Der Datenspeicher "Gesellschaftliches Arbeitsvermögen": prozessproduzierte Daten als Quelle für die quantitative historische Sozialforschung und eine Soziologie des DDR-Sozialismus
In: Historical social research: HSR-Retrospective (HSR-Retro) = Historische Sozialforschung, Band 29, Heft 4, S. 196-219
Abstract
Der vom Verwaltungsapparat der DDR erhobene Datenspeicher "Gesellschaftliches Arbeitsvermögen" (DS GAV) ist eine einzigartige Datenquelle für die 1980er Jahre, die eine Vielzahl von Einträgen zu soziodemographischen und sozioökonomischen Merkmalen, Qualifikation und Beschäftigung für mehr als 7 Millionen ehemalige DDR-Bürger umfasst. Der DS GAV wurde erhoben, um das Management des Humanvermögens in der Zentralverwaltungswirtschaft der DDR effizienter zu gestalten, um also eine kontrollierte Arbeitskraftallokation und Personalfluktuation zwischen Wirtschaftszweigen und Unternehmen zu garantieren; das Potenzial dieses Projekts wurde jedoch höchstwahrscheinlich niemals in hinlänglicher Weise ausgenutzt. Fünfzehn Jahre nach dem Zusammenbruch des ostdeutschen Staatssozialismus bietet der DS GAV eine Quelle für die quantifizierende historische Sozialforschung auf dem Weg zu einer Soziologie der DDR-Gesellschaft. Ein Jenaer Forschungsprojekt zu DDR-Eliten und Prozessen sozialer Differenzierung, Teil des Sonderforschungsbereichs 850, stützt sich u.a. auf diese Datenquelle. Die Verfasser diskutieren den historischen Hintergrund, die Datenaufbereitung, die Explorationsphase und erste soziologische Analysen auf der Basis des DS GAV.
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