Zeitgeschichte im Fernsehen: die preisgekrönte Dokumentation "Das Schweigen der Quandts" als fragwürdiges Paradigma
In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Band 58, Heft 4, S. 455-481
Abstract
"Die Präsentation von Zeitgeschichte im Fernsehen erreicht ein Massenpublikum. Manches spricht dafür, dass sie Geschichtsbilder in den Köpfen der Menschen so sehr prägt wie kein anderes Medium. Der Beitrag versucht, operationalisierbare Qualitätskriterien für Geschichtsdokumentationen im Fernsehen zu benennen. Dabei muss die Funktionsweise des Mediums ebenso berücksichtigt werden wie der Adressatenkreis. Unverzichtbar bleibt daneben aber ein sachgerechter und analytisch-kritischer Umgang mit Informationen. An den aufgestellten Kritierien wird anschließend die Dokumentation 'Das Schweigen der Quandts', eine Produktion des Norddeutschen Rundfunks aus dem Jahr 2007, gemessen. Sie ist mehrfach preisgekrönt und gilt auch in fachwissenschaftlichen Publikationen mittlerweile als Paradigma gelungenen Geschichtsfernsehens. Die empirische Analyse der Dokumentation ergibt jedoch, dass der Film höchst manipulativ ist, zentrale Informationen unterschlägt, die meisten Behauptungen nicht belegt und die herangezogenen Quellen nicht hinreichend kontextualisiert. So gesehen stellt die Sendung richtige Fragen, gibt aber meist falsche Antworten." (Autorenreferat)
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