchsetzen können, während der Personenkraftwagen noch als teures Luxusgut nur wenigen wohlhabenden Personen zugänglich war. Dagegen spielte das Motorrad für die Motorisierung der deutschen Bevölkerung eine entscheidende Rolle. Deutschland hatte in den 30er Jahren die höchste Motorraddichte und war der bedeutendste Motorradproduzent auf dem Weltmarkt. Als das Automobil technisch ausgereift war und die für den wirtschaftlichen Betrieb notwendige Infrastruktur geschaffen war, konnte sich der Diffusionsprozess schneller und erfolgreicher entfalten. Flik unterscheidet in dem Diffusionsprozess des Automobils in Deutschland drei Stadien: Motorisierung der Oberschicht, Motorisierung des Gewerbe treibenden Mittelstandes und schließlich die Massenmotorisierung (Flik, R.: 2005: Nutzung von Kraftfahrzeugen bis 1939 – Konsum- oder Investitionsgut? In: Walter, R. (Hrsg.): Geschichte des Konsums. Erträge der 20. Arbeitstagung der Gesellschaft für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, 23-26. April 2003 in Greifswald. Stuttgart: Franz Steiner). Für die Zeitreihen zum Kraftfahrzeugbestand in Deutschland wird auf die Studiendaten von Flick zurückgegriffen, welche durch Daten der amtlichen Statistik (Statistisches Bundesamt und Kraftfahrt-Bundesamt) ergänzt werden. Ein weiteres Kapitel (Tabelle 04) zeichnet die Entwicklung der Strassenverkehrsunfälle statistisch nach.
03: Bestand an Kraftfahrzeugen (1902-2010) Der Bestand der Kraftfahrzeuge nach Kraftfahrzeugtyp spiegelt die Durchsetzung dieses Verkehrsmittels wieder. Es liegen Zeitreihen zum Bestand der Kraftfahrzeuge insgesamt und Kraftfahrzeuge untergliedert nach den Typen Motorrad, Personenkraftwagen, Kraftomnibusse, Lastkraftfahrzeuge, Zugmaschinen und schließlich Sonderkraftfahrzeuge vor. Weiterhin werden der Bestand an Motorrädern, Personenkraftwagen und Lastkraftwagen pro 1000 Einwohner wiedergegeben. Aufgrund vorgenommener Korrekturen können die Werte zu den einzelnen Reihen zwischen den verschiedenen Ausgaben der statistischen Jahrbücher abweichen. Da Flik sich in seiner Studie auf die Angaben der amtlichen Statistik stützt, wurden Werte des Statistischen Bundesamtes dann den Werten von Flik vorgezogen, wenn diese Publikationen neueren Datums sind und von den Angaben bei Flik abweichen. Für das Deutsche Reich sind die Angaben auf den jeweiligen Gebietsstand Deutschlands bezogen. Das Saarland ist von 1922 bis 1935 nicht eingeschlossen. Die Angaben für 1939 beruhen auf einer Fortschreibung des Kraftfahrzeugbestands von 1938 und schließen die 1938 und 1939 dem Deutschen Reich angeschlossenen Gebiete nicht ein. Die Daten geben den Bestand jeweils zum 1. Januar wieder. Ferner wird bis 1933 der Bestand ohne vorübergehend abgemeldete Fahrzeuge, ab 1934 inklusive der vorübergehend abgemeldeten Kraftfahrzeuge angegeben. Bis 1914 wurde in der Erfassung zwischen Personenkraftwagen und Kraftomnibussen keine Unterscheidung getroffen, so wurden beide in der Kategorie Personenkraftwagen wiedergegeben. Unter der Rubrik 'Sonderkraftfahrzeuge' werden Fahrzeuge der Kommunen (Kommunalfahrzeuge) aufgeführt, wie z.B.: Straßenreinigungsmaschinen, Feuerwehrfahrzeuge, sowie ab 1948 Krankenwagen. Weiterhin werden Abschlepp- u. Kranwagen sowie Wohnwagen u. ähnliche Fahrzeuge dieser Kategorie zugeordnet. Der Kraftfahrzeugbestand insgesamt für das Gebiet der alten Länder (ehemalige Bundesrepublik) wurde aus den Daten zu den einzelnen Fahrzeugtypen berechnet. Die Werte für die neuen Länder bzw. für die ehemalige DDR sind für die Zeit bis 1989 den Statistischen Jahrbüchern für die DDR entnommen worden. Für die Zeit von 1990-1994 wurde die Publikation 'Verkehr in Zahlen', vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung herausgegeben, herangezogen. Bei der Erfassung der Sonderkraftfahrzeuge und der Kraftomnibusse wurde in der Statistik der ehemaligen DDR 1978 eine neue Systematik eingeführt, in der einige Fahrzeugtypen den jeweiligen Obergruppen neu zugeordnet wurden. Das hat in den beiden Fahrzeug-Gruppen zu einer starken Erhöhung der Fahrzeug-Anzahl geführt. Es muß dennoch festgehalten werden, dass der Anstieg der Fahrzeuge um 28000 bzw. 30000 Fahrzeuge von einem Jahr auf das andere sich nicht aus den Veränderungen der Fahrzeugbestände der anderen Fahrzeugtypen erklären lässt, so dass der Hinweis auf eine veränderte Systematik sich nicht in den Zahlen der Datenreihen wiederspiegelt.
04: Straßenverkehrsunfälle (1906-2010) Insbesondere das Automobil hat den einzelnen Bürgern in der Gesellschaft in jüngster Zeit einen enormen Mobilitätszuwachs beschert. Im Laufe der Zeit konnten immer größere Teile der Bevölkerung am Individualverkehr partizipieren. Die Kehrseite der Mobilität einer ganzen Gesellschaft sind die Unfälle mit den Verletzten und Getöteten. Durch die massenhafte Verbreitung motorisierter Fahrzeuge, die sich im selben Verkehrsraum wie Pferde und Fuhrwerke, Fußgänger oder Radfahrer bewegen, steigt die Unfallwahrscheinlichkeit stark an. Auch die Geschwindigkeit der motorisierten Verkehrsmittel erhöht die Unfallwahrscheinlichkeit und die Schwere der Unfälle, den Personen- und Sachschaden enorm. Darüber hinaus hat die Strassenverkehrssicherheit und damit die Zuverlässigkeit, mit der Güter schnell und sicher transportiert werden können und unbeschadet am Zielort ankommen, einen empfindlichen Einfluß auf die wirtschaftliche Entwicklung. Denn der Transport übernimmt eine bedeutende Funktion als Wachstumsmotor durch die Erweiterung der Märkte. Eine besondere Zusammenstellung von langen Zeitreihen zur Entwicklung der Strassenverkehrsunfälle erscheint daher sinnvoll. Das Statistische Bundesamt definiert Straßenverkehrsunfälle wie folgt: "Straßenverkehrsunfälle sind Unfälle, bei denen infolge des Fahrverkehrs auf öffentlichen Wegen und Plätzen Personen getötet oder verletzt wurden oder Sachschaden entstanden ist. Auskunftspflichtig für die Statistik der Straßenverkehrsunfälle ist die Polizei. Demzufolge sind Unfälle, zu denen die Polizei nicht gerufen wurde, in der Statistik nicht enthalten. ( In der Unfallstatistik ) … werden Angaben zu Unfällen, Beteiligten, Fahrzeugen, Verunglückten und Unfallursachen erfasst." Statistisches Bundesamt Es wird regelmäßig vom Statistischen Bundesamt ein Heft der Fachserie 8, Reihe 7 mit langen Reihen zu Verkehrsunfällen herausgegeben. Auf der Basis dieser Publikation wurden die Reihen zu der Anzahl der Unfälle, der bei Unfällen Getöteten und der Verletzten zusammengestellt.
Die Schifffahrt
Eine der ersten Verkehrsmittel war die Fortbewegung mit Flößen, später mit Schiffen, zunächst in Ufernähe und auf Flüssen, später auf hoher See. Schon sehr früh wurde der Radius der Fortbewegung erheblich erweitert. Noch bevor die Staaten Europas die Blüte der Hochseeschifffahrt erreichten, haben sie schon die Flüsse als Transportwege für den Handel benutzt. Große Handelsstädte entstanden entlang der großen Flüsse Rhein, Main, Mosel, Donau, Oder, usw. Die Schifffahrt ermöglichte so schon früh den Austausch von Gütern und Ideen, brachte aber auch Auseinandersetzungen über territoriale, wirtschaftliche und militärische Interessen mit sich. Im Laufe der Zeit spezialisierte sich die Schifffahrt in zivile und militärische Bereiche, in Handel und Fischerei. Die Schifffahrt wird im folgenden unterteilt in Binnenschifffahrt und Seeschifffahrt.
05: Bestand an Binnenschiffen (1871-2010) Die Binnenschifffahrt umfasst die Binnen-see-schifffahrt, Flussschifffahrt und Kanalschifffahrt, wobei im Rahmen der vorliegenden Studie auf die Fluss- und Kanalschifffahrt der Schwerpunkt gelegt wird. Binnenfischerei mit Fischerbooten und Transport mit Frachtschiffen auf Binnengewässern machten den Hauptanteil der Binnenschifffahrt aus. Im 17. Jh. wurden noch auf Flößen große Mengen Holz auf den Flüssen nach Holland transportiert. Ende des 18. Jahrhunderts kamen die Treidelschiffe zum Einsatz (Boote und Kähne durch Segel, Ruder, Staken oder Treidel fortbewegt). Mit Erfindung der Dampfmaschine setzten sich Schiffe mit eigener Triebkraft immer stärker in der Binnenschifffahrt durch. Sämtliche Massengüter wurden auf den Binnengewässern transportiert (z.B. Kohle, Erze und Erdölprodukte). Mit dem Ausbau von Binnenwasserstraßen und Schleusen, durch die eine Regulierung des Wasserstandes ermöglicht wurde, kann der Transport über die Binnenwasserstraßen beschleunigt werden. Heute übernimmt die Binnenschifffahrt Massentransporte in vielen Bereichen (Containertransport, Autotransport, etc.). Laut des Bundesverbandes für Deutsche Binnenschifffahrt dominieren Schütt- und greiferfähige Massengüter, wie etwa Baustoffe, Erze, Kohle und Stahl, mit einem Anteil von rund 70 % an der Gesamtmenge das Geschäft der Binnenschifffahrt (http://www.binnenschiff.de/). Für die Hütten- und Stahlindustrie ist die Binnenschifffahrt unentbehrlich. Auch in deutschen und europäischen Logistikketten stellt die Binnenschifffahrt ein unverzichtbares Glied dar. Im Rahmen dieser Studie kann der Bestand der in der Binnenschifffahrt zum Einsatz gekommenen Schiffe nach Schiffstyp nicht wiedergegeben werden, da dies den Rahmen sprengen würde. Einer der einschneidendsten Veränderungen war die Dampfmaschine und damit die Möglichkeit, Schiffe mit eigener Triebkraft zu bauen. Daher wird hinsichtlich des Bestandes der Binnenschiffe zwischen Güterschiffen mit eigener Triebkraft und Güterschiffen ohne eigene Triebkraft unterschieden. Der Bestand der Schiffe wird dargestellt zum einen anhand der Anzahl der Schiffe, zum anderen aber mittels der Tragfähigkeit des Binnenschiffsbestandes in 1000 t. Für das Deutsche Reich und für die Bundesrepublik Deutschland dient als Datenquelle die Studie von Kunz, Andreas (Hrsg.), 1999: Statistik der Binnenschiffahrt in Deutschland 1835-1989. St. Katharinen: Scripta Mercaturae Verlag.; GESIS Köln, Deutschland ZA8157 Datenfile Version 1.0.0; Datentabelle: Bestand an Binnenschiffen. Die Angaben zu den Beständen beziehen sich für die Periode von 1845-1956 auf den 1.1. und ab 1957 auf den 31.12. des jeweiligen Jahres. Zum Teil wurden die Angaben vom Primärforscher geschätzt. Für den Bestand an Binnenschiffen der ehemaligen DDR dient das Statistische Jahrbuch für die DDR, Jg. 1990, S. 260, Tab. ´Registrierter Bestand an Binnenschiffen´ als Datenquelle. Hier werden nur Schiffe mit eigener Triebkraft aufgeführt und es wird der Jahresdurchschnitt berichtet. Aussagen zu Schiffen ohne eigene Triebkraft können nicht gemacht werden. Für Deutschland in den Grenzen von Oktober 1990 wurde das Statistische Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland als Datenquelle herangezogen. Die Werte beziehen sich immer auf den Stand zum 31.12. des jeweiligen Jahres. Es wurde die Summe aus Gütermotorschiffen und Tankmotorschiffen für Reihe der Schiffe mit eigener Triebkraft gebildet. Schlepper und Schubboote wurden nicht mit einbezogen. Fahrgastschiffe wurden ebenfalls nicht mit einbezogen. Güterschleppkähne und Tankschleppkähne wurden dagegen in die Reihe der Binnenschiffe ohne eigene Triebkraft aufgenommen.
06 Güterverkehr auf den Binnenwasserstraßen (1909-2010) Der Transport von Gütern auf den Binnenwasserstrassen ist ein Indikator für die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit der Binnenschifffahrt. Bedeutende Einflussfaktoren sind die verfügbaren Höhen der Wasserspiegel der Flüsse und später der Binnenkanäle. Der Bau von Schleusen hat den Transport auf Binnenwasserstraßen entscheidend beschleunigt. Kleinere Flüsse, wie z.B. der Neckar, der Main oder die Mosel wurden durch die Kanalisierung und den Bau von Schleusen erst schiffbar gemacht. Der Bau von Binnenlandkanälen ergänzt die Flüsse, indem zwei Flüsse miteinander verbunden werden (z.B. der Mittellandkanal). Insgesamt wurde durch solche Baumaßnahmen der Umfang der schiffbaren Wasserstraßen entscheidend erhöht. Bei der Erfassung der Transportleistung deutscher Binnenwasserstraßen ist auch der Gütertransport nicht-deutscher Fahrzeuge beteiligt. Für das Deutsche Reich in den Grenzen vom 31.12.1937 wurde für den Zeitraum von 1909-1914 und 1932-1938 die Publikation vom Statistischen Bundesamt: Bevölkerung und Wirtschaft 1872-1972, S. 207 als Quelle herangezogen. Für 1919-1931sind die erhobenen Zeitreihen von Andreas Kunz: Statistik der Binnenschifffahrt in Deutschland 1835-1989; GESIS Köln, Deutschland ZA8157 Datenfile Version 1.0.0., Datentabelle: Verkehrsleistungen auf Binnenwasserstraßen verwendet worden. Auch für die frühere Bundesrepublik Deutschland in den Grenzen von 1949, also die sogenannten Alten Länder, wurde für die Jahre 1936, 1938, 1947 u. 1948 auf die Publikation des Statistisches Bundesamtes: Bevölkerung und Wirtschaft, S. 207 zurückgegriffen. Für 1949-1989 stammen die Werte aus der Studie von A. Kunz (ZA8157 Datenfile Version 1.0.0.). Einbezogen wurden für das Bundesgebiet die Wasserstaßen des Elbegebietes, des Wesergebietes, des Mittellandkanalgebietes, das Westdeutsche Kanalgebiet, das Rheingebiet, das Donaugebiet, sowie Berlin (West). Auch der Durchgangsverkehr auf den deutschen Wasserstrassen wurde mit erfasst. Für den Bereich der ehemaligen DDR bzw. der Neuen Länder wurde auf das Statistische Jahrbuch für die DDR zurückgegriffen. In dieser Reihe werden die Transportwerte inklusive der von der Binnenreederei der DDR beladenen Schiffe anderer Länder berichtet. Ausnahmen bilden die Jahre 1960, 1965, 1970, 1975, 1980 und 1985 bis 1989. Hier werden nur für die deutschen Binnenschiffe die Werte angegeben. Für das wiedervereinte Deutschland stehen die Transportwerte seit 1991 zur Verfügung. Die Werte wurden mittels einer Abfrage vom 15. Februar 2012 von der GENESIS-Online Datenbank ermittelt. (vergleiche: (www-genesis.destatis.de; Abfrage: ´Beförderte Güter (Binnenschifffahrt): Deutschland, Jahre, Hauptverkehrsbeziehungen, Flagge des Schiffes, Güterverzeichnis (Abteilungen)´)
07 Handelsschiffstonnage (1871-2010) Eine leistungsfähige Seeschifffahrt hat schon früh zur Erweiterung der regionalen Märkte beigetragen. Ein Beispiel für die frühe Globalisierung stellt die Hanse dar, die ohne die Seeschifffahrt nicht möglich gewesen wäre. Die zwischen Mitte des 12. Jahrhunderts und Mitte des 17. Jahrhunderts bestehenden Vereinigungen niederdeutscher Kaufleute hatte sich zum Ziel gesetzt, die Sicherheit der Überfahrt zu verbessern und die Vertretung gemeinsamer wirtschaftlicher Interessen besonders im Ausland wahrzunehmen. In den Zeiten ihrer größten Ausdehnung waren beinahe 300 See- und Binnenstädte des nördlichen Europas in der Städtehanse zusammengeschlossen. Eine wichtige Grundlage dieser Verbindungen war die Entwicklung des Transportwesens, insbesondere zur See. Die Kogge, ein bauchiges Handelsschiff, stellte den bedeutendsten größeren Schiffstyp der Hanse dar. Im ausgehenden 14. Jahrhundert wurden die Koggen mehr und mehr von anderen Schiffstypen abgelöst. Im 15. Jahrhundert setzte der Machtverlust der Hanse ein, der unter anderem auch durch die Entdeckung Amerikas ausgelöst wurde. Der bisher dominierende Ostsee-Westsee-Handel (heute Nordsee-Handel) wurde nun in überseeische Gebiete ausgedehnt. Dabei ging nicht etwa das Handelsvolumen der Hanse im eigentlichen Sinne zurück, es entstanden jedoch mächtige Konkurrenten, die die Bedeutung der Hanse für die einzelnen Städte und Kaufleute schwächten (siehe hierzu: http://de.wikipedia.org/wiki/Hanse und Rolf Hammel-Kiesow (2008): Die Hanse, München 4. aktualisierte Auflage). Auch heute ist eine leistungsfähige Seeschifffahrt Voraussetzung für die Globalisierung. Arbeitsteilige Volkswirtschaften sind in starkem Maße vom überseeischen Handel abhängig. Die Handelsschiffstonnage gibt die Transportkapazität in Tonnen einer Handelsflotte an. Bei fortschreitender Technik im Schiffsbau steigt auch die Transportkapazität einzelner Schiffe, was die Wettbewerbsfähigkeit positiv beeinflusst. Die Entwicklung der Handelsschiffstonnage ist somit ein Indikator neben anderen, der die Stellung und Leistungsfähigkeit der nationalen Handelsflotte auf dem Weltmarkt angibt. Die Zusammenstellung der deutschen Handelsschiffstonnage gibt die Tonnage einmal in Bruttoregistertonnen und zum anderen, soweit die entsprechenden Werte aus den Quellen erhoben werden konnten, als Anteil an der Welthandelstonnage wieder. Auch die Anzahl der Handelsschiffe wird angeführt. Das Raummaß Bruttoregistertonne (abgekürzt = BRT) ist die Maßeinheit für die Tragfähigkeit der Seeschiffe. Es wird der gesamte umbaute Schiffsraum vermessen (Bruttoraumgehalt bzw. Bruttotonnage). Seit dem 1. Juli 1994 wird der Raumgehalt eines Schiffes in Bruttoraumzahl (BRZ) und Nettoraumzahl (NRZ) berechnet. Die Angaben für das Deutsche Reich beziehen sich auf das Reich in seinen jeweiligen Grenzen. Als Quellen wurde das Statistische Jahrbuch für das Deutsche Reich sowie die Publikation "Bevölkerung und Wirtschaft" des Statistischen Bundesamtes herangezogen. Ab 1900 geben die Werte den Stand zum 1. Juli des jeweiligen Jahres an. Für die Alten Länder bzw. das Gebiet der ehemaligen Bundesrepublik Deutschland wurden die Werte aus der Publikation "Verkehr in Zahlen" des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Tabelle: ´Seeschifffahrt - Handelsflotte der BRD´ bezogen. Hier beziehen sich die Werte jeweils auf den 31 Dezember des jeweiligen Jahres. In dieser Quelle wurden Schiffe mit mechanischem Antrieb und einem Raumgehalt von mindestens 100 BRT und mehr berücksichtigt. Außerdem sind für den Zeitraum von 1975 – 1990 Schiffe unter der Flagge der Bundesrepublik einschl. ausländischer Schiffe mit Flaggenschein aufgenommen worden. Schiffe der BRD, die unter fremder Flagge fuhren, werden nicht berücksichtigt, da sie nicht für den deutschen Handel und Transport verwendet werden. Leider kann nach 1971 keine Angabe zum Anteil der deutschen Handelsschiffstonnage an der Welthandelstonnage gemacht werden. Für das Gebiet der ehemaligen DDR wurde das Statistische Jahrbuch für die DDR, Jahrgang 1990, als Quelle herangezogen. Hier ist der Stichtag der Bestandsangaben, wie im Falle des Deutschen Reiches, der 1.7. des jeweiligen Jahres. Für das wiedervereinte Deutschland in den Grenzen des 3. Oktobers 1990 beziehen sich die Angaben – wie für die ehemalige Bundesrepublik – auf den Stand zum 31.12. des jeweiligen Jahres. Als Quelle wurde die Publikation "Verkehr in Zahlen" des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung herangezogen.
