Aufsatz(gedruckt)2005

Nomade und Spießer: über Mobilität und Seßhaftigkeit

In: Merkur: deutsche Zeitschrift für europäisches Denken, Band 59, Heft 11, S. 1105-1109

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Abstract

Eisenbahnen, Autos, Flugzeuge und neue Informations- und Kommunikationstechnologien erlauben uns eine immer schnellere, immer bequemere Mobilität. Die Orte, die wir heute ohne große Mühe erreichen können, lagen für unsere Vorfahren noch in unerreichbarer Ferne. Im Zuge dieser Entwicklung erleben wir eine Konjunktur von Bewegungstypen, die die neue Leitbilder für eine beweglich gewordene Welt abzugeben scheinen. Das Leben von Flaneuren, Nomaden, Vagabunden, Touristen und Kosmopoliten, denen gemeinsam ist, dass sie permanent unterwegs sind, scheint nicht mehr nur von einer kleinen Elite oder einigen wenigen Außenseitern geführt zu werden, sondern als typische Lebensform für eine Mehrheit der Weltbevölkerung zu gelten. Der Autor fragt daher: Gleiten wir von einer sesshaften in eine nomadische beziehungsweise neonomadische Ära hinüber? Die Antwort: Beides ist der Fall. Während noch immer das nomadische Leben beschworen und Mobilität großgeschrieben wird, ist die eigentlich aktuelle Entwicklung die einer zunehmenden Sesshaftigkeit des "Spießers im Eigenheim" aufgrund der technischen Möglichkeiten, sich alles ins eigene Haus zu holen. Die Gleichzeitigkeit beider Lebensformen - auf der einen Seite der Nomaden, auf der anderen Seite der Spießer -führt dazu, dass in einer Welt, in der alle permanent unterwegs sind, Sesshaftigkeit wieder zum Luxus wird: "Eine Sesshaftigkeit allerdings, die Teilnahme ermöglicht, ohne sich noch räumlich von der Stelle bewegen zu müssen". (ICA2)

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