"Der Bericht beinhaltet eine Zusammenfassung von Migrationstheorien aus Ökonomie und Sozialwissenschaften. Diese dienen der Erklärung von Wanderungsentscheidungen und Wanderungsbewegungen und stellen die Grundlage für die Vorhersage zukünftiger Wanderungsentwicklungen dar. Um vorhandene Studien über Migrationspotenziale zu beurteilen, ist es daher notwendig, Kenntnisse über theoretische Grundlagen zu haben. Insofern stellt diese Einführung in die Migrationstheorie ein Werkzeug für den kritischen Umgang mit gängigen Prognosemodellen, Befragungsinstrumenten und Schätzungen dar. Es werden mikro- und makrotheoretische Ansätze sowie Meso-Ebenenansätze beschrieben." (Autorenreferat)
'Der Bericht beinhaltet eine Zusammenfassung von Migrationstheorien aus Ökonomie und Sozialwissenschaften. Diese dienen der Erklärung von Wanderungsentscheidungen und Wanderungsbewegungen und stellen die Grundlage für die Vorhersage zukünftiger Wanderungsentwicklungen dar. Um vorhandene Studien über Migrationspotenziale zu beurteilen, ist es daher notwendig, Kenntnisse über theoretische Grundlagen zu haben. Insofern stellt diese Einführung in die Migrationstheorie ein Werkzeug für den kritischen Umgang mit gängigen Prognosemodellen, Befragungsinstrumenten und Schätzungen dar. Es werden mikro- und makrotheoretische Ansätze sowie Meso-Ebenenansätze beschrieben.' (Autorenreferat)
"Prognosen, die sich auf ökonometrische Modelle stützen, sagen für Europa ein Potenzial von rund 4 Millionen Ost-West-Migranten binnen 20-30 Jahren voraus. Dieses Potenzial kann zum größeren Teil erst nach dem EU-Beitritt der Länder Ostmitteleuropas relevant werden, sobald für deren Bürger nach einer Übergangsfrist Feizügigkeit herrscht. Umfragen in den wichtigsten Beitrittsländern lassen ebenfalls auf ein Potenzial von 4 Mio. migrationsbereiten Erwachsenen schließen. Wichtigstes Herkunftsland unter den neuen EU-Mitgliedstaaten dürfte Polen werden. Hauptzielländer werden voraussichtlich Deutschland und Österreich sein. Übergangsfristen von 5-7 Jahren sowie eine auch in Ostmitteleuropa alternde und schrumpfende Bevölkerung lassen erwarten, dass die tatsächliche Migration zukünftig kleiner sein wird als das zur Zeit geschätzte Migrationspotenzial." (Autorenreferat)
"Prognosen, die sich auf ökonometrische Modelle stützen, sagen für Europa ein Potenzial von rund 4 Millionen Ost-West-Migranten binnen 20-30 Jahren voraus. Dieses Potenzial kann zum größeren Teil erst nach dem EU-Beitritt der Länder Ostmitteleuropas relevant werden, sobald für deren Bürger nach einer Übergangsfrist Freizügigkeit herrscht. Umfragen in den wichtigsten Beitrittsländern lassen ebenfalls auf ein Potenzial von 4 Mio. migrationsbereiten Erwachsenen schließen. Wichtigstes Herkunftsland unter den neuen EU-Mitgliedstaaten dürfte Polen werden. Hauptzielländer werden voraussichtlich Deutschland und Österreich sein. Übergangsfristen von 5-7 Jahren sowie eine auch in Ostmitteleuropa alternde und schrumpfende Bevölkerung lassen erwarten, dass die tatsächliche Migration zukünftig kleiner sein wird als das zur Zeit geschätzte Migrationspotenzial." (Autorenreferat, IAB-Doku)
