Geographie des Widerstands: Überlagernde Konfliktdynamiken in der afghanisch-pakistanischen Grenzregio
In: Der Taliban-Komplex: zwischen Aufstandsbewegung und Militäreinsatz, p. 135-160
Abstract
Die Durand-Linie ist das Beispiel par excellence für eine Grenzregion, in der sich die separierende Funktion einer Grenze niemals durchsetzen konnte und in der die gesellschaftlichen und ökonomischen Verflechtungen über die Grenze hinweg größer sind als mit den betreffenden Nationalstaaten. Im Beitrag wird dargestellt, wie es überhaupt zu der Grenzziehung zwischen Pakistan und Afghanistan kam. Anschließend werden verschiedene Konfliktdimensionen dieser Grenze aufgezeigt. Hieraus geht hervor, dass sich die Gewalt, die sich in dieser Grenzregion gegenwärtig entlädt, aus unterschiedlichen Motivationen speist. Damit symbolisiert die Grenzregion um die Durand-Linie nicht allein das klassische Aufeinanderprallen zweier Nationalstaaten, sondern auch von lokaler Autonomie und staatlicher Einflussnahme sowie von westlichen intervenierenden Kräften, resp. den US-geführten NATO-Truppen und militanten Islamisten. So ist die Durand-Linie nicht allein eine nationalstaatliche oder ideologische Grenze. Die gesamte Grenzregion erscheint vielmehr als Gegenpol zur Moderne. Die ungeheure Komplexität der Konflikte in dieser Grenzregion verdeutlicht zudem, wie sehr das politische Denken an die Idee des Nationalstaats und an seine territorialen Bezüge gekoppelt ist. (ICF2)
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