Zusammenfassung Während viele Nazi-Täter später ein normales Leben führten, zeigen sich bei ihren Nachkommen vielfältige Folgewirkungen, die z. T. den transgenerationalen Traumata in den Familien der Verfolgten ähneln. Die familiale Derealisierung der NS-Vergangenheit konfligiert in der Schule mit Betroffenheitsforderungen, denen die Lehrer oft selbst nicht nachkommen. Der Artikel reflektiert psychoanalytische und erinnerungspolitische Konzepte der Vergangenheitsbearbeitung, die Geschichte der (insbesondere visuellen) Konfrontationspädagogik und die Vorbehalte der dritten Generation. Er empfiehlt den Einbezug der transgenerationalen Nachgeschichte in die pädagogische Bearbeitung des Nationalsozialismus.
"Die Autorin gibt in ihrem Beitrag zunächst ein Review markanter soziologischer und ethnopsychoanalytischer Positionen zum historischen Wandel der Partnerschaftskonzepte und fordert dann eine stärkere Beachtung des in der - vorwiegend männlich dominierten - Psychohistorie bisher in seiner Bedeutung eher vernachlässigten Befundes, dass das Geschlechterverhältnis historisch (auch) im westlichen Kulturkreis über lange Zeiträume hinweg und his in die jüngere Vergangenheit stark von arrangierten Zwangsehen und strukturell wie z. T. auch physisch gewaltförmigen Verhältnissen bestimmt war. Im Hinblick auf die heutige Situation hebt sie die Bedeutung interkultureller Lebenspartnerschaften für globale Verständigung und psychohistorische Entwicklung hervor." (Autorenreferat)
Die Autorin untersucht die Beeinflussung grundlegender Beziehungsmuster in der europäischen Zivilisation durch die christliche Kirche seit Anfang des 13. Jahrhunderts. Unter grundlegenden Beziehungsmustern versteht sie die lebenswichtige und emotional prägende Interaktion zwischen Eltern und Kindern sowie die Kommunikation zwischen Partnern, die Eltern werden bzw. sind. Diese Beziehungsmuster werden durch Wiederholung erlernt und in jeder Generation können neue Muster auftauchen und alte verschwinden. Die Autorin interpretiert solche Veränderungen als Ergebnis eines mehrdimensionalen historischen Beziehungslernens, das in Unkenntnis später erreichter Verständigungsformen zum Teil widersprüchliche Wege aufweist. In ihrer Betrachtung der Herausbildung lust- und körperfeindlicher, gewalttätiger Verhaltensmuster im Verhältnis der Geschlechter und der Generationen orientiert sie sich an der von Lloyd DeMause im Jahre 1974 entwickelten psychogenetischen Theorie, die eine Evolution im Verhältnis von Eltern und Kindern postuliert. Diese als emotionale Entwicklung beschriebene Evolution ist durch den Abbau von frühkindlichen Ängsten gekennzeichnet, die Eltern im Umgang mit eigenen Kindern immer neu reproduzieren und die sie jahrhundertelang in Form von Versorgungseinschränkungen und harten Strafen für (vermeindlichen) Ungehorsam ausagiert haben. (ICI2)
Die Autorin untersucht die Beeinflussung grundlegender Beziehungsmuster in der europäischen Zivilisation durch die christliche Kirche seit Anfang des 13. Jahrhunderts. Unter grundlegenden Beziehungsmustern versteht sie die lebenswichtige und emotional prägende Interaktion zwischen Eltern und Kindern sowie die Kommunikation zwischen Partnern, die Eltern werden bzw. sind. Diese Beziehungsmuster werden durch Wiederholung erlernt und in jeder Generation können neue Muster auftauchen und alte verschwinden. Die Autorin interpretiert solche Veränderungen als Ergebnis eines mehrdimensionalen historischen Beziehungslernens, das in Unkenntnis später erreichter Verständigungsformen zum Teil widersprüchliche Wege aufweist. In ihrer Betrachtung der Herausbildung lust- und körperfeindlicher, gewalttätiger Verhaltensmuster im Verhältnis der Geschlechter und der Generationen orientiert sie sich an der von Lloyd DeMause im Jahre 1974 entwickelten psychogenetischen Theorie, die eine Evolution im Verhältnis von Eltern und Kindern postuliert. Diese als emotionale Entwicklung beschriebene Evolution ist durch den Abbau von frühkindlichen Ängsten gekennzeichnet, die Eltern im Umgang mit eigenen Kindern immer neu reproduzieren und die sie jahrhundertelang in Form von Versorgungseinschränkungen und harten Strafen für (vermeindlichen) Ungehorsam ausagiert haben. (ICI2).