Aufgrund erheblicher Entwicklungsrückstände der mittel- und osteuropäischen Staaten äußerten in der Vergangenheit die wirtschaftlich stärkeren Länder der EU Befürchtungen hinsichtlich einer schnellen Integration. Während aus internationaler Sicht die Welt durch Migration ähnlich wie bei der Globalisierung an Wohlfahrt gewinnt, da die Migration die Matching-Effizienz für den Arbeitsmarkt erhöht, fällt das Urteil aus nationaler Sicht differenzierter aus und je nach Zuwanderungsstruktur könnten einzelne Bevölkerungsgruppen davon negativ betroffen sein. Solange einzelne Gruppen aufgrund der Migration zu verlieren drohen, muss eine Wirtschaftspolitik paretianischer Prägung auf die Migrationstendenzen reagieren, wie die Autoren in ihrem Beitrag zeigen. Sie untersuchen die Auswirkungen der Migration auf die Arbeitsmärkte der EU-Mitgliedstaaten, wozu sie zunächst die migrationstheoretischen Determinanten skizzieren und eine Übersicht über die unterschiedlichen Push- und Pull-Faktoren geben. Sie stellen anschließend einige empirische Schätzwerte des osteuropäischen Migrationspotenzials dar und erörtern die möglichen Arbeitsmarkteffekte der Zuwanderung. (ICI2)
Vor der EU-Osterweiterung von 2004 gab es große Diskussionen um die Wanderungsströme aus den neuen Mitgliedsstaaten. Zahlreiche wissenschaftliche Studien prognostizierten ein Migrationspotenzial nach Deutschland in der Größenordnung von eins bis drei Millionen Personen. Vergleicht man diese Prognosen heute mit der tatsächlichen Migration, sieht es auf den ersten Blick so aus, als hätten die damaligen Studien die Migrationsströme erheblich überschätzt. Allerdings gingen die Prognosen von einer sofortigen Gewährung der Arbeitnehmerfreizügigkeit aus, während diese de facto erst ab 2011 bzw. 2014 von der Politik gewährt wurde. Dies führte dazu, dass in der kurzen Frist weniger Menschen nach Deutschland migrierten, sich diese Migrationsströme aber auf spätere Jahre verschoben haben, sodass sich langfristig betrachtet kein Unterschied in Hinblick auf die Gesamtzahl der Migranten ergibt. Zusätzlich stellten sich deutlich andere makroökonomische Rahmenbedingungen ein, als sie bei den damaligen Prognosen abzusehen waren – auch dies kann langfristige Abweichungen zwischen geschätzten und tatsächlichen Migrationsströmen erklären. Anhand einer Studie wird beispielhaft gezeigt, dass die verwendete Methode recht präzise Ergebnisse geliefert hätte, wenn die wirtschaftliche Entwicklung und die verzögerte Arbeitnehmerfreizügigkeit schon bekannt gewesen wären.
In: Orient: deutsche Zeitschrift für Politik, Wirtschaft und Kultur des Orients = German journal for politics, economics and culture of the Middle East, Band 43, Heft 3, S. 401-415
Motiviert durch den sich anbahnenden Agrarfachkräftemangel in Ostdeutschland, untersucht diese Studie, inwieweit ausländische Agrarspezialisten diese Defizite mindern könnten. Fokusland ist Bulgarien – ein neues EU-Mitgliedsland mit traditionell starkem Migrationsstrom nach Deutschland. Literaturanalyse und Experteninterviews führen zu der Erkenntnis, dass der post-sozialistische Agrarsektor die einheimischen Agrarabsolventen oftmals nicht aufnimmt. Viele von ihnen suchen dann eine Tätigkeit außerhalb der Landwirtschaft und mindern somit den Nutzen der Bildungsinvestition. Hier bietet es sich an, Interessenten für eine qualifizierte Beschäftigung bei deutschen Agrarbetrieben zu suchen. Es wird ein Profil des potenziellen ländlichen Agrarfachkraftmigranten skizziert, um das Migrationspotenzial Bulgariens grob abzuschätzen. Ohne aktive Maßnahmen würden sich kaum Agrarfachkräfte für die ländlichen Regionen Deutschlands entscheiden. Doch mit Hilfe von Sprachvorbereitung, Praktika, Auffangkursen und weiteren Informationen würden sich nach einer groben Schätzung zufolge etwa 50 junge Spezialisten pro Jahr gewinnen lassen. Die deutschen Betriebe sollten sich unter anderem um aufgeschlossene Familien vor Ort bemühen, die den ausländischen Fachkräften zur Seite stehen und ihre Integration im Beruf und Alltag begleiten. Die Politik sollte Fachsprachkurse und Weiterbildungen für qualifizierte Immigranten fördern.
