Aufsatz(elektronisch)2003

Interpretationsmethodik in Psychologie und Sozialwissenschaften - neues Feld oder vergessene Traditionen?

In: Forum qualitative Sozialforschung: FQS = Forum: qualitative social research, Band 4, Heft 2

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Abstract

Die verbreitete Auffassung, dass in dem biographischen und interpretativen Paradigma ein neuer Ansatz in der Psychologie und den Sozialwissenschaften entstanden sei, wird in Frage gestellt. Diese Methodik hat in der Psychologie eine sehr lange Tradition. Vor fünfzig Jahren war sie in vielen Psychologischen Instituten in Forschung und Unterricht sogar die dominierende Methodik. In vielen dieser Verfahren, Projektiven Tests, Traumdeutung, Graphologie u.a., wird heute nicht mehr ausgebildet, obwohl sie in einigen Berufsfeldern noch angewendet werden. Auch die gründliche Ausbildung in der Interview-Methodik ist eher selten geworden. Mit diesen Verfahren scheinen jedoch auch viele der damals erarbeiteten Prinzipien und Regelsysteme der Interpretationslehre in Vergessenheit geraten zu sein, außerdem die Gründe für den Niedergang. Maßgeblich waren nicht allein die zunehmenden Zweifel an der empirischen Validität für berufspraktische Aufgaben des Assessment und der Diagnostik in der Psychologie, sondern auch der sehr hohe Aufwand für die Ausbildung und für die kompetente Anwendung dieser Verfahren. Diese Perspektive wird an ausgewählten Themen und Methodenproblemen dargestellt und diskutiert. In diesem Kontext zeigen sich Defizite – zumindest in großen Teilen der neueren Arbeiten und Publikationen. Neben einem offenkundigen Mangel an Rückblick und Austausch zwischen den Disziplinen ist auch das Fehlen einer eingehenden und konkreten Diskussion über die Standards der empirischen Qualitätskontrolle bemerkenswert. FQS könnte auch der Ort sein, um über die universitäre Ausbildung in dieser Methodik zu sprechen

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