Politischer Protest und Stabilität des politischen Systems
In: Wahlen und politisches System: Analysen aus Anlaß der Bundestagswahl 1980, p. 121-143
Abstract
Die Kernfrage der vorliegenden Arbeit lautet: Artikuliert sich in den verschiedenen Formen des politischen Protests in der BRD gegenwärtig eine fundamentale Systemkritik? Zur Bearbeitung wurde ein Mikromodell als Erklärungsversuch verwendet. Zuvor erfolgte jedoch eine Reformulierung des Problems im Rahmen der funktionalistischen Systemtheorie und einer Variante der Modernitätstheorie. Politischer Protest wurde interpretiert als ein Interaktionsproblem des politischen Systems mit seiner Umwelt. Eine Mehrvariablenanalyse diente zur Verarbeitung der empirischen Daten. Auf der Ebene individueller Einstellungen der Durchschnittsbürger konnte ein antisystemisches Protestpotential nicht aufgefunden werden. Das wird vom Autor auf die eher konkrete politische Konzeptualisierung der Bürger zurückgeführt. Andererseits könnte grundsätzliche Systemkritik nur wirksam werden, wenn sie von politischen Elitegruppen aktiv vertreten würde. Bisher ist das offensichtlich nicht der Fall. Der derzeitige politische Protest in der BRD ist keine Bedrohung für die Stabilität des politischen Systems. Wahrscheinlich wird sich durch ihn das Parteiensystem differenzieren, sodaß ein Teil der Protestbewegung längerfristig integriert wird. Der Protest hätte dann eher eine positiv-funktionale Wirkung für das System. (HA)
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