08 Güterumschlag in bedeutenden Seehäfen - Hamburg, Bremische Häfen, Emden sowie Rostock, Wismar und Stralsund (1925-2010) Der Güterumschlag eines Hafens ist ein Indikator für seine wirtschaftliche Bedeutung und der Einbettung des Hafens in der Logistikkette. Bei guter Anbindung an Bahn und Autobahn und kurzen, zügigen Be- und Entladungsphasen von Schiffen sowie LKWs und Bahn-Waggongs wird sich ein Hafen als Güterumschlagszentrum etablieren. Die Datentabelle K15.08 enthält für die wichtigsten Häfen Deutschlands die Entwicklung des Güterumschlags vom Deutschen Reich bis zum Jahr 2010 im wiedervereinten Deutschland in den Grenzen vom 3. Oktober 1990. Vor dem Hintergrund der Teilung Deutschlands nach dem 2. WK in zwei Staaten und der Auswahl der wichtigsten Häfen für die ehemalige DDR, wie sie in dem Statistischen Jahrbuch für die ehemalige DDR getroffen wurde, sind folgende Häfen in der Datentabelle aufgenommen worden: Hamburg, Bremische Häfen, Emden, Rostock, Wismar und Stralsund. Als Quelle dienen die Statistischen Jahrbücher für das Deutsche Reich, für die Bundesrepublik Deutschland und für die DDR. Für die neuen Länder wurde darüber hinaus noch die Publikation des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Verkehr in Zahlen, Jg. 1990, S. 282, Tabelle: 'DDR Kennziffern - Seehäfen und Binnenhäfen' herangezogen.
Die Luftfahrt
Mit der Erfindung des Flugzeuges tritt eine vollkommen neue Form der Fortbewegung auf den Markt. Die ersten Flugzeuge wurden zunächst nur für militärische Zwecke genutzt; 1919 setzte mit Gründung der Deutschen Luft-Reederei (DLR) in Deutschland eine Entwicklung hin zum zivilen Luftverkehr ein. Die Deutsche Luft-Reederei (DLR) wurde vom Reichsluftamt in Berlin als weltweit erste Fluggesellschaft für den zivilen Luftverkehr zugelassen. Zwischen Berlin und Weimar begann der regelmäßige Post- und Passagierverkehr. Die Luftpost mit Flugzeugen, die schon während des Ersten Weltkriegs entstand, wurde wesentlich ausgebaut. In den darauf folgenden Jahren entstanden viele kleine Fluggesellschaften, die häufig nur eine Strecke bedienten. Der technische Fortschritt ermöglichte schließlich die Entwicklung eines Verkehrsflugzeuges mit beheizbarer Kabine und gepolsterten Sitzen. 1926 wurde die "Deutsche Lufthansa AG" unter Beteiligung des Reiches, der Länder und Städte gegründet. Bis 1945 war sie Einheitsgesellschaft für den zivilen Luftverkehr mit weit verzweigtem europäischem Streckennetz. Mit der Kapitulation Deutschlands nach dem 2. Weltkrieg im Mai 1945 wurde die deutsche Luftfahrt zunächst unterbrochen. Nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland und der Einrichtung des Verkehrsministeriums konnte der zivile Luftverkehr wieder 1955 aufgenommen werden. Der Luftverkehr hat gerade für eine international ausgerichtete Volkswirtschaft wie Deutschland eine enorme Bedeutung durch die hohen Mobilitätszuwächse in wirtschaftlichen Bereichen und im Bereich des Personenverkehrs. Mit Einsetzen des Luftverkehrs als Transportmittel ist eine Verringerung der Transportkosten und Transportzeiten zwischen weit entfernten Orten erreicht worden. Eisenbahn- und Schiffsverkehr stellen für den Flugverkehr aufgrund der größeren Gütermengen, die sie transportieren können, sowie der günstigeren Kosten pro transportierter Gewichtseinheit, weiterhin wichtige Mitbewerber im Bereich des Gütertransportes dar. Wesentliche Akteure des Luftverkehrs sind neben der Flugsicherung die Flughäfen und die Fluggesellschaften. In der Zeit von 1919 bis 1949 entwickelte sich der Luftverkehr bis in die 1970er Jahre hinein als ein stark staatlich regulierter Sektor. Die Luftverkehrsgesellschaften wie z.B. die Deutsche Lufthansa sowie die Flughäfen befanden sich oft im Besitzt des jeweiligen Heimatlandes. Ende der 70er Jahre setzte in den USA ein Deregulierungsprozess des Luftverkehrssektors ein, der schließlich auch in den 80er Jahren die Länder der Europäischen Union erfasste. Die Europäische Gemeinschaft verwirklichte in drei großen Liberalisierungsschritten in den Jahren 1987, 1990 und 1993 eine weitgehend vollständige Dienstleistungsfreiheit für den innereuropäischen Luftverkehr. (vergl.: St. Kraft: Geschäftsmodelle strategischer Luftverkehrsallianzen. Universität Gießen. WEB: http://www.org-portal.org/fileadmin/media/legacy/Gesch_ftsmodelle_strategischer_ Luftverkehrsallianzen.pdf)
09 Gewerblicher Luftverkehr der deutschen Fluggesellschaft und aller Fluggesellschaften auf deutschen Flugplätzen (1919-2010)
Solange der Luftverkehr noch nicht liberalisiert war, diente der größte nationale Flughafen der nationalen Fluggesellschaft als Hauptstützpunkt. Aufgrund der strikten Reglementierung des europäischen Luftverkehrs durch bilaterale Abkommen wurde den Fluggesellschaften die Streckenführung und Passagierbeförderung größtenteils vorgegeben. Nur, wenn es um Zubringerdienste (die sog. spokes) innerhalb des eigenen Landes ging, konnten die Passagierströme für Langstreckenflüge auf einen bestimmen Flughafen als sogenannten Hub (=gewählter Umsteigeflughafen einer Fluggesellschaft) konzentriert werden. Nach der Liberalisierung innerhalb der EU treten Flughäfen und Fluggesellschaften nun als selbständige Akteure auf, die Entscheidungen nach Effizienzgesichtspunkten fällen können. Die Flughäfen treten untereinander in den Wettbewerb ein. Mit dem Ausbau ihrer Kapazitäten und Dienstleistungen am Boden versuchen sie, für Fluggesellschaften als Hauptstützpunkt (das sog. Hub-and-Spokes-System ) attraktiv zu sein. Unternehmen des Güterverkehrs sowie die Teilnehmer des Personenverkehrs sollen aufgrund guter Serviceleistungen angesprochen werden. Die Fluggesellschaften wiederum konkurrieren über angebotene Flugrouten und Preise. (vgl. Gordon Paul Schenk, 2003: Auf dem Weg zu einem gemeinsamen Markt im Luftverkehr. Dissertation, Hamburg, S. 123 f.) Von daher erscheint es sinnvoll, die erbrachten Transportleistungen im Luftverkehr sowohl nach den Fluggesellschaften als auch nach den Flughäfen getrennt darzustellen. Es wurde versucht, möglichst lange kontinuierliche Datenreihen für Deutschland zur Zeit des Deutschen Reiches bis 1938/1940, jeweils für die frühere Bundesrepublik (Alte Länder) und die ehemalige DDR (Neue Länder) von 1950 bis 1990 sowie für das wiedervereinte Deutschland in den Grenzen vom 3. Oktober 1990 für die Zeit von 1990 bis 2010 zusammenzustellen. Für die Flughäfen wurden die Leistungen sämtlicher deutscher und ausländischer Fluggesellschaften aufgenommen. Zur Zeit des Deutschen Reiches ist auch der Luftschiffverkehr in den Zahlen mit enthalten. Für die Bundesrepublik Deutschland und das wiedervereinte Deutschland wurde der Gesamtverkehr einschließlich des Durchgangsverkehrs erfasst. Für die alten Länder (ehemalige Bundesrepublik) wurden die Werte folgender Flughäfen erfasst: Berlin-West, Bremen, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Hannover, Köln, München, Nürnberg, Stuttgart, ab 1977 Saarbrücken. Die Datenreihen für die Neuen Länder beziehen sich auf die Flughäfen Berlin- Schönefeld, Dresden, Leipzig/Halle, ab 1998 Erfurt. Für die Fluggesellschaften werden jeweils neben den Beförderungsleistungen in absoluten Zahlen auch die Kennwerte der Transportleistungen, Personenkilometer und Tonnenkilometer angegeben. Für die ehemalige DDR wird in dem Statistischen Jahrbuch für die DDR nur für die Fluggesellschaft der ehemaligen DDR, die Interflug bzw. Deutsche Lufthansa der DDR berichtet, so dass für die Zeit von 1945 bis 1990 keine Angaben zu den Flughäfen gemacht werden können. Folgende Zeitreihen sind in dieser Datentabelle aufgenommen worden: Für die deutschen Flughäfen: - Beförderte Personen in 1000; - Beförderte Luftfracht in 1000 t.; - Beförderte Luftpost in 1000 t. Für die deutschen Fluggesellschaften: - Beförderte Personen in 1000; - Beförderte Personen in Personenkilometer; - Beförderte Luftfracht in 1000 t.; - Beförderte Luftfracht in 1000 Tonnenkilometer; - Beförderte Luftpost in 1000 t. - Beförderte Luftpost in 1000 Tonnenkilometer.
Die Nachrichtenübermittlung durch Post und Telekommunikation
Die Beförderung von Nachrichten, Kleingütern und zum Teil auch Personen ist ein wesentlicher Bestandteil eines funktionsfähigen Gemeinwesens. Bis zum späten Mittelalter gab es in dem damaligen Heiligen Römischen Reich deutscher Nationen kein etabliertes System der allgemeinen Nachrichtenübermittlung, sondern Kaiser, Klerus und Fürsten sendeten per Boten ihre Nachricht direkt zum Zielort. Der Habsburger Maximilian I. benötigte für die effektive Verwaltung seines Reichs eine zuverlässige und sichere Nachrichtenübermittlung. 1490 beauftragte er die Familie Torre e Tassis (später Thurn und Taxis) mit der Einrichtung einer systematisch organisierten Nachrichtenübermittlung. Durch die Einrichtung von Poststationen war die Übermittlung von Nachrichten nicht mehr an eine Person, den Boten, gebunden, sondern wurde – vergleichbar einem Staffelrennen – an der Station einem anderen Reiter übergeben. Der Nachrichtenbeförderung wurde bei Tag und bei Nacht durchgeführt. Dieses Poststationen-System wurde ständig erweitert, Briefe konnten so über große Distanzen innerhalb von 5 bis 6 Tagen transportiert werden. Die Nachrichtenübermittlung wurde extrem beschleunigt. Raum und Zeit waren plötzlich keine unüberwindbaren Hindernisse. War dieses Übermittlungssystem zunächst ausschließlich für kaiserliche Nachrichten eingerichtet, wurde schon 1530 die Post der Allgemeinheit zugänglich gemacht. In der darauffolgenden Zeit wurden von Landesfürsten, Herzogtümern und Städten konkurrierende Postrouten eingerichtet. Zwar wurde durch Kaiser Rudolf II. die Reichspost 1597 zum kaiserlichen Hoheitsrecht erklärt. Dieses Monopol, welches das Haus Thurn und Taxis als kaiserliches Lehen erhielt, wurde jedoch nicht von allen Landesfürsten anerkannt, was zu einer Vielzahl ausgehandelter bilateraler Verträge zwischen der Reichspost und den jeweiligen konkurrierenden lokalen Postunternehmen zwang. 1850 wurde schließlich der Deutsch-Österreichische Postverein als Zusammenschluß kleinstaatlicher Posten mit dem Ziel eines einheitlichen Tarifsystems gegründet, dem in der Folgezeit immer mehr deutsche Staaten beigetreten sind. Durch die politischen Ereignisse 1866/67 (Deutsch-Preußischer Krieg) wurde der Deutsche Postverein aufgelöst. Schon in dieser Zeit hat der technische Fortschritt zu großen Umwälzungen und neuen Perspektiven geführt. Als technische Erneuerung sind in diese Zeit gefallen: die Telegrafie, die Bahn, die als Transportmittel für die Post entdeckt wurde, und die Rohrpost. Die Preußen führten die Telegrafie 1832 offiziell ein (Telegrafenlinie von Berlin nach Koblenz). 1850 wurde der Deutsch-Österreichische Telegrafenverein gegründet, der den Anschluss an das belgische, französische und das englische Telegrafennetz ermöglichte. "Erst mit der Gründung des Deutschen Reichs 1871 unter Bismarck wurde auch das deutsche Postwesen endgültig unter einem Dach zusammengefasst und über 100 Jahre lang verstaatlicht." (Gregor Delvaux de Fenffe, www.planet-wissen.de/kultur_medien/ kommunikation/post/index.jsp ) Gebühren der Postbeförderung wurden vereinheitlicht, der Einsatz moderner Technologien forciert. Schließlich wurden mittels bilateraler Verträge die Beförderungshemmnisse über die Grenzen des Deutschen Reiches abgebaut. Führte in der Entstehungszeit des Postwesens die Vielfalt eigenständiger, regionaler Postvereine aufgrund vieler Grenzen und unterschiedlicher Regeln zu einem unübersichtlichen und starrem System, so brachte die Liberalisierung des Post- und Telekommunikationswesens in Deutschland in den 1990er Jahren einen Anstieg der Auswahl für die Verbraucher, stark fallende Preise, neue innovative Dienste und damit mehr Flexibilität. Auslöser der Liberalisierungsprozesse nicht nur für Post und Telekommunikation, sondern für den gesamten Verkehrssektor, war das Binnenmarktprogamm der Europäischen Union, das europäische Wettbewerbsrecht und die Europäische Kommission als Akteur. Ziel der Liberalisierung ist es, wettbewerbsverzerrende staatliche Eingriffe und damit nationalstaatliche Gestaltungsspielräume einzuschränken. Nationalstaatliche Monopole sind wegen bestehender europarechtlicher Verpflichtungen nicht mehr zu halten. (vergl.: Susanne K. Schmidt: Liberalisierung in Europa. Campus, 1998; Justus Haucap / Coenen, Michael (2010): Ordnungspolitische Perspektiven Nr.01. Regulierung und Deregulierung in Telekommunikationsmärkten: Theorie und Praxis. Düsseldorf, Düsseldorfer Institut für Wettbewerbsökonomie DICE) Flankiert wird diese Entwicklung durch eine Vielzahl neuer Technologien der Kommunikation, wie das Internet mit seinen vielfältigen Möglichkeiten (Social Media, das Semantische Web, die Internet-Telefonie, der E-Mail-Verkehr), der Mobilfunk oder die Möglichkeit, SMS zu versenden.
10 Deutsche Reichs- und Bundespost (1871-2010)
Die quantitative Entwicklung der Dienstleistungen des Post- und Telekommunikationswesen von der Zeit des Deutschen Reichs bis zur Gegenwart soll mit folgenden Zeitreihen festgehalten werden: - Beförderte Briefsendungen, - Beförderte Paket- und Wertsendungen, - Übermittelte Telegramme, - Sprechstellen (Telefonanschlüsse), - Ortsgespräche, - Ferngespräche, - Ton-Rundfunkgenehmigungen - Fernseh-Rundfunkgenehmigungen
Durch die rasante technische Entwicklung können viele Reihen insbesondere ab den 1990er Jahren in dieser Form nicht mehr fortgeführt werden bzw. müssen durch weitere Reihen ergänzt werden, und zwar: - Bezüglich der Telefone muss zwischen Telefon-Anschlüssen und Telefon-Kanälen unterschieden werden. Der klassische Analoganschluss ermöglicht durch das ISDN die Bereitstellung von mehreren Kanälen auf einen ISDN-Anschluss. Darüber hinaus stellt der Mobilfunk ein neues Medium dar, das neben dem Festnetzanschluss erfasst werden muß. - Aufgrund der Monopolstellung, welche die Post für ca. 120 Jahre innehatte, ist sie die Eigentümerin wertvoller Infrastruktur. Im Falle des Telefons ist sie, bzw. die aus ihr hervorgegangene Deutsche Telekom AG Eigentümerin der Telefonanschlussleitungen. Das Telefonnetz kann als einziger Teil nicht oder nur schwer von alternativen Anbietern ersetzt werden und es wird für gewöhnlich von einem örtlichen Zugangsnetz-Monopolisten (die Deutsche Telekom) kontrolliert. Damit die Wettbewerber den Zugang zum Anschluss des Kunden auf wirtschaftliche Weise realisieren können, sorgt die Regulierungsbehörde für eine angemessene Tarifierung der Vorleistungen des etablierten Betreibers. Daher ist die Entwicklung der TAL-Anmietungen durch Wettbewerber ein wichtiger Indikator für den Prozess der Liberalisierung. - Viele technische Neuerungen, die in letzter Zeit an Bedeutung gewonnen haben, sind im Rahmen dieser Tabelle nicht berücksichtigt worden, so. z.B. die Verbreitung der Internet-Anschlüsse in den Haushalten oder die Internet-Telefonie. Der Grund liegt darin, dass die Reihen oft erst mit Ende der 1990er Jahre oder später beginnen, wie man dies auch am Beispiel der TAL-Anmietungen sehen kann, für die erst mit dem Jahr 1998 der erste Wert erhoben wurde. Zum andern wurde versucht, soweit wie möglich, eine gewisse Vergleichbarkeit zu den Jahren vor 1990 beizubehalten. Für die Telefonanschlüsse bedeutet dies, dass für Deutschland ab 1990 die Sprechstellen, gezählt als Anzahl der Kanäle für alle Anbieter und für die Telekom AG im besonderen ausgewiesen werden. Nach 2007 ergibt sich ein Bruch in diesen Reihen, da ab 2008 nur noch die Sprechstellen, gezählt als Anschlüsse, ausgewiesen werden, womit sich die ausgewiesenen Zahlen verringern (ein Anschluss kann mehrere Kanäle bereitstellen). - Für die 'Übermittelten Telegramme' sind aus den uns vorliegenden Quellen keine Werte zu entnehmen.
