Ein multimethodischer Early-Warning-Ansatz zur Analyse und Evaluierung von "Big Patterns" in komplexen sozialen Systemen: regional virulente Konfliktpotenziale in der Türkei
In: Methoden der sicherheitspolitischen Analyse: eine Einführung, S. 311-338
Der Beitrag belegt am regionalen Konfliktpotenzial der Türkei folgende Thesen: (1) Krisenfrüherkennung ist nur einer von mehreren Schritten im Rahmen des Entscheidungsprozesses der politischen Entscheidungsträger. (2) Es hängt vom persönlichen Interesse, der individuellen Erfahrungen und Erwartungen der Entscheidungsträger ab, ob early warning ernst genommen wird. (3) Es liegt letztlich an einem funktionierenden Interaktionsprozess zwischen den politischen Entscheidungsträgern und den early warners, ob die zeitgerechten Schritte unternommen werden. (4) Selbst bei einem hohem Deckungsgrad können noch immer die viel zitierten "nationalen Interessen" einer Entscheidung entgegenstehen. (5) Early warning muss - ob in der Theorie oder politischen Praxis - mit dem Label leben, zu früh und zu oft die Warnflagge zu erheben und damit "Krisen herbeizureden". (6) Early warning ist nicht mit early response gleichzusetzen, sondern bietet die Basis für die "rechtzeitige Antwort" bietet. (7) Es gibt keine "Gelinggarantie mit Erfolgsbonus" bei Aktivitäten in komplexen, sozialen Systemen. Early warning in diesem Verständnis ist eine Art "Versicherungspolice", aber das allerletzte Risiko des Zuspätkommens bei günstigen Gelegenheiten (opportunities) und des Scheiterns (threats) wird nicht erfasst. (ICA2)