Intro -- Vorwort -- Einleitung -- Ist die Psychoanalyse veraltet? -- Kulturbegriff bei Marx und Freud -- Freuds Religionsbegriff im Kontext des religionskritischen Diskurses der Moderne -- Kants Religionsschrift, Freud und die Moderne -- Angst und Ideologie -- Zweierlei Schuld -- Strategische Verdrängung -- Rabins Ermordung -- Schlusswort -- Nachtrag -- Nimrod Reitman: Das Politische und Freud -- Weitere E-Books von Promedia -- Der Promedia Verlag im Internet.
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Wie relativ der Begriff ›geschlossene Gesellschaft‹ zu nehmen ist, lässt sich am Fall Israel mit besonderer Brisanz darstellen. Zwar handelt es sich dabei um einen spezifischen Sonderfall, aber die Koordinaten zur Analyse sind dieselben, die man im sozio-politischen ›Normalfall‹ anzuwenden hat. Verstanden hat sich der Zionismus als ein emanzipatives, von den europäischen Nationalstaatsbildungen im 19. Jahrhundert inspiriertes Projekt, welches angesichts des im Westen aufkommenden modernen Antisemitismus historisch notwendig wurde. Entsprechend agierte der Zionismus reaktiv in seiner Ausrichtung und seiner Bestrebung, das ›jüdische Problem‹ nationalstaatlich zu lösen. Das Modell hierzu war ihm das einer republikanischen Demokratie, eine Zeitlang mit sozialistischer bzw. sozialdemokratischer Einfärbung. Da nun aber den zionistischen Juden weder ein Territorium zur Errichtung eines Staates zur Verfügung stand noch eine soziologisch homogene Gruppe zur Besiedlung eines solchen Territoriums (Juden waren in vielen Ländern in Ost und West verstreut), musste es zur Kolonisierung des beanspruchten Landes (Palästina) und zur ideologisch betriebenen Einwanderung der Juden in das Territorium, auf dem der Staat errichtet werden sollte, kommen. Das Postulat der Einwanderung ging einher mit einer ideologisch propagierten Negation der Diaspora. Von Bedeutung war dabei stets, dass zur Einwanderung nur Juden vorgesehen waren. Die ersten Einwanderungswellen zu Beginn des 20. Jahrhunderts kamen aus Russland, dann aus Deutschland gefolgt von einer Welle der Holocaust-Überlebenden aus Europa. Die Einwanderungsbewegungen aus den arabischen Ländern (Jemen, Marokko, Irak) erfolgte erst in den 1950er Jahren, also nach der Staatsgründung. Infolge der Nakba (die Katastrophe der palästinensischen Bewohner des Landes im 1948er Krieg) verblieb im Kernland Israel eine arabische Minderheit, die bis heute etwa 15–20% der Bevölkerung im zionistischen Staat Israel ausmacht. Aus diesen historischen Grundvoraussetzungen leiten sich alle strukturellen Widersprüche des Landes gerade im Hinblick auf die Frage der Dynamik zwischen dem Selbstbild der israelischen Gesellschaft als einer ›offenen‹ und ihrer ideologisch verfestigten Realität einer sich ›verschließenden‹ bzw. ›einmauernden‹ Gesellschaft. Im Vortrag sollen die zentralen Konfliktachsen, die sich aus dieser Dynamik ergeben und die israelische Gesellschaft umtreiben, erörtert werden:das Verhältnis von Juden und Araberndas Verhältnis von aschkenasischen und orientalischen jüdischen Ethniendas Verhältnis von religiösen und säkularen Juden (Staat und Religion)das Verhältnis von Neueinwanderern und Alteingesessenendas Verhältnis zum arabischen Umfelddas Verhältnis zu Europa (Deutschland im besonderen)Mitbedacht soll werden, wie sich diese prekäre Konstellation im Zeitalter eines globalisierten Kapitalismus auswirken muss.