Der Umschlag von Agambens Abenteuer ist, dem Habit der Verlagsreihe gemäß, zweifarbig gehalten – ziegelrote Lettern auf mangogelbem Grund. Die fast zeitgleich erschienene englischsprachige Ausgabe traut sich mehr: Ihr Einband zeigt 'Klingsors Zauberwald', ein Wandbild aus dem Parzival-Zyklus des Theatermalers Christian Jank im Sängersaal von Schloss Neuschwanstein. Die Waldidylle mit Buschwerk und Bach, Eichhorn und Hirsch, die der mittelalterselige Bayernkönig 1883 bei Jank in Auftrag gibt, illustriert Agambens Essay zugleich redlich und ironisch: In ihr wird dessen eigentümlicher Zwiespalt sichtbar zwischen ethischer Dringlichkeit und humanistischer Beschaulichkeit, Aktualität und empfindsamer Historie, der den/die Leser_in dieses Büchleins genauso animiert wie irritiert zurücklässt. Der erste Teil entlehnt der römischen Spätantike vier Leitbegriffe – Dämon, Schicksal (Tyche), Liebe (Eros) und Notwendigkeit (Ananke) –, denen Agamben, nachdem er die Hoffnung (Elpis) als ein fünftes Lebensprinzip hinzugezählt hat, gedanklich und strukturell folgen wird; denn "[das] Verhältnis, in dem wir zu diesen Mächten stehen, bestimmt unsere Ethik" (S. 10). Von dort aus durchläuft Agamben weite Kreise der Literatur- und Philosophiegeschichte, um jene Kräfterelation aus immer neuer Perspektive zu bestimmen: Zuerst sieht er da Goethe, seine Urworte, sein ganzes Dichterleben dem Dämon unterstellt – einer Macht, die dem Individuum als tiefste Eigenheit bei der Geburt eingeprägt ist und von allen Lebenszufällen unberührt bleibt. Seinem Pakt mit dem Dämon ordne Goethe jedes der anderen Prinzipien unter und entziehe sich in solchem Aberglauben an den verlässlichen Genius aller Eigenverantwortlichkeit. Ohne Schuld und Schicksal, ohne die Tugenden von Glaube, Liebe, Hoffnung ist daher der schöpferischen Existenz zwar Erfolg beschieden, aber ethisches Heil und das Abenteuer des 'Tychischen' bleiben ihr verschlossen. Ihnen scheint der im Ritterroman entfaltete Begriff der 'Aventure' weit näher zu stehen. Seine Etymologie ist dunkel; er meint messianische Ankunft und das Hereinbrechen des Wunderbaren; das Fremde, Unvorhersehbare und Verhängnisvolle findet sich ebenso in ihm wie die glückliche Fügung. Ein für Agamben zentraler Zug der Aventure ergibt sich derweil aus der Ununterscheidbarkeit von Ontologie und Poetologie, ritterlicher Fahrt und dichterischer Darstellung: Wie der Edelmann Yvain suche und (er‑)finde auch der 'trobador' Chrétiens de Troyes das Dasein als "Verstrickung [.] in das Abenteuer" (S. 23). So begegne man der Verschmelzung eines Begebnisses mit seiner Verschriftlichung in der 'frou Âventiure', dem Abenteuer in weiblicher Gestalt, zugleich Verkörperung des Schreibakts und des schicksalhaften Ereignisses. Dies garantiere zuletzt, dass Poesie, Leben und Abenteuer an derselben Wahrheit teilhaben – das Mittelalter denke poetische Seinserfahrung im Zeichen der Tyche. Es ist die Neuzeit, es ist Dante, der jenes Konzept desavouiert, insofern ein menschliches Leben nicht den gewundenen Bewegungen des Zufalls, sondern durch Verdienst und Sünde juridischer Gerechtigkeit unterstellt sei. Und genauso entspringt die Liebe nicht dem Geschick, sondern wird Heilserfahrung, die "von der Unwissenheit zum Bewusstsein" (S. 50) fortschreitet. In der Moderne beharrt dieser Argwohn gegenüber dem Abenteuer (und nicht weniger gegenüber dem 'Liebesabenteuer'): Hegel wird es verurteilen als unwesentlich und akzidentell, einzig Georg Simmel und der Heidegger-Schüler Oskar Becker nehmen es wieder auf; der eine als dem gewöhnlichen Leben zwar fremd und peripher, aber zugleich als dessen integrierender und geheimnisvoller Sinn – ebenso wie Eros, das Abenteuer der Liebe, das Dasein nur tangential berühre, aber trotzdem existentiellen Totalitätsanspruch erhebe. Der andere entgegnet auf die 'Geworfenheit' seines Lehrers mit einer schwerelosen und abenteuerlichen 'Getragenheit' jenseits aller Pflichten, die ihren besonderen Ausdruck in der nachtwandlerischen Sicherheit künstlerischer Schöpfung finde. In beiden Fällen jedoch, so Agamben, bleibt das Abenteuer exzentrisch oder artistisch – anders als im Mittelalter, das nichts weiß von einer Scheidung zwischen Aventure, Leben und Ästhetik. Ihrer Einheit kommt eher vielleicht das 'Ereignis' nahe, zumindest solange es als erzählbares Geschehen mit dem Ausdruckspotential menschlicher Existenz zusammenhängt und als erfahrenes Geschehen an ein Subjekt im Hier und Jetzt gebunden ist: Wenn darum der Gräzist Carlo Diano vom Ereignis spreche, das immer einem Ich widerfahre und jenes Ich erst konstituiere, dann sei darin laut Agamben recht klar das Abenteuer "wiederzuerkennen, das den Ritter [.] unmittelbar involviert" (S. 52). Und wenn außerdem dieses unkörperliche Ereignis mit dem Inbegriff des Unkörperlichen im Stoizismus, nämlich mit dem 'Sagbaren' kommuniziert, dann finden schließlich die Erfahrung des Tychischen, ihr Ausdruck im Wort und das Werden des Ichs zusammen. In diesem Sinne will Agamben – mit Heidegger – im Ereignis das Treffen und die gegenseitige An/Eignung von Mensch und Sein erkennen; beides verbinde sich in ebenso onto- wie anthropogenetischer Bewegung zur "Menschwerdung des Menschen" (S. 59). Währenddessen hat das mittelalterliche Verständnis vom Abenteuer all dies schon programmiert: Der Gral ist nur insofern heilig, als er Symbol der Bewusstwerdung ist, und erst am Ende des Abenteuers weiß Perceval, dass er Perceval ist. Mit der 'Hoffnung' allerdings verlässt Agamben zum Schluss den Kreis des Selbst, seiner Getragenheit und Affirmation der Erfahrung. Wie der Dämon nicht einfach Vertrauen zum Ureigenen fordere, sondern im besten Falle eine tätige Neuschöpfung des Individuums bedeute, wie Eros nicht bloße Hingabe an das Liebesereignis sei, sondern eine Potenz, die Subjekt wie Abenteuer in Richtung auf ein neues Leben übersteigt, so erweist sich Elpis, die Hoffnung, als gläubige Imagination des Unerfüllbaren (ein Umstand, der sie an die Dichtung bindet) und ist doch – eben weil sie Hoffnung und Einbildung ist – immer schon erfüllt. Jenseits von Tyche, Heil oder Liebe zeige sie sich als das Wichtigste, als vom Leben nie zu gewährender und zugleich sicherer Wunsch nach Rettung. An diesen Streifzug durch den Zauberwald des Abenteuers schließt Agambens im Original sieben Jahre früher erschienene kurze Reflexion zur Freundschaft an. Der Freund, heißt es dort, sei fraglos ursprünglich mit der Philosophie verbunden, mittlerweile jedoch auf prekäre Weise, insofern er im zeitgenössischen Denken Misstrauen und Unbehagen hervorrufe. Zeichen dafür sei vor allem Derridas Markierung eines problematischen Status der Freundschaft, wenn seine Politiques de l'amitié – mit Diogenes Laertius und Nietzsche – das rätselhafte Diktum "O Freunde, es gibt keinen Freund" zum Leitmotiv wählen (ein Paradoxon freilich, das die klassische Philologie längst einer simplen Fehlübersetzung zuschreibe). Das 'Problem' der Freundschaft gründe nicht zuletzt darin, dass 'Freund' keinen Gegenstand in der Welt benenne, sondern als reiner Rufname nur sprachliche Wirklichkeit besitze; zudem meine Freundschaft eine "distanzlose Nähe" (S. 79), die es nicht erlaube, den anderen, weil er nun zu nah ist, als Vorstellung, Begriff oder Subjekt wahrzunehmen. Gleichwohl entschließt sich Agamben daraufhin, zum ethischen und politischen Kern der Aristotelischen als der klassischsten aller Freundschaftskonzeptionen vorzudringen: Seine Lektüre der Nikomachischen Ethik stellt heraus, wie der Mensch über eine in sich angenehme Empfindung des bloßen Seins verfüge, während die Freundschaft in der Mit-Empfindung der Existenz auch des anderen als Teil der eigenen bestehe. Aus solcher 'Mit-Teilung' des Seins, das nie mit sich identisch ist, erwachse zugleich das Politische der Freundschaft: Sie bezeichne eine Desubjektivierung, in der sich das Ich vom Mit-Empfinden durchkreuzt und zum Freund hin verschoben sieht. So macht Freundschaft das eigene Dasein wahrnehmbar und lädt es dabei mit der Kraft des 'syn' auf: Ihre Synästhesie wäre Grundlage alles Politischen, weil sie, noch vor jeder Teilung durch konkrete 'Politik', das reine Faktum des Lebens als immer bereits geteilt erkennt. Zuletzt aber will die Paarung der Essays zum Abenteuer und zum Freund in diesem Band nicht umstandslos einleuchten: Der erste betrachtet ein eher randständiges Konzept, konsultiert Stoiker und Minnelyrik und bedenkt mit ihnen die Frage des 'guten Lebens'; der zweite widmet sich einer (derzeit) überaus prominenten Figur, greift mit Derrida und Aristoteles auf etablierte Gewährsleute zurück und entwirft ein Grundmodell politischer Theorie. Der eine mutet an wie ethisch-philologische Meditation, der andere wie eine politisch-philosophische Skizze. Besonders in den Ausführungen zum Abenteuer möchte man dabei ein gleichsam gesetztes Denken ausmachen, ein Nachsinnen über Leben und Geschick, das zunächst wenig von unruhiger Zeitgenossenschaft und mehr vielleicht von der belesenen Weltempfänglichkeit eines philosophischen Spätwerks hat. Das Abenteuer gerät dabei zum Begriff, der wohl Offenheit für die Unwägbarkeiten des Daseins einfordert und am Ende gar von einer bewusst vagen, da nicht einlösbaren Hoffnung abgelöst wird; aber trotz solcher Fährnisse wirkt Agambens Lob auf Tyche und Elpis – ähnlich dem Wandbild von Klingsors 'Terremarveile' – zuweilen wie ein eigenwilliger, in die Krisengegenwart versetzter Wunderwald der Ethik, auf dessen Lichtungen sich Dichter und Denker begegnen. Für Edward Said bedeutet 'später Stil' derweil keineswegs gleichmütiges Wohlwollen gegenüber Kunst und Welt, Einsicht ins Gebot des Hoffens oder Transformation der Wirklichkeit in ein harmonisches Bild aus Ich und Natur. Der Spätstil mag sich vielmehr in Unnachgiebigkeit und Widerspruch äußern, womöglich in der Freisetzung von Material, das eher fragmentiert als geformt wirkt.[1] Insofern wären die Eigenarten dieses Buchs, die Reibung zwischen literarischer Vignette und emphatischem Anliegen, Mittelalter und unbedingter Zeitgenossenschaft, Abenteuer der Selbstwerdung und Politik der Freundschaft, Zeichen für eine konstitutive Unversöhnlichkeit in Agambens aktuellem Denken: Er stellt sich vor als Autor, der seine umfangreichen Schriften nicht nur im großen Projekt zum Homo Sacer zu integrieren versteht, sondern die lose und kleine Form, die Ausnahme einer unzeitgemäß anmutenden Perspektive, den Sprung vom Textdetail zur weitesten philosophischen Konsequenz strategisch einzusetzen vermag – Verfahren, die Said eben als kompromisslose und ungebärdige Symptome eines Spätstils identifiziert (und die vielleicht immer schon den 'Stil' Agambens ausgemacht haben). [1] Vgl. Edward Said: On Late Style. New York: Pantheon 2006, S. 6f.
