Welche Macht haben die Medien, wie kann sich der Journalismus zwischen Plenum und Talkshow behaupten, was können Wahlkämpfe bewirken? Die Reflexion medialer Praxis im Umfeld politischer Macht war Gegenstand der vom OSI-Club organisierten Ringvorlesung "Macht und Medien - über das Verhältnis von Politik und Kommunikation". Es geht um Lokaljournalismus und den Korrespondenten, der aus Afrika berichtet. Der Berichterstattung über Bundesregierung und Bundestag steht der Trend zur Personalisierung gegenüber. Image und Realität einer alternativen Tageszeitung werden (selbst-)kritisch betrachtet. Möglichkeiten und Grenzen der "Reformkommunikation" werden aus politischer wie aus wissenschaftlicher Sicht beleuchtet. Und Wahlkampf - politische Kommunikation auf der Überholspur - wird auf Risiken und Nebenwirkungen abgeklopft.
Entwicklungen, Schwerpunkte und Schwerpunktverlagerungen der politischen Theorie in Deutschland werden mittels einer Inhaltsanalyse deutschsprachiger Fachzeitschriften aufgezeigt. In die Auswertung wurden einbezogen: Zeitschrift für Politik, Politische Vierteljahresschrift nebst Sonderheften, Zeitschrift für Parlamentsfragen, Leviathan, Neue Politische Literatur. Erfaßt wurde der Zeitraum von 1954 bis 1984 mit fast 2.500 Zeitschriftenbeiträgen. Diese wurden nach folgenden Bereichen klassifiziert: Metatheorie (Wissenschaftstheorie und Methodologie), systematische Theorie, politische Philosophie und Ideengeschichte. Die Ergebnisse zeigen, daß für jede der unterschiedenen Fünfjahresperioden zwischen 30 und 40 Prozent der Arbeiten als theoretisch einzustufen sind. Die Absolutzahlen ergeben jedoch eine erhebliche Zunahme an Theorieartikeln. Im Vergleich zu den fünfziger und sechziger Jahren ist in den achtziger Jahren ein größerer Pluralismus der Ansätze und theoretischen Themenbereiche zu verzeichnen. (BO)
Die Theorie Louis Althussers, seit je her politisch wie theoretisch äußerst umstritten, verschwand in der Folge des von Althusser im Jahre 1980 begangenen Mordes an seiner Frau Hélène von der Bildfläche. Darüber geriet in Vergessenheit, dass Althusser den für die jüngere Theoriegeschichte entscheidenden Übergang von einem marxistischen zu einem post-marxistischen bzw. postmodernen Paradigma markiert. Dieser Wendepunkt findet seinen wohl klarsten Ausdruck in der von Althusser in 'Ideologie und ideologische Staatsapparate' betriebenen Einführung der Kategorie des Subjekts als im Zeichen der Herrschaft produziertes. Der vorliegende Beitrag untersucht die theoretische Qualität und die ideengeschichtlichen Grundlagen des sich in diesem Text vollziehenden Paradigmenwechsels und bietet dabei eine grundlegende Reinterpretation von Althussers Thesen. Der methodische Ausgangspunkt hierfür ist (1.) die in den letzten Jahren erfolgte Veröffentlichung des umfangreichen Nachlasses sowie die beginnende Verwandlung des Themenkomplexes Althusser in historisches Material. Darauf aufbauend wird ein bis heute nahezu unbekannter Aspekt der Arbeit Althussers ins Zentrum gerückt: Dessen intensive Auseinandersetzung mit der politischen Philosophie der Frühen Neuzeit, besonders mit der Lehre vom Gesellschaftsvertrag. Vor diesem Hintergrund wird (2.) eine Reinterpretation von 'Ideologie und ideologische Staatsapparate' durch Althussers eigene umfangreiche ideengeschichtliche Studien vorgenommen. Es wird gezeigt, dass für Althusser die Lehre vom Gesellschaftsvertrag den Kontext der Ideologie abgibt und dass dessen eigene Thesen über die Ideologie und das Subjekt eine vermittels des Hobbesschen Modells