Religion, Organisationsstrukturen und Aktivbürger: oder: ist der Protestantismus demokratischer als der Katholizismus?
In: Religion zwischen Zivilgesellschaft und politischem System: Befunde - Positionen - Perspektiven, S. 110-137
Abstract
Die gängige und weit verbreitete These, der Protestantismus sei demokratischer als der Katholizismus, hält einem empirischen Test nicht stand. Die Verfasserin untersucht auf der Datenbasis der vom Projekt "Citizenship, Involvement, Democracy" erstellten Vollerhebung zu den lokalen zivilgesellschaftlichen Organisationsstrukturen in zwölf Städten und Gemeinden aus acht europäischen Ländern das religiöse Vereinswesen im Kontext der jeweiligen Kommune und vergleicht dabei insbesondere die Strukturunterschiede zwischen Vereinen und Organisationen der in Westeuropa dominierenden christlichen Konfessionen (römisch-katholisch, lutherisch, calvinistisch). In der Tat entsprechen katholische und lutherische Organisationen fast perfekt dem Idealbild der kleinen, flachen, partizipativen Organisation. Im Gegenteil dazu sind calvinistische Organisationen und Vereine durch Mitgliederstärke, hohes Einkommen, Professionalisierung und hierarchische Organisationsprinzipien geprägt. Das Fazit der Verfasserin: Grundsätzlich ist nicht Religion, sondern Organisation der entscheidende Faktor für die Generierung von Sozialkapital in Vereinen. (ICE2)
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