Inhaltsangabe: Einleitung: Das Thema der vorliegenden Arbeit hat eine geistesgeschichtliche Tradition, die sich auf zweieinhalb Jahrtausende beläuft. Die auf den ersten Blick einfach erscheinende antithetische Gegenüberstellung von vita activa und vita contemplativa umfasst eine Vielzahl grundsätzlicher Fragen sowohl ethischer als auch politischer Art. Denn das Begriffspaar, verstanden als qualitative Unterscheidung zwischen einander ausschließenden und sich doch komplementär ergänzenden Lebensentwürfen, beinhaltet weitere begriffliche Dualismen, so etwa die Gegenüberstellung von Einsamkeit und Gesellschaft, von Arbeit und Muße, von Denken und Handeln und von Theorie und Praxis. Insofern bildet der stilisierte Dualismus vita activa / vita contemplativa ein wesentliches Modell zur Erfassung menschlichen Daseins, das ein Thema von zeitloser Relevanz ist. Francesco Petrarcas Schrift De vita solitaria (1346–1356) kann als erstes humanistisches Prosatraktat zum Problem vita activa / vita contemplativa gelten. Als erstes Werk der Renaissance spiegelt es die Legitimierungsprobleme der humanistischen Lebensweise wider. Dabei kann Petrarca (1304–1374) als Vorreiter der neuen "frei schwebenden" Intellektuellen gelten, wie sie in Europa in den kommenden Jahrzehnten vermehrt in Erscheinung treten sollten. Thomas Morus (1478–1535) und seine Zeitgenossen stehen zwar nicht mehr unter einem derartigen Legitimierungszwang, denn die humanistische Lebensweise hat sich im Europa des frühen 16. Jahrhunderts etabliert und bildet nicht mehr die Ausnahme. Dennoch verliert die Diskussion um vita activa und vita contemplativa keinesfalls an Relevanz; im Gegenteil, die Beziehung zwischen Theorie und Praxis und die Frage, welcher der beiden der Vorrang zukommt, beschäftigt die Humanisten sehr, und für viele manifestiert sich der Dualismus in der Differenz zwischen humanistischer Theorie und politischer Praxis. Ein Standardthema der humanistischen Literatur bildet dabei die Fragestellung, ob die neue Bildungselite ihre Gelehrsamkeit in den Dienst eines Fürsten stellen sollte. Genau diese Frage behandelt auch Thomas Morus im ersten Buch seiner Utopia (1516). Von besonderem Interesse ist sein Beitrag deshalb, weil es ihm gelingt, das tradierte Problem vita activa / vita contemplativa differenziert und in seiner ganzen Bandbreite zu diskutieren, ohne je in eine gemeinplätzliche Behandlung des Themas zu verfallen. Den Konflikt zwischen politischer Aktion und gelehrter Kontemplation dramatisiert Morus dabei anhand der Morus-Persona und der Figur Raphael Hythlodaeus. Die in der europäischen Renaissance eifrig geführte Auseinandersetzung mit dem Thema reflektiert zunächst das homozentrische Weltbild der Humanisten. Das binäre Modell entwickelt sich in der Renaissance zu einer exklusiven und von gegenseitigem Unverständnis geprägten Opposition. Dabei wird, an tradierte Denkmuster anknüpfend, die vita contemplativa vielfach als müßig und nutzlos stigmatisiert, während umgekehrt die vita activa als unrein, profan und eitel gebrandmarkt wird. Ausgehend von der Hypothese, dass Morus im ersten Buch der Utopia den zeitlosen Widerstreit zwischen vita activa und vita contemplativa problematisiert, ergibt sich die zentrale Fragestellung der vorliegenden Arbeit: Zu welchem Schluss gelangt Morus mit seinem Dialogue of Counsel hinsichtlich der Frage, ob und warum Philosophen in den Staatsdienst treten bzw. aus welchen Gründen sie dies unterlassen sollten? Zu welchem Ergebnis kommt Morus in der Behandlung des Problems vita activa / vita contemplativa; welche Lebensform wird als höherwertig dargestellt und mit welcher Begründung erfolgt dies? Von besonderem Interesse ist hierbei auch, welches Bild vom Philosophen mit dem ersten Buch der Utopia vermittelt wird. Dabei wird die These vertreten, dass Morus angesichts der Unvereinbarkeit von Philosophie und Realpolitik die Dialogpartner bewusst keine Einigung erlangen lässt und im Dialogue of Counsel keine endgültige Stellung bezieht, sondern vielmehr ein Dilemma konstatiert. Gang der Untersuchung: Um die oben skizzierte Relevanz und Tragweite des Themas aus humanistischer Sicht aufzuzeigen, muss jedoch zunächst eine begriffliche Klärung erfolgen (Kapitel 2.1), damit in einem nächsten Schritt die Besonderheiten des englischen Humanismus untersucht werden können (Kapitel 2.2). Dabei wird sich zeigen, dass die Diskussion des Themas vita activa / vita contemplativa immer auch ein Indiz für ein im Wandel begriffenes Verhältnis zwischen Macht und Geist darstellt. In Kapitel 2.3 wird untersucht, inwiefern der Konflikt zwischen Aktion und Kontemplation für Morus' eigene Lebenswelt bedeutsam war; schließlich hatte er mehr als nur ein akademisches Interesse an dem im Dialogue of Counsel behandelten Problem. Da es sich bei dem Thema dieser Arbeit um ein ideengeschichtlich voraussetzungsvolles Thema handelt, erscheint es angebracht, in Kapitel 3 zunächst einen Überblick über die Geistesgeschichte des dualistischen Modells zu liefern. Mit Platon (Kapitel 3.1) und Aristoteles (Kapitel 3.2) werden die antiken Quellen des Modells aufgezeigt, wobei gerade Platon bei der Analyse des ersten Buches der Utopia zentrale Bedeutung erlangt. Schon Platon zeigt das ambivalente Verhältnis des Philosophen zur Politik auf. Aber erst mit Aristoteles' Unterscheidung zwischen bios theoretikos und bios praktikos beginnt die – bis heute anhaltende – wertende Gegenüberstellung von Geistes- und Tatmensch. In der römischen Republik findet dann ein Paradigmenwechsel statt; das kontemplative Lebensmodell des Philosophen verliert seine Daseinsberechtigung fast gänzlich. Inwieweit Cicero dieser Entwicklung gegensteuert, zeigt Kapitel 3.3 dieser Arbeit. Mit Augustinus schließlich (Kapitel 3.4) wird ein kurzer Blick auf einen Theoretiker geworfen, der die Übernahme des antiken Denkmodells in die christliche Ethik markiert. Dabei wird deutlich, dass die Gegenüberstellung von vita activa und vita contemplativa dem christlichen Weltverständnis de facto zuwiderläuft. Mit Platon, Aristoteles, Cicero und Augustinus sind zugleich auch die wichtigsten Quellen der Renaissance-Humanisten benannt. Vor diesem geistesgeschichtlichen Hintergrund wird in Kapitel 4 untersucht, welche Haltung Thomas Morus hinsichtlich des tradierten Widerstreits der beiden konkurrierenden Lebensentwürfe einnimmt. Bevor jedoch die Dialogpartner und ihre jeweilige Argumentationsstruktur untersucht werden, wird in Kapitel 4.1 ein kurzer Blick auf das von Morus begründete literarische Subgenre der Utopie geworfen. Hierbei zeigt sich, dass die neuzeitliche Utopie ein intellektualistisches Konstrukt ist, das den verborgenen Wunsch des Theoretikers nach einer aktiven Wirklichkeitsgestaltung reflektiert. In Kapitel 4.2 werden die semifiktionalen Dialogpartner Morus und Aegidius untersucht; Kapitel 4.3 beleuchtet mit Raphael Hythlodaeus die zentrale Figur der Utopia. Dabei wird deutlich, dass Raphael vom Autor als idealtypischer Philosoph angelegt ist, der als solcher die ursprünglichste Form der vita contemplativa repräsentiert. Auch zeigt sich, dass die Figuren bereits die Grundzüge des sich erst zur Mitte des 16. Jahrhunderts vollständig entfaltenden Gentleman-Ideals aufweisen. Da der Gentleman sich durch eine weltläufige und lebenspraktische Grundhaltung auszeichnet, ergibt sich ein starker Kontrast zwischen den Dialogpartnern, der eine wirkungsvolle Inszenierung des Konflikts zwischen vita activa und vita contemplativa ermöglicht. In Kapitel 4.4. wird schließlich untersucht, inwieweit Morus im Dialogue of Counsel eine Bewertung der konkurrierenden Lebensmodelle vornimmt. Hier wird die These vertreten, dass Morus eine ambivalente Haltung zur diskutierten Frage der politischen Beratung hat und dass er sich einer verbindlichen Aussage bewusst enthält. Damit attestiert Morus im Dialogue of Counsel zugleich die Fremdheit des Philosophen in der Welt, die schon Platon im Gorgias und im Theaitetos behandelt. Inhaltsverzeichnis: 1.Einleitung1 2.Thomas Morus und der englische Humanismus8 2.1Zum Begriff des Humanismus: Schwierigkeiten einer Definition8 2.2Der englische Humanismus im europäischen Kontext11 2.3Thomas Morus: "The king's good servant, but God's first"19 3.Zur Geistesgeschichte von vita activa und vita contemplativa32 3.1Platon: Die Untrennbarkeit von Theorie und Praxis33 3.2Aristoteles: Das Primat der Kontemplation38 3.3Cicero: Philosophie als Bildungsgut40 3.4Augustinus: Handeln als Notwendigkeit46 4.Vita activa und vita contemplativa im ersten Buch von Thomas Morus' Utopia51 4.1Die Utopie der Neuzeit: Kritik und Gegenbild52 4.2Die Figuren Thomas Morus und Petrus Aegidius59 4.3Die Figur Raphael Hythlodaeus64 4.4Der Dialogue of Counsel als Problematisierung des Konflikts zwischen vita activa und vita contemplativa78 4.4.1Im Dienste des Königs: These und Antithese80 4.4.2Die Morton-Episode: Ein zweifelhaftes Exemplum83 4.4.3Der Philosoph als Staatsmann: Platon versus Platon86 4.4.4Die rhetorische Strategie der Dialogpartner90 4.4.5Die Fremdheit des Philosophen in der Welt94 4.4.6Die Unvereinbarkeit von vita activa und vita contemplativa102 5.Schlussfolgerungen106 6.Literaturverzeichnis109Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: 1.Einleitung1 2.Thomas Morus und der englische Humanismus8 2.1Zum Begriff des Humanismus: Schwierigkeiten einer Definition8 2.2Der englische Humanismus im europäischen Kontext11 2.3Thomas Morus: "The king's good servant, but God's first"19 3.Zur Geistesgeschichte von vita activa und vita contemplativa32 3.1Platon: Die Untrennbarkeit von Theorie und Praxis33 3.2Aristoteles: Das Primat der Kontemplation38 3.3Cicero: Philosophie als Bildungsgut40 3.4Augustinus: Handeln als Notwendigkeit46 4.Vita activa und vita contemplativa im ersten Buch von Thomas Morus' Utopia51 4.1Die Utopie der Neuzeit: Kritik und Gegenbild52 4.2Die Figuren Thomas Morus und Petrus Aegidius59 4.3Die Figur Raphael Hythlodaeus64 4.4Der Dialogue of Counsel als Problematisierung des Konflikts zwischen vita activa und vita contemplativa78 4.4.1Im Dienste des Königs: These und Antithese80 4.4.2Die Morton-Episode: Ein zweifelhaftes Exemplum83 4.4.3Der Philosoph als Staatsmann: Platon versus Platon86 4.4.4Die rhetorische Strategie der Dialogpartner90 4.4.5Die Fremdheit des Philosophen in der Welt94 4.4.6Die Unvereinbarkeit von vita activa und vita contemplativa102 5.Schlussfolgerungen106 6.Literaturverzeichnis109Textprobe:Textprobe: Kapitel 4.4, Der Dialogue of Counsel als Problematisierung des Konflikts zwischen vita activa und vita contemplativa: What commoditie, strength, and consolation it is to a realme, to have honourable, wyse, and circumspect counsaylours, attendynge on the person of the chiefe governour: Contrarywise in the lacke of them, what incommodytie, debilitie, and desolation, happeneth to the realme, where the prince lacketh suche counsaylours, whom Aristotle calle his eies, his eares, his handes, and his fete. Der Dialog im ersten Buch der Utopia, der sich mit dem Thema der politischen Beratung auseinandersetzt, wird in der Utopia-Forschung seit Hexter allgemein mit dem Terminus Dialogue of Counsel bezeichnet. Im Dialogue wird die Frage erörtert, ob ein Philosoph in den Dienst eines Königs treten sollte, um mit seinem Rat dem Herrscher zu tugendhaftem Handeln zu verhelfen. Neben dieser Frage werden im ersten Buch zwei weitere Themen behandelt. Die Missstände in der englischen Innenpolitik sowie die außenpolitischen Praktiken europäischer Fürsten. In seiner Kritik an der Innen- und Außenpolitik stimmt Morus Raphael zu: "To be sure, my dear Raphael you have given me great pleasure, for everything you have said has been both wise and witty." In der Frage der politischen Beratung erlangen die Dialogpartner jedoch keine Einigung. Diese Frage aber ist die zentrale. "Ihre Bedeutung wird schon daraus ersichtlich, daß sie dreimal angegangen wird und aus ihrer Diskussion die beiden anderen Themenkreise erwachsen." Das Problem der politischen Beratung bildet also den inhaltlichen Kern des ersten Buches. Dabei kann die zur Debatte stehende Frage mit J.H. Hexter lauten: "What are the central issues bearing on whether men like Hythloday and More, concerned to better the world and knowing how it can be bettered, shall put their talents at the disposal of a ruler?" In diesem Diskussionspunkt differieren die Standpunkte erheblich: Auf der einen Seite steht Raphael, der ein politisches Engagement weit von sich weist, auf der anderen Seite stehen Morus und Aegidius, die im Dienst für den Staat eine moralische Pflicht erkennen. Wie wir sehen werden, kulminiert die Diskussion in der These des Morus, an den Fürstenhöfen sei kein Platz für eine akademische Philosophie (philosophia scholastica); jedoch sei eine pragmatische Philosophie (philosophia civilior) ein geeignetes Mittel der politischen Einflussnahme. Diese von Morus getroffene Unterscheidung zwischen philosophia scholastica und philosophia civilior erscheint jedoch von zweifelhaftem analytischen Wert, sie verdeckt zudem das eigentliche Problem der politischen Beratung, indem suggeriert wird, eine Synthese aus abstrakter Philosophie und konkreter Politik sei realisierbar. Was der Debatte zwischen Morus und Raphael jedoch tatsächlich zugrunde liegt, ist das antithetische Verhältnis zwischen vita activa und vita contemplativa, zwischen dem otium des Gelehrten und dem negotium des Politikers. Wie gezeigt wurde, besteht seit jeher ein Gegensatz zwischen dem Philosophen als Repräsentant des kontemplativen Lebensideals und dem Politiker, dem Repräsentanten des aktiven Lebensideals. Mit dem Dialogue of Counsel behandelt Thomas Morus den zeitlosen, aber für die Renaissance-Humanisten hochaktuellen Widerstreit zwischen Macht und Geist. Dabei steht Raphael für das athenische Menschenbild, in dem die Philosophie noch die höchste und edelste Lebensform darstellt. Morus hingegen verkörpert das römisch-patriotische Ideal, welches Philosophie nicht mehr als Daseinszweck akzeptiert, weil der Dienst an der Gemeinschaft als das höchste Gut angesehen wird. Insofern kann der Konflikt zwischen vita activa und vita contemplativa, wie er im ersten Buch der Utopia in Szene gesetzt wird, auch als ein Widerstreit zwischen dem griechischen und dem römischen Menschenbild gelten. Im Folgenden soll weiter gezeigt werden, dass der Konflikt zwischen der Kontemplation des Philosophen und der Aktion des Politikers, anders als von der Figur Morus suggeriert, de facto unlösbar ist und dass dies dem Autor Morus auch bewusst ist. Hieraus ergibt sich als weitere These, dass Morus keine der Positionen als höherwertig darstellt. Darauf deutet schon der Umstand hin, dass Morus sich der für ein moralisches Dilemma am besten geeigneten literarischen Form, nämlich der des Dialogs, bedient. Sie ermöglicht es ihm, die dialektische Spannung zwischen vita activa und vita contemplativa zu dramatisieren, ohne dass am Ende eine der Positionen als richtig oder falsch dasteht. Es bleibt dem Leser überlassen, zu entscheiden, welche der Positionen überzeugender ist.
