Aufsatz(gedruckt)1972

Faschismus - Autoritärer Staat - Wirtschaftskrisen

In: Sozialwissenschaftliche Informationen für Unterricht und Studium: sowi, Band 1, Heft 1, S. 7-8

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Abstract

Rezension zu: Dieter Petzina: Germany and the Great Depression. In: Journal of Contemporary History 4 (1969) Nr. 4, S. 59-74. Henning Köhler: Arbeitsbeschaffung, Siedlung und Reparationen in der Schlußphase der Regierung Brüning. In: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte 17 (1969) H. 3, S. 276-307. Die von D. Petzina untersuchten, wirtschaftlichen, sozialen und politischen Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise (1929-1933) auf Deutschland deuten auf den engen Zusammenhang von Wirtschaftskrise und politischer Radikalisierung hin. Die politische Entwicklung wird bestimmt durch die Auflösung des parlamentarischen Systems und den Übergang zu der Politik der Präsidialregierungen und Notverordnungen. Die im Sinne der Interessen des konservativen Bürgertums vollzogene Revision der Verfassungs-, Finanz- und Wirtschaftspolitik wurde von der Regierung Papen in die Wege geleitet, bei der die Allianz von Reichswehr, Schwerindustrie und Junkertum deutlich zutage trat. Trotzdem setzten Schwerindustrie und Agrarier schließlich auf Hitler, der eine stabile Massenbasis besaß und gleichzeitig als bester Garant für eine radikal antimarxistische Politik gelten konnte. Bemerkenswert ist, daß Petzina in den politischen Entscheidungen der Jahre 1929-1933 eine durchgehende Linie sieht und auch die Wirtschafts- und Finanzpolitik Brünings in diesem Zusammenhang einordnet. Während Petzina die Wirtschaftspolitik in den Rahmen der allgemeinen politischen und gesellschaftlichen Entwicklung der Jahre 1930-1933 stellt, untersucht H. Köhler den Prozeß der Entscheidungsbildung im Reichskabinett und analysiert die Motive, die die einzelnen Kabinettsmitglieder bestimmen. In den Mittelpunkt seiner Untersuchung stellt er die Pläne zur Arbeitsbeschaffung und zur landwirtschaftlichen Siedlung, die im Kabinett Brüning seit 1932 ausgearbeitet wurden. Beide Programme waren gedacht als Kompensation für die Kürzung in der Arbeitslosenhilfe und der Sozialversicherung, zu denen sich die Reichsregierung durch die angespannte Finanzlage gezwungen sah. Köhler wendet sich gegen die These der Abhängigkeit der Brüning'schen Wirtschaftspolitik von der Reparationspolitik und zeigt, daß Brüning seinen eigenen Aussagen zufolge in der Arbeitsbeschaffung mehr eine psychologisch wirkende Maßnahme als ein Mittel zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit sah. (HH)

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