"Ich will den Präsidenten!": Klatsch- und Skandalrhetorik ; Reflexe auf die Lewinsky-Affäre
In: Trans-Atlantik - Trans-Portabel?: die Amerikanisierungsthese in der politischen Kommunikation, S. 159-176
Abstract
Der Skandal um die Affäre zwischen dem amerikanischen Präsidenten B. Clinton und der Praktikantin im Oval Office, M. Lewinsky, hatte 1998 eine der größten innenpolitischen Krisen in den USA ausgelöst ("Monicagate") und beherrschte über ein Jahr lang die Berichterstattung der amerikanischen, aber auch der deutschen Medien. Diese Berichterstattung und ihre Rezeption werden untersucht. Am Beispiel der Lewinsky-Affäre wird der skandalisierte Klatsch als Veröffentlichung des Geheimen bzw. Intimisierung der Politik erläutert. Die Merkmale und Funktionen des politischen Skandals werden beschrieben. Die Rolle der Massenmedien bei der Skandalisierung in der Mediengesellschaft wird untersucht. Ein dem entsprechendes typisches "Verlaufsprotokoll" des politischen Skandals wird wiedergegeben. In einem kurzen Abriss wird der Lewinsky-Skandal im Licht seiner Vorgeschichte, der Medienberichterstattung über B. Clinton seit 1992, aber auch im Zuge der von K. Starr geleiteteten Ermittlungen nachgezeichnet. Die deutsche Rezeption dieser Skandalberichterstattung wird analysiert. Verschiedene thematische Phasen werden herausgearbeitet. Dabei zeigt sich, dass sich die deutschen Medien den amerikanischen Aufklärungswahn und Puritanismus zu eigen machten und zugleich den Skandal als "Sinnbild des Niedergangs der amerikanischen politischen Kultur" darstellten. Dies wird als "mediale Verfehlung" kritisiert. (BB)
Problem melden