Die Frauenbewegung in Finnland: eine Ehe zwischen "Staatsfeminismus" und Politik der Unterschiede
In: Frauenbewegung in der Welt: Bd. 1: Westeuropa, p. 77-94
Abstract
Trotz der im westeuropäischen Vergleich sehr hohen Frauenerwerbstätigkeit und dem hohen Ausbildungsniveau besteht in Finnland eine Diskrepanz zwischen den Erwartungen auf der privaten Ebene und der offiziellen formalen Gleichstellungspolitik. Die große Beteiligung der Frauen am öffentlichen Leben wird jedoch auch als Faktor für eine verhältnismäßig schwache Frauenbewegung angesehen, die durch eine starke Integration in die Institutionen, vor allem in parteipolitische Frauenverbände und die öffentliche Gleichstellungspolitik, gekennzeichnet ist. 1965-1970 wurde in der Gleichstellungsbewegung die Schlechterstellung der Frauen im Erwerbsleben thematisiert; ebenfalls 1965 wurde der Verein 9 gegründet, der eine Zwischenstufe zwischen den Ansprüchen der frühen Frauenrechtlerinnen und der neuen feministischen Frauenbewegung darstellt. Auch die Einrichtung eines staatlichen Beirats für Gleichstellung 1972 verzögerte eine stärkere Organisation der feministischen Bewegung. Erst Mitte der 70er Jahre entwickeln sich autonome feministische Klein- uns Selbsterfahrungsgruppen, aber auch eine neue radikalere Führung der traditionellen Frauenunion; außerdem finden feministische Veranstaltungen statt und die Frauenfrage wird zunehmend der Öffentlichkeit bewußt. (HN)
Report Issue