Technik, Rationalisierung und Arbeitszeit in der Weimarer Republik
In: Technikgeschichte: tg, Band 47, Heft 3, S. 303-324
Abstract
Untersucht man die Folgen der Rationalisierungswellen in der Weimarer Republik, so ist es nötig, nicht nur die Arbeitszeitverkürzungen zu betrachten, sondern auch die Konsequenzen für die Qualität der Arbeit zu analysieren. Ohne die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und Entwicklungen zu vernachlässigen, geht der Verfasser im einzelnen auf die Gründe für Rationalisierungsmaßnahmen in der Industrie ein. Die Wirtschaftskrise ermöglichte es den Unternhemern, verschiedene Zugeständnisse, die im Zusammenhang mit der Novemberrevolution gemacht worden waren, wieder zurückzunehmen. Leistungslohnsysteme wurden von den Arbeitnehmern erneut akzeptiert und in vielen Bereichen wurde die Arbeitszeit, die 1918 auf 8 Stunden reduziert worden war, wieder verlängert. Erhebungen des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes geben eine Bild über die tatsächliche Arbeitszeit. Zumindest bis 1928 wurde in allen Branchen mehr als 8 Stunden täglich gearbeitet. Der Verfasser die Zusammenhänge zwischen Rationalisierung und Arbeitszeit aufzudecken. Je nach Stand der Produktionstechnik bestehen hier großen Unterschiede zwischen den Branchen. In den Bereichen, wo menschliche Arbeitsleistung nach wie vor das Produktionsergebnis wesentlich bestimmte (z.B. Maschinenbau), wurde die Arbeitszeit vielfach verkürzt und gleichzeitig intensiviert. In anderen Branchen, wo bereits die Maschine in wesentlichen Teilen das Produktionsergebnis erzeugte, wurden die Arbeitszeiten verlängert, da die Unternehmer versuchten, die Maschinenlaufzeiten auszudehnen. Ab Mitte der 20er Jahre jedoch ist eine langsame Verkürzung der Arbeitszeit allgemein konstatierbar. (JL)
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Deutsch
ISSN: 0040-117X
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