Kommunikation ohne Anwesenheit: Ambivalenzen der postindustriellen Wissensgesellschaft
In: Spiel ohne Grenzen?: Ambivalenzen der Globalisierung, p. 145-167
Der Beitrag diskutiert jene raumbezogenen Aspekte von Globalisierung, die Anthony Giddens als "Intensivierung weltweiter sozialer Beziehungen" beschreibt, "durch die entfernte Orte in solcher Weise miteinander verbunden werden, daß Ereignisse an einem Ort durch Vorgänge geprägt werden, die sich an einem viele Kilometer entfernten Ort abspielen, und umgekehrt." Da Giddens sein Verständnis von sozialer Integration zugleich an die Anwesenheit bzw. die Kopräsenz von Menschen bindet, er mit Systemintegration jedoch Verbindungen zwischen Menschen meint, "die physisch in Raum und Zeit abwesend sind", bezeichnet "Globalisierung" hier vor allem durch Geld und "Expertensysteme" vermittelte Prozesse, die große räumliche Entfernungen übergreifen und zugleich ein neuartiges, spannungsreiches Verhältnis zwischen Anwesenheit und Abwesenheit erzeugen. "Anwesenheit" und die durch sie konstituierten, einfachen Interaktionssysteme werden als "ursprüngliche", auch in modernen, funktional differenzierten Gesellschaften wirksame Formen der Sozialintegration und der "Lokalisierung" begriffen; sie geraten freilich selbst zunehmend unter "Globalisierungsdruck" und erfordern damit auch von den Anwesenden besondere Fähigkeiten. (pre)