Ist die Ethik der idealen Kommunikationsgemeinschaft eine Utopie?: zum Verhältnis von Ethik, Utopie und Utopiekritik
In: Utopieforschung: interdisziplinäre Studien zur neuzeitlichen Utopie. 1, S. 325-355
Abstract
"Zunächst möchte ich versuchen, den Utopie-Begriff der heute aktuellen 'Utopismus'-Kritik zu charakterisieren. Dies geschieht von vornherein in der Absicht, verständlich zu machen, warum die Utopiekritik der Gegenwart sich nicht primär auf die fiktional-literarische Utopie im engeren Sinn bezieht, sondern - wie mir scheint - wesentlich gegen ein ethisch-geschichtsphilosophisches Konzept gerichtet ist, das als utopisch und insofern gefährlich betrachtet wird. Von hier aus soll auch verständlich werden, weshalb die 'Utopismus'-Kritik sich gegen die Ethik der idealen Kommunikationsgemeinschaft richtet. Im zweiten Teil des Beitrags möchte ich versuchen, diese Ethik, so wie ich sie verstehe, in gebotener Kürze darzustellen. Dabei geht es mir darum, folgendes zu zeigen: daß die Grundform der in Frage stehenden Ethik, unabhängig von jeder geschichtsphilosophischen Prognose und von jeder konkret-fiktionalen Vorstellung einer möglichen, besseren Welt, als unbestreitbar gültig begründet werden kann; daß sie aber gleichwohl eine quasi-geschichtsphilosophische und quasi-utopische Dimension der Antizipation enthält: eine Dimension der partiellen Rechtfertigung und der Kritik der (anthropologischen Funktion der) fiktionalen und der geschichtsphilosophisch 'aufgehobenen' Utopie. Im dritten Teil soll die Konzeption einer 'Kritik der utopischen Vernunft', deren Notwendigkeit sich schon im zweiten Teil zugleich mit der partiellen ethischen Rechtfertigung der utopischen Intention ergibt, anhand der 'Utopie' der 'herrschaftsfreien' Kommunikation exemplarisch verdeutlicht werden." (Autorenreferat)
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