Die Umsetzung des Rahmenbeschlusses über den Europäischen Haftbefehl in Österreich und Frankreich : ein Rechtsvergleich
Durch die europaweite Grenzöffnung im Rahmen des SDÜ 1990 nahm die länderübergreifende Kriminalität zu und machte auch eine grenzüberschreitende Kriminalitätsbekämpfung notwendig. Der Rahmenbeschluss über den Europäischen Haftbefehl (RBEuHB) trat als politischer Kompromiss am 7. August 2002 in Kraft. Die innerstaatliche Umsetzung in Österreich und Frankreich erfolgte unterschiedlich. In Österreich wurde ein eigenes Bundesgesetz, das EU-JZG, geschaffen. In Frankreich wurde nach Überprüfung der Verfassungsmäßigkeit des RBEuHB durch den Conseil dEtat die französische Verfassung abgeändert und der RBEuHB durch die Schaffung eines neuen Kapitel IV in Titel X des Buches IV des CPP inkorporiert. Beide Umsetzungsgesetze derogierten alle früheren EU-Auslieferungsübereinkommen. Den Text des RBEuHB haben beide Länder inhaltlich entsprechend den europarechtlichen Vorgaben innerstaatlich umgesetzt, wobei zwischenzeitig beide Gesetze bereits mehrfach novelliert wurden. Der EHB ist seit seiner Einführung im Jahr 2004 für die Justizbehörden der Mitgliedstaaten ein hilfreiches Mittel um Straftäter daran zu hindern, sich ihrer strafrechtlichen Verfolgung entziehen zu können. Die Dauer der Übergabeverfahren verkürzte sich durch den Europäischen Haftbefehl spürbar. Dennoch hat der EHB eine Reihe von Problemen aufgeworfen. So ist der mangelnde Anspruch auf rechtliche Vertretung im Ausstellungsmitgliedstaat während des Übergabeverfahrens ebenso problematisch wie die Haftbedingungen in einigen EU-Mitgliedstaaten und die Ausstellung von EHBs für minder schwere Straftaten, die zu einer oft unverhältnismäßig langen Übergabehaft führt. Zur Verbesserung dieser Situation ist zum Zwecke der Gewährleistung einer einheitlichen Handhabung des EHB-Systems von der Europäischen Kommission ua. die Schulung der Justizbehörden und Juristen über die Anwendung des EHB geplant. Es bleibt abzuwarten, ob diese Maßnahmen tatsächlich zu Verbesserungen führen. ; Due to the European abandonment of frontiers according to the 1990 Schengen Convention the cross-border crime increased and required a cross-border fight against crime. The Council Framework Decision (FD) of 13 June 2002 on the European arrest warrant (EAW), as a political compromise, came into effect on 7th of August 2002. The national implementation in Austria and France was different. In Austria, a federal law, the EU-JZG, was created . In France, however, the FD was implemented by the creation of a new chapter IV in title X, book IV of the french code of criminal proceedings (CPP) after having checked the FD's constitutionality by the Conseil dEtat and having amended the french Constitution. Both implementing laws invalidated former EU-extradition-agreements. Regarding the wording of the FD, both countries implemented their national stipulations according to the European legal targets, whereas both implementing laws have been amended several times by now. The EAW, since its implementation in 2004, became a helpful instrument for the judicial authorities in the Member States to stop offenders from escaping their criminal prosecution. The duration of surrender proceedings shortened noticable due to the EAW. Nevertheless the EAW raised numerous problems. The lack of legal representation during the surrender proceedings in the issuing Member State is as well problematic as the detention conditions in some EU Member States and the issuing of EAWs for minor crimes, leading in many cases to a disproportionally long detention. To remedy the situation, the European Comission plans, in order to ensure a unitized handling of the EAW-system, amongst others, the training of judicial authorities and lawyers regarding the application of the EAW. It remains to be seen, if these measures really lead to an improvement. ; vorgelegt von Manuela-Anna Sumah-Vospernik ; Abweichender Titel laut Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers ; Zsfassungen in dt. und engl. Sprache ; Universität Graz, Dissertation, 2014 ; OeBB ; (VLID)3765039