"Die Beantwortung der Frage, oh Israel eine Demokratie sei, bemisst sich am Begriff der Demokratie, den man dazu verwenden möchte. Folgt man den formalen Kriterien der politischen Demokratie, so darf man diese Frage durchaus bejahen: Israel zeichnet sich durch eine wesentlich funktionierende Gewaltenteilung und freie Wahlen aus; die gesetzlich verankerte Pressefreiheit ist, zumindest offiziell, nicht beschränkter als andernorts in der westlichen Hemisphäre; das Demonstrationsrecht ist gewährleistet wie auch andere gängige Gepflogenheiten und Praktiken zivilgesellschaftlichen Seins; das kulturelle Leben ist deutlich heterogen, das Straßenbild der Großstädte von einem ethnischen wie religiösen Pluralismus beherrscht. Formal, aber auch nach gewissen äußeren Erscheinungsbildern des öffentlichen Lebens könnte man geneigt sein, dem Diktum des ehemaligen israelischen Premier- und späteren Verteidigungsministers Ehud Barak zuzustimmen, dass Israel eine 'Villa im Dschungel' darstelle, will heißen, dass es sich von den gesellschaftlichen und politischen Zuständen in den benachbarten arabischen Ländern durch seine aufgeklärte Modernität und demokratische Kultur hervorhebe." (Textauszug)
Religionskritik kann verschiedene Formen annehmen. Sie mag sich von immanenter Auseinandersetzung mit Glaubenssätzen, mithin von intrareligiösen Feindseligkeiten um unterschiedliche Gottes- und Bekenntnisauffassungen, über Kritik religiöser Institutionen, ohne aber den Glauben als solchen zu hinterfragen, bis hin zur agnostischen Infragestellung der Existenz Gottes oder der rigoros atheistischen Behauptung seiner Nichtexistenz erstrecken. Der Beitrag stellt Überlegungen zur Religionskritik an und geht dabei auf die Frühschriften von Karl Marx ein. Der Beitrag nimmt Bezug auf die Metapher von Religion als Opium für das Volk sowie die bei Freud zur Kennzeichnung der Religion herangezogene Metapher des Narkotischen. Des Weiteren beziehen die Überlegungen zur atheistischen Religionskritik die Frankfurter Schule mit ein und damit den Autoritätsbegriff. (ICB2)
Was das Judentum ist - eine Religion, ein Volk, eine Nation - ist bis zum heutigen Tag unter Juden so strittig, dabei aber auch offenbar von solch formaler Relevanz, dass die Unentschiedenheit darüber, wer Jude ist, Grund genug zu sein scheint, von der Verabschiedung einer bindenden Verfassung für den Staat Israel vorläufig abzusehen. Der Beitrag stellt Überlegungen zum Themenkomplex Religion, Staat, Israel und Judentum an, beleuchtet das Verhältnis von jüdischer Religion und Zionismus sowie zur israelischen Identität und zum Nationalstaat. (ICB2)
In this article I present a critical perspective of the State of Israel politics, based on the reception of Th. W. Adorno's philosophy. ; En este artículo presento una perspectiva crítica de la política del Estado de Israel partiendo de la recepción de la filosofía de Th. W. Adorno.
"Der Autor zeichnet die sich steigernden Schritte der europäischen Säkularisierungsbewegung nach. Er beginnt mit der ambivalenten Rolle Kants, der mit seiner scharfen epistemologischen Trennungslinie zwischen Wissen und Glauben zum einen zwar den Glauben aus dem Felde des Wissens ausschloss (indem er z. B. Gottes-, Unsterblichkeits- und Freiheits-'Beweisen' jede Legitimität absprach) - der zum anderen aber mit Denkfiguren wie der einer 'Glückswürdigkeit' oder einer göttlichen Gerechtigkeit drei restliche Glaubensinhalte (Gott, Unsterblichkeit, Freiheit) als 'Postulate der praktischen Vernunft' erneut stabilisierte. Moshe Zuckermann betont die Funktion dieser residualen Vernunftreligion als legitimatorische Stütze der (dominant bürgerlichen) Ethik. Damit ist aber die Verwerfung fast des gesamten kirchlichen Rituals zumindest nahe gelegt. Indem Feuerbach radikal mit dem prekären metaphysischen Dualismus Kants brach, eröffnete er eine anthropologische Religionskritik. Der junge Marx verlegte die Entfremdung aus der Anthropologie in das 'Ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse'. Über die 'narkotische Metapher' ('Opium') stellt der Autor eine aufschlussreiche Verbindung zwischen Marx, Heine und Freud her und schließt daran eine Problematisierung der These von der 'Dialektik der Aufklärung' (Adorno/ Horkheimer) an. Er wendet sich gegen Pauschalverwerfungen von Aufklärung und Säkularisierung, folgt den Vordenkern der Kritischen Theorie aber in ihrer Diagnose des Ereignisses Auschwitz, das als Extremum einer 'entzauberten' Welt und freigesetzter Zweckrationalität nicht anderswo als im aufgeklärten Geschichtsraum situiert werden könne. Weder habe eine praktische Vernunft im Anschluss an Kant diesen 'Zivilisationsbruch' verhindert, noch könne er beruhigend von der aufgeklärten Vorstellung einer Herrschaft von Vernunft über Natur abgespalten werden." (Autorenreferat)