Der im Zusammenhang mit einer Dissertation über die Medikalisierung der Mutter-Kind-Beziehung im sozialen Umfeld stehende Beitrag erläutert Zusammenhänge zwischen dem Geburtsgeschehen und seiner symbolischen Codierung in der agrarischen Gesellschaft des 16. bis 19. Jahrhunderts anhand von 3 Bereichen: 1. Die Sozialgeschichte vor allem der landwirtschaftlich tätigen Frau und der Prozeß der Isolierung der Mutterschaft bei gleichzeitiger hoher Arbeitsbelastung. 2. Die sozial und biologisch geprägten Körpererfahrungen der Frau während Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Stillzeit. Diese Periode ist für die Frau mit erhöhter Schmerz- und Todesgefahr verbunden. 3. Das Kind im häuslich-sozialen Interaktionsfeld. Aufgeführt werden die volkskundlich überlieferten Schutz-, Initiation- und Heilungsrituale. Die These ist, daß das Kind nicht selbstverständlich mit der Geburt Mitglied der menschlichen Gruppe ist und zunächst in hoher Affinität zur Dämonenwelt gesehen wird, aus der das Kind erst durch sozial anerkannte Riten befreit werden muß. (MI)
Romantische Liebe und Mutterschaft als alltagsweltliche Ideologien der bürgerlichen Gesellschaft bilden einen zentralen Teil des bürgerlichen, auf Emotionalität beruhenden Familienmodells. Obwohl die soziale Realität in der Familie und vor allem die Rolle der Frau in ihr in einem eklatanten Widerspruch zu diesen Ideologien stehen, scheinen sich die Frauen aufgrund eines Mangels an alternativen Lebens- und Identifikationsmöglichkeiten mit dieser Bilderwelt zufriedenzugeben und familiale Defekte eher als ihr individuelles Versagen zu interpretieren. Die Fähigkeit und Macht dieser Ideologien, die Wünsche der Frauen an die Familie zu koppeln, resultiert zum einen aus der "Zurichtung der bürgerlichen Frau" im 18. und 19. Jh. und zum anderen aus der Realität der Berufswelt, die den Dienst an der Familie als erstrebenswert erscheinen läßt, weil sie die Entfaltung menschlicher Bedürfnisse nach Emotionalität und Zärtlichkeit eher zuzulassen scheint. Die Diskrepanz zwischen Wunschdenken und sozialer Realität macht sichtbar, daß weder Mutterschaft noch romantische Liebe aus sich heraus Frauenemanzipation verhindern, sondern vielmehr das, was die Gesellschaft aus beidem macht: Aufgabe, Verpflichtung, Last. Unter diesem Aspekt erweist sich die scheinbare Alternative zwischen Hausfrauenarbeit und Berufsarbeit von Frauen als Sackgasse, da unter den gegenwärtigen Arbeitsbedingungen Frauenerwerbsarbeit gleichfalls nur auf Kosten weiblicher "Produktivkräfte", d.h. spezifischer personen- und bedarfsbezogener Fähigkeiten durchgesetzt werden kann. In den feministischen Selbsterfahrungsgruppen ist klar geworden, daß es darum geht, die materiellen und gesetzlichen Voraussetzungen für Frauen zu ändern und die authentischen Wünsche der Frauen, ihr "produktives" Unbewußtes zum Ausdruck zu bringen, und daß das eine abhängig vom anderen ist. (HH)