Sammelwerksbeitrag(gedruckt)2007

Wahlkampfkommunikation und Wahlverhalten

In: Der gesamtdeutsche Wähler: Stabilität und Wandel des Wählerverhaltens im wiedervereinigten Deutschland, S. 385-413

Abstract

Anhand der Analyse der Bundestagswahlen 1990 bis 2005 wird gezeigt, dass die Bürger in erster Linie durch die Massenmedien, vor allem durch die Lokalpresse und das Fernsehen, über Politik erfahren, in hohem Maße Fernsehdebatten zwischen den Kanzlerkandidaten nutzen und Wahlkämpfen interessiert gegenüberstehen. Der Einfluss der Wahlkampfkommunikation auf die Bereitschaft, sich an Wahlen zu beteiligen, ist zwar nach Kontrolle anderer relevanter Einflussfaktoren erkennbar, in seiner Stärke jedoch sehr limitiert. Am bedeutungsvollsten erweist sich dabei das Wahlkampfinteresse. Vergleichsweise gering ist der Einfluss der Presseberichterstattung, während von der Politikberichterstattung im Fernsehen kaum signifikante Effekte ausgehen, für die darüber hinaus keine einheitliche Wirkungsrichtung zu erkennen ist. Es wird die These vertreten, dass die Rezeption von Fernsehdebatten keine systematischen Konsequenzen für die Wahlbeteiligung hat. Sucht man nach Determinanten der Veränderung der Partizipationsbereitschaft zwischen zwei aufeinanderfolgenden Wahlen erweist sich die Wahlkampfkommunikation erneut als wenig erklärungskräftig. Dies gilt vor allem für Westdeutschland, während in den neuen Bundesländern häufiger zu beobachten ist, dass vor allem Veränderungen des Wahlkampfinteresses sowie der Nutzung der Fernsehberichterstattung einen signifikanten Einfluss auf die Veränderung der Teilnahmebereitschaft an Bundestagswahlen haben.Effekte der Wahlkampfkommunikation auf das Wahlverhalten sind nur punktuell nachweisbar. Dies gilt auch dann, wenn man nicht nach direkten Einflüssen politischer Kommunikation auf das Wahlverhalten, sondern nach indirekten, d.h. über Kandidaten- und Themenorientierung vermittelten Wirkungen sucht. Während dabei weder vom Wahlkampfinteresse noch von der Nutzung der TV-Duelle systematische Effekte ausgehen, erweisen sich die Rezeption der Presse- bzw. der Fernsehberichterstattung hin und wieder als signifikante Einflussfaktoren. Erneut ist dies in Ostdeutschland häufiger der Fall als in Westdeutschland. Insgesamt sind die gemessenen Effekte jedoch auch hier sehr schwach und in ihrer Richtung uneinheitlich. (ICG2)

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