Modernisierung - Entwicklungsländer - Recht

In: Sozialwissenschaftliche Informationen für Unterricht und Studium: sowi, Band 1, Heft 1, S. 17-18

Abstract

Rezension zu Eugene E. Dais: Law, Value and Validation in Basic Social Change. Some Reflections on the Underdevelopment Problem. In: Beiheft Nr. 5 des Archivs für Rechts- und Sozialphilosophie, Wiesbaden 1968, S. 81-102. Dais wendet sich in seinen Ausführungen einem speziellen Aspekt aus der umfassenden Problematik des sozialen Wandels in Entwicklungsländern zu, nämlich der Modernisierung des Rechts. Die besondere Schwierigkeit bei der Einführung von Innovationen in diesem Bereich sozialer Organisation sieht er bei Gesellschaften, die sich im Übergangsstadium befinden, in der Akzeptierung neuer Wertgefüge. Denn der Prozeß der Modernisierung ist in der Überzahl der ehemals abhängigen Gebiete durch die koloniale Expansion der europäischen Mächte ausgelöst worden und erscheint so betrachtet zunächst einmal als Zerstörung traditioneller sozialer Strukturen. Nach Dais besteht die Modernisierung der Rechtsordnung, in Anlehnung an die rechtshistorische Entwicklung Europas, in der Auflösung metaphysischer Begründungszusammenhänge zugunsten eines Nützlichkeitsprinzips und der Authentizität des positiven Rechts. Wie jedoch kann sich eine traditionelle Gesellschaft in ein modernes System transformieren? Ein auslösendes Moment wäre der ideologische Faktor der Gleichheit, der zu einem Abbau hierarchischer sozialer Gliederung führen könnte; allerdings darf hierbei die jeweilige ökonomische Situation nicht aus dem Blickfeld geraten, denn ohne Hinzutreten einer bestimmten Wirtschaftsgesinnung und bestimmter Leistungsmotivationen ist eine egalitäre soziale Entwicklung mit einem Sinken des Lebensstandards verbunden. Trotz des eher marginalen Beitrags des Rechts zum sozialen Wandel sollte die Bedeutung des Rechtssystems in den Entwicklungsländern für eine geregelte Konfliktaustragung und für die Überwindung parochialer Beziehungen nicht zu gering eingeschätzt werden. (HH)