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Bereits seit Ende des kalten Krieges 1990/91 läuft ein sehr intensiver Prozess der Integration der früheren RGW-Mitglieder in die europäische und globale Wirtschaft, d.h. in die internationale Arbeitsteilung. Über die Assoziierungsabkommen wurden die Rahmenbedingungen für diesen Integrationsprozess (einschließlich ihrer perspektivischen Weiterentwicklung) geschaffen. Dieser ökonomische Integrationsprozess bezieht sich im wesentlichen auf die beiden Faktoren Güter und Kapital, mit dem Ziel, den freien Austausch von Gütern und die Bewegungsfreiheit von Kapital zwischen der EU und den Beitrittsländern herzustellen. Über diese Integration wurden sowohl in den Beitrittsländern als auch in den EU-Ländern weit reichende wichtige Strukturanpassungsprozesse ausgelöst. Anhand zweier Studien (IEC 2000, ifo 2001) werden die möglichen Migrationspotenziale von Arbeitskräftewanderungen von den Beitrittsländern Polen, Slowakei, Tschechien, Ungarn und Slowenien in die heutigen EU-Länder nach Wirksamwerden der Arbeitskräftefreizügigkeit analysiert. Fazit: Die Arbeitskräftewanderungen im Rahmen der EU-Osterweiterung bei Einführung der Arbeitskräftefreizügigkeit werden als wenig umfangreich eingeschätzt. Entscheidender sind eher die strukturellen Wirkungen und die Konzentration dieser Migration. Die Migration in den Grenzgebieten zu Deutschland und Österreich wird sich anders vollziehen als im Kernland. Diese Entwicklungen müssen bis zum Beitritt der Länder beobachtet und gemeinsam mit den östlichen Nachbarn gestaltet werden. (IAB)
Der Jahresbericht gibt einen Überblick über die Tätigkeitsschwerpunkte des Forschungszentrums im Jahr 2013. Neben der Darstellung der laufenden und abgeschlossenen Forschungsprojekte werden Informationen zu Publikationen, Veranstaltungen, Vorträgen und der Vernetzung des Forschungszentrums gegeben. Aufgabe des Forschungszentrums des Bundesamts ist die Beobachtung des Migrationsgeschehens nach und von Deutschland, die Analyse von Auswirkungen von Migrationsprozessen und die Gewinnung von Erkenntnissen für die Migrationssteuerung. Daneben wird auch der Prozess der Integration von Menschen mit Migrationshintergrund sowie die Weiterentwicklung von Integrationsmaßnahmen auf Bundesebene begleitet. Zu diesem Zweck führt das Forschungszentrum zahlreiche Forschungsprojekte durch. Für 2013 sind dabei insbesondere die Forschungsprojekte "Integration von zugewanderten Ehepartnerinnen und Ehepartnern in Deutschland (BAMF-Heiratsmigrationsstudie 2013)", "Beschäftigungssituation von ausländischen Studienabsolventen deutscher Hochschulen", "Migrationspotenziale", "(Spät-)Aussiedler in Deutschland: Eine Analyse aktueller Daten und Forschungsergebnisse" und "Geschlechterrollen bei Deutschen und Zuwanderern christlicher und muslimischer Religionszugehörigkeit" zu nennen. Ein weiteres herausragendes Projekt ist der Migrationsbericht, der jährlich im Auftrag der Bundesregierung durch das Bundesamt erstellt wird und u.a. eine differenzierte Darstellung der einzelnen Zuwanderergruppen liefert. Neben einem Gesamtüberblick über alle Forschungsprojekte geht der Jahresbericht auch auf die vielfältigen Aktivitäten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Forschungszentrums in Bezug auf Wissenstransfer, Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung ein, gibt Informationen zu den zahlreichen externen Publikationen und stellt eine Auswahl von Vorträgen dar.