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Das Konzept des demokratischen Rechtsstaates, bisher einigendes Fundament und Leitprinzip der europäischen Einigung, steht heute im Zentrum einer kritischen Debatte, die die Grundlagen des europäischen Friedensprojektes zu gefährden droht. Weltweit und insbesondere in Europa wächst die Sorge um den Erhalt der freiheitlich-demokratischen Werte. Populistische Bewegungen gewinnen an Einfluss, indem sie einfache Antworten auf die komplexen Herausforderungen unserer Zeit anbieten. Diese Bewegungen finden vor allem bei denjenigen Anklang, die sich inmitten des raschen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandels nach Sicherheit und Beständigkeit sehnen. Sie neigen dazu, sich Lösungen wie nationaler Abschottung und der Etablierung autoritärer Regime zuzuwenden, um ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln (vgl. Möllers 2018, S. 7).Seit der Flüchtlingskrise 2015 haben populistische Strömungen in verschiedenen europäischen Ländern an Zulauf gewonnen. Ungarn und Polen sind prominente Beispiele, in denen rechtsnationale bis rechtsradikale Parteien an die Macht gekommen sind. Diese Regierungen stehen im Widerspruch zu den Grundprinzipien der Europäischen Union, einschließlich der Achtung der Menschenwürde, der Demokratie, der Freiheit, der Gleichheit und der Rechtsstaatlichkeit. Der Umbau des Staatswesens in diesen Ländern zeigt sich insbesondere in der Einschränkung der Unabhängigkeit der Justiz, der Verfassungsgerichtsbarkeit und der Medien (Bundeszentrale für politische Bildung 2022).Besonders in Ungarn, wo seit Viktor Orbáns zweiter Amtszeit im Jahr 2010 ein schleichender Prozess des Demokratieabbaus zu beobachten ist, wird die Bedeutung der Medienregulierung für die demokratischen Strukturen und die politische Landschaft offensichtlich. Die vorliegende Arbeit widmet sich dieser Problematik und beleuchtet, wie die Regulierung der Medien in Ungarn demokratische Prozesse und die politische Szenerie des Landes beeinflusst.Die Arbeit beginnt mit einer grundlegenden Definition des Begriffs "Medien" und einer Erörterung ihrer primären, sekundären und tertiären Funktionen im politischen Raum. Anschließend wird die Nutzung der Medien als Instrument der Regierungskommunikation und als Mittel der Machtsicherung untersucht. Eine Analyse der aktuellen Medienlandschaft in Ungarn, einschließlich der Einschränkungen der Pressefreiheit, der Meinungsvielfalt sowie der Kontrolle und Einflussnahme der Regierung auf die Medienorgane, bildet den Kern der Arbeit.Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Medienregulierung in Ungarn gelegt. Die Auswirkungen dieser Medienregulierung auf die Demokratie in Ungarn werden untersucht, um zu verstehen, wie Veränderungen in der Medienlandschaft die Grundpfeiler der Demokratie beeinflussen - die Bedeutung der Medien für eine demokratische Gesellschaft, die Einschränkungen der Demokratie durch Regulierungen in der Medienlandschaft und die politischen Auswirkungen auf das demokratische System. Abschließend wird in einem Fazit reflektiert, inwiefern die Medienregulierung in Ungarn als symptomatisch für eine Verschiebung weg von demokratischen Idealen gesehen werden kann.Ziel der Arbeit ist es, ein Verständnis der komplexen Wechselwirkungen zwischen Medienregulierung und demokratischen Prozessen in Ungarn zu erlangen und damit einen Beitrag zur aktuellen Debatte über die Bedeutung liberaler demokratischer Werte in Europa zu leisten.Die Rolle der Medien in der PolitikDer folgende Abschnitt befasst sich mit der Rolle der Medien in der Politik. Im Mittelpunkt steht dabei die differenzierte Betrachtung der primären, sekundären und tertiären Funktionen der Medien. Mit Hilfe dieser Unterscheidung ist es möglich, ein tieferes Verständnis dafür zu entwickeln, wie Medien die politische Landschaft gestalten und beeinflussen. Durch die Analyse dieser Funktionen wird untersucht, wie Medien Öffentlichkeit herstellen, Informationen verbreiten, politische Akteure kontrollieren und zur politischen Sozialisation und Bildung beitragen. Dies ist von entscheidender Bedeutung, um die komplexen Wechselwirkungen zwischen Medien und Politik vollständig zu erfassen. Primär-, Tertiär- und SekundärfunktionDie Macht der Massenmedien, bestehende Machtstrukturen herauszufordern, darf nicht unterschätzt werden. Durch die Sammlung, Aufbereitung und Verbreitung von Informationen, Wissen und politischen Ansichten wird die öffentliche Meinung wesentlich beeinflusst (Wittkämper, S. 37). Bereits in der Frühen Neuzeit erkannten der Adel und die Kirche als damalige Machthaber die potenzielle Bedrohung, die von den Medien ausging. Sie reagierten schnell und führten nach der Entdeckung des Buchdrucks Zensurmaßnahmen ein, um die zu druckenden Inhalte vorzuprüfen und ihre Herrschaft zu sichern (Strohmeier 2004, S. 69).In der heutigen Zeit spielen die Medien eine zentrale Rolle bei der Gestaltung der politischen Realitäten, da sie in der Lage sind, die politische Macht entweder zu stärken oder zu untergraben (Strohmeier 2004, S. 69). Ziel der folgenden Ausführungen ist die Veranschaulichung des Einflusspotenzials der Massenmedien durch die Darstellung ihrer grundlegenden Funktionen.Gerd Strohmeier weist auf die Bedeutung der primären, der sekundären und der tertiären Funktion der Massenmedien hin. Die Primärfunktion besteht darin, Öffentlichkeit herzustellen, die entsteht, wenn direkte Kommunikationsformen bevölkerungsbedingt nicht ausreichen. Massenmedien ermöglichen eine schnelle und einfache Verbreitung von Nachrichten und füllen so diese kommunikative Lücke (Strohmeier 2004, S. 72).Die Kontrolle der politischen Akteure und die Verbreitung von Informationen gehören zu der Sekundärfunktion. Ziel ist die umfassende und verständliche Vermittlung von Inhalten und damit die Beeinflussung der Meinungsbildung. Zugleich haben Massenmedien die Aufgabe, das Verhalten der politischen Institutionen zu überwachen, Missstände aufzudecken und Kritik zu üben (Strohmeier 2004, S. 72f.).Die Tertiärfunktion der Medien umfasst drei wesentliche Aspekte. Erstens die Förderung der politischen Meinungs- und Willensbildung, zweitens die Integration und politische Sozialisation und drittens die Vermittlung politischer Bildung. Diese Aspekte unterstützen die Entwicklung der Persönlichkeit des Einzelnen und seine Integration in die Gesellschaft, fördern das Verständnis für das politische System und regen zur aktiven Teilnahme am politischen Leben an. Darüber hinaus haben die Massenmedien einen entscheidenden Einfluss auf die Art und Weise, wie über bestimmte Themen nachgedacht und gesprochen wird, oft ohne dass sich die Menschen der Beeinflussung ihrer Meinungen durch die Medien bewusst sind (Strohmeier 2004, S. 73f.).Medien als InstrumentIm nächsten Schritt unserer Analyse konzentrieren wir uns auf die Rolle der Medien als politisches Werkzeug. Dabei unterteilt sich unsere Betrachtung in zwei Schlüsselaspekte. Einerseits die Nutzung der Medien für Regierungskommunikation, durch die Regierungen ihre Botschaften vermitteln, und andererseits die Anwendung der Medien als Mittel zur Machtsicherung, wodurch Einfluss auf die öffentliche Meinung genommen und politische Macht gefestigt wird.Medien als Instrument für RegierungskommunikationDie strategische Nutzung der Medien durch die Regierung wird vor allem in Bezug auf den Einfluss der Mediengesetzgebung auf die Demokratisierungsprozesse und die Politikgestaltung in Ungarn untersucht. Durch die gezielte Verbreitung politischer Botschaften und Entscheidungen interagieren Regierungen direkt mit der Bevölkerung, was nicht nur die Verbreitung von Informationen fördert, sondern auch die öffentliche Meinung prägt und politische Unterstützung generiert.Um den Rechtspopulismus zu verstehen, ist es notwendig, sich mit Cas Muddes Definition des Populismus auseinanderzusetzen, der Populismus als eine Ideologie betrachtet, die die Gesellschaft in zwei homogene und antagonistische Gruppen teilt: "das reine Volk" gegenüber "der korrupten Elite", wobei Politik als Ausdruck des allgemeinen Volkswillens verstanden wird (Mudde 2004, S. 543). Die Tendenz, dass rechtspopulistische Parteien seit den 1980er Jahren Wahlerfolge erzielen und sich etablieren, zeigt sich nicht nur in westeuropäischen, sondern auch in jungen Demokratien Osteuropas, einschließlich Ungarns (Geden 2006, S. 17f.).Rechtspopulisten positionieren sich als Vertreter der "schweigenden Mehrheit" in direktem Gegensatz zu den politischen und kulturellen Eliten und privilegierten Minderheiten, denen sie die Verfolgung partikularer Interessen vorwerfen (Geden 2006, S. 20f.). Ihre politische Rhetorik ist durch Vereinfachung und Komplexitätsreduktion gekennzeichnet, wobei sie sich organisatorisch von den etablierten Parteien abgrenzen, etwa durch die Zusammenarbeit mit außerparlamentarischen Gruppen, die Initiierung von Volksentscheiden oder die Präsenz charismatischer Führungspersönlichkeiten (Geden 2006, S. 22).Ein zentrales Element rechtspopulistischen Denkens ist der "Ethnopluralismus", der besagt, dass sich ethnisch und kulturell homogene Völker nicht vermischen sollten, was eine inhärente Ungleichheit der Völker suggeriert und kulturelle Begegnungen als konfliktträchtig ansieht (Bruns et al. 2015, S. 12f.).Im spezifischen Kontext Ungarns unter der Führung von Viktor Orbán zeigt sich die kritische Rolle dieser Medienstrategien. Die Regierung Orbán hat Medienregulierung bewusst eingesetzt, um ein medienfreundliches Umfeld für regierungsnahe Nachrichtenquellen zu schaffen und gleichzeitig den Raum für kritische Stimmen einzuschränken (Mudde 2004, S. 543). Dies schränkt nicht nur die Vielfalt und Freiheit der Medien ein, sondern hat auch tiefgreifende Auswirkungen auf demokratische Prozesse, indem es die Möglichkeiten für eine offene politische Debatte einschränkt.Diese strategische Nutzung der Medien für die Regierungskommunikation verdeutlicht die Doppelnatur der Medien in der Politik. Einerseits als Kanäle für die transparente Kommunikation politischer Inhalte und andererseits als Instrumente der Machtkonsolidierung, die die demokratischen Grundlagen untergraben können. Diese Dynamik ist entscheidend für das Verständnis der politischen Situation in Ungarn und der Rolle, die die Medienregulierung dabei spielt (Geden 2006, S. 17f.).Detlef Grieswelle betont in "Politische Rhetorik: Macht der Rede, öffentliche Legitimation, Stiftung von Konsens" die bedeutende Rolle der Rhetorik in der Politik. Rhetorik dient nicht nur der Durchsetzung und Legitimation von Macht, sondern auch der Kontrolle und Repräsentation von Interessen, was ihre Bedeutung als Instrument politischer Führung und Einflussnahme unterstreicht (Grieswelle 2000, S. 33). In diesem Zusammenhang ist die rhetorische Strategie des ungarischen Ministerpräsidenten von besonderer Relevanz, da mit ihr versucht wird, politische Legitimität für diese Vision zu schaffen und die Unterstützung der Bevölkerung zu gewinnen (Bruns et al. 2015, S. 12f.).Medien als Werkzeug zur Sicherung von MachtUm zu verstehen, wie die Medien zum Machterhalt beitragen, ist die Rhetorik von rechtspopulistischen Figuren wie Viktor Orbán besonders aufschlussreich. Orbán nutzt plakative und skandalträchtige Kommunikationswege, um mediale Aufmerksamkeit zu generieren die nicht nur seine Präsenz in der Öffentlichkeit stärkt, sondern auch eine Mobilisierung seiner Anhängerschaft bewirkt (Schnepf 2020, S. 5). In seinen politischen Reden kehren bestimmte rhetorische Muster immer wieder, darunter die Verwendung von Antagonismen, die eine Konfliktsituation erzeugen, insbesondere durch die Gegenüberstellung von "Elite" und "Volk". Dabei wird das "Volk" als unterdrückt dargestellt, während die rechtspopulistische Partei als volksnah inszeniert wird (Mudde 2004, S. 543). Eine charakteristische Einfachheit in den Botschaften rechter Parteien wird von Bischof und Senninger hervorgehoben. Je weiter rechts eine Partei steht, desto einfacher ist ihr Programm (Bischof/Senninger 2018, S. 484). Solche Diskurse verwenden prägnante und leicht verständliche Formulierungen für ansonsten komplexe politische Sachverhalte, suggerieren einfache Lösungen und nutzen Dramatisierungen und Metaphern. Insbesondere werden Migrant*innen durch metaphorische Vergleiche abgewertet (Hogan/Haltinner 2015, S. 533) und es wird auf die Bedrohung der nationalen Identität durch ethnische Minderheiten und Migrant*innen angespielt, ein Vorgehen, das Ruth Wodak als "politics of fear" beschreibt (Wodak 2015, S. 2).Diese Elemente rechtspopulistischer Rhetorik finden sich in Orbáns Äußerungen deutlich wieder, wie einige seiner Reden und Interviews exemplarisch zeigen. Besonders deutlich wird dies in seiner Darstellung von Migration als Bedrohung für das ungarische Volk, wobei er einen alarmistischen Ton anschlägt, um die migrationskritische Haltung der Regierung zu untermauern und ein Klima der Angst zu erzeugen: "Europa wird von einer beispiellosen Masseneinwanderung bedroht. (...) Wir sprechen heute von Hunderttausenden, nächstes Jahr werden es Millionen sein, ein Ende ist nicht in Sicht" (Orbán, zitiert nach Mendelski 2019, S. 8). Orbáns Wortwahl, in der er von der "Wahrheit" spricht, verdeutlicht seine Überzeugung von der Legitimität seiner Politik, wobei er durch Übertreibungen wie "Millionen", "massive Integration" oder "unerwartetes Ausmaß" eine Atmosphäre der Panik schafft.In einer Rede anlässlich seiner Vereidigung als Ministerpräsident präsentierte Orbán seine Vision einer Demokratie, die er als "christdemokratisch im 21. Jahrhundert" bezeichnete und damit ein stark von christlichen Werten geprägtes Bild nationaler Identität entwarf, das traditionelle Familienbilder bevorzugt und Homosexualität ausgrenzt. Diese Ausführungen zeigen, wie Orbán die Medien nutzt, um seine politische Botschaft zu verstärken und wie er die Medien als Instrument zur Sicherung seiner Macht einsetzt, indem er sich einer Rhetorik bedient, die sowohl mobilisiert als auch polarisiert, um seine Position zu festigen und Herausforderungen zu kontrollieren.Analyse der aktuellen Medienlandschaft in UngarnDer folgende Teil der Arbeit befasst sich mit der aktuellen Medienlandschaft in Ungarn. In der ersten Amtszeit Orbáns zwischen 1998 und 2002 gab es kaum Eingriffe in die Pressefreiheit, was auf mehrere Faktoren zurückzuführen ist. Da Ungarn in dieser Zeit noch auf den EU-Beitritt hinarbeitete, vermied Orbán bewusst Auseinandersetzungen mit der Europäischen Union über Fragen der Pressefreiheit. Dies änderte sich jedoch in der darauffolgenden Amtszeit ab 2010 drastisch: Ein neues Gesetz wurde eingeführt, das staatlichen Stellen die Einflussnahme auf die Medien ermöglichte und deren Regulierung legitimierte. Fortan nutzte die Regierung Orbán die Medien gezielt für ihre politischen Ziele.Einschränkungen der Pressefreiheit und Meinungsvielfalt in UngarnDas Beispiel Ungarns zeigt den Übergang von einem Demokratisierungsprozess zu einem schleichenden Verlust demokratischer Strukturen. Ursprünglich galt Ungarn aufgrund seiner politischen Fortschritte und wirtschaftlichen Stabilität in den späten 1990er und frühen 2000er Jahren als Vorbild unter den EU-Beitrittskandidaten. Nach dem Fall der kommunistischen Einparteienherrschaft (1949-1989) und der Etablierung einer parlamentarischen Demokratie (ab 1990) unternahm das Land erhebliche Anstrengungen, um eine demokratische Staatsform zu etablieren. Wichtige Reformen dieser Zeit schufen unter anderem eine klare Trennung der Staatsgewalten (Legislative, Exekutive, Judikative) und die neue Verfassung verankerte Prinzipien wie Rechtsstaatlichkeit und Unabhängigkeit der Justiz (Ismayr 2002, S. 310ff.).Seit 2010 hat Viktor Orbán mit seiner Fidesz-Partei jedoch einen politischen Kurs eingeschlagen der den zuvor eingeleiteten Demokratisierungsprozess nicht nur gestoppt, sondern in einigen Bereichen sogar rückgängig gemacht hat. Ein 2010 verabschiedetes Mediengesetz, das es staatlichen Stellen erlaubt, die Medien zu überwachen und bei Verstößen zu sanktionieren, markiert einen Wendepunkt in der Einschränkung der Pressefreiheit und ist ein zentraler Faktor im Demokratieabbau des Landes (Bajomi-Lazar 2018, S. 273ff.). Freedom House hebt hervor, dass von allen Kriterien zur Bewertung des Zustands von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit gerade die Pressefreiheit in Ungarn die dramatischsten Einbußen zu verzeichnen hat (Bajomi-Lazar 2018, S. 273).Die ungarische Medienlandschaft hat sich seit der Regierungsübernahme durch Orbán und Fidesz sukzessive verändert. Die Regierung kontrolliert den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, die staatliche Nachrichtenagentur Magyar Tavirati Iroda sowie einen erheblichen Teil der privaten Medien, die sich im Besitz von Orbán nahestehenden Personen befinden. Im Rahmen einer umfassenden Umstrukturierung wurden 570 leitende Angestellte der Rundfunkanstalten durch der Fidesz-Partei loyale Mitarbeiter ersetzt (Bajomi-Lazar 2018, S. 275f.).Für die regionale Berichterstattung sind seit Sommer 2017 ausschließlich unternehmerfreundliche Medien zuständig. Mit der Schließung einiger kritischer Zeitungen, darunter die überregionalen Blätter Nepszabadsag und Magyar Nemzet, ist die kritische Berichterstattung landesweit nahezu zum Erliegen gekommen. Zudem werden Journalisten, die sich kritisch über Orbán und seine Regierung äußern, nicht selten auf "schwarze Listen" gesetzt, eine Praxis, die offensichtlich darauf abzielt, Kritiker einzuschüchtern (Bajomi-Lazar 2018, S. 280).Kontrolle und Einflussnahme der Regierung auf MedienorganeEin neues Medienpaket mit Änderungen des Medien- und Pressegesetzes trat am 01.01.2011 durch die Regierung Orban in Kraft. Dieses sorgte damals europaweit für Schlagzeilen. Die Rechtsstaatlichkeit des Gesetzes wurde von der EU-Kommission angezweifelt. Auf einige Aspekte soll im Folgenden kurz eingegangen werden.Die Unabhängigkeit der Medien wurde durch das Mediengesetz erheblich geschwächt. Das Mediengesetz sah unter anderem ein Verbot bestimmter Äußerungen vor und legte eine Registrierungspflicht für alle Medien fest. Es drohte die Löschung und der Entzug der rechtlichen Möglichkeit, in