Archipelisierung der Lebenswelt
In: Multilokale Lebensführungen und räumliche Entwicklung: ein Kompendium, p. 28-34
Die multilokale Lebensführung gehört zu einer größeren gesellschaftlichen Tendenz der Spätmoderne: der Archipelisierung der Lebenswelt. Die meisten Menschen leben immer noch in einem mehr oder weniger routinemäßigen Lebensraum. Sie sind daher eher sesshaft. Aber heute sind viele mobiler im Alltag und in der Biographie - und stärker vernetzt. Infolgedessen enthält deren Lebensraum eine größere Anzahl von Orten - einige funktional oder emotional wichtig, andere nur Transitorte -, die das bilden, was man als Archipel bezeichnen kann. Um die Form und Struktur des Archipels zu analysieren, muss man auf folgende Parameter achten: Ortbezüge, Zentralität, Homogenität, Insel-Meer-Verhältnis, Zeitlichkeit und Mehrdimensionalität. Der Archipel trägt zur Re-Konzeptualisierung der Raumentwicklung bei, indem er fördert, unter anderem den Ort auch als materielle Masche einer mehrdimensionalen Vernetzung, die präsenzielle Ökonomie statt nur die Ökonomie am Hauptwohnsitz, die Nähe der Standortofferte zu den gesamten Lebens- und Mobilitätsorten sowie die Nachhaltigkeit der Mobilität und der raumzeitlichen Fragmentierung des Alltags und des Wohnens zusammenzudenken.