vom Gesellschaftsvertrag geleistete Dekonstruktion eben dieser philosophischen Tradition darstellen. Damit wird offenbar, dass für Althusser die Frage der Ideologie die klassische politische Frage nach dem Staat, der Souveränität und der Befriedung der Gesellschaft ist. In einem weiteren Schritt wird (3.) unter Einbeziehung der nachgelassenen Schriften untersucht, inwiefern es sich bei dieser aus dem politischen Denken der Frühen Neuzeit gewonnen Theorie um eine (marxistische) Theorie der Ideologie handelt. Abschließend wird (4.) eine gegenseitige Konfrontation der Ergebnisse des vorliegenden Beitrags mit der Weiterentwicklung von Althussers Thesen über das Subjekt und Ideologie durch dessen Schüler Michel Foucault vorgenommen. Im Zuge des vorliegenden Beitrags wird ersichtlich, dass sich Althussers eigene Theorie aus einem spannungsreichen und produktiven Wechselverhältnis zwischen einer marxistisch inspirierten Lektüre der klassischen politischen Denker der Frühen Neuzeit und dem Einspielen von aus dem politischen Denken dieser Epoche gewonnen Elementen in die marxistische Theorie erhebt. Es zeigt sich dabei, dass gerade dieses Wechselspiel Althussers Beiträgen zur marxistischen Theorie ihre bis heute andauernde Stoßkraft verlieh.
Statt Repräsentation als legitimierendes Element in politischen Strukturen und Prozessen zu begreifen, wirft dieses Papier die Frage auf, warum Menschen überhaupt den Anspruch bestimmter Akteure anerkennen, in ihrem Namen zu sprechen und zu handeln. Die Untersuchung hat zum Ziel, den Repräsentationsbegriff für die Politikwissenschaft wieder konzeptuell zu öffnen und damit für die Analyse einer Vielzahl von Repräsentationsformen anschlussfähig zu machen. Dazu problematisiert sie den Zusammenhang von Repräsentation und Legitimation. In einem ersten Schritt wird eine handlungstheoretische Definition von Repräsentation entwickelt und unterschiedliche Konfiguratio nen aus Repräsentierten, Repräsentationsmodus und Repräsentanten als Formen der Repräsentation typologisiert. In einem zweiten Schritt werden mit Hilfe herrschaftssoziologischer Ansätze zwei zentrale Legitimationsmechanismen politischer Repräsentation herausgearbeitet: die Legitimation über Verfahren und Rechtfertigung und die Legitimation über symbolische Macht. Abschließend werden Grundzüge eines Konzepts der Legitimation und mögliche Anknüpfungspunkte für die empirische Politikwissenschaft diskutiert.
Das vorliegende Research Paper beschäftigt sich mit der Frage nach der akzeptabelsten Konzeption einer Metrik und Verteilungsregel für die gerechtigkeitstheoretische Inklusion von Menschen mit physischen und geistig-psychischen Einschränkungen auf der Grundlage eines angemessenen wissenschaftlichen Modells von Behinderung. Es wird argumentiert, dass ein Modell mit interaktionistischen Grundzügen, das die konstitutive Rolle sowohl individueller Zustände ('Schädigungen') als auch befähigender und behindernder Kontexte betont, das komplexe Phänomen Behinderung am besten widerspiegelt. Ausgehend von einer Kritik an John Rawls Ansatz "Gerechtigkeit als Fairness", den 'glücksegalitaristischen Positionen' von Ronald Dworkin und Richard Arneson und den Capability-Ansätzen von Amartya Sen und Martha Nussbaum wird konstatiert, dass eine normativ sparsame Variante der Capability-Metrik mit einer Suffizienzregel der Verteilung – wie sie Elizabeth Andersons Ansatz "Demokratischer Gleichheit" darstellt – die momentan akzeptabelste Grundlage für die gerechtigkeitstheoretische Berücksichtigung von Behinderung darstellt.