Ein Ziel der Harmonisierung der Sozialpolitik innerhalb der Europäischen Union ist es, die durch die internationale Wanderung ausgelösten Belastungen der sozialen Sicherungssysteme in den Mitgliedsstaaten zumindest teilweise zu verhindern. Der Beitrag analysiert, inwiefern vor dem Hintergrund existierender und zu erwartender Migrationsströme ein solches Harmonisierungsstreben aus ökonomischer Sicht sinnvoll und notwendig ist. Dazu wird in einem ersten Schritt der gegenwärtige Zustand der sozialen Sicherungssysteme in der EU erörtert. In einem zweiten Schritt werden in einem theoretischen Rahmen mögliche Probleme der Freizügigkeit von Arbeitskräften analysiert. Auf der Basis einer Analyse der im Kontext von Effizienzgewinnen und Umverteilungspolitik entstehenden Verzerrungen und Probleme werden dann mögliche Politikmaßnahmen bezüglich der Harmonisierung der Sozialpolitik de EU kritisch durchleuchtet und evaluiert. Ein empirisch orientiertes Kapitel widmet sich der Quantifizierung des durch die Osterweiterung der EU entstehenden Migrationspotenzials und der verteilungspolitisch bedingten Migrationsanreize. Sowohl die empirschen als auch die theoretischen Ergebnisse begründen eine Ablehnung einer weitgehenden Harmonisierung der Sozialpolik in der EU. Demnach sind die Wanderungsanreize für eine Ost-West-Wanderung durch eine umverteilungsorientierte Sozialpolitik keineswegs so bedeutsam, dass sie eine weitgehende Harmonisierung rechtfertigen, und es muss zudem mit weniger Einwanderung gerechnet werden als üblicherweise befürchtet wird. Außerdem würde durch eine vollkommene Harmonisierung der Wettbewerb zwischen den Nationalstaaten verhindert. Der Beitrag plädiert für eine sozialrechtlich verzögerte Integration, da damit das potenzielle Problem einer ineffizienten, umverteilungsorientierten Sozialpolitik weitestgehend eliminiert wird, ohne dabei die allokativ erwünschte lohninduzierte Wanderung zu verhindern. (IAB)
Ein Ziel der Harmonisierung der Sozialpolitik innerhalb der Europäischen Union ist es, die durch die internationale Wanderung ausgelösten Belastungen der sozialen Sicherungssysteme in den Mitgliedsstaaten zumindest teilweise zu verhindern. Der Beitrag analysiert, inwiefern vor dem Hintergrund existierender und zu erwartender Migrationsströme ein solches Harmonisierungsstreben aus ökonomischer Sicht sinnvoll und notwendig ist. Dazu wird in einem ersten Schritt der gegenwärtige Zustand der sozialen Sicherungssysteme in der EU erörtert. In einem zweiten Schritt werden in einem theoretischen Rahmen mögliche Probleme der Freizügigkeit von Arbeitskräften analysiert. Auf der Basis einer Analyse der im Kontext von Effizienzgewinnen und Umverteilungspolitik entstehenden Verzerrungen und Probleme werden dann mögliche Politikmaßnahmen bezüglich der Harmonisierung der Sozialpolitik de EU kritisch durchleuchtet und evaluiert. Ein empirisch orientiertes Kapitel widmet sich der Quantifizierung des durch die Osterweiterung der EU entstehenden Migrationspotenzials und der verteilungspolitisch bedingten Migrationsanreize. Sowohl die empirischen als auch die theoretischen Ergebnisse begründen eine Ablehnung einer weitgehenden Harmonisierung der Sozialpolitik in der EU. Demnach sind die Wanderungsanreize für eine Ost-West-Wanderung durch eine umverteilungsorientierte Sozialpolitik keineswegs so bedeutsam, dass sie eine weitgehende Harmonisierung rechtfertigen, und es muss zudem mit weniger Einwanderung gerechnet werden als üblicherweise befürchtet wird. Außerdem würde durch eine vollkommene Harmonisierung der Wettbewerb zwischen den Nationalstaaten verhindert. Der Beitrag plädiert für eine sozialrechtlich verzögerte Integration, da damit das potenzielle Problem einer ineffizienten, umverteilungsorientierten Sozialpolitik weitestgehend eliminiert wird, ohne dabei die allokativ erwünschte lohninduzierte Wanderung zu verhindern. (IAB)
Der Krieg in der Ukraine wird das Migrations- und Integrationsgeschehen in Europa nachhaltig beeinflussen. Seit Ausbruch des Kriegs sind bis zum Redaktionsschluss dieses Berichtes mehr als 500.000 Menschen aus der Ukraine in die Europäische Union und nach Moldawien geflüchtet, d.h. pro Tag rund 100.000 Menschen. Krieg und Vertreibung lösen sehr viel größere Migrationsbewegungen als beispielsweise wirtschaftliche Faktoren aus. Zudem sind die Grenzen der EU weitgehend geöffnet, unter anderem weil für Staatsangehörige aus der Ukraine keine Visumspflicht besteht und die EU mit hoher Wahrscheinlichkeit die sogenannte Massenzustrom-Richtlinie anwenden wird und damit den Geflüchteten ein vorübergehendes Aufenthaltsrecht einräumen wird. Vor diesem Hintergrund ist mit einer außergewöhnlich hohen Migration aus der Ukraine zu rechnen, auch wenn der Umfang des Migrationspotenzials beim gegenwärtig Stand der Erkenntnis nicht seriös quantifiziert werden kann. Die Fluchtmigration konzentriert sich gegenwärtig auf die unmittelbaren Nachbarstaaten der EU und Moldawien. Schon in der Vergangenheit war die Migration hier stark konzentriert, während auf Deutschland, gemessen an der Bevölkerung, nur ein unterdurchschnittlicher Anteil entfiel. Wie vergangene Krisen gezeigt haben, kann sich aber die Regionalstruktur der Zielländer sehr schnell verändern. Auch Deutschland sollte sich deshalb auf einen starken Anstieg der Migration aus der Ukraine einstellen. In der Vergangenheit waren Migrantinnen und Migranten aus der Ukraine mit einem Akademikeranteil von rund der Hälfte überdurchschnittlich gut qualifiziert, 57 Prozent der Migrationsbevölkerung aus der Ukraine sind Frauen. Beschäftigungs-, Arbeitslosen- und Leistungsbezieherquoten von ukrainischen Staatsangehörigen in Deutschland entsprechen dem Durchschnitt der ausländischen Bevölkerung in Deutschland. Die Bevölkerung mit einem Migrationshintergrund aus der Ukraine insgesamt, also unter Berücksichtigung der deutschen Staatsangehörigen, ist deutlich besser in den Arbeitsmarkt ...
