Links und/oder Demokratisch?: Dimensionen studentischen Demokratieverständnisses
In: Politische Vierteljahresschrift: PVS : German political science quarterly, Band 21, Heft 3, S. 220-247
Abstract
Ziel dieses Aufsatz war es, zu prüfen, ob die demokratischen Einstellungen der deutschen Studenten sich in den letzten zehn Jahren verändert haben und ob die Struktur demokratischer Einstellungen der heutigen Studentenschaft als "in sich widersprüchlich" bezeichnet werden kann. Als Ergebnis wollen wir festhalten: 1. Die Akzeptanz und das Verständnis demokratischer Spielregeln ist in den vergangenen zehn Jahren im wesentlichen konstant geblieben. 2. Gestiegen sind konfliktfreudigere Einstellungen; diese stehen jedoch nicht im Widerspruch zu den konsistent ausgeprägten demokratischen Wertorientierungen der Studentenschaft. 3. Die starke Linksorientierung des Großteils der Studentenschaft ist als Ausdruck kritischer Distanz zu den Trägern gesellschaftlicher Herrschaftspositionen zu verstehen, nicht aber als Ablehnung der demokratischen Verfaßtheit unserer Gesellschaftsordnung. 4. Das hohe studentische Konfliktverständnis steht in negativen Zusammenhang mit der Befürwortung aggressiver Formen politischer Gewalt. Die studentische Linke ist zwar weitaus konfliktfreudiger als die Rechte, die Befürwortung aggressiver Gewalt nimmt jedoch mit zunehmender Konfliktfreudigkeit ab. Auf diesem Hintergrund müßten gewaltsame studentische Aktionen eigentlich ausgeschlossen werden können. Die Studentenunruhen von 1967/68 widerlegen das anscheinend. Indessen deuten sie darauf hin, daß die Rechtfertigung politischer Gewaltanwendung von Studenten in Abhängigkeit gesehen werden muß von der perzipierten "relativen demokratischen Unrechtmäßigkeit" des politischen Regimes, d.h., die studentische Linke wird dann bereit sein, politische Gewalt einzusetzen, wenn sie - wie damals durch Große Koalition - die demokratische Grundordnung bedroht sieht, nicht aber, um diese Ordnung abzuschaffen." (Autorenreferat)
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Sprachen
Deutsch
ISSN: 0032-3470
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