Ungarn zu publizieren, wenn der Registrierungspflicht nicht nachgekommen wurde. Dies galt auch für Medienunternehmen, die außerhalb Ungarns in anderen Staaten der Europäischen Union (EU) tätig waren.Die Aufsicht über die Medien wurde nicht mehr von verschiedenen Behörden, sondern von einem einzigen Medienkontrollgremium ausgeübt. Das Medienkontrollgremium war für die Verhängung von Geldstrafen bei "politisch unausgewogener Berichterstattung" (Möllers 2018, S. 47) zuständig. Hinzu kam, dass viele Journalistinnen und Journalisten, die für den staatlichen Rundfunk arbeiteten, entlassen wurden und beispielsweise privaten, regierungskritischen Medien erschwert wurde, eine Rundfunklizenz zu erhalten. Die EU konnte durch die Androhung eines Vertragsverletzungsverfahrens zumindest eine Änderung der "EU-Ausländer betreffenden Aspekte" (Möllers 2018, S. 47) erreichen.MediengesetzgebungNoch bevor Ungarn seine neue Verfassung verankerte, stand die Regierung aufgrund der Verabschiedung eines restriktiven Mediengesetzes unter Beschuss. Das Gesetz, welches im Januar 2011 in Kraft trat, beschränkt deutlich die Freiheit der Medien und Presse (Salzborn 2015, S. 76). Das Hauptziel dieser Maßnahme ist die Dominanz der Regierung Orbáns über das Mediengefüge. Zu diesem Zweck wurde die Nationale Kommunikations- und Medienbehörde ("KESMA") ins Leben gerufen. Diese Behörde und der Medienrat erhielten erweiterte Befugnisse zur Überwachung und Lizenzierung von Medienangeboten. Unter anderem ist die Nationale Kommunikations- und Medienbehörde verantwortlich für die Vergabe von Sendelizenzen und übernimmt Aufgaben im Bereich des Verbraucher- und Wettbewerbsschutzes. Eine der Hauptaufgaben des Medienrates ist die Gewährleistung einer Berichterstattung (Bos 2021, S. 38). Neben der Neustrukturierung des Medienwesens führte die Regierung ein Fördermodell ein, das regierungsnahe Medien durch staatliche Werbeverträge finanziell unterstützt.Nach den Wahlen im Jahr 2014 erwarben Unternehmer, die der Regierung nahestehen, zunehmend Medien der Opposition, die anschließend in die neu geschaffene "Mitteleuropäische Presse- und Medienstiftung" eingebracht wurden (Bos 2021, S. 38). So schaffte es die Regierung Orbán, einflussreiche Medien der Opposition zu marginalisieren oder vollständig vom Markt zu nehmen. Ebenso wurden Online-Nachrichtenplattformen in das System eingegliedert (Bos 2021, S. 39).Samuel Salzborn kritisiert insbesondere den rechtlichen Charakter des neuen Mediengesetzes, das vage Generalklauseln beinhaltet, welche sich auf unbestimmte Konzepte wie "gute Sitten" berufen. Diese Klauseln sind offen für Interpretationen und ermöglichen damit eine gewisse Willkür. Die Definition dessen was als "gute Sitte" gilt kann staatlich bestimmt und gegen kritische Berichterstattung eingesetzt werden, was deren Sanktionierung zur Folge haben kann (Salzborn 2015, S. 77).Auswirkungen der Medienregulierung auf die Demokratie in UngarnNachdem im vorangegangenen Kapitel die aktuelle Medienlandschaft in Ungarn dargestellt wurde, widmet sich der folgende Abschnitt den Auswirkungen der Medienregulierung auf die demokratische Verfasstheit Ungarns. Anhand konkreter politischer Maßnahmen der ungarischen Regierung wird untersucht, wie die Visionen Orbáns umgesetzt wurden. Darüber hinaus wird analysiert, inwiefern die rechtspopulistische Politik die Qualität der ungarischen Demokratie beeinflusst und verändert hat.Bedeutung der Medien für die demokratische GesellschaftIm Zentrum der Debatte um die Rolle der Medien in der demokratischen Gesellschaft Ungarns steht die Transformationspolitik Viktor Orbáns und seiner Fidesz-Partei, die seit ihrem Regierungsantritt eine umfassende Kontrolle über die Medienlandschaft ausüben. Die Regierung nutzt diese Kontrolle strategisch als Instrument der Regierungskommunikation, um eine fast ausschließlich positive Berichterstattung über ihre Handlungen und Entscheidungen sicherzustellen. Regierungskritische Stimmen finden kaum Gehör, stattdessen wird Kritik systematisch unterdrückt und negative Nachrichten werden in einem für die Regierung vorteilhaften Licht dargestellt. Die gezielte Durchführung von Desinformationskampagnen, die Bajomi-Lazar als "Propaganda" bezeichnet, ist ein weiterer Baustein dieser Medienpolitik (Bajomi-Lazar 2018, S. 280f.).Die Verpflichtung von Arthur J. Finkelstein, einem erfahrenen Kampagnenstrategen aus den USA, durch Viktor Orbán unterstreicht den gezielten Einsatz der Medien zur Meinungsbildung. Das Phänomen der Verbreitung von teilweise oder vollständig gefälschten Nachrichten ist zwar kein Alleinstellungsmerkmal der ungarischen Medienlandschaft, die offene Zurschaustellung dieser Praktiken durch die ungarische Regierung ohne den Versuch, ihre Aktivitäten zu verschleiern, stellt jedoch einen klaren Bruch mit demokratischen Normen dar (Bajomi-Lazar 2018, S. 281).Diese Entwicklung wirft grundsätzliche Fragen nach den Auswirkungen der Medienregulierung auf die Demokratie in Ungarn auf. Die Einflussnahme auf die Medien und die damit einhergehende Unterdrückung pluralistischer Diskurse hat unmittelbare Folgen für die demokratische Gesellschaft. Indem die Medien als verlängerter Arm der Regierungskommunikation fungieren und kritische Berichterstattung marginalisiert wird, werden demokratische Grundwerte wie Meinungsvielfalt und Pressefreiheit massiv untergraben. Die strategische Manipulation der Medienlandschaft durch die Regierung Orbán verdeutlicht die Herausforderungen vor denen die Demokratie in Ungarn steht und unterstreicht die zentrale Rolle der Medienfreiheit als Grundpfeiler einer lebendigen und funktionierenden demokratischen Gesellschaft. Einschränkung der Demokratie durch Regulierungen in der MedienlandschaftDie Regulierung der Medienlandschaft in Ungarn durch Viktor Orbán und seine Fidesz-Partei hat weitreichende Folgen für die Demokratie im Land. Durch die systematische Übernahme und Anpassung der Medien an ihre Vorstellungen, insbesondere durch die Besetzung der Führungspositionen in den wichtigsten Medienorganisationen mit Verbündeten der Regierung, haben sie die Medien zu einem Instrument der Machtsicherung gemacht. Die Aufhebung der Unabhängigkeit der Medien ermöglicht es der Orbán-Regierung, die Berichterstattung vollständig für ihre politischen Ziele zu instrumentalisieren. Es dominiert eine einseitige Berichterstattung, die den Bürgern vor allem in den ländlichen Regionen wenig Spielraum lässt die Authentizität und Richtigkeit der präsentierten Nachrichten zu überprüfen. Die Bürger Ungarns stehen vor der Herausforderung, dass sie kaum Zugang zu alternativen Perspektiven oder kritischen Stimmen haben, was sie quasi dazu zwingt, den regierungsgesteuerten Nachrichten Glauben zu schenken (Bajomi-Lazar 2018, S. 281/282).Diese Einschränkung der Medienfreiheit und die Manipulation der Informationslandschaft durch die Regierung Orbán untergraben grundlegende demokratische Prinzipien, indem sie den freien Zugang zu Informationen einschränken und eine fundierte öffentliche Meinungsbildung verhindern. Durch die gezielte Meinungsmache und die Abschottung gegenüber kritischen Debatten werden die natürlichen demokratischen Kontrollmechanismen geschwächt und die Bevölkerung als Kontrollinstanz der Regierung faktisch entmachtet. Die Strategie, die Macht über die Medien zu festigen und dafür zu sorgen, dass keine Gegenmeinungen an die Öffentlichkeit gelangen oder Widerstand gegen politische Entscheidungen leisten können, ist ein deutliches Zeichen für den Missbrauch von Medienmacht zur Festigung autoritärer Strukturen.Diese Entwicklungen in Ungarn verdeutlichen die zentrale Bedeutung einer unabhängigen und pluralistischen Medienlandschaft für den Erhalt einer gesunden Demokratie. Die Einschränkung der Pressefreiheit und die gezielte Manipulation der Medien durch die Regierung stellen eine ernsthafte Bedrohung für die demokratischen Prozesse und die politische Freiheit im Land dar. Politische Auswirkungen auf das demokratische System UngarnsDie politischen Auswirkungen der Regulierung der Medien auf das demokratische System in Ungarn sind tiefgreifend und haben zu einer Verschlechterung der Qualität der Demokratie im Land geführt. Diese Veränderungen spiegeln sich in verschiedenen internationalen Indizes wider, die die demokratische Stabilität Ungarns bewerten. Der "Freedom in the World Index" von Freedom House stuft Ungarn als "teilweise frei" ein, da die Fidesz-Partei die Kontrolle über unabhängige Institutionen erlangt hat, was zu einer Schwächung der Aktivitäten von Oppositionellen, Journalisten, Universitäten und NGOs geführt hat (Freedom House 2021). Der "Nations in Transit Index" bezeichnet Ungarn sogar als "Transitional or Hybrid Regime" mit einem Wert von 49 von 100 Punkten, wobei 100 Punkte für eine funktionierende Demokratie stehen (Freedom House 2021b). Der Bertelsmann Transformationsindex beschreibt Ungarn als "defekte Demokratie", in den demokratischen Institutionen zwar existieren, aber eingeschränkt und ineffektiv sind (Bertelsmann Stiftung 2020, S. 13).Deutlich verschlechtert hat sich zudem die Platzierung Ungarns in der Rangliste der Pressefreiheit von "Reporter ohne Grenzen", wo das Land nur noch auf Platz 92 von 180 Ländern rangiert und die Situation der Pressefreiheit als problematisch eingestuft wird (Reporter ohne Grenzen 2021). Der "Rule of Law Index" des World Justice Project weist Ungarn den niedrigsten Wert in Osteuropa zu, weltweit liegt es auf Platz 60 von 128 (World Justice Project 2020).Diese Indizes und Bewertungen zeigen, dass die von Viktor Orbán vorangetriebene politische Transformation direkte negative Auswirkungen auf die Qualität der Demokratie in Ungarn haben. Einige Autoren wie Attila Ágh sprechen von der "ungarischen Krankheit" als antidemokratischer Herausforderung für die EU und beschreiben das Land als "worst case scenario" einer "elected autocracy" (Ágh 2015, S. 4, S. 16). János Kornai sieht in der Entwicklung seit Orbáns Amtsantritt eine Abkehr von Demokratie und Errungenschaften des Systemwechsels Ende der 1980er, einen "U-Turn" (Kornai 2015, S. 1). Samuel Salzborn identifiziert eine transformatorische Entwicklung hin zu einer Diktatur, bedingt durch rechtliche Veränderungen und eine zunehmende Ethnisierung der Innenpolitik (Salzborn 2015, S. 81).Andere Forscher sprechen von einem "hybriden Regime" und positionieren Ungarn in einer Grauzone zwischen Demokratie und Autokratie. András Bozóki und Dániel Hegedüs betonen, dass hybride Regime eine eigenständige Kategorie darstellen, die weder als Unterform der Demokratie noch der Diktatur zu verstehen ist (Bozóki/Hegedüs 2018, S. 1183). Attila Antal betont, dass das Orbán-Regime seine politische Anhängerschaft gezielt repolitisiert und den Rest der politischen Gemeinschaft depolitisiert hat (Antal 2017, S. 18).SchlussfolgerungDas Phänomen des Demokratieabbaus, beobachtet nicht nur in Ungarn, sondern weltweit und innerhalb Europas, unterstreicht eine kritische Herausforderung für die demokratische Ordnung vieler Staaten. Die systematische Einschränkung der Presse- und Meinungsfreiheit in Ungarn seit Viktor Orbáns zweiter Amtszeit im Jahr 2010 zeichnet ein beunruhigendes Bild der Degradierung demokratischer Werte, das weit über die Grenzen Ungarns hinausreicht und die europäische Gemeinschaft insgesamt betrifft (Möllers 2018, S. 7; Ismayr 2002, S. 309ff.).Die zentrale Rolle der Medien in einer Demokratie, hervorgehoben durch ihre vielfältigen Funktionen wie die Schaffung von Öffentlichkeit, Informationsvermittlung, Kontrolle der Macht, soziale Integration und Bildung, unterstreicht die Bedeutung der Medienfreiheit für das Funktionieren einer demokratischen Gesellschaft (Strohmeier 2004, S. 69ff.). Die Kontrolle über die Massenmedien zu haben bedeutet, einen entscheidenden Einfluss darauf zu besitzen, welche Informationen die Bevölkerung erhält und wie sie die politische Realität wahrnimmt.Ungarns Entwicklung seit 2010 unter der Fidesz-Regierung ist besonders alarmierend, da sie zeigt, wie gezielt Propaganda eingesetzt wird, um die Regierungsperspektive zu stärken und oppositionelle Stimmen effektiv zum Schweigen zu bringen. Die offene Ausführung dieser Maßnahmen und das scheinbare Desinteresse der Regierung, ihre Aktionen zu verbergen, verdeutlichen eine besorgniserregende Gleichgültigkeit gegenüber demokratischen Standards (Bajomi-Lazar 2018, S. 281f.). Trotz der Transparenz dieser Aktivitäten hat die Europäische Union bisher wenig Einfluss auf eine positive Veränderung nehmen können, was den Demokratieabbau in Ungarn weiter vorantreibt.Die Situation in Ungarn ist nicht isoliert zu betrachten, sondern stellt ein ernstes Problem für die EU dar, da es die konstitutionellen und demokratischen Grundlagen der Gemeinschaft untergräbt. Die aktuellen Entwicklungen in Ungarn sind ein Warnsignal und erfordern eine dringende und koordinierte Reaktion auf europäischer Ebene, um die Demokratie zu schützen und zu fördern. Die Frage, wie die Medienregulierung in Ungarn die demokratischen Prozesse und die politische Landschaft des Landes beeinflusst, lässt sich klar beantworten: Sie führt zu einer erheblichen Einschränkung der Demokratiequalität, indem sie die freie Meinungsäußerung untergräbt, die politische Pluralität einschränkt und die Kontrollfunktion der Medien schwächt.Die Hoffnung liegt nun darauf, dass die internationale Gemeinschaft und europäische Institutionen wirksame Maßnahmen ergreifen, um die demokratischen Prinzipien in Ungarn zu stärken und einen weiteren Demokratieabbau zu verhindern. Die Bewahrung der Medienfreiheit und die Sicherstellung einer pluralistischen und unabhängigen Medienlandschaft sind essenziell für die Aufrechterhaltung einer lebendigen und gesunden Demokratie, nicht nur in Ungarn, sondern in allen demokratischen Staaten. LiteraturverzeichnisÁgh, Attila. 2015. 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GESCHICHTE DER STADT GMUNDEN IN OBER-ÖSTERREICH. ERSTER BAND Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich (-) Geschichte der Stadt Gmunden in Ober-Österreich. Erster Band (1 / 1898) ( - ) Einband ( - ) Titelseite ( - ) [Abb.]: Seiner lieblichen Vaterstadt der Verfasser. ([II]) Titelseite ([III]) Impressum ([III]) Inhaltsverzeichnis ([V]) [Abb.]: Vorwort ([VII]) Vorwort ([VII]) Quellenverzeichnis des gesammten Werkes. ([XV]) 1. Archivalien. ([XV]) 2. Literatur. ([XV]) Erster Theil. Beiträge zur Heimatkunde des politische Bezirkes Gmunden. ([1]) Einleitung. ([3]) A. Grenzsbeschreibung und Statistik. ([5]) [2 Tabellen]: (1)Nach ihrem Flächeninhalte geordnet reihen sich die politischen Gemeinden des Gerichtsbezirkes Gmunden wie folgt aneinander: (2)Der Flächeninhalt der politischen Gemeinden des Gerichtsbezirkes Ischl beträgt: (9) [Tabelle]: Nach Ihrer Einwohnerzahl reichen sich auf Grund der Zählung von 1890 die Ortsgemeinden des politischen Bezirkes Gmunden wie folgt aneinander: (9) [2 Tabellen]: (1)Die Gesamtzahl der Käufer betrug 1890 9275, wovon 8251 bewohnt, 1024 unbewohnt waren. Diese vertheilten sich wie folgt: (2)In den beiden Gerichtsbezirken stellen sich die einschlägigen Verhältnisse wie folgt: (10) [Tabelle]: Nach dem Alter gruppirt sich die Bevölkerung des politischen Bezirkes Gmunden auf Grund der letzten Volkszählung wie folgt: (11) [2 Tabellen]: (1)Ausweis über das Stellungsergebnis im politischen Bezirke Gmunden in den Jahren 1895, 1896, 1897. (2)Durch die Volkszählung des Jahres 1890 wurden unter den Bewohnern des politischen Bezirkes Gmunden folgende Gebrechen constatirt: (12) [Tabelle]: Die Anzahl der Sterbefälle (ausschließlich der Todtgeborenen) betrug 1896 im politischen Bezirk Gmunden 1363. (13) [Tabelle]: Die Volkszählung des Jahres 1890 ergab für den politischen Bezirk Gmunden bezüglich des Bildungsgrades folgende Resultate: (14) [2 Tabellen]: (1)Bezüglich der Religion der Bevölkerung des politischen Bezirkes Gmunden. (2)Ueber die einschlägigen Verhältnisse des Jahres 1894 gibt nachstehende Zusammenstellung Auskunft: (15) [2 Tabellen]: (1)Für die Evangelischen (Ausgburger Confession) bestehen im politischen Bezirke Gmunden 5 Seelsorgestationen, u. zw.: (2)Nach der Seelenzahl gereiht umfaßte Ende 1896 die Pfarrgemeinde (16) [Tabelle]: Die productive Bodenfläche des politischen Bezirkes Gmunden enthielt zur selben Zeit (mit Ausschluß der Waldungen) 34.000 ha und zwar: (16) [Tabelle]: Hievon entfielen auf den (17) Die producirenden Gewerbe des politischen Bezirkes Gmunden, deren Gesammtsumme nach dem Stande zu Ende 1896 2081 beträgt, kann man in folgende Gruppen eintheilen: (25) [2 Tabellen]: (1)Die gesammte Salzerzeugung belief sich in dem genannten Jahre