Der Krieg in der Ukraine wird das Migrations- und Integrationsgeschehen in Europa nachhaltig beeinflussen. Seit Ausbruch des Kriegs sind bis zum Redaktionsschluss dieses Berichtes mehr als 500.000 Menschen aus der Ukraine in die Europäische Union und nach Moldawien geflüchtet, d.h. pro Tag rund 100.000 Menschen. Krieg und Vertreibung lösen sehr viel größere Migrationsbewegungen als beispielsweise wirtschaftliche Faktoren aus. Zudem sind die Grenzen der EU weitgehend geöffnet, unter anderem weil für Staatsangehörige aus der Ukraine keine Visumspflicht besteht und die EU mit hoher Wahrscheinlichkeit die sogenannte Massenzustrom-Richtlinie anwenden wird und damit den Geflüchteten ein vorübergehendes Aufenthaltsrecht einräumen wird. Vor diesem Hintergrund ist mit einer außergewöhnlich hohen Migration aus der Ukraine zu rechnen, auch wenn der Umfang des Migrationspotenzials beim gegenwärtig Stand der Erkenntnis nicht seriös quantifiziert werden kann. Die Fluchtmigration konzentriert sich gegenwärtig auf die unmittelbaren Nachbarstaaten der EU und Moldawien. Schon in der Vergangenheit war die Migration hier stark konzentriert, während auf Deutschland, gemessen an der Bevölkerung, nur ein unterdurchschnittlicher Anteil entfiel. Wie vergangene Krisen gezeigt haben, kann sich aber die Regionalstruktur der Zielländer sehr schnell verändern. Auch Deutschland sollte sich deshalb auf einen starken Anstieg der Migration aus der Ukraine einstellen. In der Vergangenheit waren Migrantinnen und Migranten aus der Ukraine mit einem Akademikeranteil von rund der Hälfte überdurchschnittlich gut qualifiziert, 57 Prozent der Migrationsbevölkerung aus der Ukraine sind Frauen. Beschäftigungs-, Arbeitslosen- und Leistungsbezieherquoten von ukrainischen Staatsangehörigen in Deutschland entsprechen dem Durchschnitt der ausländischen Bevölkerung in Deutschland. Die Bevölkerung mit einem Migrationshintergrund aus der Ukraine insgesamt, also unter Berücksichtigung der deutschen Staatsangehörigen, ist deutlich besser in den Arbeitsmarkt integriert. Auch die Geflüchteten aus der Ukraine, die gegenwärtig das Land verlassen, dürften sich durch ein überdurchschnittliches Bildungsniveau und einen hohen Anteil von Frauen und Kindern auszeichnen. Die Integration von Geflüchteten kann stark erleichtert werden, wenn schnell Rechts- und Planungssicherheit u.a. durch längere Aufenthaltserlaubnisse und Perspektiven für einen dauerhaften Aufenthalt in Deutschland hergestellt werden. Zudem sollten bei der Verteilung von GeflüchtetenArbeitsmarktkriterien herangezogen werden. Aufbauend auf den Erfahrungen der Integration anderer Geflüchteter sollte die Integration durch Sprach- und Arbeitsmarktprogramme, eine schnelle Arbeitsmarktberatung und -vermittlung, die Anerkennung beruflicher Abschlüsse und den Erwerb weiterer Bildungsabschlüsse unterstützt werden. Vor dem Hintergrund des hohen Frauen- und Kinderanteils sind auch die schnelle Integration von Kindern und Jugendlichen in das Bildungssystem, breite Betreuungsangebote und das gezielte Angebot von Sprach- und Integrationsprogrammen für Frauen zentral.