auf 754.084 Metercentner, u. zw: (2)Der Salzverschleiß ergab, nach dem Monopolswerthe berechnet, folgende Resultate: (26) [Tabelle]: Man kann nach dem Stande des Jahres 1896 folgende Arten von Handelsgewerben unterscheiden: (27) [Tabelle]: Die modernen Communicationsmittel haben dem Verkehre eine ganz andere Gestalt aufgeprägt, als er sie früher besaß. Insbesondere büßten unter ihrem Einfluße die Märkte viel von ihrer einstigen Bedeutung ein. trotzdem bestehen solche, wie die beigegebene Tabelle ausweist, im politischen Bezirke noch gegenwärtig, u. zw: (28) B. Einiges über den Gmundener - oder Traunsee und seine Umgebung. ([30]) 1. Allgemeine Umrisse. (Landschaftliches. Geologie. Oro- und Hydrographie. Eis- und Sturmchronik. Flora und Fauna. Fischverhältnisse. Klima.) ([30]) [Tabelle]: Aus den bezüglichen Aufzeichnungen hat Prof. F. S. Holzinger für die genannten Sommermonate der Jahre 1860 - 1877 die mittlere Saisontemperatur berechnet und im Allgemeinen folgende Werte gefunden: (65) [Tabelle]: Nach Simony's Beobachtungen zeigten die tieferen Schichten des Traunsees im Sommer 1848 und Herbst 1874 folgende Temperaturen in Celsiusgraden: (66) [Abb.]: Winterbild vom Traunsee 1895. (69) [Abb.]: Sturmschäden 1872. (71) [Tabelle]: Mittlere Resultate der meteorologischen Beobachtungen zu Gmunden (1891 - 1896) k. k. Station "Traunsteinfuß". (90) [Abb.]: Pfahlbauerndorf am Traunsee. ( - ) 2. Geschichtliche Streifzüge. (91) a) Prähistorische Zeit. (91) [Abb.]: Funde aus der Hallstattperiode in Traunkirchen, 1894. ( - ) [2 Abb.]: (1)Römerfund aus Ebensee. (2)Salbenfläschchen. (Fundort Altmünster.) (94) [Abb.]: Symbolischer Leichenstein. (Fundort Altmünster.) (95) [Abb.]: Römischer Grabstein zu Altmünster. (96) [2 Abb.]: (1)Phalere. (Fundort Gmunden.) (2)Römische Münze. (Fundort Gmunden.) (97) [Abb.]: Römerfunde aus der Traunseegegend. (99) [2 Abb.]: (1)Römische Münze. (Fundort Pinsdorf.) (2)Römische Thongefäße. (Fundort Altmünster.) (100) [Abb.]: Römerfund (Altmünster). (101) b) Die Herren der Gegend. (Mittelalter und Neuzeit bis zur Aufhebung des Unterthansverbandes.) (103) 1. Die Abtei Trunseo und ihre Besitznachfolger. (103) 2. Die Herrschaft Ort. (108) [Abb.]: Schloß Ort 1594. (111) [Stammbaum]: Stammreihe der Ritter von Ort [1082 - 1244]. (117) [Abb.]: Land - und Seeschloß Ort in der Gegenwart. (120) 3. Die Herrschaft Ebenzweyer. (121) [Abb.]: Das Schloß Ebenzweier 1674. (122) 4. Das Landgut Hofegg. (124) 5. Das Landgut Oberweis. (124) 6. Das Landgut Waldbach. (125) 7. Das Landgut Mühlwang. (126) [Abb.]: Grabstein der Mühlwanger zu Altmünster. (127) [Abb.]: Das Landgut Mühlwang 1897. (129) 8. Der Freisitz Mühlleiten. (131) [Abb.]: Der einstige Freisitz Mühlleiten 1897. (131) 9. Der Freisitz Moos. (132) 10. Der Freisitz Weinberg. (133) 11. Der Freisitz Weyer. (134) [Abb.]: Freisitz Weyer circa 1650. (135) 12. Der Freisitz Roith. (136) [Abb.]: Wappen am einstigen Freisitz Roith. (136) [Abb.]: Der einstige Freisitz Roith, 1897. (137) c) Reihenfolge der Landesregenten von Oberösterreich [X. Jahrhundert - 1908]. (137) Zweiter Theil. Die Stadt Gmunden. ([139]) [Widmung]: ([141]) Entstehung. ([143]) Rangstellung. ([150]) Politische Eintheilung und Vorrechte. ([154]) [Tabelle]: Auf diese Weise ergab sich das für die vormärzlichen Zustände bezeichnende Verhältnis, daß sich in die Jurisdiction über die 605 Häuser des Districtscommissariates Gmunden im engeren Sinne (d. i. ohne Gschwandt und Laakirchen) z. B. 1804 folgende 19 Dominien theilten: (155) Beziehungen der Stadt zu den Landesregenten. ([158]) [Abb.]: Kaiser Franz Josef I. als Jäger. (162) Name und Wappen. ([164]) [Abb.]: Stadtsiegel von Gmunden 1301. (165) [2 Abb.]: (1)Stadtsiegel 1479. (2)Kleines Stadtsiegel. (166) [Abb.]: Wappenbrief der Stadt Gmunden, 1593. ( - ) [2 Abb.]: (1)Großes Stadtsiegel 1593. (2)Mittleres Stadtsiegel 1593. (168) Topographie. ([170]) [Abb.]: Gmunden ( - ) [Abb.]: Rinnholzplatz, 1897. (172) [Abb.]: Hofraum des Hauses Nr. 4 in der Traungasse. (174) [Abb.]: Partie aus der Linzerstraße. (177) Sociale Verhältnisse. ([180]) [Tabelle]: Sohin zählt die Stadt Gmunden sammt ihren Vorstädten im Jahre 1805 2798 Einwohner. Hievon entfielen auf: ([180]) [Tabelle]: Das Districtscommissariat Gmunden im engeren Sinne (ohne die Pfarren Laakirchen und Gschwandt) hatte im Jahre (181) [Abb.]: Hans Schach, 1469. (183) [Abb.]: Wolfgang Truent, 1489. (184) [Abb.]: Bürgerstracht aus der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts. (185) Von dem letztgenannten Zeitpunkte bis zur Gegenwart gibt die am Schlusse des dritten Bandes folgende "Häuserchronik" über denselben Gegenstand weiteren Aufschluß. Als Gmundener Bürger werden genannt: (191) In Wehr' und Waffen. ([202]) [Abb.]: Die Stadt Gemünd am Draun See, Sampt der umbligenden gelegenheit. ( - ) [Abb.]: Blick auf die Stadtmauer und Häuser der Badgasse, 1890. (203) [Abb.]: Der Christophsthurm von außen, 1830. (204) [Abb.]: Der Neuthorthurm, 1865. (205) [Abb.]: Der Schusterthurm, 1897. (206) [Abb.]: Der Oberthorthurm, 1850. (207) [Abb.]: Traunbrücke mit Kammerhof und Bruckthurm, 1820. (208) [Abb.]: Blick auf den "unteren Graben", 1825 (210) [Abb.]: Die "Grueb" mit dem Eckthurm der Stadtmauer, 1897. (212) [Tabelle]: Diese befand sich auf dem Rathhause, und enthielt Wehr und Waffen verschiedenster, mitunter allerdings auch zweifelhafter Qualität. So werden in einem Verzeichnisse des Jahres 1617 aufgeführt: (214) [Abb.]: Traunbrücke und Traunausfluß, 1897. ( - ) [Abb.]: Ruine der Wunderburg. (222) Das Verwaltungsgebiet. ([224]) a) Der Burgfrieden. ([224]) b) Die Ortsgemeinde. (234) [Karte]: Karte der Ortsgemeinde Gmunden in Oberösterreich ( - ) [Tabelle]: Die Resultate der letzten Volkszählung vom 31. December 1890 ergeben sich aus folgenden Ausführungen: (236) [4 Tabellen]: (1)Von den 6476 Einwohnern der Ortsgemeinde Gmunden waren heimatsberechtigt: (2)Nach dem Alter sonderte sich die Bevölkerung folgendermaßen: (3)Dem Familienstande nach waren: (4)Nach dem Bildungsgrade unterschied sich die Bevölkerung folgendermaßen: (237) [2 Tabellen]: (1)Mit Gebrechen waren behaftet: (2)Mit dem obigen Stande des Jahres 1890 verglichen ergibt sich also ein Zuwachs von 48 Objecten oder 6.16%. Diese 827 Häuser vertheilen sich wie folgt: (238) [Tabelle]: Steuergemeinde Gmunden, Traundorf, Schlagen, Traunstein (238) [Tabelle]: Es starben im Alter von (239) [Tabelle]: Nach Todesarten reihten sich die Sterbefälle des Jahres 1896 wie folgt: (240) Die Stadtbehörde. ([241]) Politische Verwaltung. ([241]) [Abb.]: Partie aus der Traungasse, 1898. ( - ) Die Reihenfolge der durch Wahl auf ihren Posten berufenen Stadtrichter ist, von einigen Lücken abgesehen, erst vom XVI. Jahrhunderte angesehen eine geschlossene. Bis dahin werden genannt [1340 -1787]: (257) [2 Abb.]: (1)Kilian Leroch, 1469. (2)Kaspar Tainstetter, 1477. (262) [Abb.]: Georg Vaschang, 1489. (263) [Abb.]: Andre im Schachen, 1511. (264) [2 Abb.]: (1)Hans Pintter, 1511. (2)Hans Poxhaimer, 1518. (265) [Abb.]: Wilhelm Kaufmann, 1518. (266) [Abb.]: J. G. Vorrig von Hochhaus. (268) Die Bürgermeister der Stadt Gmunden reihen sich wie folgt aneinander [1786 - 1888]: (269) Städtische Rechtspflege. (271) [Tabelle]: "Extract, was ein kaiserlicher Stadtrichter wegen Empfahung von Bann und Acht bei der neiderösterreichischen Regierung zu geben hat: (277) [Abb.]: Stadtrichterschwert, 1613. (279) [Abb.]: Der Badgassenthurm, 1894. (282) [Tabelle]: Außer dem bereits bestehenden wurden noch angestellt und "ex fundo criminali" besoldet: (287) Hilspersonale. (289) [Tabelle]: Auf diese Weise fielen dem Stadtschreiber nach der 1685 "aufgerichten Taxordnung", welche von der Regierung 1740 revidirt und 1785 neuerdings geregelt wurde, folgende Beiträge zu: (290) Als Stadtschreiber werden urkundlich genannt [1490 - 1787]: (290) [Abb.]: Rathhausplatz in Gmunden, circa 1760. ( - ) Das Rathhaus. (297) Communaler Haushalt. ([300]) [Tabelle]: es belief sich nämlich die Brutto-Einnahme aus dem Taz- und Ungeldgefälle zusammengenommen, woraus sich leicht die auf letzteres entfallende Quoten berechnen läßt, im Jahre (308) [Abb.]: Kirchengasse in Gmunden, 1898. ( - ) [Tabelle]: Die Stadt aber, welche kaum die Landsteuern "mit höchster Marter" und zum Theile nur darlehensweise aufzubringen vermochte, konnte diesen Forderungen nicht gerecht werden; wir finden dies begreiflich, wenn wir einen Blick auf den damaligen Stand der städtischen Finanzen werfen. (323) [Tabelle]: An Ausgaben der Stadtcassa finden sich verzeichnet: (323) [Tabelle]: Zu Ende des Jahres 1897 umfaßte der städtische Grundbesitz eine Bodenfläche von insgesammt 49 ha 89 a 38 m². Davon waren, nach Culthurgattungen unterschieden: (327) [Tabelle]: Activa / Passiva (328) Armenwesen. ([331]) [Tabelle]: Auch in der Folgezeit finden wir ähnliche Dinge verrechnet, und der Bedarf derselben erscheint wohl begreiflich, wenn z. B. 1623 zur "Hausnotturfft" des Bürgerspitals an Feldfrüchten allein (335) [Abb.]: Bürgerstracht aus der Mitte des XVII. Jahrhunderts. (338) [Tabelle]: Während sich zum Jahre 1542 an "Feldzehent" 14/ 1/2 Metzen Waizen, 135 3/4 Metzen Korn und 170 Metzen Hafer verzeichnet finden, belief er sich 1680 auf (339) [Abb.]: Bürgerstracht aus der zweiten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts. (343) [2 Tabellen]: (1)Die Gesammteinkünfte des Bürgerspitales beliefen sich, den Naturalzehent nicht mitinbegriffen: (2)Auf diese Weise sammelte sich allmählich ein Barvermögen an, dessen Capitalien sowohl bei der Stadtcassa als bei privaten fruchtbringend anegelgt waren. Dasselbe betrug: (346) [Abb.]: Bürgerstracht aus dem Beginne des XIX. Jahrhunderts. (347) Gesundheitspflege. ([358]) [Abb.]: Städtisches Wasserwerk (Hochreservoir). (379) [Abb.]: Städtisches Wasserwerk (Pumpstation). (383) [Abb.]: Städtisches Wasserwerk (Innenraum des Maschinenhauses). (387) [Tabelle]: Ueber die bisherigen Betriebsergebnisse des städtischen Wasserwerkes erhalten wir aus folgenden Ziffern Aufschluß: (388) [Abb.]: Blick auf einen Theil der Vorstadt Kranabeth, 1898. ( - ) Belege und Anmerkungen. ([395]) Im Texte derselben geben die römischen Ziffern stets den Jahrgang oder Band irgend eines Werkes, die arabischen die Jahres- oder Seitenzahl desselben an. Von den Kürzungen bedeutet. ([395]) Erster Theil. Beiträge zur Heimatkunde des politischen Bezirkes Gmunden. (396) Einleitung. (396) A Grenzbeschreibung und Statistik. (396) B. Einiges über den Gmundener- oder Traunsee und seine Umgebung. (399) Zweiter Theil. Die Stadt Gmunden. (418) Entstehung. (418) Rangstellung. (420) Politische Eintheilung und Vorrechte. (421) Beziehungen der Stadt zu den Landesregenten. (422) Name und Wappen. (423) Topographie. (423) Sociale Verhältnisse. (424) In Wehr' und Waffen. (427) Das Verwaltungsgebiet. (430) Die Stadtbehörde. (432) Communaler Haushalt. (444) Armenwesen. (449) Gesundheitspflege. (454) Unsere Bilder. ([462]) Namen- und Sachregister. ([465]) Namenregister. ([465]) A - E ([465]) F, G (466) H (466) J, K (467) L - O (468) P, R (469) S (469) T (470) U - Z (471) Orts- und Sachregister. (471) A (471) B (472) C, D (473) E (473) F (474) G (474) H (476) I, J (477) K (477) L (478) M (478) N, O (479) P (479) Q (480) R (480) S (481) T (483) U, V (484) W (484) Z (485) Berichtigungen. ( - ) Einband ( - ) Einband ( - ) Buchschnitt ( - ) Buchschnitt ( - ) Buchschnitt ( - )
GASPOLTSHOFEN EINST UND JETZT Gaspoltshofen einst und jetzt ( - ) Einband ( - ) Titelseite ([1]) [Abb.]: Ansicht von Gaspoltshofen vor 1832. ([3]) Vorwort. (5) Verfasser. Mitarbeiter. Bilder. (6) Inhalt. (7) Archiv-Quellen. (10) Literatur-Verzeichnis. (11) I. Geographischer Überblick. (13) Geographische Lage und Grenzen. (13) [Tabelle]: Flächenmaß der Gemeinde. Die Gemeinde zerfällt in 7 Katastralgemeinden: Affnang, Altenhof, Fading, Gaspoltshofen, Hörbach, Höft [Höchst], Jeding (14) Volkszählungen-Ergebnisse. (15) I. 20. Jänner 1911. II. 1920. III. 7. März 1923. (15) A. Pfarrämtliche Zählung 1912. (15) B. Gemeindeämtliche Zählung 1923. (16) Die Bevölkerung. (16) Ein Naturdenkmal (17) [Abb.] (18) II. Geologisch-geographische und prähistorische Darstellung. (19) Geschichte der Erde. (20) 1. Die archäische Periode oder die Urzeit der Erde. 2. Die paläozoische Periode oder das Altertum der Erde. (20) 3. Die mesozoische Periode oder das Mittelalter der Erde. (20) 4. Die känozoische Periode oder die Neuzeit der Erde. (21) Der Schlier. (23) Der Sand. (23) Der Schotter. (24) Die Ackererde. (25) Das Wasser. (25) Das Bauernhaus. (27) Prähistorische Funde. (28) III. Römerzeit und Romanenchristentum. (30) An der Hand von Hubers Geschichte der Einführung des Christentums in Südostdeutschland und mit Verwertung der Ortsüberlieferung lassen sich bei uns folgende römische Straßenzüge feststellen: (31) I. Straße Laureacum - Juvavum (Lorch bei Enns bis Salzburg). II. Straße Vetonianon - Ovilabis (Pettenbach - Wels). III. Straße Gmunden Lambach. (31) IV. Straße Ovilabis - Turum (Wels nach Burghausen und Neuötting). (31) V. Straße Tergolape - Bojodurum (Schwanenstadt bis Innstadt bei Passau). VI. Verbindungsstraße von Lambach nach Watzing, ev. weiter nach Peuerbach. (32) Die Anwesenheit der Römer ist auch sichergestellt durch zahlreiche Römerfunde daselbst, von denen einige besonderen kulturhistorischen Wert besitzen. Seethaler, Pfleger von Starhemberg, zählt in seiner Chronik von Gaspoltshofen folgende Funde auf: (32) [2 Abb.]: (1)Hercules. (2)Venus. (35) IV. Die Bayern und ihre Christianisierung. (38) V. Besiedlungsgeschichte. (44) Sie geben den Ansiedlungen zur Unterscheidung die Namen nach dem Gesichtspunkt der Lage, der Boden- und Bestandsbeschaffenheit, auch der Rodungsvorgang und die gesellschaftlichen Verhältnisse wie das Ergebnis der Neukultur fließen oft in die Namengebung ein. Es lassen sich daher unterscheiden: (45) Besiedlungsschema für die Altpfarre Gaspoltshofen. (46) Im Anschluß soll eine Reihe von Hausnamen erklärt werden, wie sie in hiesiger Gegend häufig vorkommen, aber doch oft nicht mehr verstanden werden: (49) VI. Pfarrgrenzen und Pfarrgebietsabtrennungen. (50) Untertänig zur Kirche in Niedertalheim waren: (59) Altenhof. (59) [Abb.]: Hochaltar in Altenhof a. H. mit Wappen Sepp von Seppenburg. (60) Dekanat Gaspoltshofen. (63) Pfarrdorf Bernhartsdorf. (65) Gaspoltshofen. (67) Index (chronologisch) (67) Index (chronologisch) (71) Index (chronologisch) (75) Index (chronologisch) (76) Kloster Gaspoltshofen. (vulgo Krankenhaus). (77) [Abb.]: Wappen des Pfarrers Sepp von Seppenburg. (78) VII. Urkunden-Regesten. (79) 1. Pachmanning [ca. 790]. (79) 2. Pachmanning, Grünbach [ca. 790]. (79) 3. Pachmanning, Grünbach [ca. 790]. (80) 4. Grünbach [854 ca. 5. Mai]. (81) 5. Kirche in Pachmanning und Gut in Thalheim [ca. 923 bis 935]. (81) 6. Güter am Hausruck [1088]. 7. Gaspoltshofen, Dechantei [1100]. (83) 8. Höft-Unterhöftenberg [1111, 25. Juni, Passau]. (83) 9. Höft, Grünbach, Wazing, Hinterleiten, Reisenberg, Weinberger [1116]. 10. Affnang [1140]. (84) 11. Höft-Oberhöftenberg [1151 bis 1167]. (84) 12. Hörmeting [ca. 1155]. 13. Gaspoltshofen, Pfarre [1165, 20. April, Ebelsberg]. 14. Friesham, Eggerding, Meggenhofen, Grünbach? [1167 bis 1188]. (85) 15. Affnang, Unterepfenhofen [1199 bis 1231]. (85) 16. Gaspoltshofen, Pfarre [ca. 1200, Passau]. 17. Affnang [1204]. (86) 18. Hörbach, Bergham, Fading, Wernhartsdorf, Grub [ca. 1260 und 1820]. (86) 19. Albertsham? [um 1260]. 20. Gramberg [1262, 1. Dezember, Linz]. (87) 21. Altenhof [1263, Sonntag nach St. Georgii]. 22. Hörmeting (Nadecker) [1273, Wels]. 23. Unterepfenhofen [1275, 27. Jänner, in der Steierburg]. 24. Pittersberg [1286, Lambach]. 25. Hinterleiten [1291, 25. Juni, Lambach]. (88) 26. Hörmeting [1291, 15. März, Tegernbach]. (88) 27. Kirchenvogtei Gaspoltshofen [1291, 23. April]. 28. Epfenhofen [1292]. 29. Winkler [1294]. 30. Weinberg [1307, 1. März, Wels]. 31. Weinberg und Nagelsödt [1312, 12. September, Garsten]. (89) 32. Kirchdorf [1313 oder 1318, 1. Mai]. 33. Gaspoltshofen, Seelsorger [1315, 10. Juli, Lambach]. 34. Bernhartsdorf [1318, 28. Juni, Wien]. 35. Altenhof, Kirchdorf [1321, 5. April, Salzburg]. (90) 36. Seiring, Obeltsham, Jeding, Ameding, Rebhahn in Aferhagen, Hörbach [1347, Urbar-Notizen von Traunkirchen]. (91) 37. Gramberg, Hammermühle [1356]. 38. Seiring [1366, 12. März]. 39. Affnang [1379, Wien, 23. August (St. Bartholomäabend)]. 40. Marschalling [1389, 29. September]. (92) 41. Seiring, Holzing [1390, 7. Mai]. 42. Unterhöftenberg. Urbar des Stiftes St. Nikolai bei Passau [1393, Amt zu Grieskirchen]. (93) 43. Affnanger-Weinberg und Laad [1395, 17. April]. (93) 44. Pfarrhof Gaspoltshofen [ca. 1400]. 45. Sölliberg [1401]. (94) 46. Krottendorf, Grünbach, Unterbergham, Niederbauern, Eggerding, Watzing, Albertsham, Kirchdorf, Hinterleiten, Fading, Hörbach, Gaspoltshofen, Aich bei Bernhartsdorf, Pitersberg, Weinberg, Moos, Friesam, Marschalling, Holzing bei Altenhof, Altenhof, Hub bei Altenhof, [1414, 1441, 1463]. (94) Urbar A [1414]. 1. Amt Hagenberg. b. Unteramt Mehrnbach bei Lambach. (94) C. Verzeichnis über Frauendienst (8./9.), 3. Königsteuer (6./1.), Georgi Vogtsteuer, Michaeli Weinfuhrdienst, Hühner- und Pfennigdienst. (96) [Tabelle]: Zusammenstellung der Leistungen nach Urbar B. In Gaschpoltshover pharr (98) [Tabelle]: Urbar D. [1463]. (99) [Tabelle]: 12. Getreidedienst. (101) [Tabelle]: 19. Einkünfte des Richters in Lambach. (102) 47. Hörmeting. Urbar des Klosters Mondsee A. vom Jahre 1416. 10. Besitzungen in Oberösterreich. 48. Ameding. [1429, 19. August, Traunkirchen]. (102) 49. Stegermühle = Sterermühle in Kirchdorf [1443, 23. April]. 50. Mairhof in Pittersberg [1444, 21. Mai Original Papier mit Siegeln]. 51. Kirchdorf, Friesam [1433, Urbar des Schiferstiftes in Eferding]. 52. Fading, Felling, Wadau, Prähofen bei Mairhof, Epfenhofen, Schernhamer bei Salfing, Seiring, Friesam, Albertsham und Hochroiter in Baumgarting [1453 bis 1457]. (103) 53. Taferne zu Gaspoltshofen [1454]. 54. Prehofen, Hochroither bei Baumgarting, Fading, Salfing, [1456, 22. April]. 55. Seiring [1404, 4. Juli]. 56. Wazing [1432, 11./2.]. (104) 57. Hofing, Friesam, Oberaffnang, Baumgarting, Bernhartsdorf [1510, 1./1. Kaiserliches Urbar über das k. Vizedomamt in Oesterreich ob der Enns]. (104) 58. Pergham, (Humer zu Unterbergham) [ca.1560]. 59. Höft-Kapelle, 2 Maierhöfe, Taferne, Mühle [1565, 8./3.]. (105) 60. Wiesfleck, Gstaudet, Waid, Haugsmoos, Mühlbach [1571]. (105) 61. Watzing, Salfing, Niederbauern, Hörbach, Affnang, Weinberg, Holzing bei Alt. [1584]. 62. Imling, Hörbach, Söliberg, Aspoltsberg, Seiring, Watzing, Mühlberg, Pöttenham mit Nöham, Krotenau und Stüblreut [1592]. (106) 63. Kroißbach, Hueb (früher Hube zu Praunsberg genannt) und Hammermühle (vordem Züftlmühle genannt) [1595]. (107) 64. Holzing bei Altemhof, Imling bei Friesam. Urbar der Burgvogtei Wels Nr. 18 Landgericht Starhemberg. 65. Weinberg, Affnang, Watzing, Holzing bei Salfing, Schernhamer daselbst [17. Jahrh. Urbar der Burgvogtei Wels Nr. 19]. (108) 66. Rankar, Albertsham [1660]. Starhembergische Landgerichtsgrenze nach dem Urbar 1660. (108) 67. Ofenlueg und Winkler bei Mösened. 17. Jahrh. Urbar der Pfarrhofherrschaft Hofkirchen a. d. Tr. 68. Niederseiring [1468]. (109) 69. Pfarre Gaspoltshofen [1498, 10. Juli]. (109) 70. Pfarre Gaspoltshofen [1590, Juni 27.]. (110) 71. Affnang [ca. 1170]. (110) 72. Fammler in Ohrenschall [1509]. (111) 73. Hörbach, Moos, Wolfesberg bei Hinterleiten, Föching, Obergrünbach, Untergrünbach, Aspoltsberg, Epfenhofen, Weinberg, Hueb, Kroißbach, Höft, Eggerding [ca. 1580]. (111) [Tabelle]: Urbar von Aistersheim-Schloß vom Jahre 1580. Galspoltzhoffer Pfarr. (112) [2 Tabelle]: (1)Heffter Ambt. Galspoltzhoffer Pfarr. {2)Ambt Prunhamb. Galspoltzhoffer Pfarr. (113) 74. Consignation der in der Pfarre Gaspoltshofen zur Grundherrschaft Aistersheim untertänigen Häuser, mit Angabe ihres Kaufwertes im Jahre 1760. (114) 75. [ca. 1169/70, 23. Februar]. Hörbach. (116) 76. [1422] Lehenbuch des Herzogs Albrecht V. [1411 bis 1418]. Bl. 8. 77. [1427] Gerichtsbrief der Vogtschranne in Wels um ein Gut in Hörbach. 78. [1481 27./12.] (117) 79. [1500 27./XI.]. 80. [1543, 26. August]. 81. [1455]. Lehenbuch des Königs Lasla. (118) 82. [1455]. Lehenbuch des Königs Lasla. 83. [1456, 28./5.]. Lehenbuch des Königs Lasla. 84. [1456, 22. Mai]. Lehenbuch des Königs Lasla. (119) 85. [1456, 30. August, Prespurg] Ulrich von Starhemberg. 86. Verzeichnis der Unterthanen des Pfarrers von Gaspoltshofen vom Jahre 1547 (5. August). (120) 87. Verzeichnis über die Untertansleistungen zum Pfarrhof in Gaspoltshofen, ebenfalls vom Jahre 1574 stammend. (120) 88. Das Urbar der Herrschaft Starhemberg a. H., angelegt zur Zeit der Pfandschaft des Wolfgang Jörger (auf Tollet und Kreußpach) um 1575 enthält folgende Eintragungen: (121) Aigners Ambt. (121) Wibmers Ambt. (123) 89. [1433, 12./3.]. (124) 90. [1455, 29. Nov., Wien]. Hohenfelder. (124) 91. [1549] Sonntag Invocabit d. hl. Fasten (d. i. 1. Fastensonntag), d. i. 10./3. (125) [Karte]: Ausschnitt aus Georg Matthäus Vischer's Landkarte von Oberösterreich vom Jahre 1669. (125) [Tabelle]: Gaspoltshofen. Urkundliche Matrikel. (126) [Tabelle]: Altenhof am Hausruck. Urkundliche Matrikel. (134) VIII. Kirchenbau. (137) [Abb.]: Ecce homo. (142) [Abb.]: Kreuztragung Christi. (143) [Abb.]: Kanzel in der Kirche von Gaspoltshofen. (147) [2 Abb.]: (1)St. Leonhard-Statue in der Schusterkapelle zu Höftenberg. (2)Marien-Statue in der Schusterkapelle zu Höftenberg. (149) IX. Edelsitze im Gemeindegebiete. (151) A. Höft. (151) [Abb.]: Höft, von Osten. (152) [Abb.]: Wappen der Stiller. (153) [Abb.]: Passionskreuz mit der Darstellung der 5 Wundmale Christi in Höft. (157) B. Unter-Affnang. (158) Nach etwas mangelhaft verbürgten Nachrichten sollen die Affnanger als Freisingische Ministerialen eingewandert sein, aber in historischer Zeit sind die Affnanger nur mehr als Ministerialen der Steinbach-Starhemberger anzutreffen. Sie scheinen in sechs Namen oder ebensovielen Generationen auf: (158) [Abb.]: Unter-Affnang. (159) [Abb.]: St. Georg-Statue in Unter-Affnang. (161) [Abb.]: St. Jakob-Statue in Unter-Affnang (162) C. Gröming. (163) [Abb.]: Gröbming (Gröming) 1674. (164) In Gaspoltshofen wurden mehrere Oberheimer auf Gröming beerdigt und heute erinnern noch massive Grabsteine aus Untersberger Marmor an Grömings belebte Vergangenheit. Die Grabsteine sollen folgenden Jahren angehören: 1496, 1521, 1537. (165) D. Bäuerliche Freisitze im Pfarrgebiete. (165) In manchen Fällen dürfte aber ein Freisitz vorhanden gewesen sein, der dann durch Erbschaft oder Kauf in fremde Hand überging. Es kommen hiebei in Betracht: (166) X. Schulwesen. (167) Vom 8. März 1849 liegt ein Stiftsbrief vor. Er lautet: (170) Das zweite Dokument beinhaltet die Eintragungen im Grundbuche des Bezirksgerichtes Haag am Hausruck über die Katastralgemeinde Gaspoltshofen E. Z. 29 und E. Z. 186. (171) An die k. k. Kreisbehörde Wels. [Linz, 11. Oktober 1859] (172) Katastral-Ausweis. (181) Schule Gaspoltshofen. (182) Index (chronologisch) (182) Index (chronologisch) (183) Index (chronologisch) (185) Altenhof. (186) Altenhof. (187) Index (chronologisch) (187) Index (chronologisch) (188) XI. Im Dienste der Allgemeinheit. (189) A. Heilkunde und Aerztereihe. (189) Index (chronologisch) (189) a) Heigelsberg: [1639] (189) b) Höft: [1633 - 1879] (190) c) Affnang: [1627 - 1886] (190) d) Gaspoltshofen zu Kirchdorf: [1627 - 1885] e) Aerzte in Gaspoltshofen: [1897 - 1919] (191) B. Tierärzte. (192) C. Postamt Gaspoltshofen. (192) [Tabelle]: Arbeitsausweis des Postamtes Gaspoltshofen. (193) D. Postamt Altenhof am Hausruck. (193) Index (chronologisch) (194) Index (chronologisch) (195) G. Ehrenbürger der Gemeinde. H. Der Gendamerieposten in Gaspoltshofen. (196) I. Volksdichter. (197) 1. Der Volksdichter Karl Puchner. (197) 2. Der Volksdichter Johann Georg Mayr (197) 3. Der Mundartdichter Josef krempl. (198) XII. Handel und Verkehr. (200) A. Straßen- und Eisenbahnwesen. (200) [Tabelle]: Verkehrsausweis der Station Gaspoltshofen. (202) B. Kohlenbergwirt Kohlgrub bei Wolfsegg. (203) C. Die Geflügelfarm in Altenhof, 1908 - 1921. (204) [Abb.] (205) XIII. Genossenschaften und Vereine. (206) A. Vorschußkassenverein Gaspoltshofen. (206) [Abb.]: Gaspoltshofen. (209) Index (chronologisch) (210) Index (chronologisch) (210) Index (chronologisch) (212) Index (chronologisch) (215) B. Vorschußkassenverein Altenhof a. H. (216) C. Spar- und Kreditkasse Linz, r. G. m. b. H., Zahlstelle Gaspoltshofen. (218) Index (chronologisch) (219) D. Molkereigenossenschaft. (220) Index (chronologisch) (225) E. Die Bezirksgenossenschaft der Landwirte Gaspoltshofen (226) F. Dreschgesellschaften. (226) 1. Die Tanzermaschine [1883] 2. Die Apostelmaschine [1888] 3. Die Lindlschmiedmaschine [1884] 4. Die Jedingermaschine [1887] 5. Die Kronlachnermaschine [1887] 6. Die Epfenhofnermaschine [1889] 7. Die Ganglmairmaschine [1889] 8. Die Unterberghamermaschine [1923] (226) Index (chronologisch) (227) G. Lichtgenossenschaften. (228) H. Landwirtschaftliche Krankenversicherung. (229) I. Gewerbliche Genossenschaften. (229) K. Musikverein Gaspoltshofen. L. Der Militärveteranenverein Gaspoltshofen. (230) M. Der deutsche Turnverein Gaspoltshofen. (230) N. Der Radfahrerverein Gaspoltshofen. O. Verband der Arbeiter-Radfahrer Oesterreichs, Ortsgruppe Gaspoltshofen P. O.-ö. Volksbildungsverein, Ortsgruppe Gaspoltshofen. Q. Die Pfarrbücherei Gaspoltshofen (231) XIV. Feuerwehrwesen. (232) Index (chronologisch) (235) [Abb.]: Altenhof a. H. (236) XV. Zeitereignisse. (239) Bauernkriege. (239) [Abb.]: Altes Bauernhaus "Maxl in Hofing". (240) Bei der Hinrichtung am 26. März 1627 fielen acht, davon, (253) Für die hiesige Gegend kommen folgende Garnisonen in Betracht: (254) Die Truppenverteilung geschah in folgender Weise: (258) Noch seine die Ereignisse der gerichtlichen Verhandlungen angeführt, soweit sie mit Todesurteilen endeten. Die Hauptrebellen Nimmervoll und Lugmair entkamen zu den Schweden, ihre Häuser wurden verbrannt und Galgen auf die Brandstätte gesetzt. Zur Hinrichtung kamen: (258) I. Am 13. Dezember 1632 in Wels 6, davon aus hiesiger Gegend (258) II. Am 22. Dezember 1632 in Linz 3, darunter: (258) III. Zur Hinrichtung am 19. Februar 1633 zu Linz gelangten 4, davon: (259) IV. Zu Vöcklabruck wurden am 23. Februar 1633 enthauptet: V. In Eferding oder Peuerbach kamen zur Hinrichtung am 8./3. 1633: (260) Gegenreformation. (260) 1700 - 1800. (262) Franzosenkriege. (264) 1816 - 1914. (267) 1914 - 1918. (269) Im Jahre 1916 wurden folgende Glocken angefordert von Gaspoltshofen: (269) 1919 - 1926. (271) Die Gefallenen. In Erfüllung der edelsten und schwersten Pflicht fanden den Heldentod: (274) 1914. (274) 1915. (275) 1916. (277) 1917. (277) 1918. (278) Vermißte. (279) Auf dem Kriegerdenkmal in Altenhof a. H. (enthüllt am 24. Juli 1921) werden als Gefallene weiter angeführt: (279) XVI. Anhang. (281) A. Bilder aus der Zeit der Bauernunruhen in Oberösterreich 1626, 1632, 1648. [Linz, 1876] (281) B. Häuserverzeichnis der Gemeinde Gaspoltshofen mit Angabe der Grundherrschaften. (286) A. Pfarre Gaspoltshofen. (286) 1. Gaspoltshofen. (286) 2. Unter-Affnang. Grundherrschaften: Roith und Köppach. 3. Höft. Grundherrschaft: Aistersheim. 4. Bernhartsdorf. Grundherrschaften: Starhemberg, Lichtamt Wels, Weidenholz, Lambach und Kapelleramt Gmunden. (287) 5. Hörbach. Grundherrschaften: Aistersheim, Mühlwang, Lambach, Köppach, Roith, Weidenholz, Ort, Burg Wels. 6. Aferhagen. Grundherrschaften: Köppach, Starhemberg und Roith. 7. Aspoltsberg. Grundherrschaften: Engelszell und Pfarrei Hofkirchen (1808). 8. Bachhäuseln. Grundherrschaften (1808): Wolfsegg, Burg Wels, Roith und Mühlwang. (288) 9. Baumgarting. Grundherrschaften: Lichtamt Wels, Mühlwang, Wolfsegg und Leonstein. 10. Eggerding. Grundherrschaften: Würting, Aistersheim, Steinhaus, Starhemberg, Köppach und Lichtenegg. 11. Fading. Grundherrschaften: Lambach, Köppach, Wimspach. 12. Felling. Grundherrschaften: Roith, Burg Wels, Wolfsegg, Würting, Engelszell, Schmieding. (289) 13. Föching. Grundherrschaften: Wolfsegg, Aistersheim, Köppach, Würting. 14. Gramberg. Grundherrschaften (1808): Lambach, Würting, Wimspach, Wartenburg. 15. Grub. Grundherrschaften: Lambach, Burg Wels. 16. Hairedt. Grundherrschaften: Starhemberg, Aistersheim, Weidenholz. 17. Hinterleiten. Grundherrschaften: Lambach und Aistersheim Pfarrhof. (290) 18. Hörmeding. Grundherrschaften: Burg Wels, Ropith, Köppach, Starhemberg, Windern. 19. Hofing. Grundherrschaften: Freiaigen, Wolfsegg, Aistersheim, Aschach Zechamt, Kapelleramt Gmunden, Zechamt Atzbach. 20. Hub am Gramberg (früher "am Praunsberg"). Grundherrschaften: Lambach, Stadtpfarrhof Wels. 21. Jeding. Grundherrschaften: Engelszell, Köppach. (291) 22. Kirchdorf. Grundherrschaften: Starhemberg, Lambach, Köppach, Weidenholz, Leonstein (-Aichberg), Wolfsegg. (291) 23. Kroißbach. Grundherrschaften: Aistersheim Pfarrhof, Köppach. 24. Kronleiten. Grundherrschaft: Köppach. 25. Leiten. Grundherrschaften: Starhenberg, Köppach, Engelszell. 26. Mairhof. Grundherrschaften: Köppach, Puchheim, Hohenfelderisches Benefizium in Wels (Vorstadtpfarre). 27. Mösenedt. Grundherrschaften: Engelszell, Aistersheim. (292) 28. Moos. Grundherrschaften: Lambach, Parz, Starhemberg. 29. Mühlberg. Grundherrschaften: Starhemberg, Köppach. 30. Niederbauern. Grundherrschaften: Lambach, Burg Wels. 31. Oberaffnang. Grundherrschaften: Burg Wels, Engelszell, Köppach, Kapelleramt Gmunden. 32. Oberbergham. Grundherrschaften: Steinhaus, Irnharting, Würting. (293) 33. Oberepfenhofen. Grundherrschaften: Freiaigen, Irnharting, Köppach, Kapelleramt Gmunden. 34. Obergrünbach. Grundherrschaften: Lambach, Köppach, Aistersheim, Mühlwang-Ort. 35. Oberhöftberg. Grundherrschaft: Puchheim. (294) 36. Obeltsham. Grundherrschaften: Starhemberg, Lichtenegg, Würting, Köppach, Eggenberg, Traun, Engelszell, Weidenholz, Steinhaus, Scharnstein. (294) 37. Ohrenschall. Grundherrschaften: Irnharting, Lambach, Köpping, Starhemberg. 38. Pugram. Grundherrschaften: Lambach, Roith. 39. Salfing. Grundherrschaften: Wimsbach, Starhemberg, Wilhering und Lambach. 41. Sölliberg. Grundherrschaften: Mühlwang, Schlüsselberg. (295) 42. Stömmerberg. Grundherrschaften: Schmieding, Wartenburg, Lambach. 43. Unterbergham. Grundherrschaften: Lambach, Parz, Roit, Stiftsamt St. Georgen bei Tollet. 44. Unterepfenhofen. Grundherrschaften: Weidenholz, Roith, Wolfsegg, Wimsbach, Eggenberg, Würting. 45. Unterhöftenberg. Grundherrschaften: Engelszell, Atzbach, Roith, Aistersheim. 46. Untergrünbach. Grundherrschaften: Lambach, Würting, Aistersheim. (296) 47. Watzing. Grundherrschaften: Starhemberg, Schmieding, Burg Wels, Roith. (296) 48. Weinberg. Grundherrschaften: Roith, Leonstein, Burg Wels, Aistersheim, Wimsbach, Engelszell, Irnharting. 49. Krottendorf. Grundherrschaften: Lambach, Ort, Aistersheim. 50. Albertsham. Grundherrschaften: Lichteneck, Puchheim, Starhemberg, Burg Wels, Würting, Traun und Köppach. 51. Oeldenberg. Herrschaften: Wolfsegg und Lichteneck, Landericht: Wartenburg. (297) 52. Friesam. Grundherrschaften: Wolfsegg, Köppach, Starhemberg, Kapelleramt in Gmunden. (Mühlwang und Feyregg.) (298) B. Pfarre Altenhof, Gemeinde Gaspoltshofen. (298) 1. Altenhof. Grundherrschaften: Köppach, Wagrain, Tollet, k. k. Grafschaft Ort, Roith, Parz, Lambach, Steinhaus und Kapelleramt Gmunden. (298) 2. Gröming. Grundherrschaft: Köppach. 3. Buchleiten. Grundherrschaften: Köppach, Lambach, Aistersheim. 4. Fahrthof. Grundherrschaften: Köppach, Steinhaus, Lambach, Dechanthof Linz. 6. Hueb. Die Ortschaft teilweise Gemeinde Wolfsegg, z. B. Eder in der Hueb. Grundherrschaften: Tollet, Kapelleramt Gmunden. (299) 7. Lenglach. Grundherrschaftren: Köppach, Starhemberg, Roith, Grafschaft Ort. 8. Marschalling. Gemeinde Geboltskirchen, Steuergemeinde Niederentern. Grundherrschaften: Köppach, Lambach, Irnharting. 9. Mühlbach. Gemeinde Gaspoltshofen, Steuergemeinde Altenhof. Grundherrschaften: Schmieding, Innernsee, Weidenholz. 10. Oberwiesfleck. Grundherrschaft: Wolfsegg. 11. Unterwiesfleck. Grundherrschaften: Wolfsegg, Starhemberg, Tollet und Kapelleramt Gmunden. 12. Obergmain. Grundherrschaftren: Burg Wels, Wimsbach, Köppach. 13. Untergmain. Grundherrschaften: Burg Wels, Wimsbach, Aistersheim, Leonstein zu Aichberg, Stift Garsten. (300) C. Verzeichnis aller Häuser in der Gemeinde Gaspoltshofen. (Stand vom 1. September 1916.) (301) Ortschaft Oberaffnang. Ortschaft Unteraffnang. (301) Ortschaft Felling. Ortschaft Weinberg. (302) Altenhof. (302) Aferhagen. Buchleiten. Farthof. (303) Gröming. (303) Hueb. Holzing. Lenglach. Mühlbach. (304) Ober-Epfenhofen. (304) Unter-Epfenhofen. Ober-Gmain. Unter-Gmain. Ober-Wiesfleck. (305) Unter-Wiesfleck. (305) Fading. Baumgarting. Unter-Bergham. Bugram. (306) Hinterleiten. Nieder-Bauern. (307) Gaspoltshofen. (307) Aspoltsberg. Bernhartsdorf. (308) Gramberg. Grub. Hairedt. Hörmeting. Hub. (309) Kirchdorf. (309) Kronleiten. Mösened. Ohrenschall. Ober-Bergham. (310) Hörbach. (310) Ober-Grünbach. Unter-Grünbach. (311) Salfing. Sölliberg. Bachhäuseln. Höft. Ober-Höftenberg. (312) Unter-Höftenberg. Moos. Mühlberg. Mairhof. Seiring. (313) Watzing. (313) Jeding. Edt-Stömerberg. Eggerding. (314) Föching. (314) Kroißbach. Hofing. Leiten. (315) Obeltsham. (315) Nachtrag. (316) Nachwort. ( - ) [Karte]: Karte der Gemeinde u. Pfarre Gaspoltshofen. ( - ) Einband ( - )